Warum ist es so unvorstellbar, dass man auch ohne Kinder wirklich glücklich sein kann?

HI :-)
Ja ja, ich weiß. Die anderen wissen immer alles besser. Allerdings habe ich das Gefühl, es gibt kein anderes Thema, bei dem die Menschen so penetrant sind.
Es geht um meine Schwester.Anfang 40. Eine gestandene Frau, in nicht so ganz typischem Beruf.
Sie wollte noch nie Kinder. Das hat sich auch nicht geändert, als sie älter wurde. Es liegt nicht an einer fehlenden Partnerschaft, an den Finanzen, an medizinischen Gründen,... Sie möchte einfach keine Kinder bekommen. Sie hat viele Neffen und Nichte, Freunde mit Kindern und darunter auch Patenkinder. Diese liebt sie, die Kinder lieben sie auch extrem, und das reicht ihr völlig. Ihr aktueller Beruf war immer ihr Traum. Sie machte erst eine Ausbildung und arbeitete in dem Beruf, dann hat sie umgesattelt und ist seitdem sehr glücklich. Da fangen die Fragen auch schon an. So langsam müsste sie dort aufhören, das geht doch so mit Kindern nicht (Auslandseinsätze usw.) #kratz Sagt sie dass sie keine Kinder will, kommt auch jetzt noch: "Ach, das haben wir doch alle mal gesagt. Wirst schon sehen!" und so geht es ewig weiter. Schon fast verletzend sind Aussagen in die Richtung "Ohne Kinder weiß man doch überhaupt nicht, was Glück ist".
Unsere engste Familie, wie unsere Eltern, sind zum Glück nicht so. Die nehmen uns alle, wie wir sind:-)! Ansonsten wird sie aber von überraschend vielen Menschen damit "belästigt". Auch von Menschen, die sonst so absolut nicht sind. Es ist nur dieses eine Thema.
Wie seht ihr das? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Grüße

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Hallo,

ja, diese Erfahrungen haben wir auch gemacht - ganz ähnlich wie deine Schwester. Toller, erfüllender Beruf, ebenfalls viele Kongresse und Konferenzen im Ausland, oft umgezogen. Glückliche Partnerschaft und ein sehr zeitintensives Hobby, das uns ebenfalls grosse Erfüllung brachte. Kinder waren uns stets willkommen, wir mochten es sehr, mit ihnen zu spielen, Basteln, Ausflüge etc., hatten aber nie den "Drang", unbedingt Kinder zu haben.

Je lauter die Fruchtbarkeitsuhr (für andere!) tickte, desto anmassender wurden die Bemerkungen. Häufig fielen Sprüche wie "das kann man ohne Kinder nicht beurteilen", "erst wenn man Kinder hat, hat das Leben einen Sinn", "alles wird unwichtig neben den Kindern" "Glück erlebt man nur mit Kindern" etc. - es wurde einem häufig suggeriert, ein unvollkommenes Leben zu haben. Diese Aussagen sind nicht FAST verletzend, sondern sie sind es ganz klar und arrogant dazu.

Als sich bei uns überraschenderweise ein Doppelpack eingeschlichen hatte, war für viele ihr Weltbild wieder in Ordnung gerückt.

Wir finden unsere Kinder selbstverständlich die liebsten, schönsten, intelligentesten und tollsten Kinder dieser Welt und lieben sie ganz doll. Unser Leben war VOR den Kindern, nun auch aus der Sicht der Kinderhabenden, aber keinen Deut ärmer, sinnloser oder langweiliger. Es war komplett anders - wir waren aber nicht minder glücklich. Im Gegenteil, heute müssen wir als Paar ganz schön daran arbeiten, dass wir auch bewusst das Paarleben organisieren, etwas, was früher ganz von selbst ging.

Wir sind auch mit Kindern nicht in der Olymp der immerwährenden Glückseligkeit aufgestiegen und haben nach wie vor unsere Alltagsprobleme und -sorgen, stehen immer noch mit beiden Beinen auf dem Boden und schweben nicht.

Für mich sind solche Aussagen und Reaktionen ein Ausdruck dafür, dass sich diese Menschen hauptsächlich über die Kinder definieren und diese ihr ausschliesslicher Lebensinhalt sind.

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Hallo,
ich finde es überhaupt nicht unvorstellbar! Nicht jeder ist für Kinder gemacht und das isz völlig okay. Mir persönlich würde etwas fehlen ohne meine Kinder, aber ich erinnere mich auch sehr gerne an das ungebundene Leben davor, viel reisen, ausschlafen am Wochenende, nur für sich selbst verantwortlich zu sein, das war auch toll. Ich kann mir schon vorstellen, dass so mancher dies ungerne aufgibt, vielleicht Karriere macht, ungebunden bleiben will.
Es sollte jedem selbst überlassen bleiben, jedoch sehr (!) wohl überlegt. 2 Vollzeitarbeitende, Karrieremachende, dazu Kids in Vollzeitkrippe, -kiga, -hort, das finde ich persönlich nicht gut, aber das ist meine Meinung.
Gegen blöde Sprüche sollte deine Schwester sich Kontersprüche überlegen, würde mich auch ärgern, stets gefragt zu werden. Kinder zu haben ist ja kein Muss :-).

