Mann selbstständig, Frau mit Vollzeit überfordert

Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt hier schreiben soll, doch vielleicht kennt jemand diese Situation und kann mir einen Rat geben, da ich momentan das Gefühl habe, die einzige Frau auf der Welt zu sein, die nicht alles locker hinbekommt.

Mein Mann ist seit über einem Jahrzehnt selbstständig und das auch sehr erfolgreich. Die Aufträgsbücher quellen über und er ist ca. 12 Stunden täglich am Arbeiten (Montag bis Sonntag). Dazu haben wir ein zwölfjähriges Kind, ein großes Haus und einen Hund. Ich selbst gehe 40 Stunden pro Woche arbeiten und kümmere mich hier um alles allein. Seit einem halben Jahr merke ich bzw auch meine Familie, dass ich der Belastung so nicht standhalte. Ich "lebe" in der Woche nur für die Arbeit und versuche am Wochenende zumindest das Nötigste der Woche aufzuholen. Ich war immer ein seht geselliger Mensch, doch inzwischen schaffe ich es kaum mich mit Freunden oder Familie zu verabreden und wenn es doch mal klappt, kann ich nur von Arbeit reden. Allgemein meckere ich laut meinem Mann täglich stundenlang über Arbeit (das Betriebsklima ist aktuell eher schlecht, da aufgrund von Personalmangel auf "persönliche Befindlichkeiten" keine Rücksicht genommen werden kann zB wird auch kranken Kollegen angeraten arbeiten zu kommen, da man sonst seine Kollegen im Stich lässt und sich selbst fragen soll, ob 39 Fieber wirklich ein Grund sein kann, nicht auf Arbeit zu erscheinen. Allgemein hat man seine Freizeit gefälligst auch zu Gunsten der Firma einzuschränken und bitte auch außerhalb der Arbeitszeiten spontan zur Verfügung zu stehen). Ich kann in den nächsten Jahren meine Stunden auch nicht reduzieren, da ich die Vertretung meiner Kollegin bin, die sich in Elternzeit befindet.

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Hallo,

wäre vielleicht ein neue Stelle was für dich?

Und du kannst dein Kind auch mit in die Hausarbeit einbeziehen.


vg
novemberhorror

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Mein Mann und unser Kind helfen aktuell wo sie können, da sie ja auch sehen, dass ich am Limit bin. Auch eine Putzkraft war im Gespräch und wir suchen auch, aber so leicht findet sich hier keine. Wir leben im Osten und hier ist es einfach normal, dass man als Mutter Vollzeit arbeitet und den Rest gebacken bekommt. Als ich vor zwei Jahren meinen Jahresurlaub plus Überstunden genutzt habe für die endgültige Renovierung unseres Hauses und den Umzug, wurde sofort getratscht im Dorf, ob ich etwa nicht arbeiten gehe, da mein Auto dauerhaft da steht.

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Ich wohne auch im Osten - und bin selbständig, teile mir meine Arbeitszeit selbst ein und habe eine Putzfrau. Ob meine Nachbarn dazu etwas zu sagen haben, weiß ich nicht. Es interessiert mich auch schlicht nicht.
Ich kapiere nur nicht, dass man dauerhaft am Limit ist und das nicht abstellt, wenn es keine existentielle Notwendigkeit gibt, so zu schuften.

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Finanziell gesehen brauchen wir die Arbeit eigentlich nicht und so sprach mein Mann mit mir diese Woche, ob ich nicht stundenweise sein Büro übernehmen möchte. Ich hätte damit Home Office und könnte mir meine Arbeit zeitlich frei einteilen. Gleichzeitig würde ich ihn natürlich damit Arbeit abnehmen und damit auch seine Familienzeit erhöhen.

Doch ich habe Zweifel. Wir wären dann vollkommen abhängig von der Firma und hätten kein Notstandbein mehr. Dazu kommt, dass ich mich wie ein Schwächling dabei fühle, denn andere Frauen wuppen doch auch Alles allein und ich wäre dann außerhalb der Büroarbeit Hausfrau und Mutter.

