Taufen lassen für die Familie?

Hallo zusammen!

Mein Mann und ich erwarten unser erstes Kind und in mir steigt immer wieder die Frage hoch, ob wir es taufen lassen sollten oder nicht. Mein Mann verdrängt das momentan noch.

Die Familie meines Mannes ist sehr religiös (katholisch). Meine überhaupt nicht, ich bin Atheist, wurde aber nach dem Motto "leben und leben lassen" erzogen. Mein Mann ist mittlerweile nicht mehr gläubig, was aber nicht "meine Schuld" ist. Im Gegenteil, er (!) wollte oft mit mir über religiöse Themen diskutieren, brauchte vielleicht auch mal eine andere Sichtweise. Ich glaube, eigentlich war er nie ein besonders gläubiger Mensch. Das kam scheinbar eher durch das "Mitmachen" im Umfeld. Eigentlich würde er gern aus der Kirche austreten. Bei Besuchen bei seinen Eltern wahrt er noch den Schein, obwohl ich glaube, dass seine Familie ahnt, dass er ihre Lebensweise bei uns zu Hause nicht mehr lebt. Aber ich denke, da fragt sicherheitshalber lieber keiner nach.

Nun das Problem. Dass ich nicht religiös bin, hat anfangs zu Spannungen geführt. Besonders mit meiner Schwiegermutter. Sie diskutiert aber nichts aus oder spricht es an, sondern lässt es einen anderweitig spüren. Seit etwa drei, vier Jahren ist aber von der Seite alles ruhig und es läuft zwischen uns allen eigentlich recht harmonisch.
Unsere Befürchtung ist, dass ein Nichttaufen unseres Kindes gleich mir angelastet wird und die Beziehung belastet. Und wie das aussehen kann, haben wir ja schon einmal gesehen. Leider würde das Argument "das Kind soll später selbst entscheiden" nicht wirklich ziehen. In diesem Thema ist meine Schwiegermutter nicht mehr auf rationaler Ebene zu erreichen.

Würden wir jetzt taufen lassen, würde das Kind trotzdem nicht religiös erzogen werden. Ich denke mir, dass es schon auffällt, wenn es das Tischgebet später nicht kann oder in der Kirche nicht weiß, was Sache ist, wenn es mal mit dem Papa und Oma und Opa gehen sollte. Zusätzlich zwinge ich das Kind nicht zur Kommunion, nur um Oma zu gefallen. Das soll es selbst entscheiden. Vertagen wir das Problem mit einer Taufe nicht einfach nur auf ungewisse, aber absehbare Zeit?

Rational würde ich eigentlich sagen, dass eine Taufe in unserem Fall kompletter Blödsinn ist. Andererseits riskieren wir damit einen mühsam hergestellten Familienfrieden.

Habt ihr Denkanstöße für mich?

#winke

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Nächstenliebe ist es, den anderen anzuerkennen, so wie er ist - damit würde ich argumentieren. Wenn sie selbst nicht die Werte lebt, die sie euch gerne "aufdrücken" möchte, dann hat sie irgendwas nicht verstanden. Bockigkeit ist glaube ich auch keins der zehn Gebote..

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Wir haben unser Kind auch taufen lassen weil die Schwiegerfamilie es wollte. Mein Sohn wird mit 18 austreten weil er keinerlei Verbindung zur Kirche hat. Wenn ihr durch die Taufe Ruhe habt macht es doch, austreten kann man ja immer noch.

LG
Visilo

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Aber dann würden sich ja weitere Sachen anschließen, zum Beispiel die Kommunion. Und es würde ja auffallen, dass das Kleine eben all die Sachen, die zum Beispiel die Cousinen tagtäglich machen (Tischgebet, Gebetswürfel, jedes Wochenende in die Kirche) nicht kennt. Ich möchte halt keine Scheinwelt für die Großeltern errichten, weißt du? Der Austritt müsste dann auch still und heimlich erfolgen. Meine Schwiegermutter hat schon mal durchblicken lassen, dass für sie eine Welt zusammenbrechen würde, wenn mein Mann jemals austreten würde. :-[

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Unser Sohn wurde nur getauft alles andere haben wir nicht gemacht. Er ging in Religionsunterricht, fand es aber langweilig. Er geht jetzt an eine kirchliche Schule und kann mit Kirche nichts anfangen.
Er meinte das 1. was er nach dem 18. Geburtstag macht ist austreten.
Ich denke heute glauben viele nicht mehr so stark wie früher. Das kann man nicht erzwingen.

