Lieblingskind?

Hallo ihr Lieben!
Ich spreche nun ein etwas heikles Thema an, welches mir aber seit der Geburt meines zweiten Kindes auf der Seele brennt...
Seitdem mein Baby auf der Welt ist, empfinde ich für ihn irgendwie liebevollere Gefühle als für mein großes Kind. Als ob ein Teil der Liebe, die vorher ihr gehörte, nun zusätzlich dem Kleinen gehört. Es ist unausgeglichen sozusagen. Ich habe auch auf einmal weniger Verständnis, bin schneller gereizt und fast nur noch genervt von meiner Großen. Es tut mir im Herzen weh und ich schäme mich für diese Gefühle. Natürlich weiß ich, dass ich meine Große über alles liebe, aber es fühlt sich gerade nicht so an. Mit meinem Mann hab ich auch schon darüber gesprochen. Ihm gehts genau andersrum. Aber er sagt, dass er die Große eben schon länger kennt und mit einem Baby auch einfach noch nicht viel machen kann. Macht irgendwie Sinn, klingt legitim für mich. Aber meine Gefühle machen keinen Sinn oder sind es die Hormone? Oder das Wissen, dass er mein letztes Baby sein wird? Ich kann diese Zeit mit ihm auch viel besser genießen als damals mit meiner Tochter. Sie war schon immer ein Kind für „Fortgeschrittene“ Endgegnerlevel quasi und als Baby ein Schreikind. Sie stellte schon immer unsere Nerven extrem auf die Probe aber vor der Geburt meines Sohnes habe ich mehr herzliche Liebe ihr ggü. empfunden. Dabei dachte ich immer, dass man eher Schwierigkeiten hat, Nummer 2 genauso zu lieben wie (die unangefochtene?) Nummer 1.
Ich hoffe sehr, dass es jemandem von euch auch so oder ähnlich ging und dass sich das wieder legt und ich meine Kinder gleichermaßen lieben kann 😔

Vielen Dank schon mal!
(Die Große fast 4, der Kleine zwei Monate)

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Meine Gefühle gegenüber meiner Neugeborenen waren komplett unterschiedlich. Von ausgeprägtem Beschützerinstinkt bis zu langsam, über Wochen aufbauende Gefühle. Manchmal war ich den größeren gegenüber ungeduldig, manchmal taten sie mir leid, da sie zurückstecken mussten. Nichts davon ist ungewöhnlich.
Nach jeder Geburt muss man sich als Familie neu zusammenfinden. Für alle ist es eine Umstellung, eben auch für die Mutter.

Mittlerweile sind alle vier im Teenageralter bzw kurz davor und ich kann dir sagen, ich liebe sie alle gleich intensiv, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Genauso wie ich jeden einzelnen ab und an den Garderobenhaken hängen könnte.

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Hallo meine Liebe,

ich habe inzwischen 5 Kinder, vom Säugling bis zur fast erwachsenen Tochter. Immer wenn ein neues Baby geboren wurde, brachte es einiges durcheinander. Das nächstgrößere Kinder erschien mir plötzlich so groß, laut, fast störend und nervig. Ich vermute es liegt am Beschützerinstinkt den wir gegenüber den Neugeborenen haben. Mir hat es immer geholfen, intensiv und geplant Zeit mit den Größeren alleine zu verbringen. Also mal das baby zu Papa und sich wirklich dem anderen Kind widmen. Das stärkt die Bindung und es wird einem wieder klar, wie klein und süß die "Großen" doch auch noch sind. Trotzdem ist es natürlich so, dass die Großen lernen müssen rücksichtsvoll zu sein und man darf auch mal genervt sein wenn sie nicht hören. Genauso bin ich aber auch vom baby "genervt" wenn ich etwas mit meiner Kleinen mache und er dazwischenquakt und und "stört". Ich würde behaupten ich liebe alle meine Kinder sehr, aber in manchen Momenten könnte ich jeden mal auf den Mond schießen. :-p So lange sich das die Waage hält ist es in Ordnung. Und du wirst sehen, sobald dein Kleiner in der Trotzphase ist, wird sich das auch bei dir relativieren.
Liebe Grüße
Juliane

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Ich danke dir sehr für deine Nachricht! Da kommt Zuversicht auf. Ich habe bisher auch gar nicht den Gedanken zugelassen, dass er ja auch größer wird und es sich dann alles wieder normalisieren kann.

