Laut,lauter,kreisch

Hallo,

ich brauch mal Erfahrungen von anderen Eltern mit „temperamentvollen“ Kleinkindern. Sohnemann, knapp dreieinhalb, hat schon immer dazu tendiert, sehr schnell sehr laut zu werden bei einem „nein“. Oder wenn er sich unwohl gefühlt oder ungerecht behandelt gefühlt hat. Vor allem in Interaktion mit anderen Kindern, verteidigt er sein Revier enorm, fängt sehr schnell an extrem hochzufahren, zu kreischen, zu brüllen, sodass man denkt, er würde misshandelt 😱.

Das gewünschteste Wunschkind habe ich gelesen. Ich weiß, dass man Wutanfälle begleiten sollte und warum Kinder nicht teilen wollen etc.

Soviel zur Theorie. Praktisch sieht es so aus, dass jeder Spielplatzbesuch nach dem Kindergarten (liegt auf dem Heimweg, er will immer hin, auch wenn ich manchmal denke es wäre besser zu Hause was ruhiges zu machen) mehr oder weniger eskaliert, weil irgendein Kind nicht abgeben will, die Schaukel besetzt ist, die Wippe zu doll wippt oder er nicht alleine irgendwo hochkommt. Ich versuche ihm Lösungen aufzuzeigen, versuche zu erklären wie er mit den anderen Kindern sprechen sollte (er kann da sehr schlecht akzeptieren, wenn sie nicht mit machen wollen o.ä.) usw. klar platzt auch mir mal die Hutschnur, aber ich bin mittlerweile echt schon gelassen. Andere Eltern sind von dem Geschrei häufig schon irritiert und wenn das so weitergeht, flüchten bald alle, wenn sie uns sehen oder haben keine Lust mehr, mit ihm zu spielen.

Er ist ansonsten eher ein schüchterner Typ mit relativ wenig Durchsetzungsvermögen in der Gruppe, so glaube ich. Er ist auch oft Zuschauer und guckt sich vieles erstmal an, bevor er es ausprobiert.

Dies ist einerseits sehr anstrengend und für mich/uns auch belastend, da spielsituationen mittlerweile meistens sehr angespannt sind, andererseits tut er mir auch echt leid, ich weiß nicht mehr, wie ich ihm helfen kann. Auch akzeptiert er oft die Grenzen anderer Kinder nicht, wenn sie etwas nicht wollen, macht er trotzdem weiter...

Ist das noch normal? Ist er da emotional irgendwie „besonders“?

Ansonsten ist er absolut fit, schlau, seinem Alter entsprechend entwickelt , sprachlich sehr begabt, und geht seit er 1,5 Jahre ist in die Krippe / nun Kindergarten.

Verwächst sich das irgendwann oder ist das einfach auch Teil seines Charakters?

Bei uns gibt es übrigens wenige „neins“, dafür aber konsequente (ich habe da dazu gelernt)... 😝 Frust muss er also durchaus auch aushalten, gleichwohl wir oft versuchen, Kompromisse zu finden.

Vlt kennt das ja jnd von euch... Danke ...

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"(liegt auf dem Heimweg, er will immer hin, auch wenn ich manchmal denke es wäre besser zu Hause was ruhiges zu machen)"

Und warum lässt du ihn entscheiden, obwohl du weißt, dass etwas anderes besser für ihn ist in dem Moment?

VG

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Je nach Situation. Ihm aufgrund seiner Emotionen Spielplatzverbot zu erteilen halte ich für wenig sinnvoll. Wenn er schon auf dem Heimweg schlecht drauf ist, gehen wir natürlich nach Hause.

Gegenfrage auf eine Bitte nach Erfahrungen von Eltern mit ähnlichen Kindern finde ich auch nicht ganz so hilfreich.

Danke trotzdem...

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Thema Reizüberflutung und Ruhezeiten einbauen ist bei starkem Temperament sehr entscheidend. Habe ich erst nach o.g. Lektüre verstanden. Heute ist es selbstverständlich für mich dass der kleine durchtickt wenn ich unmittelbar nach der Krippe Spielplatz dran hänge.

