Genervte Eltern mit noch einem Kinderwunsch?

Hallo,

ein sicher komisch klingender Titel. Aber mich hat es doch etwas nachdenklich gemacht.

Eine Freundin eröffnete mir neulich ihren erneuten Kinderwunsch.
Sie ist verheiratet und hat 2 Kindergartenkinder.
Nun soll es ein weiteres geben, wenn es nach ihr geht. Ihr Mann ist nicht ganz überzeugt, aber zieht vermutlich mit.

Ich gebe zu, damit habe ich nicht gerechnet.
Wir sehen uns oft. Und eigentlich ist es immer so, dass sie sehr genervt sind von den Kindern. Beide Elternteile.
Es wird viel geschimpft, zurechtgewiesen,eingeordnet. Mit Sanktionen gedroht "Wenn du nicht dies... Dann das...", bis die Kinder sich in Rage schreien...
Man hat eher das Gefühl, dass die Kinder funktionieren sollen.
Natürlich wird mit den Kindern gespielt, wenn nötig. Aber sie wollen sich natürlich auch gerne unterhalten, wenn wir uns treffen. Aber die Kinder lassen sich ja auch nicht einfach "abschalten".
Also,wenn ich es so mit anderen befreundeten Eltern-Kind treffen beobachte, ist es immer eher die Familie, wo ich denke, dass es nicht so wirklich "rund" läuft.

Versteht ihr was ich meine?

Und dann ist da scheinbar der Wunsch nach einem weiteren Kind.
Am liebsten würde ich ihnen eher raten, dass sie vielleicht doch noch mal überlegen. Und ja, ich weiß, das steht mir nicht zu.
Und ich urteile.
Aber ich mache mir eben auch Gedanken.

Aber wie soll man sich da einmischen und hat man überhaupt das Recht dazu?
Letzten Endes ist es ja ihr Leben. Sie müssen wissen, was richtig ist.
Aber ich frage mich eben auch, ob es sie nicht noch mehr stresst. Es wirkt sich ja auf das gesamte Konstrukt auf.

Wie seht ihr das Ganze?
Habt ihr auch bei befreundeten Eltern so einen Gedanken gehabt? Darf man so etwas ansprechen und wenn ja, wie? Oder sollte man sie einfach machen lassen und ggf. In ihr "Unglück" stürzen lassen?
Steht es einem überhaupt zu so einen Gedanken laut auszusprechen? Oder gar zu denken?

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Nein, es steht Dir nicht zu.

Du beurteilst sie aus der Besucher-Perspektive. Da wirken die Eltern gestresst, ermahnen viel, sanktionieren etc. Schonmal drüber nachgedacht, dass die Eltern genau spüren, wie Du sie "beobachtest" und einschätzt? Und dass genau diese Denkweise die Eltern unter Druck setzt? Dieses "oh nein, der Kleine räumt schon wieder die Schränke aus, was denkt sie jetzt nur? Gleichzeitig kriegt die Große nen Kreischanfall weil sie ein Spielzeug möchte, mit dem gerade ein anderes Kind spielt..." --- Stress.

Du weißt nicht, wie bei ihnen sonst der Alltag läuft. Sie werden sich selber wohl einschätzen können und beurteilen können, ob sie einem dritten Kind gerecht werden können. Das ist eins der intimsten, privatesten Themen, die es gibt. Es steht Dir in keinster Weise zu, Dich dazu zu äußern.

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Hallo,

Du kannst denken, was Du möchtest.
Ich möchte allerdings einwerfen: Vom Familienleben bekommst Du immer nur einen Ausschnitt mit. Und dann vermutlich nicht den besten, wenn Deine Freundin sich mal in Ruhe mit Dir unterhalten möchte und die Kinder dabei „stören“. Vielleicht trefft ihr euch mal wieder in Ruhe, wenn der Papa auf die Kinder aufpassen kann.

