Warum wird in Deutschland das Familienleben nicht so geschätzt wie in anderen Ländern?

Ich beziehe mich hier jetzt nur auf Deutschland da ich viel gelesen habe das für viele mit den Eltern unter einem Dach leben ein nogo ist.

Vor allem in Italien leben viele junge Erwachsene bis 30 noch zuhause oder sie bauen bei den Eltern eine Einliegerwohnung, es wird gemeinsam gegessen usw. Jedoch hier wollen die meisten von den Eltern weit weg ziehen auch wenn sie eine eigene Wohnung im gleichen Haus haben.

Woran liegt das? Auch wenn man einge eigene Wohnung im Elternhaus hat lebt man für sich und führt seinen Haushalt, ist das selbe wie in einem Mehrparteienhaus. Ich wohne auch mit meinen Eltern, jeder seine eigene Wohnung in einem Mehrparteienhaus und es gibt keine Probleme.

Was ist in Italien anders? Die Mieten sind ca. gleich teuer wie bei uns.

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Hallo,

vielleicht wird in Deutschland das Familienleben nicht weniger, sondern die persönliche Privatsphäre etwas mehr geschätzt, als in anderen Ländern.

Liebe Grüße

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Das ist doch toll.
Ich möchte mit keinem meiner Eltern und/oder Schwiegereltern in einem Haus leben aus gutem Grund. Ich liebe sie WEIß GOTT unfassbar aber: sie müssen 1. nicht alles wissen was wir tun und lassen. Ich muss sie 2. nicht täglich sehen. Sie können 3. echt anstrengend sein was erfahrungsgemäß 4. im Alter nicht besser wird und 5. habe ich mich erfolgreich abgenabelt und habe nicht vor 6. wieder einen Schritt zurück zu machen.

Das darf ja zum Glück jeder selbst entscheiden.

Darüber hinaus ist mir meine Familie heilig! Wir verstehen uns alle toll. Aber ich muss Mama nicht jeden Morgen im Nachthemd sehen und Papa nicht täglich winken wenn er von der Arbeit kommt.

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Aber man macht doch keinen Schritt zurück un abgenabelt ist man bereits wenn man selbstständig wohnt. Ist bei Studenten auch so. Sonst müssten alle in Mehrgenerationenhäuser nicht abgenabelt sein. Es kommt aber immer auf den Einzelfall an.

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Hallo
Wo hast du denn viel gelesen? Nur hier? Hier mag das sicher so sein, aber da ob das die Realität so gut widerspiegelt? Mehrgenerationenhäuser, in denen „Fremdel” wohnen, scheinen immer beliebter zu werden.
Wir wohnen ländlich, aber nah an größeren Städten mit einer großen Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten und vielen großen Unternehmen. Viele wollen hier her bzw. hier bleiben. Hier ist es völlig normal, wenn junge Leute länger daheim wohnen. Großeltern oder auch weitere Verwandte in einem Haus, ist hier auch nicht selten. Hier also völlig normal. Letztendlich muss sich natürlich jeder wohl fühlen. Hier liest man aber tatsächlich oft automatisch Hotel Mama, wenn Kinder nicht zeitig ausziehen, oder sonst welche Horror Geschichten, wenn man Verwandtschaft auch nur irgendwie in der Nähe hat. Ich habe da auch mal eine ganz interessante Antwort erhalten.

LG

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Ich denke das liegt an der Mentalität der Deutschen bzw. Italiener.
Deutsche sind generell sehr diszipliniert, sehr strikt darin, wie etwas sein muss, sehr perfekt. Leben und leben lassen passt da leider nicht dazu. Und so ist das häufigste Problem bei uns ja oft, dass sich einer beim Anderen einmischt bzw. der Andere sich zu fremdkontrolliert fühlt. Jeder riegelt hier möglichst die Haustüre zu, pflanzt hohe Hecken an der Grundstücksgrenze, dass ja keiner Reinschauen kann und niemand Fremdes etwas über einen erfährt. Es könnte ja geredet werden. Jeder lebt am liebsten unter sich.
Das ist den Italienern alles nicht so wichtig und Unperfekt interessiert da Niemanden. Da lässt es sich natürlich auch besser in mehreren Generationen gemeinsam leben. So ist es ja in vielen anderen Ländern und mir ehrlich gesagt sehr viel sympathischer.

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Ich glaube das ist auch eine Gegenbewegung zur Nazi Zeit.
Damals war ja Muttersein das höchste, Familie, Abstammung über alles, Kinder bekommen und für die Familie da sein sehr bedeutungsvoll.

