Mitte Dreißig - Was ist ein Kinderwunsch?

Hi ihr Lieben,

Ich weiß nicht so recht was ich mir von dem folgenden Text erwarte. Vielleicht einfach ein paar Gedanken dazu, ich will dieses Fass irgendwie noch nicht bei meinem Mann aufmachen, bevor ich für mich keine Klarheit habe.

Ich bin letztes Jahr eher spät, mit 35, Mutter geworden. Kinder standen eigentlich nie auf meinem Lebensentwurf und mein Sohn hat es uns sehr einfach gemacht, und die aktive Entscheidung fast abgenommen. Wir wollten es nach der Hochzeit einfach mal darauf ankommen lassen und eigentlich hatte ich uns in einem Jahr eher in einer Kinderwunschklinik gesehen, sofern wir bis dahin einen dringenden Kinderwunsch entwickelt hätten. Ich wurde aber innerhalb weniger Wochen schwanger und alles lief komplikationslos. Ich bin unendlich dankbar dafür, weiß was wir für ein Glück hatten.
Nun ist das kleine Wesen sieben Monate alt und ich liebe ihn abgöttisch, ich hätte nie gedacht, dass ich solche Gefühle in mir trage.

Ich ging immer davon aus, dass WENN ich mal ein Kind bekäme, dass es ganz sicher bei einem bliebe. Und eigentlich denke ich immer noch so. Eigentlich.

Nun denke ich doch tatsächlich über ein zweites nach. Viel Zeit bleibt uns zumindest für die Entscheidung nicht, denn ich werde sehr bald 36. Allerdings glaube ich, dass meine Gründe für diese Gedanken dem potentiellen Kind gegenüber nicht sehr fair sind, denn im Prinzip geht es mir dabei fast ausschließlich um meinen Sohn. Er hat keine Cousins oder Cousinen, wird zu 99% keine bekommen. Und mein Mann und ich sind wie erwähnt auch nicht die Jüngsten. Der Gedanke, dass er in meinem jetzigen Alter ganz allein dasteht, bringt mich (neben dem Baby 😄) Nacht für Nacht um den Schlaf.
Zudem kann eine zweite Kinderwunschphase und Schwangerschaft nur schlechter verlaufen als letztes Mal, denn nach oben ist kein Raum und ich bin sowieso ein mehr als ängstlicher und nervöser Typ mit Hang zum Kontrollwahn.
Diese beiden extremen Sorgen stehen sich im Moment gegenüber und ich weiß nicht was schwerer wiegt.
Ich vermeide das Thema vor meinem Mann, der mit dem Status „Einzelkind“ lebt, ganz bewusst, da ich diesen Stein irgendwie nicht ins Rollen bringen möchte.

Vielleicht möchtet ihr, mitte Dreißig mit erstem Kind, mal ein bisschen erzählen, wie eure Gedanken dazu sind und waren. Gilt der Wunsch danach, dass das Kind ein Geschwister hat, schon als Kinderwunsch?

Liebe Grüße

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Ich kann deine Gedanken total nachvollziehen. Ich bin ein wenig jünger - 32 - und habe eine 2 jährige Tochter. Ich will eigentlich kein zweites Kind. Die einzigen Gedanken, die mich manchmal „schwächeln“ lassen, sind Dinge wie: Sie wird später mal „allein“ sein, hat keine Schwester die sie mal um Rat fragen kann, ihr fehlt es vielleicht schon in der Kindheit (ich habe zwei Schwestern und wir hatten eine so tolle Kindheit. Wir erinnern uns heute noch an lustige und schöne Momente und lachen uns kaputt über manche Situationen). Das würde unsere Tochter alles nicht kennen lernen.

Der einzige Unterschied zu euch ist, dass sie einen 6 Monate alten Cousin hat und meine ältere Schwester auf jeden Fall noch ein Kind haben möchte. Da wäre es schön, wenn unsere Tochter eng mit ihnen aufwächst.

Aber um zu deiner Frage zurück zu kehren: Für mich persönlich ist das noch kein Kinderwunsch. Da fehlt es bei mir noch. Es sind nur Gedanken, bei denen ich noch nicht weiß, ob es mal in einen richtigen Wunsch umschlägt.

Liebe Grüße 🌸

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Danke für deine Antwort. Klingt ja wirklich sehr ähnlich. Gäbe es einen Cousin, denke ich, könnte ich mich etwas entspannen. Mir ist aber auch klar, dass dies etwas naiv ist - wenn ich so nachdenke kenne ich kaum jemanden, der eng mit seinen Cousins ist. Wahrscheinlich mache ich mir damit ein wenig selbst etwas vor.

