Hallo zusammen,
ich hoffe, dass ihr mir die Story glaubt, wobei ich selbst so meine Zweifel habe.
Es geht um meine Mutter, deren Mann und seine Mutter. Die alte Dame ist weit über 80, ich kenne sie zwar persönlich kaum, aber nach allem was ich so erzählt bekommen habe, hat die Frau eine schwere narzisstische Störung. Mehrere Anrufe am Tag, ständige Anschuldigungen, wenn dann mal nicht reagiert wird kommt direkt ein "Dann bring ich mich eben um, das wäre dir ja sowieso lieber." und solche Dinge.
Der Mann meiner Mutter ist Alkoholiker und so wie es aussieht ist seine Mutter nicht unschuldig daran, dass er psychische Probleme hat.
Letzten Freitag kam dann der Knaller. Meine Mutter rief mich völlig verzweifelt an, dass die Polizei bei ihnen ins Haus eingedrungen sei, während sie allein einkaufen war und hätten ihren Mann festgenommen, weil er angeblich meine Mutter umgebracht hätte. Mit Tür aufbrechen und vorgehaltenen Waffen und Handschellen und was man sich eben so vorstellt. Wie sich herausgestellt hat, hat wohl seine Mutter bei der Polizei angerufen und eben behauptet, dass er meine Mutter umgebracht hat.
Vorausgegangen waren wohl am Morgen einige unschöne Telefonate, auf die meine Mutter und ihr Mann dann irgendwann nicht mehr reagiert haben. Es wirkt also alles erst einmal so, als wolle die alte Frau den beiden eins auswischen. Dass sie sich damit ein ziemliches Eigentor geschossen hat, wird sie nicht einkalkuliert haben, aber da kümmert sich dann wohl die Polizei drum.
Jetzt haben die beiden uns Freitag und Samstag um Hilfe gebeten. Er hat auch wieder zur Flasche gegriffen (nachdem er zwei Jahre trocken war). Wir haben ihnen angeboten mit zur Polizei zu gehen, ihnen die Erstberatung beim Anwalt zu zahlen, da sie ziemlich knapp bei Kasse sind und so weiter. Haben ihnen gesagt, dass er sich unbedingt ärztliche Hilfe suchen soll, damit er nicht wieder abstürzt. Und er tat mir wirklich leid. Hat nur geheult, war völlig verzweifelt und in Panik. Die Hilfe haben sie auch erst einmal dankend angenommen.
Und heute? Als wäre nichts gewesen. Ich ruf an und was hör ich? Dass ja alles wieder ruhig ist, dass sie weder beim Arzt noch bei der Polizei waren und auch erstmal nicht zum Anwalt gehen. Ich dachte ich hör nicht richtig.
Irgendwie lässt mich das an der Story zweifeln. Die Panik und Verzweiflung am Wochenende klang zwar echt, aber zwei Tage später ist alles wieder gut? Nach so einer Aktion?
Ich weiß natürlich, dass es ihre Sache ist, ob sie was machen oder nicht, aber es macht mich unglaublich wütend, dass wir erstmal in die Sache reingezogen und unter Tränen um Hilfe gebeten werden und dann sowas.
Wie würdet ihr jetzt reagieren? Kann ich selbst bei der Polizei anrufen und nachhaken, ob an der Geschichte was dran ist? Wahrscheinlich bekomme ich keine Auskunft aus Datenschutzgründen (was ich auch verstehen könnte).
Grüße
Elesta
Wütend und ratlos (Sorry, lang)
Hey,
die Story ist ja wirklich heftig.
Ob sie wahr ist oder nicht..ich kann es nicht gut beurteilen aber meinst du, sie denken sich sowas aus? Was hätten sie davon? Das musst du einschätzen.
Ich denke, es gibt einige Menschen , die wie deine Mutter und ihr Mann reagieren. Heute total sauer und gewillt , etwas zu unternehmen und morgen ist alles halb so wild und quasi fast vergessen.
Ich kann dich verstehen, dass du das jetzt seltsam findest. Ich würde nicht bei der Polizei anrufen. Sie werden dir auch nichts sagen können.
Wenn sowas öfter passiert, würde ich deiner Mutter und dem Mann aber auch sagen, dass Du nichts für sie machen kannst, wenn sie deine Hilfe nicht annehmen bzw. sie scheinbar vergessen, was für ein großer Mist da passiert. Dann sollen sie doch bitte nächstes Mal nicht heulend anrufen. Du machst dir ja auch Sorgen und kannst aber einfach nicht helfen, wenn sie dies nicht zulassen.
Drücke euch die Daumen, dass ihr eine Lösung findet.
Hallo liesschen,
danke schonmal für deine Antwort. Eine unparteiische Sicht auf die Dinge zu lesen, hilft mir auf jeden Fall.
Nein, wenn ich in mich hineinhöre glaube ich eigentlich nicht, dass sie sich so etwas ausdenken. Es kommt mir nur so abwegig vor. Wahrscheinlich fällt es mir nur schwer nachzuvollziehen, wie man sich nach so etwas so schnell wieder beruhigen kann. Aber du hast wohl recht, vielleicht gehören sie zu der Gruppe der Menschen, bei denen nach zwei Tagen alles halb so wild ist.
Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als es jetzt so hinzunehmen und beim nächsten mal entsprechend zu reagieren.
Hi du,
dass hört sich wirklich seltsam an.... Ich würde mal die Nachbarn fragen. Vielleicht haben die etwas mitbekommen? Andererseits warum sollte deine Mutter lügen? Ansonsten könntest du mal unter dem Presseportal der Polizei gucken. Manche Einsätze stehen da.
Hi auch,
danke für deine Antwort.
Dass es für mich so abwegig ist, dass sie sich nach sowas so schnell beruhigen, sorgt wohl für meine Zweifel, aber es stimmt schon. Warum sollte sie lügen. Sie hat keinen Grund.
Die Presseportale durchforste ich schon seit Freitag Abend, gefunden habe ich nichts, aber danke für den Tipp.
Die Nachbarn haben das sicherlich mitbekommen, aber die zu fragen... ich weiß nicht. Wenn ich dort jemanden kennen würde, wäre es was anderes, aber das sind für mich alles Fremde und da käme ich mir komisch vor. Zumal meine Mutter das ja wahrscheinlich mitbekommen würde.
Ich werds jetzt erstmal so hinnehmen und sehen was sich ergibt.
Klar, wenn man keine Nachbarn kennt, gestaltet sich das schwierig. Ich würde es aufjedenfall beobachten. Auch ob der Mann deiner Mama "gut" tut. Nicht, dass sie sich auch noch von der Mutter beeinflussen lässt.
Ich wünsche euch alles Gute und starke Nerven.
"Wie würdet ihr jetzt reagieren?"
Wie reagiert deine Mutter sonst so?
In welcher (Co-)Abhängigkeit steht sie zu ihrem Mann?
Wie hat sie früher auf Aktionen reagiert? Also stressiges, Schicksalsschläge, unerwartetes?
Ich kenne Menschen, die schreckliches erlebt haben und zwei Tage später ist alles wieder gut. Trotz noch blauer Flecken.
Der traurige Klassiker: Frauen (teilweise auch Männer), die von ihren Männern verprügelt werden. In Überlebensflucht und Todesangst zur Polizei, Freunden, Frauenhaus flüchten. 2 Tage später ist wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen. Er der liebste Mensch der Welt, hat sich ja entschuldigt mit den Worten "sie solle sich mal nicht so anstellen" und das Umfeld übertreibt. Die paar Knochenbrüche heilen ja wieder.
Das gibt es leider sehr oft.
Das andere ist, wenn er Alkoholiker ist, wenn auch bisher trockener: wie ging deine Mutter damit um? Hat sie ihn trocken kennen gelernt oder schon vorher?
Zeigt sie Hinweise zu Co-Abhängigkeit ihm gegenüber?
Zeigt deine Mutter Hinweise zu Co-Abhängigkeit seiner Mutter gegenüber?
Wie war ihre Vergangenheit?
Neigt sie schon lebenslang zu Co-Abhängigkeit, dann wirst du nicht viel tun können!
Da wäre es trotzdem gut, wenn du für DICH selbst Hilfe suchst. Damit du von ihr nichts in der Richtung anerzogen übernimmst und auch dir nicht ihre Probleme auflädtst.
Lernte sie ihn bereits trocken kennen, kann sich sonst gut von der Schwiegermutter abgrenzen (hat kaum Bezug zu ihr), während er tiefer drin steckt,
ist sie sonst ansprechbar für Probleme und kapiert selbst, wie verzwickt die Lage für ihn ist?
Dann hast du gute Chancen mit ihr zu sprechen, in Ruhe. Vielleicht braucht sie direkte Begleitung, um den Schritt zu gehen.
Hallo zahnweh,
puh, da hast du mit ein paar Fragen gerade einen ziemlichen Nerv bei mir erwischt.
Ich hab die ganze Aktion jetzt eher von seiner Position aus betrachtet, da es ja um seine Mutter geht. Es stand für mich eher seine Reaktion im Vordergrund und nicht ihre.
Aber wenn ich es aus ihrer Sicht betrachte, passt es eigentlich schon ins Bild. Ich weiß nicht genau, ob sie ihn im trockenen Zustand kennen gelernt hat, wenn ja, hat es zumindest nicht lange gedauert, bis er zum ersten mal getrunken hat. Er hat sie zwar nie verprügelt (zumindest soweit ich weiß), aber beleidigt, hat rumgeschrien und so weiter. Einmal ist sie sogar ausgezogen. Wir haben ihr dabei geholfen. Packen, Schleppen etc. Zwei Wochen später rief sie an, sie sei wieder bei ihm.