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Danke Juliane!

Mir geht es wie die TP auch...heute habe ich mich extrem genervt gefühlt von Großem im Vergleich zum Baby. Wahrscheinlich hast du recht und es ist einfach eine Instinkt-hormonelle Sache. Mir tut Kind1 auch sehr leid. Corona und dann Geschwisterchen, das ist nicht leicht für die Kinder. Die Nerven von Kind1 sind schon dank Corona überstrapaziert sozusagen und langsam erst kehrt es mit dem neuen Schuljahr zur Normalität, aber die Eifersucht zum Baby ist ja auch zusätzlich zu bekämpfen für K1. Kann nicht einfach sein.

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Ich kann absolut verstehen, was du meinst und ich glaube, das ist ein Stück weit normal.
Meine Hebamme sagt immer, die ersten Kinder haben es am schwersten, da sie die Eltern zu Eltern machen. Bei allen weiteren Kindern sind die Eltern eben schon Eltern.
Bei meiner Großen hat mich die Geburt traumatisiert, dadurch war ich in den ersten Wochen wirklich ganz schlecht drauf und empfand die Zeit als furchtbar. Es gab sich dann nach und nach und sie war auch ein wirklich liebes Baby und Kleinkind bzw ist es noch immer (sie ist 3).
Als vor einem Jahr der kleine Bruder geboren wurde, waren meine Gefühle anders. Die Geburt war besser und ich konnte ihn von Anfang an richtig umsorgen und lieben. Zwischenzeitlich hatte ich auch das Gefühl, ihn mehr zu lieben als meine Große, die da gerade voll in der Trotzphase steckte. Dazu war der Kleine wirklich ein Anfängerbaby.
Jetzt ist er wie gesagt ein Jahr alt und ich habe festgestellt, dass anscheinend auch die Liebe den Kindern gegenüber in Phasen abläuft. Absolut ist nämlich der Kleine absolut anstrengend, motzt den ganzen Tag und schläft nachts furchtbar. Ich gebe zu, dass der Alltag mit ihm gerade keinen Spaß macht, während die Große momentan absolut lieb, verständnisvoll, hilfsbereit und witzig ist und gerade aus der Trotzphase rauskommt. Ich bin momentan viel lieber mit ihr allein als mit dem Kleinen, der mir gerade den letzten Nerv raubt.
Insgesamt liebe ich aber natürlich beide Kinder gleich viel. Irgendwann wird der Kleine wieder eine gute Phase haben (hoffentlich 😅) und die Große wieder anstrengender sein.

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Das macht Mut! Vielen Dank ☺️ Klingt auch total sinnvoll. Mir gehts echt schon besser jetzt nach den Antworten ☺️

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Hallo,
ich würde das wie eine meiner Vorschreiberinnen beschreiben. Ich habe 4 Kinder, und jedes Mal hatte das Baby erst mal eine Sonderposition. Es ist eben noch ganz klein und schutzbedürftig, und als Mutter geht man eine Art enge Symbiose mit ihm ein.
Dagegen ist ein Kleinkind eben schon teilweise in Abnabelung... ist bisweilen laut, fordernd und trotzt. Das Weinen eines Babys hat mich nie ansatzweise so gestresst wie ein Kleinkind im Wut-oder Heulanfall.
Ich habe diese Gefühle allerdings nie so interpretiert, dass ich das Baby mehr liebe.
Und immer, wenn die Kinder dem Säuglingsalter entwachsen waren, hatten sie ihre gleichberechtigte Rolle in der Familie und keine Sonderposition mehr.
Auch heute noch ist es aber nicht immer 100% ausgewogen. Mal ist man mit dem einen Kind etwas enger, mal mit dem anderen. Aber die Liebe ist für alle Kinder gleich stark.
LG

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Wir haben zum Glück nur 1 Kind und ich kann voller Überzeugung sagen er ist mein absolutes Lieblingskind😇. Im Freundeskreis wo es mehrere Kinder gibt, haben die Eltern fast alle ein Kind was sie ein bisschen mehr lieben wie die anderen, ich finde das auch absolut ok, das heißt ja nicht das die anderen nicht geliebt werden, aber manchmal verbindet irgendwas Menschen halt noch etwas enger.