LG
Visilo

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Puh, schwierig. Kurz zu meinem persönlichen Hintergrund: Ich bin auch absolut für "Leben und leben lassen", konfliktscheu/harmoniebedürftig, nicht gläubig (bin ausgetreten). Daher kenne ich den Konflikt. Ich hab mich auch lange nicht getraut, meinen Eltern zu "beichten", dass ich aus der Kirche ausgetreten bin - letzten Endes war es weniger schlimm als befürchtet. Sie haben sowieso gemerkt, dass ich keine inbrünstige Gläubige bin ;-)

Also rational betrachtet würde ich sagen: Wenn die (Schwieger-)Eltern eure Lebensweise nicht akzeptieren können, liegt der "Schuld" bei ihnen und nicht bei euch! Immerhin lassen sie euch dann nicht "leben", während du sie akzeptierst, wie sie sind. Da würde sich bei mir schon ein gewisser Widerwille regen.

Ich fände es auch ehrlich gesagt wirklich doof, wenn das Kind getauft wird und nicht mal die Täuflings-Eltern hinter dem Schauspiel stehen. Das ist doch unwürdig.

Wie du sagst, ihr könnt den Schwiegereltern sowieso nicht auf Dauer vorspielen, dass ihr Enkelkind christlich erzogen wird. Dann lieber ein ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende.

Das sollte aber dann dein Mann mit seinen Eltern klären, ansonsten kriegst du denke ich wirklich den schwarzen Peter zugeschoben.

Ev. könnt ihr auch anbieten, dass sich die Großeltern gemeinsam mit dem Kind einen Segen vom Pfarrer ihres Vertrauens holen, wenn es ihnen so wichtig ist.

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Hm, das mit dem Segen vom Pfarrer ist vielleicht wirklich nicht schlecht.

Mein Schwiegervater witzelte schon bei den Taufen der anderen Enkelinnen, man könne mich ja gleich mit taufen. Um ehrlich zu sein, ist mir das alles eine Spur zu sehr "drüber". Meine beste Freundin ist auch religiös, wäre auch Taufpatin, auch wenn sie von ihrem Glück noch nichts weiß ;-), aber sie lässt es sich halt nicht so heraushängen und würde da auch nie Druck ausüben. Mein Mann erfährt den Druck aber durchaus. Ein Austreten wäre ein Unding.

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Ich kann dich wirklich gut verstehen. Ich hab auch einige religiöse Menschen im Umfeld - Sie wollen mich nicht missionieren, ich behalte meine kirchenkritischen Kommentare für mich. Wir diskutieren manchmal ergebnisoffen über religiöse/gesellschaftspolitische Themen, das ist für beide Seiten interessant und erhellend. Das geschieht aber immer respektvoll.

Wenn nun dauernd so blöde Seitenhiebe kommen würden, könnte ich mich wohl nicht zurück halten und würde mit Kirchenkritik kontern... Ich will ja nun nicht den Teufel an die Wand malen, aber wie gehen die religiösen Großeltern denn mit ihren Enkeln um? Also erzählen die was von Hölle und Fegefeuer, wenn die Kinder schlimm sind? Oder sind das Kreationisten, die die Evolution ablehnen? Sowas würde ich mir nämlich ausdrücklich verbitten...

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Hallo, wie wäre es, wenn ihr es dem Kind überlasst, später, wenn es die notwendige Reife hat, sich taufen zu lassen oder auch nicht? Es kann ja trotzdem in die Kirche gehen, am Religiobsunterricht teilnehmen, mit dir z.B., wenn ihr mögt, eine Spielgruppe in der Gemeinde besuchen - und irgendwann wird es vielleicht Gespräch und dann entscheidet euer Kind für sich. Auch die Mutter deines Mannes sollte wissen, dass euer Kind - getauft oder nicht, früh oder später - mit Gottes Schutz aufwächst. Christliche Werte sind nie verkehrt, aber um diese zu vermitteln oder anzunehmen muss man nicht in der Kirche oder getauft sein.
Ich würde mich da gar nicht drängen lassen. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben :-)! LG

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Ich glaube eben, dass dieses Argument bei meiner Schwiegermutter definitiv nicht zieht. :-( Die anderen Enkel wurden auch alle früh getauft.

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Ich finde...es ist euer Kind und IHR entscheidet, wie es für euer Kind sein soll!