Häufig werden heutzutage Familien die traditioneller Leben in die rechte Ecke gestellt.

Das Gegenteil davon ist frei, ungebunden sein, herumreisen, studieren bis Mitte 30 etc. und in diesen Lebensstil passt ein "klassisches Familienleben" als Klotz am Bein nicht rein.

Eigentlich sollte Familie ja unpolitisch sein, aber letztendlich ist das nichts.

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>>Häufig werden heutzutage Familien die traditioneller Leben in die rechte Ecke gestellt.<<

Wie bitte? Kannst du mir bitte die Quelle deiner Behauptung nennen?

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https://www.google.com/amp/s/amp.focus.de/regional/berlin/berlin-erkennt-man-so-nazi-eltern-kita-broschuere-sorgt-fuer-empoerung_id_9999282.html

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Warum? Weil sie es wirtschaftlich können.

Für mich hängt das auch mit beruflicher Ausbildung und Tätigkeit zusammen.

Früher wurde zusammen in der Landwirtschaft oder im Familienbetrieb gearbeitet und da war es natürlich naheliegend zusammen zu wohnen und zu wirtschaften. Man war aufeinander angewiesen und musste sich mit Marotten der anderen arrangieren. Gestritten wurde früher auch. Schau Dir mal heute die italienische Streitkultur an 😉

Heute sind die Leute unabhängiger, wählen Berufe frei aus, junge Generation übernimmt längst nicht automatisch den Betrieb, wohnt woanders....

Vor allem: Bei wirtschaftlicher Not springt der Staat mit Sozialtransfers ein und der einzelne Mensch ist nicht mehr auf das Wohlwollen der Familienmitglieder angewiesen und muss sie umgekehrt nicht unbedingt mehr durchfüttern.

Da ist es ganz einfach, auf seine Eigenständigkeit zu pochen und Kompromisse abzulehnen. Auch wenn man seine Familie irgendwie liebt.

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Sprich mal mit Italienern oder lies mehr dazu.
Die Mieten sind gleich hoch aber die Gehälter sind es nicht.
Ich arbeite in einem internationalen Konzern und mir ist die Kinnlade weggeknallt als ich gehört habe was die Kollegen kriegen. Und ich war für mein Projekt im Norden, im Süden ist es noch krasser.

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Wir könnten bei meinen Eltern ins obere Stockwerk ziehen (wenn wir noch einen Raum anbauen würden), aber 1. ist unser Lebensmittelpunkt seit der Ausbildung in einer anderen Stadt und 2. ist meine Mutter seeeehr lärmempfindlich. Das würde nicht gut gehen.

Meine Schwiegereltern leben mit den Eltern meiner Schwiegermutter in einem Haus. Wenn die zweite Wohnung in (hoffentlich weit entfernter) Zukunft leer steht, werden sie uns sicher fragen. Das Haus ist toll und hat einen wunderschönen Garten, aber liegt sehr weit von unserer Wahlheimat (Großstadt) entfernt in einem Kuhkaff😥

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Das hat viele Gründe. In Italien zum Beispiel gibt es kein elterngeld und auch keine 3 Jahre elternzeit. Die Mütter müssen bald wieder arbeiten und da ist es praktisch wenn die Großeltern im Haus wohnen und die Kinder betreuen können.

Man kann aber auch die Fragestellung umdrehen und fragen "Warum sind Italiener solche muttersöhnchen und bleiben ewig bei Mama anstatt selbständig zu werden?" denn das ist tatsächlich so, dass gerade die Männer direkt von Mamma zu Frau ziehen und nie lernen selbst für sich verantwortlich zu sein.

So romantisch wie du dir das ausmalst ist das nämlich gar nicht, ich hatte sehr lange einen italienischen Mann inklusive Familie. Da lob ich mir doch die selbstständigkeit und unabhängigkeit von vielen "deutschen" Männern.

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"Man kann aber auch die Fragestellung umdrehen und fragen "Warum sind Italiener solche muttersöhnchen und bleiben ewig bei Mama anstatt selbständig zu werden?" denn das ist tatsächlich so, dass gerade die Männer direkt von Mamma zu Frau ziehen und nie lernen selbst für sich verantwortlich zu sein."