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Wirklich? Und das erzählen die Freunde dir einfach so? „Ich liebe beide Kinder, aber die Emma ein bisschen mehr als den Karl.“
Ich finde das gar nicht „absolut ok“, nicht bei den eigenen Kindern. Ich bin mir sicher, dass die Kinder das irgendwann genau merken, wenn die Eltern ein Kind mehr lieben als das andere. Selbst, wenn das nicht heißt, dass sie nicht geliebt werden. Aber was macht es wohl mit der kindlichen Psyche, wenn einem Kind bewusst ist, dass der kleine Bruder mehr geliebt wird und man selbst nur an zweiter Stelle steht?

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Ich denke es ist gelogen wenn einer sagt er liebt immer alle Kinder absolut gleich. Die meisten Kinder bevorzugen ja auch ein Elternteil. Bei Freunden von uns ist die Kleine absolut begeisterte Fussballspieler, sie verbringt mit ihrem Vater das ganze Wochenende zusammen auf dem Fussballplatz, die Grosse hat von Anfang an Fussball doof gefunden aber dafür geliebt zu kochen und zu backen, sie verbringt daher mehr Zeit mit der Mutter, ich bin sicher das ein, wenn man viel mehr Zeit mit einem Kind verbringt man dieses auch anders liebt wie das Geschwister. Wenn die Kinder die Wahl haben verbringen sie auch lieber die Zeit mit dem Elternteil der ihre Interessen teilt, das heißt ja nicht das nichts als Familie zusammen unternommen wird und das jemand benachteiligt wird. Ich finde sowas menschlich.
Ich hatte als Kind eine enge Bindung zu meinem Vater weil wir einfach mehr gemein hatten wie mit meiner Mutter, das heisst ja nun nicht das ich sie nicht mochte, ich hätte halt immer meinen Vater vorgezogen, ich kenne niemanden der wirklich alle gleich mag, oder auch nicht.

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Hi,

ich glaube es ist nicht ungewöhnlich.
Zum einen kommt da der Schlafmangel plus Hormone, der einen eh ungeduldiger macht.
Dann ist da das winzige Baby und der Große aber eigentluch noch kleine.
Ich glaube man vergisst gerne mal, dass sie dann doch noch klein sind, einfach weil soe im Vergleich zum Bany doch so groß und selbstständig sind.
Ich war auch öfter genervt, weil der Große nur Blödsinn gemacht hat. Aber er war eben auch erst 3. Er hat gemerkt dass die Kleine Schwester reagiert, wenn er rumspringt. Das Gefahrenbewusstein ist da dann doch nicht so ausgeprägt und ihm zu erklären, dass was passieren könnte, war ihm für ihn nicht zu erfassen. Es war ja nix passiert.

Inzwischen sind sie 2 und 5,5 und jetzt "nervt" die Kleine in der Trotzphase und ich genieße die ruhigen Moment mit dem Großen, der jetzt doch schon einige Sachen für Große machen kann 😂
Ich glaube es gibt bei mehreren Kindern immer Phasen, wo eines der Kinder (oder auch mal beide Kinder) einfach "nervig" sind und man an sich zweifelt.
Aber das geht auch wieder vorbei und man liebt sie doch alle von ganzem Herzen, auch wenn man mal ungerecht war.

