Mit Familie brechen?

Die Geburt meines zweiten Kindes steht bald bevor und ich bin hin und her gerissen, was meine Familie angeht. In meiner ersten Schwangerschaft und nachdem meine Tochter da war, habe ich mich sehr im Stich gelassen gefühlt. Ich hatte gesundheitliche Probleme und keine Unterstützung. Als es mir besser ging, habe ich mich sehr darum bemüht wieder mehr Kontakt zu meiner Familie zu haben, aber irgendwie bleiben die Beziehungen oberflächlich. Bei meiner Familie bin ich selten wirklich ich selbst. Wir haben ganz unterschiedliche Einstellungen zum Leben. Jetzt Frage ich mich, hat es überhaupt noch Sinn? Wenn ich mich immer bemühen muss und nichts zurück kommt, wozu habe ich dann Familie. Meine Geschwister können nicht einmal fragen wie es mir geht. Soll ich ihnen trotzdem Bescheid sagen, wenn das Baby da ist? Oder soll ich mich einfach auf meine eigene Kleinfamilie konzentrieren?

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>> Ich hatte gesundheitliche Probleme und keine Unterstützung. <<

Hast du sie um Unterstützung gebeten?

>> aber irgendwie bleiben die Beziehungen oberflächlich. <<

Wie hast du Kontakt gesucht? Hast du lediglich per WA Kontakt gehalten, hast du angerufen, bist du zu Besuchen gefahren?

>> Wir haben ganz unterschiedliche Einstellungen zum Leben. Jetzt Frage ich mich, hat es überhaupt noch Sinn? <<

Kontakt zu Menschen, die unterschiedliche Lebenseinstellungen haben, ist immer sinnvoll und erweitert gelegentlich den eigenen Horizont - zumindest wenn man nicht davon ausgeht, den einzig richtigen Weg zu gehen.

>> Meine Geschwister können nicht einmal fragen wie es mir geht. <<

Fragst du sie denn, wie es ihnne geht?

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Ja, ich habe mich immer wieder gemeldet, besucht, Gespräche gesucht. Das ganze geht schon seit sehr langer Zeit. Ich war die erste, die aus unserer Region weggezogen ist. Meine Geschwister haben dann eine Eigendynamik entwickelt, in der ich nicht anwesend bin. Einige Jahre später sind die Karten neu gemischt und ich wohne mit zwei Geschwistern in der gleichen Region wohingegen nur noch die älteste Schwester "zu Hause" wohnt. Geändert hat sich jedoch nicht viel. Ich bin über zehn Jahre immer wieder hin und her gereist um alle zu besuchen. Und so lange ich alleine in einer spannenden Stadt gewohnt habe, wurde ich auch ein Mal im Jahr besucht. Jetzt sind es drei Haushalte in der gleichen Region und häufig werden meine Geschwister besucht, ich jedoch nicht. Mit Kind hatte ich einfach nicht mehr die gleichen Möglichkeiten.

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Hallo!
Dein Wunsch nach Anteilnahme und Unterstützung ist in deiner Situation so verständlich. Leider sind nicht alle Familien so, wie wir uns das manchmal wünschen.
Ich denke, dass du nichts verkehrt machst, wenn du dich erst einmal auf deine kleine Familie konzentrierst und Abstand von den enttäuschten Erwartungen gewinnen kannst. Manchmal kommt ganz unerwartet etwas Positives, wenn man „loslässt“.
Alles Liebe und Gute!

Judith

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Ich halte nichts von kindischen Radikal-Lösungen.

Warum solltest Du mit Deiner Familie "brechen"?

Konzentrier Dich doch einfach auf Deine eigene Kleinfamilie und lass die Herkunfsfamilie nebenher laufen. Dann brauchst Du den Kindern gegenüber kein schlechtes Gewissen zu haben, dass sie keinen Kontakt zur Familie haben können, weil Du mit ihnen gebrochen hast. Ihr könnt Euch weiterhin ab und zu mal sehen, und die Kinder können sich selbst ein Bild machen, ob sich da eine Beziehung entwickelt oder nicht.

Ich kann mit meiner Mutter überhaupt nichts anfangen, weil sie nie wirklich eine Mutter für mich war. Meinen Kindern ist sie als Oma trotzdem wichtig, und das sogar, obwohl sie rein gar nichts für meine Kinder tut (im Gegenteil, ich versorge sie wöchentlich).

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Hallo!

Nur weil Deine Familie einen Umgang pflegt, der nicht so innig ist, wie du es dir wünschen würdest, ist das doch kein Grund für einen kompletten Bruch.