Hat vielleicht jemand Erfahrungen wie ich mit der Situation besser umgehen kann?

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Wenn dein Mann seit mehr als zehn Jahren seinen Laden am Laufen hält und ihr davon so gut leben könnt, dass dein Einkommen nicht nötig ist, braucht ihr nicht wirklich ein "Notstandbein". Nichtsdestotrotz hätte ich auch keine Lust, mich von meinem Partner so abhängig zu machen und in einem Chef-Untergebene-Verhältnis zu arbeiten.
Aber warum reduzierst du nicht deine Stunden oder suchst die einen neuen Job?

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Was ist an der Idee Deines Mannes schlecht? Du würdest ihn entlasten, er hätte dadurch vielleicht keinen 12h-Tag mehr und gleichzeitig ist es eine Entlastung für Dich. Was Du, wenn es gut läuft, immer noch tun kannst, ist Dir eine geringfügige zweite Arbeitsstelle zu suchen.

Es geht hier nicht darum, wie andere alles wuppen, es geht um Dich und Deine Familie. Und da jeder Mensch anders belastbar ist musst Du Dir eingestehen, dass es so nicht weiter geht. Ein Schwächling ist nur, wer zu stolz ist, sich seine Schwächen einzugestehen.

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Hallo,

ich wohne auch im "Osten" und hier ist auch noch fest verankert, dass eine Frau Vollzeit arbeiten gehen muss. Ansonsten gilt sie als faul. Das Kind gehört mit 1 Jahr in die Krippe und die Frau an die Arbeit. Selbst bei Frauen, die 20 - 30 Stunden wöchentlich machen, heißt es: "die arbeitet ja nur ein paar Stunden". Ich weiß also was du meinst und wie du dich fühlst. Zu deinem Druck daheim kommt der Druck der Gesellschaft. Ich habe dieses Spiel nicht mit gespielt und bin erst wieder arbeiten gegangen als unser jüngstes Kind in der Schule war. Ich war 12 Jahre nur Hausfrau und Mutter. Klar, die Leute haben geredet. Meine Mutter hat sich sogar teilweise geschämt, dass ich nicht arbeiten gehe. Mir war es aber völlig Wurscht. Es war das von uns gewählte Familienmodell, uns ging es finanziell sehr gut, da mein Mann genug verdient hat, ich war abgesichert und daher war es mir egal was die anderen denken. Es ist mein Leben und dafür rechtfertige ich mich nicht. An deiner Stelle würde ich mir den Allerwertesten für die Firma nicht aufreißen. Wenn es eine Arbeitsstelle wäre, zu der du gern gehst, ok. Aber nicht wenn ihr die Sklaven der Firma seid. Jede Firma ist selbst verantwortlich wie viel Personal sie einstellt. Hat sie zu wenig, muss sie die Konsequenzen tragen. Wem ist geholfen, wenn du irgendwann mit Burn Out komplett aus dem Verkehr gezogen bist? Dann hat deine Familie ein Problem und die Firma wird es dir nicht danken. An deiner Stelle würde ich den Job in der Firma deines Mannes annehmen. Sollten die Geschäfte irgendwann nicht mehr laufen, kannst du immer noch nach was anderem schauen.

LG
Michaela

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Genau dieses Bild was ich beigebracht bekommen habe, lässt mich ja so dran zweifeln. Meine Mutter ist leider früh Witwe geworden mit 3 Kindern und mir wurde seit klein auf eingetrichtert, dass "Frau" immer ihre Familie alleine versorgen können muss egal was kommt.

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Deine Mutter ist eine andere Generation, überleg mal, welches Jahr das war und wie die Situation jetzt ist. Jede Frau darf entscheiden, wie sie ihr Leben lebt und wie sie sich für den Fall der Fälle absichert. Wenn Dein Mann eine hohe Lebensversicherung hat und ihr Mann damals nicht, ist das z.B. eine ganz andere Ausgangslage.