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Das ist absolut normal, dass du grade gefühlsmäßig durcheinander bist.
Dieses Baby scheint deutlich "einfacher" zu sein als dein erstes und da fällt es einem als Mama natürlich leichter, einen entspannten Tag zu haben, als wenn es sehr anspruchsvoll ist.
Dazu kommt, dass man natürlich zu jedem neuen Kind eine ganz individuelle Beziehung aufbaut auf ganz anderen Ebenen. Und auch dieses Kind wird dich früher oder später fordern, nur eben anders.
Das darfst du aber nicht verwechseln mit Liebe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du deine Kinder beide unglaublich liebst. Wäre dein Baby ein Schreikind und dein ältestes Kind ein Goldstück, wärst du gerade genau umgekehrt gefordert. Und das wird sich sicherlich auch nochmal irgendwann drehen.

Dennoch ist es nicht ungewöhnlich, wenn man zu einem seiner Kinder eine tiefere/intensivere Beziehung hat. Meist sind das die Kinder, die einem selbst sehr ähnlich sind. Bei mir ist das Kind 2. Es fällt mir sehr leicht, mich in sie hineinzuversetzen und ohne viele Worte kann ich sie total gut verstehen. Bei meiner Großen hingegen ist es viel schwieriger für mich. Es ist sehr viel mehr "Arbeit" für mich, sie zu verstehen und oft kann ich es tatsächlich auch nicht. Wir sind wie Tag und Nacht! Aber ich liebe sie beide mehr als mein Leben. Sie sind perfekt so wie sie sind und ich bin nun absolut gespannt auf Nummer 3 ☺️

Bei mir selbst war übrigens mein Papa eher mein Seelenverwandter. Meine Mama und ich waren und sind eher so wie ich und meine Große: höchst unterschiedlich. Trotzdem lieben wir uns sehr. 😌☺️

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Hallo,

ich verstehe dich total gut!

Die Ausgangssituation ist bei uns fast dieselbe. Unser 1. Kind ist gerade 4, war von Geburt an eine echte Herausforderung, aber eigentlich sehr geliebt und wir waren immer sehr eng.
Das 2. Kind ist Mitte August zur Welt gekommen, bisher noch weniger herausfordernd und ich war vom ersten Moment an absolut verliebt.

Unser großes Kind hat mich eine Zeitlang nach der Geburt des 2. so genervt. Ich habe mich schrecklich schwer getan normal zu interagieren, gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich unfair bin und das Kind eigentlich gar nichts dafür kann. Ich hatte das Thema sogar mit meiner Hebamme, weil ich mich echt schlecht damit gefühlt habe.

Ich glaube, bei mir waren es tatsächlich auch die Hormone. Seit sich das wieder etwas eingespielt hat, und auch ein bisschen Alltag wieder eingekehrt ist (Elternzeit meines Mannes ist vorbei), ist es erheblich besser geworden. Inzwischen stehen das große Kind und ich uns wieder sehr nahe, in das kleine bin ich immer noch genauso verliebt, es ist echt schön momentan.

Ganz bestimmt wird es das bei dir auch wieder werden. Es muss sich einfach alles noch einspielen, gib euch noch ein bisschen Zeit. Und wie die anderen schon geschrieben haben, irgendwann (spätestens in der Trotzphase der Kleinen) stehen uns unsere "Großen" vielleicht eine Zeitlang wieder näher als die Kleinen und erscheinen uns so vernünftig und entspannt. ;-)

Alles Gute für euch!

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Ich finde das ganz normal 😅

Mein Baby hat keine Widerworte, nur Bedürfnisse und wir verleben beim Stillen viele ruhige Kuschelstunden🥰

Der Große (5) war schon immer sehr fordernd und hat seit Februar eine noch schlimmere "Phase"... Der ShutDown hat es noch verschlimmert 🙄

Neben den Hormonen kommt noch die Erfahrung hinzu: wie man ein Baby versorgt, weiß ich, beim Großen komme ich oft ins Schwimmen😅

Im Moment braucht dein Baby dich dringlicher zum Überleben, als das ältere Kind. Das ändert sich sicher bald wieder.

"Die Liebe ist ein Kreis, welcher mit jedem Kind größer wird", sagte meine Gastmutter immer.

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Vielen Dank für die aufmunternden Worte!
Ein schönes Zitat deiner Gastmutter ❤️