Ein wirklicher Bruch mit der Familie ist etwas, das unendlich weh tut, und zwar vor allem auch dir selbst. Du würdest dann nicht mal erfahren, wenn dein Vater im Krankenhaus liegt oder deine Oma gestorben ist, das ist dir schon klar, oder? Kein Besuch zur Taufe, auf der Konfirmation kommt auch nur die Familie deines Mannes und so weiter. Darunter leiden auch die Kinder.

So schlimm ist es bei Dir doch gar nicht. Du solltest ganz normal deine Familie über die Geburt informieren, und dich sonst eben mit konkreten Dingen melden - nicht warten, ob sie Hilfe anbieten, sondern AKTIV danach fragen. Und sonst bleibst du in normalem Kontakt: Familienfeiern, runde Geburtstage, Weihnachten, rufst alle 2 Wochen an um zu hören, wie es ihnen so geht, und besuchst sie alle 2-3 Monate.

Ich habe als Kind immer drunter gelitten, dass von meinen Großeltern nur ein sehr alter und gebrechlicher Opa übrig war, sonst aber keiner mehr am Leben war. Nehme deinen Kindern das doch nicht weg, nur weil du meinst, man müsste sich noch mehr um Dich bemühen.

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Bei dem von dir vorgeschlagenen Modell sind wir schon seit einer Weile. Es geht in erster Linie um meine Geschwister. Wir sehen uns zu Geburtstagen, Hochzeiten und Geburten. Auf der letzten Feier haben mich meine Schwestern ignoriert. Ich war extra für sie hochschwanger angereist. Jetzt Frage ich mich einfach, ob ich weiter aktiv eine Beziehung pflegen soll, die anscheinend nicht gewünscht wird.

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Ich würde in jedem Fall bescheid sagen, wenn das Baby geboren ist.
Dann kannst Du ja immer noch sehen, wie es dann ist.

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Hast du denn Unterstützung gegeben in Zeiten, wo es anderen nicht gut ging? Wenn ja, sehen das deine Verwandten auch so? Das Ganze ist immer ein Geben UND Nehmen, nicht nur Nehmen.
Alles Gute!

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Ich glaube, ich habe tatsächlich nicht um Hilfe gebeten. In der Schwangerschaft hatte ich gefragt, ob mich jemand besuchen kann. Ich musste lange liegen und habe mich einsam gefühlt. Das hatte ich klar kommuniziert. Es kam niemand. Danach habe ich mich nicht mehr getraut meine Gefühle zu äußern oder zu zeigen.

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Es ging darum, in wieweit DU denn Unterstützung ANGEBOTEN hast - von dir aus, für sie! Man kann nicht von sich aus nichts geben und dann hoffen, dass alle aufspringen, wenn du Hilfe brauchst.

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...wenn keiner bosartig zu dir ist, sondern ihr einfach recht verschieden sind, dann würde ich den Kontakt behalten.
Und anfangen, bei den Treffen "ich selber" zu sein. Sonst wirkst du ja auch nicht ehrlich oder bist sehr schwer einschätzbar. Das macht es natürlich schwerer, mit dir ein tiefes Gespräch zu führen. Man merkt ja, dass du dich verstellst.

Du weisst nie, was du mal an Familie brauchst. Und wer dir mal helfend die Hand reicht, wenn du es nicht erwartest.
Natürlich schickst du Geburtsanzeigen - natürlich rufst du mal an. Und sag doch deutlich, was du brauchst. Vielen hilft das.

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Das klingt nach einem guten Vorschlag, danke! Ich glaube ich habe mich sehr weit zurück gezogen.

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Klar sagst du, wenn das Baby da ist.

Aber danach läßt du die anderen "kommen" und meldest dich nur noch bei deiner Familie, wenn du LUST dazu hast und nicht, wenn du meinst es wäre an der Zeit, mach von denen doch auch keiner.

Das hat aber nichts mit "brechen" zu tun, nur ein anders Miteinander....

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Stimmt ;-) so in etwa läuft das im Moment ab.

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Ist dir wirklich bewusst was ein radikaler Kontaktabbruch alles mit sich bringt?
So wie ich das verstehe entsprechen sie in einem harmlosen Bereich einfach nicht deinen Vorstellungen.
Breche den Kontakt nicht ab, sondern halte ihn einfach mal locker. Durch Kinder kann sich sowas ja ändern. Evtl. wird das Verhältnis zwischen allen bzw. Kindern und Verwandten inniger.

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Nee, es ist eine lange und komplizierte Geschichte mit vielen Verletzungen und Intrigen. Das Problem ist, das wir vier Geschwister sind. Einer hat immer Ärger mit einem anderen. Jetzt gab es innerhalb von zwei Jahren vier Kinder in der nächsten Generation. Ich hatte wirklich gehofft, dass wir als Onkel und Tanten netter zu einander sind.