Ich habe mir schon von einer Freundin anhören müssen, ich wäre kalt und wenig herzlich zu meinem Kind. Sie hat mich öfter zu Hause abgeholt zu Verabredungen und ich habe mich nur kurz von meinem Sohn verabschiedet. (Ohne viel Theater, er war bei seinem Papa gut aufgehoben. Ich würde in wenigen Stunden wieder da sein.)
Sie hat mich nie zu Hause mit Kind besucht, war nicht mit mir und Kind unterwegs. Das hat mich sehr verletzt.

Von Bewertungen der Beziehung würde ich absehen. Ob die beiden noch mehr Kinder wollen, müssen sie selber entscheiden,

Liebe Grüße!

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Ich würde es definitiv nicht ansprechen. Es geht dich nichts an und du hast kein Recht darüber zu urteilen. (Ausnahme wäre, wenn die Kinder vernachlässigt werden.) Du siehst immer nur einen kleinen Ausschnitt des Familienlebens, wenn ihr euch trefft. Vielleicht sind die Kinder bei solchen Treffen immer sehr überdreht oder die Eltern stressen sich selbst durch irgendwelche Dinge. Und auch was so erzählt wird: Man will ja bei Freunden auch mal "Dampf ablassen" und erzählt dann halt eher nicht nur von den schönen Phasen.
Ich würde mir daher wirklich kein Urteil erlauben und schon gar nichts zum Kinderwunsch sagen.

Wir waren auch sehr überrascht, als unser Schwager das 3. Kind verkündete. Ja, ich hab sogar ziemlich den Kopf geschüttelt, da die Eltern nicht gerade die Arbeit erfunden haben, ständig müde und ausgelaugt sind. Aber das Familienleben scheint ja doch gut zu funktionieren... Mittlerweile sind wir froh über den kleinen Cousin.

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Hallo!

Ich würde es nicht ansprechen, außer ihr seid sehr enge Freunde.
Du kennst ein Setting und urteilst daraus. Ich habe 4 Kinder und wirke wahlweise völlig überfordert, übermenschlich ruhig, total liebevoll oder desinteressiert.
Das liegt oft an der gegebenen Situation. Es gibt Settings, die sind einfach nur harmonisch und schön, es gibt Settings, da sind die Kids außer Rand und Band und ich durchaus mal genervt. Vielleicht funktioniert bei euren Bekannten lediglich das Treffen mit anderen Erwachsenen nicht gut. Ich hab ein autistisches Kind und war im "Außen" in den ersten Jahren sehr gestresst, da ich irgendeine blöde Reaktion regelmäßig erhalten habe. Dementsprechend war ich auch gestresst im Umgang mit dem Kind. Zu Hause waren wir ein Herz und eine Seele.
Ich hätte dumm geguckt, wenn wir jmd den Rat gegeben hätte deswegen keine weiteren Kinder zu bekommen.
Hinzu kommt, dass es Eltern gibt, die jederzeit völlig euphorisch von ihren Kindern berichten und andere Eltern, die eher scherzhaft von ihren kleinen Monstern berichten.

Wenn Du wirklich unterstützen willst, dann erzähl doch mal, dass Du gerade von der Erziehungsberatung der Kirche gelesen hättest oder von einer Bekannten von einer tollen Mutter Kind Kur gehört hättest, was in stressigen Situationen bestimmt richtig toll wäre... .


Ich glaube, du würdest dich umgekehrt sehr angegriffen fühlen, würde man dir sagen, dass du eine schlechte Mutter seist und keine weiteren Kinder bekommen solltest. Deshalb lass es lieber, sonst hast du 2 Freunde weniger demnächst.

Liebe Grüße!

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Ergänzung:

Das mit der Erziehungsberatung und Kur kann auch blöd ankommen. Dafür bräuchtest du irgendeinen passenden Aufhänger. Sonst lass auch das lieber.