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Hallo,

ich versteh es auch nicht ganz.

Du reibst dich auf, damit irgendwelche Leute nicht schlecht von dir denken?

Und fühlst dich unfähig weil du nicht 40 Std. und Haushalt und Mutterschaft nicht unter einen Hut kriegst?

Also ich arbeite nicht und habe trotzdem eine Putzfrau. Und bin trotzdem noch gut ausgelastet.
Keine Ahnung warum Frau immer meint das es nobel ist sich aufzuarbeiten.

Wenn das Einkommen von deinem Mann reichen würde und du nicht "abhängig" sein willst - (wobei auch das so eine Sache ist. Wenn du ihm dem Rücken frei hälst und dich um alles andere kümmerst, warum meinst du ist deine Arbeit weniger wert?) dann such dir doch einen netten Nebenjob mit weniger Stunden?

Diese Sorgen finde ich hausgemacht.

Viele Grüße

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Wenn du Vollzeit arbeitest, und dein Mann quasi rund um die Uhr... dann frage ich mich
1) wasgenau ist vor oder seit einem halben Jahr anders, das du es nicht mehr schaffst?
2) warum ihr euch für die Hausarbeit keine Unterstützung holt?
3) du dir dieses Arbeitsklima gefallen lässt und dich nicht um eine anere Stelle bemühst?

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Eine Haushaltshilfe suchen wir seit Ende des Jahres sind aber bisher nicht fündig geworden.

Ich habe vorher woanders gearbeitet. Auch Vollzeit aber 2 Tage davon Home Office mit einer Chefin die selbst ein Kind in dem Alter hatte und entsprechend viel Verständnis. Wenn also ein dringender Termin anstand oder das Kind krank war, war das kein Problem. Leider musste aufgrund von Auftragsschwäche Personal abgebaut werden und da ich als Letzte gekommen bin, ging ich auch als Erste.

Dazu kommt, dass die Firma zwar gut lief, aber die Menge nicht ganz so extrem war wie jetzt. Mein Mann ist im Baugewerbe und da ist hier seit Monaten Notstand. Wir können jetzt schon keine Termine vor Frühjahr 2020 vergeben.

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Die Aushänge für Haushaltshilfen gibt es bei ReWe & Co. zuhauf. Wie kann man da so lange suchen? Das ist echt das Erste, was ich nach einen Umzug suche. Ohne Haushaltshilfe bin ich aufgeschmissen. Ein Burn Out im Leben reicht vollkommen.

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Also ehrlich gesagt wenn ich das hier so lesen bist du mehr als am Limit. Und die nächsten Jahre wird sich das bei eurer offenbaren Personallage nicht ändern. Der Chef kann ja gerne erwarten das ihr in der Freizeit euch einschränkt aaaaber rechtlich ist er damit gesichert. Denn ihr müsst das nämlich nicht. Ich weiß es klingt blöd wenn ich dir jetzt schreibe das es immer einen gibt der es macht und einen der es mit sich machen läßt.

Du bist ziemlich fertig und wenn man dann sieht das es so weder weitergehen kann noch das sich langfristig was ändert stellt sich die Frage was DU KANNST!!!???
Willst du selbst so weitermachen? Was wäre dein eignes Ziel? Du brauchst Freizeit um auch wieder runter zu kommen. Ob dein Mann dieses Pensum seinerseits halten kann steht auf einem anderen Blatt aber bei dir ist schon Ende der Fahnenstange.
Und mal ehrlich von wegen Kollegen mit 39 Fieber sollten zur Arbeit kommen. Die spinnen auch wenn ich verstehen kann das man unter Druck anders handelt.
Aber letztendlich schadet es deren GEsundheit und sie könnten auf Dauer ziemliche Nachteile haben und dann??? Dann sagt der Chef sicherlich nicht DANKE DAS IHR EURE GESUNDHEIT RUINIERT HABT! Ne der meckert dann noch das keiner zur Verfügung steht und sucht sich den Nächsten ders mitmacht. Und ihr steht dann da und dürft von vorne anfangen mit Einschränkungen.

