16

Ich finde es erschreckend, wie viel hier regelmäßigen Alkoholkonsum bagatellisieren. Eine Form der Abhängigkeit ist es schon, wenn jemand nicht in der Lage ist, auf sein Feierabendbier oder das Glas Wein am Abend zu verzichten. Oder regelmäßig seine Grenzen beim Alkoholkonsum überschreitet. Da wundert es mich nicht, dass Alkoholismus in so vielen Familien unter den Tisch gekehrt wird, Angehörige sich nicht trauen, nach Hilfe zu fragen - sie sind ja über empflindlich und gönnen dem Partner nach einem schweren Tag ja nichts... - denn diese Einstellung wird man nicht nur hier im Forum finden.

Ist euch bewusst, dass nicht jeder Alkoholiker ständig sichtbar besoffen ist oder nach Alkohol riecht? Ist euch bewusst, dass das Verstecken von alkoholhaltigen Getränken eines der ersten und oft sicheren Anzeichen ist? Das zu den Anzeichen fortgeschrittener Abhängigkeit auch durchaus "Infektanfälligkeit" etc zählt? Suchtkranke sind verdammt erfinderisch, wenn es darum geht ihre Sucht zu verstecken. Sie merken zumindest anfangs selbst, dass es eigentlich "falsch" ist, was sie tun, aber KÖNNEN nicht anders. Aber der Schein muss gewahrt werden. Also wird versteckt und vertuscht, was das Zeug hält. Und das betrifft nicht nur alkoholabhängige Menschen sondern alle Drogenabhängigen.

Wenn die Sucht nicht mehr zu vertuschen ist, dann ist schon sehr viel kaputt und verloren. Und die Angehörigen haben mehr gelitten als alle wahr haben wollen. Sie sind ja nicht selbst süchtig... :-(

17

Hallo
Ich bin selber betroffen und mit einem aktuell gerade trockenen Alkoholiker verheiratet. Die Vorgeschichte ist lang und hat so ähnlich begonnen wie bei euch.
Heimlich trinken, lügen (mit einer unbeschreiblichen Dreistigkeit) und auch extremes „über den Durst“ trinken sind deutliche Anzeichen eines Alkoholproblems. Wie weit dieses Problem fortgeschritten ist, kann man so aus der Ferne nicht beurteilen und würde auch nichts bringen.
Meine ganz konkreten Tipps für dich: 1. Egal was er sagt und wie glaubhaft es klingt, lass dein Kind erstmal nicht mehr mit ihm allein. Er kann die Verantwortung wahrscheinlich nicht wahrnehmen. Das kannst du ihm so sagen.
2. Diskutier nicht mit ihm, mache keine Vorwürfe, stell keine Fangfragen, rieche nicht an seiner Atemluft und such nicht nach leeren Flaschen. Du brauchst deine Energie für dich.
3. Mach dir keinen Stress, fokussier dich ganz auf dich und dein Kind, trennen kann man sich jederzeit. Das muss nicht heute oder morgen sein. Schau dir das alles noch mal ganz in Ruhe an. Auch hier ganz wichtig, diskutiere nicht mit ihm, Alkoholiker sind unglaublich manipulativ.
Falls du Interesse an einem Austausch zwischen Betroffenen hast, kontaktiere mich doch einfach per PN.
Liebe Grüsse und alles Gute für euch

19

Moin,

erst mal bin ich entsetzt wie viele das bagatellisieren und Dich als überempflindlich hinstellen! Ich sehe es ganz klar so wie Du, da sind mehrere typische Anzeichen für eine Abhängigkeit!
Ich finde es toll dass Du das Problem nicht mehr verdrängst sondern Dich im stellst, ich habe da auch in meiner Vergangenheit Erfahrungen mit Suchtkranken gemacht und es ist viel schwerer und erfordert viel mehr Kraft und Energie sich dem zu stellen als es zu leugnen. Normalerweise versucht man es länger als es gut ist zu verleugnen, als Selbstschutz, wenn man es "annimmt" heißt das normalerweise dass es wirklich vorhanden ist.
Bitte such Dir zuerst selber Hilfe und lass Dich aufklären. Al-Anon wurden schon genannt. Die Gefahr dass man selber und das Kind in den Strudel gerät ist groß, Du hast jetzt schon teilweise Verhalten die man als Co-abhängig bezeichnet.

Das Eheversprechen ... das hat er Dir aber auch gegeben und bricht es.

Ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft, hoffentlich bekommst Du Deine Prüfungen einigermaßen hin!

20

Welche "Krankheit" schiebt er vor? Es gibt tyische "Maskerade-Krankheiten" von Alkoholikern, Magenprobleme und Kopf-Kreislauf sind da typisch wobei da auch Ursache und Wirkung fraglich ist.

22

Wenn du willst kannst du bei einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern wie z.b. al-anon
Unterstützung und Hilfe finden für dich.
Da sind Menschen, die ähnliche Erfahrungen mit ihren Partnern gemacht haben.

Er muss einsehen, dass er ein suchtproblem hat und daran arbeiten. Eine Trennung kann bei der Einsicht helfen.

24

Ach und.... in al-anon sagt man nicht, dass der Angehörige ein Problem mit dem Alkohol trinken hat. Sondern man selbst hat ein Problem mit dem alkohol trinken des Angehörigen.

Ob jemand ein Problem mit Alkohol hat kann nur er selbst definieren. Ob du ein Problem mit dem Verhalten seines Partners hast kannst auch nur du selbst definieren.

Ich gehe zu al-anon weil ich ein Problem mit dem aufwachsen in alhoholkranker Familie habe. Davor kannst du deine Tochter noch schützen.

28

So, ich wollte mich nochmal für eure Beiträge bedanken. Vielleicht werde ich in Zukunft tatsächlich eines der Angebote auf eine Kommunikation per PN annehmen. Eine Antwort war, dass ich vorsichtig sein soll mit solchen Anschuldigungen und genau das war der Grund für meinen Beitrag in einem Forum. Ich habe mit meinen Eltern nicht darüber gesprochen, es war mehr die Information, dass ich da hin könnte, das aber aus besagten Gründen nicht möchte. Meine oder gemeinsame Freunde möchte ich da auch nicht als Ansprechpartner haben, deshalb die Anregungen hier.
Die Beiträge haben mich zum Nachdenken gebracht und ich werde spätestens nach meinen Prüfungen ein Treffen der al anon hier besuchen. Oder eine Beratungsstelle.
Wir haben gestern, ohne Kind, noch einmal gesprochen. Ich habe deutlich gemacht, wie meine nächsten Schritte aussehen sollte er mir noch einmal so ins Gesicht lügen und wir haben das Thema als Gesprächsgrundlage für unseren nächsten Paarberatungstermin festgelegt. Damit ist für den Moment die direkte Anspannung genommen, mit einem konkreten Termin, an dem das Ganze noch einmal besprochen wird.
Ich hoffe ehrlich, dass ich mich nicht noch einmal hier melden muss und danke nochmals euren Gesprächsabgeboten!