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Ich verstehe, was Du meinst. Geht mir bei einer Bekannten auch so. Im Grunde war sie immer sehr überfordert mit ihren beiden Kleinkindern, wenn wir uns gesehen haben. Auch sind sie finanziell alles andere als stabil und haben noch dazu eine winzige Wohnung.
Dann hat sie freudestrahlend verkündet, dass sie Nr 3 erwarten und niemand hat sich für sie gefreut, am wenigsten ihre eigenen Eltern.
Ich konnte die Zweifel verstehen, aber sie tat mir auch leid. Als das Baby dann da war, war sie der glücklichste Mensch der Welt und meinte, sie hat sich vorher nicht komplett gefühlt. Es läuft in der Tat recht gut bei ihnen mittlerweile, was einige überrascht hat.

Man kann sich eigentlich nicht erlauben, solche Themen wie Familienplanung bei anderen anzuzweifeln, auch wenn man manchmal seine Gründe hat. Man bekommt immer nur einen kleinen Teil mit.

Andersrum kenne ich Familien mit einem Kind, bei denen man sofort denkt, sie müssten mindestens noch eins oder zwei kriegen, weil es so harmonisch läuft und sie quasi fürs Familienleben gemacht scheinen.

Das muss aber einfach jeder selber wissen!

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Habe ich sogar schön öfters gedacht. Noch schlimmer fand ich, wenn Freunde in einer offensichtlich schon kaputten Ehe/Beziehung noch ein Kind bekamen. Aber ich würde NIE etwas sagen. Jeder muss sich da selbst reflektieren und von außen kann das keiner beurteilen.

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Du kannst doch einfach mal fragen?

Also „ach echt, noch ein 3.? Ich hätte ja Angst, dass mir das Zuviel wird./Eure Kinder sind noch so klein, ich bewundere, dass ihr den Mut für ein 3. habt./wie wollt ihr das Händeln?“ usw; also ehrliches Interesse aber ohne Vorwurf. Vllt kommt sie so nochmal ins nachdenken.

Bei einer guten (!) Freundin würde ich tatsächlich ansprechen, dass ich immer einen Eindruck der Genervtheit verspüre, ob ich da richtig oder falsch liege usw. Eine gute Freundschaft hält das aus.

Meine beste Freundin und ich sind relativ zeitgleich Mutter geworden. Sie und ihr Partner wollen bald unbedingt noch ein 2. Kind, in der Beziehung hat es jetzt aber heftig gekriselt. Da hab ich einfach als ehrliche und besorgte Freundin gefragt, ob sie das aktuell wirklich wollen oder nicht erstmal wieder als Paar zueinander finden wollen (als Eltern funktionieren sie toll zusammen, aber in meinen Augen reicht das nicht und das hab ich einfach mal als Denkanstoß). Ob es jetzt an mir lag, oder nicht; das Thema 2. Kind liegt vorerst auf Eis und es läuft wieder besser zwischen den beiden. Sie wollen sogar noch mal ihre Hochzeit feiern (hatten damals nur mit 10 Personen gefeiert).

Du musst es ja nicht böse oder vorwurfsvoll artikulieren 😊

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Ich würde mich da auch nie einmischen und der Überblick über deren Familienleben fehlt dir ja auch, weil du sie nur sporadisch siehst.
Trotzdem würde mich ihre Sichtweise als Freundin interessieren.
Hast du denn Kinder? Wenn du selbst welche hast, dann würde ich mal in einer stressigen Situation mit deinen Kindern ihr gegenüber eine Bemerkung machen, so in der Art „mit noch einem Kind wäre ich ja völlig überfordert“ oder „ich könnte mir kein 3. Kind mehr vorstellen“ vielleicht sagt sie dir ja dann etwas zu ihrem Kinderwunsch und wie sie das Stresspotential einschätzt.

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Vielleicht sieht sie sich mit 3 größeren Kindern und ist nur genervt von der Kleinkindzeit.