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Hi,

Das gewünscheste Wunschkind habe ich schnell wieder weggelegt. Lies mal "so viel Freude, so viel Wut" oder "wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden". Die Titel hören sich blöd an aber es geht darum dass es einfach besonders temperamentvolle bzw gefühlsintensive Kinder gibt, das ist nichts anormales aber jetzt auch nichts das die Durchschnittsmutter kennt, dass man sich damit als Sonderling fühlt auf dem Spielplatz ist also normal. Kenn ich. Meiner hat ein Organ das ist unglaublich. Der kriegt es sogar im indoorspielplatz der riesig ist fertig dass sich alle nach uns umdrehen 🤷‍♀️🤣 ausgeprägte trotzphase gehört auch dazu. Bei ihm ist keine Emotion mal so halb, wenn er sich ärgert merkst du es und wenn er sich freut auch. Das ist laut. 🤷‍♀️Bei meinem ist es so dass er andere kinder so dermaßen anschreit/wegschreit wenn ihm was nicht passt... es gibt Kinder mit denen harmoniert er super, die müssen ihn aber irgendwie ausgleichen, unaufgeregt und ruhig sein. Oder vor älteren hat er Respekt. Ach ich hoffe das verwächst sich. Die o.g. Bücher fand ich schon gut, ich fühle mich jetzt weniger verantwortlich für sein Verhalten und bleibe meist ruhiger. Die Blicke der anderen Mütter lernen ich irgendwann auch koch ertragen und wünsche jeder augenverdreherin ebenfalls ein temperamentvolle Kind 🤷‍♀️😁

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Vielen lieben Dank für deine sehr hilfreiche Antwort. Die Bücher werde ich mir besorgen. Ich habe auch den Eindruck, dass er Emotionen sehr stark wahrnimmt und Schwierigkeiten hat, diese dann „umzusetzen“. Was habe ich mir schon für einen Kopf gemacht, ob und was ich/wir falsch machen. Bzw bin auch unsicher geworden, welche Reaktion die richtige ist 🤷🏻‍♀️

toll, dass du einen Weg für euch gefunden hast! Weiterhin starke Nerven 💪🤪

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Gern! Der erste Schritt ist denke ich das Verhalten nicht persönlich zu nehmen oder zu denken dass man was falsch macht. Temperament ist angeboren, man kann schon bei Säuglingen Unterschiede feststellen. Irgendwann zahlt sich das hoffentlich aus. Bis dahin heißt es wohl Zähne zusammen beißen 😅

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Hallo,

puh das klingt anstrengend. So wie ich dich lese, verwechselst du nicht 'bedürfnisorientierte Erziehung' mit 'die Bedürfnisse meines Kindes sind wichtiger als die der anderen' das ist ja schon mal gut :-) ich finde es nämlich auch sehr wichtig, dass Kleinkinder - bei allem Verständnis für altersgerechtes Verhalten - zu sozial verträglichem Benehmen angehalten werden und die Grenzen anderer respektieren lernen.
Mit Dreieinhalb hat euer Kind eigentlich schon eine gewisse Reife und Empathie, aber vielleicht ist er von seinem Temperament so stark getrieben, dass er mit den Situationen, die du beschreibst, einfach überfordert ist - nicht weil er es noch nicht könnte, sondern weil ihm seine Gefühle (noch) im Weg sind.
An deiner Stelle würde ich tatsächlich erst mal Situationen wie Spielplatz nach Kita und anstrengende Spielbesuche vermeiden - er soll natürlich lernen, sich sozial adäquat zu verhalten, aber bei der jetzigen Heftigkeit seiner Ausbrüche bist du wahrscheinlich gezwungen, öfter nachzugeben, als es pädagogisch sinnvoll ist ;-)

Kannst du einen anderen Heimweg wählen, der nicht beim Spielplatz vorbeigeht und zu Hause einfach was ruhiges machen? Und erstmal eher Leute besuchen statt Besuch kriegen, damit er seinen Besitz nicht verteidigen muss?

In ein paar Wochen oder Monaten kann sich das ja alles wieder entspannt haben.
Gute Nerven und liebe Grüße, c

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Hey,

ich hätte da folgende Tipps oder Anregungen.
Du meinst, es wäre besser nach Hause zu gehen. Junior will auf den Spielplatz. Meiner Meinung bist dann du dafür verantwortlich, eine sinnvolle Entscheidung zu treffen. Scheinbar ist dein Sohn noch nicht in der Lage sich selbst und seine Kapazitäten einzuschätzen. Genau hier krankt meiner Meinung nach die bedürfnisorientierte Erziehung. Es gibt Momente, da entscheidet Mama und gut ist. Muss man denn sich selbst (und evtl. auch anderen Menschen auf dem Spielplatz ) den Tag schwer machen, nur weil der Sohn meint, es wäre besser seiner „Laune“ freien Lauf zu lassen.
Solange er noch nicht einschätzen kann, dass er Eine Pause braucht, bist du dafür zuständig. Und dann könnt ihr erst zuhause ne Pause machen und danach zum
Spielplatz. Wenn andere schon flüchten...?!


Außerdem denke ich, dass du weniger Worte benutzen solltest. Die Informationsmenge, die Menschen aufnehmen können liegt bei 7+-2. bei Kindern ist sie noch niedriger. Der Erkenntnis könntest du deine Wortmenge anpassen.

Schöne Grüße