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Ein Einzelkind braucht nicht unbedingt Geschwister oder Verwandte in ähnlichem Alter. Freunde sind wichtig und die wird er spätestens ab Kindergarten/Schule haben.
Aber auch davor können sich schon wunderbare Freundschaften auf Spielplätzen entwickeln.

Es ist auch nicht vorhersehbar ob sich Geschwister im Erwachsenenalter wirklich so gut verstehen.
Wir sind das "Risiko" eingegangen und haben 2 Kinder.
Ich selbst habe einen Bruder und möchte ihn nicht missen. Mein Mann hat eine Schwester, zu der wir ebenfalls guten Kontakt haben.

Anhand deiner Zeilen klingt es schon nach Kinderwunsch würde ich sagen.
Möglich, dass du Gründe suchst um deinen Wunsch zu bestätigen - siehe Geschwisterchen wäre toll.

An deiner Stelle würde ich deinen Mann in deine Gedanken mit einweihen um zu sehen, was er davon hält. Dann kann man noch immer entscheiden.

Ob ein 2.Baby anstrengender wird, kann man natürlich nicht sagen und auch nicht davon ausgehen, nur weil das erste problemlos war.
Das 2.kann mindestens genauso problemlos sein.
Beim 2.Kind war ich auch schon 34,also find ich dein aktuelles Alter nicht so dramatisch. Es sei denn dein Mann kratzt schon an der Rente😉

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Lieben Dank für deine Antwort. Du hast natürlich eigentlich recht, dass man sich mit der Verwandtschaft nicht verstehen muss. Ich denke ich gehe da zu sehr von mir und meiner guten, engen Beziehung zu meiner großen Familie aus.
Was ich aber abstreiten muss, ist, dass ich Rechtfertigungen für ein weiteres Kind suche. So ist es tatsächlich nicht. Manchmal wache ich auf und es ist völlig klar - wie sind glücklich zu dritt, mein Kleiner soll meine ganze Liebe bekommen, es geht gar nicht anders. Und an manchen Tagen fühle ich mich sehr egoistisch und fürchte mich jetzt schon vor dem Tag an dem er von einem Play Date nach Hause kommt und mich fragt: „Mama, die Tanten und Onkels sind doch deine Geschwister oder? Warum habe ich keinen Bruder?“ Ich werde das nur damit begründen können, dass WIR das einfach nicht wollten und unsere „Interessen“ vor seine gestellt haben.

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Oh, eins noch. Mein Baby ist alles andere als einfach. Im Vergleich (sofern man vergleichen kann) sogar recht fordernd. Mir ging es beim Thema „komplikationslos“ um die superkurze Kinderwunschphase und die mit Ängsten behaftete Schwangerschaft. Hier war jede Schwarzmalerei meinerseits (zu der ich sehr tendiere) völlig unbegründet. Ich fürchte, dass das kein zweites Mal so super laufen wird, male mir jetzt schon zig erfolglose Versuche und schlechte Feindiagnostik-Ergebnisse aus.

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Hallo
Ich finde es gut und richtig dass du dich selbst hinterfragst. Wenn der Hauptgrund für ein weiteres Kind ist, dass das Kind ein Geschwisterchen bekommt, finde ich das sehr gefährlich. Deine Gefühle will ich dir nicht absprechen, aber davon ausgehen, dass dein Sohn genau so fühlen wird, kannst du nicht.
Auch für euch das Kind und euch ist das, meiner Ansicht nach, keine gute Ausgangslange. Dann läuft die Schwangerschaft am Ende nicht ideal, das Kind ist Schreikind oder es gibt andere Komplikationen,... Ich denke, das ist nicht so einfach, wenn man nicht so vollumfänglich wirklich ein weiteres Kind wollte.
Zudem dein Kind ja gefühlt noch frisch geboren ist und das Leben mit Baby irgendwie einfach anders ist.
Alt seid ihr nicht ;-) Meine persönliche Grenze war 40 und ich würde auch Dir empfehlen einfach mal abzuwarten und richtig in der Elternrolle anzukommen. Dann sieht die Welt vielleicht schon wieder ganz anders aus.

