Scheinheilige Schwägerin

Hallo!
Was ich schreibe betrifft nicht mich. Es ärgert mich aber extrem.

Die Nachbarin meiner Schwägerin, eine gute Freundin von ihr, hat vor ca. 1,5 Jahren ihr Kind verloren. Sie wussten während der Schwangerschaft schon, dass so gut wie keine Überlebenschance bestand.

Meine Schwägerin, selbst Mutter von drei Kindern, war/ist immer sehr fürsorglich und hilfsbereit zu ihrer Freundin.

Wir fahren einmal im Jahr mit Familie, Freunden, Bekannten in den Urlaub.

Dieses Jahr mussten die Bekannten wieder früher abreisen. Als sie weg waren hat sich meine Schwägerin fürchterlich darüber aufgeregt, dass sie ihrem grossen Kind alles durchgehen lassen und der kleine mit Süssigkeiten ruhig gestellt wird. Im Grunde dreht sich aber alles um das verstorbene Baby. Da kamen dann so Sachen wie - die müssen dich damit abfinden - die wollen nur im Mittelpunkt stehen.

Ich konnte/kann nicht fassen was sie gesagt hat. Keine netten Worte, kein Verständnis, nichts. Das hätte ich nie von ihr gedacht.

Ich weis das mich das nichts angeht. Trotzdem finde ich es unmöglich von meiner Schwägerin. Ich habe mich wirklich für die geschämt...

Wenn sie bei einem solchen Thema schon so über jemanden bzw. gute Freunde her zieht möchte ich nicht wissen wie das bei Kleinigkeiten aussiehst.

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Aus Sicht einer Betroffenen...

Niemand, absolut niemand hat das Recht die Trauer eines anderen zu bewerten. Weder wie man zu trauern hat, noch wie lang oder sonst etwas. Trauer ist so individuell, keiner kann beurteilen was der trauernden Person gut tut und es gibt nicht DEN richtigen Weg.

Unser Sohn ist letztes Jahr am errechneten Entbindungstermin still zur Welt gekommen. Er verstarb vollkommen unerwartet einen Tag zuvor. Ich hatte mir Depressionen und Schlafproblemen zu kämpfen, nahm Medikamente und ging in Therapie. Meine Depression ist noch immer da, ich gehe noch immer zu meiner Therapeutin und ja, ich trauere noch immer. Das ist ok so und ich lasse mir von niemandem sagen "Jetzt muss aber mal wieder gut sein. Langsam muss es dir doch wieder gut gehen". Mein Kind ist gestorben. Es darf mir schlecht gehen. Ich zwinge niemanden mit mir in Kontakt zu bleiben, aber ich verbitte mir solche Kommentare.

Unser Sohn war und ist da. Er ist Bestandteil unseres Lebens, auch wenn wir ihn nicht an der Hand halten können. Und darum habe ich jedes Recht um ihn zu trauern. Genau dann wenn ich es tue. Und das gilt für alle Sterneneltern.

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Wie war denn deine Reaktion auf ihr Gerede?

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Ich habe wie alle anderen nichts dazu gesagt. Es war allen sichtlich unangenehm.

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Also nichts sagen und dann hintenrum über die Schwägerin ablästern. Wo genau besteht der Unterschied zu ihrem Verhalten?

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Auch wenn die Aussagen deiner Schwägerin wirklich unangebracht sind, enthalten sie wahrscheinlich doch ein Fünckchen Wahrheit.
Ich war selbst nach einem Schicksalsschlag depressiv, und genau das habe ich bei meinen Kindern gemacht: durchgehen lassen und ruhig gestellt.
Die Kinder rücken in den Hintergrund, die Gedanken drehen sich nur noch um den eigenen Schmerz. Das ist ungesund und darf nicht sein.
Hinter dem Rücken herziehen finde ich unmöglich und deine Schwägerin Scheint nicht empathisch genug um das direkt und vorsichtig anzusprechen.

Aber ich finde das Verhalten der Eltern auch problematisch.

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Ich finde, das sich die Eltern bei den Kindern nicht anders verhalten als vorher. Ich sehe sie aber auch nicht so oft. Sie waren schon immer recht locker.

Anfangs war es für die Mutter sehr schwer. Sie ist auch kaum mehr raus gegangen. Jetzt ist es fast wieder wie davor. Man kann natürlich in niemaden hinein schauen... aber ich denke nicht das sie depressiv ist.

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Der kleine hat sich selbst an den Süssigkeiten in der Speisekammer bedient. Machen die anderen Kids auch - bei denen ist aber meist nach einem Riegel Schluss. Beim kleinen nach 2-3.

Der Grosse ist von Grund auf schon recht aufgeweckt...

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Wenn man ein Rückgrat hätte hätte man srine Meinung sagrn können. Nichts sagen bedeutet man stimmt der Aussage zu.

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Habe ich noch nicht gewusst, dass das so ist. Man lernt anscheinend nie aus.

Vielleicht is es manchmal besser nichts zu sagen - auch wenn man nicht einer Meinung ist.

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"Nichts sagen bedeutet man stimmt der Aussage zu"

Stimmt doch gar nicht ☝️

Ich gehöre auch eher zu der Fraktion, die deutlich zeigt wenn ich etwas nicht in Ordnung finde. Es gibt aber auch Situationen wo ich bewusst darauf verzichte etwas zu sagen, abgesehen davon, dass ich dann recht häufig beschäftigt wäre, interessiert es mich manchmal nicht sonderlich oder die Situation ist für mich gerade unpassend oder zu unwichtig um eine Diskussion zu führen. Manchmal passiert es sogar, dass ich vom Gesagten so erstaunt/entsetzt BIN, dass ich erstmal darüber nachdenken muss.
Auf der anderen Seite halte ich es nicht unbedingt für klug immer weit und breit seine Meinung breit zu treten.

Je nachdem worum es geht und wie sehr mich das Gesagte stört, schlafe ich gerne auch eine Nacht drüber und frage nochmal nach, ob ich das richtig verstanden habe und erkläre, was mich genau stört. Die TE kann dann für sich entscheiden ob sich das für sie "lohnt".

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Du ärgerst dich über das Verhalten, was deine Schwägerin an den Tag legt, weil du es selbst genauso machst. Die fehler, für die man bei such selbst blind ist sieht man sieht umso besser bei anderen.

Deiner Schwägerin wird es ähnlich gehen.
Sie ärgert sich sicher auch so, weil sie an dem Verhalten irgendwas triggert.

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Guten Morgen

Menschen, die so ein Schicksal nicht erlebt haben, können es meistens nicht nachvollziehen. (was jetzt nicht heißen soll, sie sollten es mal erleben)
Während Sterncheneltern ihr Leben lang trauern, ist es für andere nach paar Wochen abgehackt.
Ich hätte ihr diesbezüglich ordentlich den Kopf gewaschen.

Was die Erziehungssache angeht..... Jeder erzieht wie will und das ist auch vollkommen in Ordnung so.
Aber jeder wird immer irgendwas bei einer anderen Familie finden, weil eben die Unterschiede da sind (der ist da zu locker, sie war da zu streng, das hätte ich so nicht gemacht usw).