Ich finde, wenn ihr als Eltern beschließt, nocht zu taufen. Dann ist das so. Punkt.

Ich würde das dann auch nicht groß ankündigen. Wenn die Schwiegis dann mal fragen sollten, dann verweist du sie an ihren Sohn. Und der sollte nur kurz und knapp dazu äußern, dass es eich als Eltern nicht wichtig ist, ihr die Glaubenszugehörigkeit bzw. -wahl dem Kind überlassen möchtet und sie das so bitte zu akzeptieren haben! Das Kind ist und bleibt ihr Enkel, so wie er ihr Sohn ist. Er kann ja hinzufügen, dass er weiß, wie sie das sehen, aber ihr seit erwachsene Menschen und trefft autonome Entscheidungen.

Meine Kinder sind getauft und co. Trotzdem beten wie höchstens an Heilig Abend alle gemeinsam am Tisch. Wie sind auch sicher nicht jede Woche oder Monat in der Kirche. Aber hin und wieder eben schon.

Damals war ich jung und dumm und ließ es für sie Familie tun...totaler Quatsch! Heute bin ich in der 30. Woche und wir werden wieder taufen lassen, aber uns diesmal viel mehr Zeit lassen, als es die Familie als richtig erachtet...

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Hm gar nicht so einfach, weil sie ja nach der Taufe keine Ruhe geben würden. Ich finde es ganz schlimm, wenn man jemanden etwas aufzwingen will. Wir führen eine gemischte religions Ehe, so würde ich das mal nennen. Mein Mann Muslim und ich Christin. Meine Kinder sind weder getauft, noch beschnitten, da wir es den Kindern selber entscheiden lassen, was sie möchten. Von mir bekommen sie die christlichen Geschichten zu hören und von Papa die muslimischen. Im übrigen unterscheiden sie sich nicht sehr stark. Für mich würde es nie und nimmer dazu kommen, dass mich jemand dazu zwingen könnte, mein Kind entweder zu taufen oder zu beschneiden oder oder oder

Ich persönlich würde also von Anfang an reinen Tisch machen. Ja dann sind sie beleidigt oder sauer oder sonst was, aber es ist euer Kind und ihr macht es so wie ihr es für richtig haltet, genauso wie eure Eltern das bei euch getan haben. Sei stark und setzt eure Meinung durch

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Wenn ihr nicht dahinter steht, dann würde ich auch auf eine Taufe verzichten. Auch auf die Gefahr hin den Familienfrieden zu riskieren.

Es ist euer Kind und ihr werdet immer wieder Situationen haben wo euch jemand rein reden möchte. Wenn ihr jetzt tauft, dann ist doch auch die Erwartung da, dass das Kind die Kommunion macht. Dann steht das nächste Problem im Haus und ihr müsst euch dann rechtfertigen. Wenn ihr euch darauf einlasst.

Für meinen Partner und mich war immer klar, dass wir hinter einer Taufe nicht stehen. Also wird auch nicht getauft.

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Lebt ihr euer Leben, oder das deiner Schwiegereltern?

Das alleine zählt.

Wenn ihr euer Kind taufen lasst, ohne selbst gläubig zu sein, ist es definitiv falsch und verlogen.

Ich würde mein Kind nicht taufen lassen. Es ist nicht euer Problem, wie sie es verkraften.

Hätten sie einen Glauben, wo alle Söhne beschnitten werden... Würdest du das dann auch in Erwägung ziehen, nur um Ruhe zu haben?

LG hoeppy

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Ähnliche Situation wie bei uns.
Unsere Söhne sind nicht getauft. Die Schwiegereltern konnten das bei ihren Kindern handhaben wie sie wollten, wir bei unseren Kindern so wie wir es für richtig halten.

Wie man sich in einer Kirche benimmt, sollten meine Kinder aber durchaus wissen, und wenn die Oma gemocht hätte, hätte sie ihnen auch gern Tischgebete beibringen können.

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Euer Kind, eure Entscheidung.
Nur um Konflikte zu vermeiden, so was mit zu machen ist doch nicht wirklich eine Option.
Was würde denn schlimmstenfalls passieren?
Es knallt, na und?

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Und zu sehr wird es schon nicht knallen, sie werden ja vermutlich guten Kontakt zum Enkelkind haben wollen.
(Und sollten sie das nur wegen der fehlenden Taufe nicht wollen, dann wärs auch wirklich nicht schade drum.)