Liebe Grüße

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Ich danke dir sehr für deine ehrliche Einschätzung. Im Grunde habe ich ja auch das Gefühl, dass es nicht sehr nett einem Ungeborenen gegenüber ist und eigentlich keine Basis für ein weiteres Kind.
Abwarten und erst mal keinen Plan haben widerspricht meinem Naturell extrem, es wäre mit Sicherheit aber das Naheliegendste.

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Ich danke dir sehr für deine ehrliche Einschätzung. Im Grunde habe ich ja auch das Gefühl, dass es nicht sehr nett einem Ungeborenen gegenüber ist und eigentlich keine Basis für ein weiteres Kind.
Abwarten und erst mal keinen Plan haben widerspricht meinem Naturell extrem, es wäre mit Sicherheit aber das Naheliegendste.

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Ich bin Einzelkind und habe nichts vermisst. Du solltest ein Kind bekommen, weil DU das möchtest, nicht für dein Kind. Denn nicht alle Kinder wollen auch Geschwister haben.

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Ich finde so etwas immer sehr interessant zu lesen, habe mich mit dem Thema Einzelkinder schon öfter auseinandergesetzt. Wenn diese Frage, also „Bist du ein glückliches Einzelkind“ im Zentrum steht, ist mein Eindruck allerdings, dass dies maximal ein Viertel bejaht.
Lieben Dank für deine Meldung!

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Als meine Mutter (ich war 4 Jahre alt) erzählte sie wäre schwanger (aus Spaß), habe ich 3 Tage lang nicht mehr mit ihr geredet. Ich wollte noch nie Geschwister haben. Ich bin eines der wenigen Einzelkinder in meinem Umkreis. Meine beste Freundin hat 2 Schwestern und 1 Bruder. Den Bruder hat sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Die Schwestern ja auf Familienfeiern, so privat? Nein, kein Bedarf. Mein Mann hat 2 Brüder und 1 Schwester. Wir sehen sie 1 bis 2 mal im Jahr.

Und so zieht sich das bei allen durch. Da ist keiner der eine richtig enge Bindung hat.

Es gibt aber auch Kinder, die sind da anders, sicher. Aber letztendlich ist ein Einzelkind nicht unglücklich darüber keine Geschwister zu haben. Das ist nur die Vorstellung der Gesellschaft.

Ich habe 2 Kinder. Das zweite kam aber, weil mein Mann und ich noch eines wollten und nicht für kind 1. Dafür ist der Abstand auch viel zu groß, auch wenn die beiden toll miteinander umgehen und sich sehr lieben, so habe ich nicht damit gerechnet, dass mein Sohn das tut. Und es werden sicher auch noch andere Zeiten kommen. Wäre ich allerdings bei Kind 1 schon Mitte 30 gewesen, wäre unser Sohn ganz klar ein Einzelkind geblieben.

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Hallo,

ich bin zwar nicht Mitte dreißig, sondern erst Anfang zwanzig.
Aber hier sind ein paar Gedanken zu dem Thema:
- Solange ihr euren Sohn nicht abschottet, wird er Kontakte außerhalb der Familie knüpfen.
- Meine Mutter hat zwei Geschwister. Ihre Schwester ist früh gestorben und ihr Bruder weit weg gezogen. Das letzte mal hatte ich zu meinem Onkel Kontakt, als ich noch ein kleines Kind war. Geschwister sind also keine Garantie für irgendwas.
- Dafür hat meine Mutter einen wundervollen Mann, der sich mit ihr um ihre Eltern gekümmert hat, als sie alt waren.
- Mein Mann hat enge Freunde, die er seit seiner frühsten Kindheit kennt und die für ihn wie Brüder sind.

Natürlich könnt ihr noch ein zweites Kind bekommen, aber verpflichtet eurem Sohn gegenüber seid ihr nicht. Versuche, lieber die Zeit mit ihm zu genießen und wenn es sich nächstes Jahr richtig anfühlen sollte, noch ein Kind zu bekommen, kannst du mit deinem Mann darüber reden. Wenn nicht, ist das auch ok.

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Danke für deine tolle Antwort. Genau solche Denkanstöße brauche ich.

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Ich habe einen Bruder. Habe ich aber Probleme, dann wende ich mich an meinen Mann oder Freunde, nicht an ihn. Das war schon immer so, obwohl wir uns gut verstehen. Wir sehen uns selten und vermissen uns auch nicht.
Cousins und Cousinen habe ich auch nicht und vermisse sie auch nicht. Mein Mann hat etwa 50 und ist mit niemandem davon in Kontakt!

Wir haben sehr viele Freunde und mit ihnen fühlen wir uns wohl!