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Hallo,
solches Gejammer kenne ich von meiner Familie auch. Es entspringt der egoistischen Vorstellung die sich viele von Kindern machen.

Da fällt mir immer das schöne Gedicht ein: "Eure Kinder sind nicht eure Kinder"
Eure Kinder sind nicht Eure Kinder.

Es sind Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.

Sie kommen durch Euch, aber nicht von Euch, und obwohl sie mit Euch sind, gehören sie Euch doch nicht.

Ihr könnt ihnen Eure Liebe geben, aber nicht Eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr könnt ihrem Körper ein Heim geben, aber nicht ihrer Seele, denn ihre Seele wohnt im Haus von morgen das Ihr nicht besuchen könnt, nicht mal in Euren Träumen.

Ihr dürft Euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie Euch ähnlich zu machen.

Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es beim Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen Eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

Khalil Gibran (1883-1931)

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Ich glaube ich würde mich jedes mal übergeben, wenn ich immer wieder das selbe hören würde.

Meine Tochter ist mein größtes Glück doch verurteile ich die Menschen ohne Kinder nicht... ich beneide die sogar manchmal.

Man hat immer und überall Vor- und Nachteile.

Schön, dass die Familie hinter euch steht, das ist sehr wichtig.

Alles Gute deiner Schwester :)

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Hallo,

ich finde es nicht so unvorstellbar und kenne niemanden, der sich da reinhängt. Höchstens die eigenen Eltern, die vielleicht traurig sind, aber Außenstehende? Das ist frech, auch wenn manch einer es nur gut meint.

Wahrscheinlich muss deine Schwester mal auf den Tisch hauen und gerade raus sagen, dass sie das nervt.

LG

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Hiho, ich kann mir sehr gut vorstellen auch ohne Kinder glücklich zu werden oder zu sein. Mein Mann und ich wollten auch nie welche... Naja, jetzt habe ich zwei 🤔. Dafür bin ich sehr dankbar, aber ich habe auch Freude die keine Kinder haben und wollen, find ich völlig OK. Ich würde auch niemals sagen, daß sie dadurch was verpassen. Mit Kindern ist es nun mal ein ganz anderes Leben. Ich denke, es hat beides seine guten und schlechten Seiten.
Auf blöde Sprüche würde ich nichts geben. Jedem das seine 😁

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Ich kenne auch einige Frauen über 40, die keine Kinder haben.
Bei einer weiß ich sicher, dass sie nie welche wollte (also auch nicht Opfer der Umstände geworden ist (fehlender Mann, Unfruchtbarkeit)).
Mir selbst völlig egal. Jeder soll so glücklich werden, wie er meint.

Allerdings hat auch meine Mutter eine kinderlose Freundin, die mit 40 genauso gedacht hat, wie deine Schwester.
Jetzt ist die Frau 70, ihr Mann schon verstorben, die eigenen Eltern sowieso, sie selbst war Einzelkind, keine weitere Verwandtschaft.
Nun bereut sie es, sagt rückblickend, dass das mit der Kinderlosigkeit im Alter doch sehr einsam macht.
Das gibt einem hin und wieder doch zu denken, denn der Mensch kann ja sehr oft seine Meinung und Ansichten ändern, aber in Bezug auf Kinder ist der Zug irgendwann abgefahren.
Man muss sich also für ewig entscheiden ab eine gewissen Punkt.

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>>>Nun bereut sie es, sagt rückblickend, dass das mit der Kinderlosigkeit im Alter doch sehr einsam macht.<<<

Einsamkeit im Alter liegt meiner Meinung nach nicht (allein) an der Kinderlosigkeit, sondern daran, dass man zeitlebens soziale Kontakte zu wenig gepflegt hat.

Ich habe sehr guten Kontakt zu meinen Kindern (und Anhang), aber ich erwarte nicht, dass sie für mich die Entertainer sind.

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Wir sind 6 Geschwister, mittlerweile haben alle außer sie (mehrere) Kinder. Das älteste Kind ist jetzt schwanger. Auch unsere Eltern haben mehre Geschwister. An Verwandten mangelt es nicht. Ich denke ehrlich gesagt das ist bei ihr auch ein Grund, warum sie keine Kinder will. Also so wie Einzelkinder z.B. aus ihrer Erfahrung unbedingt viele Kinder wollen.
Freunde hat sie sehr gute und sie ist, so gut es mit ihrem Job geht, in Verein und beim Sozialen Engagement tätig. Da mache ich mir bei ihr 0 Sorgen.

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Ich verstehe das auch nicht. Mir persönlich ist es völlig egal, ob jemand Kinder hat oder nicht. Kinder kriegen, nur weil es sich gehört oder damit man ins gesellschaftliche Schema passt, wäre ja so etwa das Dümmste, was ich mir vorstellen könnte.

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Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen sich anmaßen anderen etwas zu deren Leben zu sagen! Jeder soll doch bitte sein Leben so leben, wie er es möchte und es ihn glücklich macht ohne dass andere meinen, dies bewerten zu dürfen!

Als ich mit dem 2. Kind schwanger war, hat mir jemand gesagt, dass wir dann ja endlich eine richtige Familie werden. Mit nur einem Kind wäre man das ja nicht. Das fand ich auch sehr verletzend!

Leben und leben lassen!