Das stimmt so nicht! In Italien, genauso wie in den anderen Südländern, sind es nicht nur die Männer, die lange zu Hause bleiben, es sind auch die Frauen. In der Regel gibt es für die Kinder keinen Grund bei den Eltern auszuziehen, wenn sie noch keine eigene Familie gründen, es sei denn sie haben einen Job in einer anderen Stadt oder gehen wo anders studieren. Allein die Sozialsysteme lassen das nicht zu. Die Gehälter sind zu gering die Mieten vergleichsweise hoch. Der Zusammenhalt der Familien in diesen Ländern ist entsprechend sehr hoch, es ist eine Selbstverständlichkeit sich gegenseitig als Familie zu helfen ohne wenn und aber. Das hat rein gar nichts mit "Muttersöhnchen" zu tun, auch wenn das in Deutschland immer wieder gerne gesagt wird!
Ohne diesen engen Familienzusammenhalt, wäre es für die meisten Familien im gesamten Süden sehr schwierig. Das ist ihr Sozialsystem!
Sind die Großeltern schon in Rente ist es dann meist so, dass die Omas gerne den Haushalt, das Kochen, die Kinderbetreuung übernehmen. Nicht nur für ihre (Schwieger-)Söhne, sondern auch für ihre (Schwieger-)Töchter.

Im Familienverbund zu leben, hat selten was mit Unterordnen, keine freien Entscheidungen treffen können, sein Leben nicht frei leben zu können, zu tun. Das ist ein Irrtum! In den meisten Fällen (bzw. in allen Fällen die ICH kenne), respektiert man sich gegenseitig, jeder hat sein eigenes Leben, seine freien Entscheidungen und natürlich nimmt trotzdem jeder auf den anderen Rücksicht und das aller wichtigste JEDER ist für den anderen da und hilft, wenn Hilfe benötigt wird.

"So romantisch wie du dir das ausmalst ist das nämlich gar nicht, ich hatte sehr lange einen italienischen Mann inklusive Familie. Da lob ich mir doch die selbstständigkeit und unabhängigkeit von vielen "deutschen" Männern."

Ich denke hier haben einfach zwei verschiedene Mentalitäten aufeinander getroffen! Lustigerweise kenne ich in meinem Umfeld sehr viele Familien aus dem süden (komme bin selbst südländerin), hier sind die Väter ausgesprochene Familienmenschen, die sich unglaublich einbringen und selbstverständlich in Erziehung und Haushalt genauso eingebunden sind, wie ihre Frauen.
Dagegen erlebe ich gerade bei den jungen deutschen Familien (zumindest hier bei uns!) genau das Gegenteil. Die Frauen müssen sehen wie sie ihren Job, den Haushalt und die Kinder auf die Reihe bekommen, während ihre Männer sich ihre Freizeit gönnen und WENN sie sich mal beteiligen, dann ist das was besonderes.

Wir sind eine Clique an Müttern, die sich seit der Kindergartenzeit ihrer Kinder kennen. Wir Mütter versuchen uns regelmäßig abends zu treffen. Die Mütter aus Italien, Spanien, Griechenland geben ihren Männern bescheid, wann sie abends nicht da sind. Die zwei deutsche Mütter, müssen regelmäßig mit ihren Männern verhandeln, dass sie abends MAL raus können und ihre Männer auf die Kids aufpassen müssen, sie für das Abendessen zuständig sein müssen und die Kinder ins Bett bringen müssen. 1x musste sogar die eine Mutter kurzfristig absagen, weil ihr Kind leichtes Fieber bekommen hat und damit wollte ihr Mann nicht alleine zu Hause bleiben.
Ich habe mit ihnen schon verzweifelte Gespräche geführt, weil sie teilweise nicht wussten, wie sie die Organisation mit kranken Kindern und Job und natürlich auch den Haushalt auf die Reihe bekommen. Dazu noch Großeltern, die sich nicht einspannen lassen. Für mich (zum Glück!) eine nicht nachvollziehbare Situation. Ist das Kind krank, wird besprochen wer sich wann darum kümmert und zwar gleichberechtigt. Schaffen wir es aus irgendwelchen Gründen nicht, sind die Großeltern da, dafür würden sie sich IMMER die Zeit nehmen. Das geht sogar soweit, dass sie sogar sauer reagieren wenn wir uns bedanken, da es für sie kein Gefallen sondern eine Selbstverständlichkeit ist.
Notgedrungen mussten wir mal einige Wochen bei den Schwiegereltern wohnen, das war für meinen Mann und mich eine richtig tolle Zeit. Meine Schwiegermutter, die damals noch nicht in Rente war, hat immer für uns alle gekocht, hat unsere Wäsche gewaschen, hat auf den Enkel aufgepasst. Mein Mann und ich mussten/durften keinen Finger rühren.
Dennoch ist es bei uns zuhause so, dass mein Mann sich gleichermaßen am Haushalt beteiligt wie ich, auch wenn ich weniger Stunden arbeite als er.



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