Meiner Meinung nach brauchst du kein Geschwister zu zeugen, um dein Kind vor Einsamkeit zu schützen. Es kann klappen und sie sind Freunde fürs Leben, muss aber nicht und sie können nichts mit einander anfangen.

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Danke für deine Nachricht. In meinem Umfeld ist es ähnlich, eigentlich kenne ich kaum befreundete Cousins. Ich glaube, es ist etwas trügerisch, dass ich sehr eng mit meinen Geschwistern bin und daher glaube (!), dass unsere Sprösslinge sich automatisch ebenfalls verbünden würden :)

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Ich habe ca 15 Cousins und Cousinen. Ab und zu sehe ich den ein oder anderen zufällig wenn ich meine Eltern besuche. Die meisten habe ich schon ca 15 Jahre nicht mehr gesehen und vermisse da auch nichts.

Geschwister habe ich auch. Wir haben halbwegs regelmäßig Kontakt, stehen uns aber nicht sonderlich nahe, dass ich mich bei Problemen an sie wenden würde. Bei Bedarf würde ich mich am meinen Mann oder an enge Freunde wenden, nicht an Menschen zu denen nur ein Verhältnis besteht, weil man halt zufällig verwandt ist.

Das Argument "das Kind ist sonst irgendwann ganz alleine", kann ich daher nur bedingt nachvollziehen. Das hört sich immer so an als müsste man ein Einsiedlerleben im Wald führen, nur weil man keine Verwandtschaft hat.
Man sollte Kinder bekommen, wenn man selbst den Wunsch danach hat, nicht für andere, denn ein enges Verhältnis kommt nicht automatisch durch Blutsverwandtschaft.

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So schade ich es finde, dass du deinen Verwandten so wenig nahe stehst (ist bei mir völlig anders, ich habe viele Geschwister und wir sind beste Freunde), so sehr gibt mir das natürlich zu denken und es entspannt mich etwas.
Vor folgendem Szenario fürchte ich mich aber: Wenn mein Kleiner mal groß ist und diese, meine, Geschwisterbeziehung erlebt und er mich dann fragt, wieso ich so etwas nicht für ihn vorgesehen habe. Ich kann es dann eigentlich nur mit Egoismus (i.e. persönlicher Entscheidung, unserem individuellen Lebensentwurf) begründen.

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Also bedauernswert bin ich mit Sicherheit nicht.
Mir steht die Familie meines Mannes sehr nahe. Näher als es bei meiner Herkunftsfamilie je war.

Der Vorteil am erwachsen sein ist eben, dass man sich die Familie im gewissen Maß auch aussuchen kann.

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Ich habe meine Schwester seit 20 Jahren nicht gesehen und gesprochen.
Meinen Bruder zuletzt Weihnachten, per WhatsApp.
Kurze Weihnachtsgrüße.
Die Kassiererin im Supermarkt steht mir näher.

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Das tut mir einerseits Leid, andererseits ist das natürlich auch sehr wertvoll für mich um zu verstehen, dass Geschwister meinen Sohn nicht vor Einsamkeit schützen, sondern ich den Fokus und die Energie vielleicht eher auf die Vermittlung von sozialen Kompetenzen verwenden sollte. Ich danke dir.

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Ihr Eltern solltet ein 2. Kind wollen, und zwar nicht nur damit euer Kind ein Geschwisterchen hat.

Seh es mal von der anderen seite : jetzt hat dein Kind deine ungeteilte Aufmerksamkeit, deine Zeit, etc - das alles muss es dann teilen.
Je geringer der Abstand, desto weniger versteht das Kind das.
Ein Geschwister Kind hat also für das erste Kind nicht nur Vorteile.

Ob sich die Kinder als Kinder gut verstehen und miteinander spielen, das weißt du auch nicht. Gibt genauso Geschwister die nur streiten.

Und auch später haben manche Geschwister kein gutes Verhältnis.

Ich habe zu meinem Bruder nur wenig Kontakt, er steht mir nicht sonderlich nahe.
Er war schon als Kind recht schwierig und hat den Familien Alltag teilweise zur Hölle gemacht.

Also es muss nicht immer alles rosig sein.

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Vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Das mit der Aufmerksamkeit stimmt natürlich absolut.
Ich hoffe nur, mein Kleiner empfindet das später auch so und sagt mir irgendwann nicht, dass er jeden Besitz, die Zuneigung und die Aufmerksamkeit jederzeit gegen ein Geschwister eingetauscht hätte.
Aber sowas weiß man ja nie..