In dieser Zeit hat sie sowieso ständig bei mir angerufen, wenn er wieder was angestellt hat. Teilweise 4-5 mal am Tag, während ich auf der Arbeit oder in der Berufsschule war. Später im Studium genau das gleiche. Bis ich dann selbst zum Arzt bin, weil ich nicht mehr konnte. Mit seiner Hilfe hab ich es dann geschafft mich etwas mehr gegen sie durchzusetzen, war nicht mehr so leicht erreichbar usw.
Das hat in den Jahren danach auch dafür gesorgt, dass es sehr viel besser wurde.
Und ich fürchte eher, dass sie wenn dann schon ihr Leben lang zur Co-Abhängigkeit neigt. Meine Mutter ist zum dritten mal verheiratet. Alle drei Männer waren bzw. sind Alkoholiker. Ihr erster Mann, mein Vater und ihr jetziger Mann.
Sie sagt zwar, sie will mit der Schwiegermutter nichts zu tun haben, aber wenn sie bei mir anruft ist die Frau in jedem zweiten Gespräch Thema.
Sie kapiert denk ich schon, wie verzwickt die Lage für ihn ist, aber scheinbar reicht es noch immer nicht aus, um wirklich was tun zu wollen.
Danke für deine Denkanstöße, das bringt in mir einiges ins Rollen gerade.
Ich wünsche dir viel Kraft und starke Nerven.
Ihre Schwiegermutter klingt so auch ein Stück als Ablenkung. Dann sie ihre Co-Abhängigkeit mit auf sie übertragen, dich einwickeln - weil es ja von ihr/ihm ablenkt. Indirekt da, genug um dich reinzukriegen und weit genug weg, damit du dich nicht abgrenzt. Eigentlich schlau.
"Danke für deine Denkanstöße, das bringt in mir einiges ins Rollen gerade. "
Viel Kraft.
Das klingt, als hättest du da schon für dich ein paar Ansätze, welche Schritte du gehen kannst/wirst.
Wie weit wohnt sie von dir weg?
Von nachspionieren halte ich normalerweise nichts.
In dem Fall könnte ich mir folgendes vorstellen: vorbei fahren und nachsehen, wie die Tür aussieht.
"Mit Tür aufbrechen und "
Da müsste doch was zu sehen sein.
a) noch kaputte Tür oder spuren (es sei denn sie haben das Schloss vorsichtig geknackt)
b) provisorische Tür
c) neue Ersatztüre
So lassen wird man es ja nicht können.
Einen Schreiner, der vom Wochenende zu heute mal eben die bisherige Tür repariert, so dass sie aussieht wie vorher: unwahrscheinlich. Noch dazu würde das einiges kosten.
Eine neue Türe würde wohl auffallen.
Die gleiche noch mal zu bekommen, auf die Schnelle, nur weil man gerade eine braucht: unwahrscheinlich.
Bei einem Haus würde ich wahrscheinlich vorbei fahren.
Bei einer Wohung vielleicht vorbei gehen, dann aber mit klingeln und fragen, ob alles ok ist. Aber nur, wenn es die Stimmung nicht aufheizt und nur, wenn die Frage dann auch ernst gemeint ist.
Hi nochmal,
nicht sehr weit weg. Ist also problemlos zu erreichen.
Hab oben schon in einem Beitrag geschrieben, dass ich mal vorbeifahren werde. Die Tür hat wohl Schaden genommen, also sollte etwas zu sehen sein.
Danke nochmal.
Kurz und knapp: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Wenn er wirklich was ändern will, soll er sich bei dir rühren, du unterstützt ihn. Wenn er eh nix ändern will, soll er doch mit seinen Problemen in Ruhe lassen.
Alles andere saugt dir nur unproduktiv die Kraft aus.
Die Story mit dem Polizeieinsatz glaube ich so nicht. Da könnte ja jeder bei der Polizei anrufen und eine wilde Mord-Story erzählen, um vielleicht dem Nachbarn eins auszuwischen.
Hallo,
diese Spielchen habe ich 30 Jahre bei meinen Eltern beobachtet. Zwischendurch: "Eure Mutter trinkt, es muss sich was ändern, ich sorge dafür, dass das aufhört.. Was tust du den Kindern an?"
Tage später: "Alles ok. Habe ich etwas anderes behauptet?"
Dann wird der Teppich großzügig angehoben und drunter gekehrt.
Auf der anderen Seite: Welche Polizei würde einfach so, ohne Leiche und andere Beweise, in ein Haus marschieren und jemanden festnehmen?
Nunja. Ich würde deine Mutter mit dem Problem nun allein lassen. Du hast Hilfe angeboten, sie nimmt sie nicht an, sondern spielt das Co-Spiel mit. Ihr Problem.
Guck Dir die "aufgebrochene" Tür an und Du weißt, ob es stimmt. Wenn keine Aufbruchspuren an Tür oder Drückergarnitur zu sehen sind und die Drückergarnitur nicht nigelnagelneu, weil gerade ausgetauscht ist, dann war es ein Fake.
Sicherlich kann jemand, der das beherrscht, problemlos und spurenlos eine nicht abgeschlossene Tür öffnen, dann wurde sie aber nicht "aufgebrochen", sondern nur geöffnet.