Wenn du also deine Stunden nicht reduzieren kannst weils der Chef nicht mitmacht was wäre die Alternative? Gehen? Dienst mit weniger Streß und den Chef nen guten Mann sein lassen?
Mach dir vielleicht mal ganz in Ruhe Gedanken und überleg dir welcher Weg auf Dauer für dich der Beste ist.

Ela

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Ich finde die Idee von deine Mann super und würde sofort zugreifen. Natürlich nicht "nebenbei" sondern als vollwertige Angestellte mit allem drum und dran und natürlich auch Gehalt. Ich würde die Arbeit (wenn die Auftragslage das her gibt) sogar Vollzeit machen. Dann bist du in einem ganz normalen Angestelltenverhältnis - du zahlst in Rente, Arbeitslosen- und Krankenversicherung ein. Somit bist du auch abgesichert, wenn mal etwas sein sollte.

Gleichzeitig entlastest du deinen Mann, so dass er wieder mehr Zeit für die Familie hat, was wiederum dich entlastet. Dein Mann schmälert legal den Gewinn seines Unternehmens, was sich wieder steuerlich für ihn auszahlt. Und gleichzeitig steht euch das Geld als Familie zur Verfügung.

Du arbeitest Vollzeit - damit hast du kein Problem mit deinem Umfeld. Du hast die Vollzeit, aber bei freier Zeiteinteilung und kannst somit wesentlich flexibler auf die Bedürfnisse deiner Familie eingehen.

Noch ein weiterer Aspekt. Du bekommst Einblicke in die Abläufe des Unternehmens und bist nach einer Weile dann vermutlich auch in der Lage das Unternehmen weiter zu führen, sollte mal etwas mit deinem Mann sein (Krankheit oder ähnliches). Das gibt euch an der Stelle dann noch einmal Sicherheit.

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Bei uns im Westen wärst Du dann die Rabenmutter wo der Mann nicht genug verdient um Dir das zuhause bleiben oder zumindest Teilzeit zu ermöglichen 😜
Es wäre mir soooo egal was andere denken! Die finden doch immer was zu reden...
Ich habe vor kurzem ein Interview mit einer Frau gelesen die im Hospiz-Dienst Sterbende begleitet- die hat auch ein Buch geschrieben. Kein einziger hat auf dem Sterbebett bereut zu wenig gearbeitet zu haben! Alle haben die fehlende Zeit mit Freunden und Familie bedauert. Ich würde dringend mal nachdenken wer Dir den Arbeitseinsatz wirklich dankt, und wenn man sich krank zur Arbeit schleppt. Besuchen die Dich später im Altenheim?
Du MUSST es nicht alles so schaffen, wenn es zu viel ist ist zu viel, egal was die anderen denken!

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Gut geschrieben #pro!

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Kündige deinen Job, arbeite für deinen Mann, bis es dir wieder besser geht und du gestärkt bist und such dir dann in Ruhe einen neuen Job, wenn du merkst, dass du nicht für immer und ewig bei deinem Mann mit arbeiten möchtest.

Was andere tratschen kann dir doch am Arsch vorbeigehen. Über meine Mutter wurde auch getratscht damals (und wir wohnen im Westen), und oh mein Gott, war ihr das egal. Man muss doch mit sich selber zufrieden sein innerhalb der Familie.

Aber naja, wenn dir das so wichtig ist: Fahr morgens mit deinem Auto weg, park es etwas entfernt, versteck ein Fahrrad im Gebüsch und fahr dann damit wieder nach Hause, damit du dann um 17:30 wieder mit deinem Auto vorfahren und sehr gestresst aussehend ins Haus rennen kannst. ;-)