Tochter war im Zeltlager, Übergriffe eines Jungen...Wie würdet ihr reagieren?

Hallo,
meine Tochter wird demnächst 13 und kam vor ein paar Tagen aus ihrem alljährlichen Zeltlager zurück. Der Veranstalter ist ein christlicher Verein. Kinder zwischen 6 und 12 Jahren dürfen mitfahren. Für meine Tochter war es das letzte Mal. Die Reise ging 8 Tage.

Meine Tochter kam hellauf begeistert zurück. Es hat ihr mal wieder sehr gefallen. Stunden später erzählte sie mir, dass es dort einen 7-jährigen Jungen gab, der alle Mädchen "begrapscht" hat. An Po und Brust. Ich war erschrocken und fragte, ob sie es den Betreuern erzählt hat. Ja, hat sie und die meinten, sie werden mit ihm reden, aber selbst bei einigen Betreuerinnen hätte er es auch gemacht. Zu den Betreuern sei gesagt, dass das alle ehrenamtlich machen, außer die Leiterin, eine etwa 40-jährige Dipl.-Pädagogin. Der Rest der Betreuer besteht aus jungen Mädchen zwischen 16 und Anfang 20, meist selbst ehemalige Teilnehmerinnen und einer Polizistin, auch etwa 40 Jahre alt. Außerdem ein paar männliche Betreuer, vorrangig für die Nachtwache.

Dieser Junge ist schon nach kurzer Zeit laut Aussage meiner Tochter im Zeltlager als "Grapscher" bekannt gewesen.

Am vorletzten Tag ging meine Tochter mit 3 weiteren Mädchen zum Klo. Dort hat er alle 4 Mädels abgefangen, ihnen Feuerzeuge an die Körper gehalten und ihnen gedroht, er werde sie jetzt anzünden. Die 4 Mädchen wollten ihm die Feuerzeuge wegnehmen, hatten es aber nicht ganz leicht mit ihm, zumindest bekam meine Tochter dabei noch einen Schlag in den Bauch von ihm.

Als sie die Feuerzeuge hatten, gingen sie zu einem Betreuer, erzählten was passiert ist und überreichten die Feuerzeuge. Der Junge musste zum Gespräch zur Leiterin. Heraus kam dabei, dass er die Feuerzeuge zuvor in einem Laden in der Nähe gestohlen hat.
Daraufhin wurden seine Eltern informiert und der Junge wurde abgeholt.
Am nächsten Tag war das Zeltlager zu Ende.

Da die Leiterin gleich mit der nächsten Gruppe zum nächsten Zeltlager fährt, kann ich sie momentan nicht erreichen. Es gibt aber ein "Nachtreffen" nach den Ferien.

Auf die Frage, wie meine Tochter sich nach dem "Begrapschen" gefühlt hat, meinte sie, "Mama, das mit dem Anzünden war ja wohl viel schlimmer!"

Ich bin noch etwas verwirrt und sprachlos über die ganze Sache. Vor allem, dass der Junge 6 Tage grapschen durfte ohne Konsequenzen und dann am 7. Tag aufgrund eines Ladendienstahls nach Hause geschickt wird. Jedenfalls kommt das laut den Erzählungen meiner Tochter so bei mir an.

Würdet ihr das auf dem Nachtreffen ansprechen? An die Leiterin unter 4 Augen oder in großer Runde öffentlich, wenn allgemeine Fragen beantwortet werden? (Auch damit es bekannt wird und nicht unter den Tisch gekehrt wird - falls andere Mädchen "vergessen" haben, es zu zuhause zu erzählen)?

Ist es normal, dass meine Tochter so leichtfertig damit umgeht? (Anzünden war schlimmer). Natürlich ist auch die Absicht, 4 Mädchen anzuzünden schlimm und der Schlag in den Bauch....aber soweit wäre es gar nicht gekommen, wenn man den Jungen gleich nach dem ersten Grapschen nach Hause geschickt hätte.

Was haben die Mädchen jetzt daraus gelernt? Ein 7-jähriger darf grapschen ohne dass es Konsequenzen hat. Was, wenn sie später mal Opfer eines "richtigen" Mannes werden? Denken die dann auch, der darf das? Ich habe ihr immer schon gesagt, niemand hat das Recht, sie so anzufassen.

Meine Tochter ist noch so geflasht von der Reise, dass der Rest anscheinend überwiegt und dieser Vorfall sie gar nicht so großartig beschäftigt bzw. die Reise trotzdem noch als tolles Erlebnis empfunden wird.

Lege ich da zuviel Gewicht rein? Übertreibe ich? Was ist, wenn die Leiterin sagt, davon weiß sie nichts, ihre Betreuerinnen hätten ihr nichts erzählt (so etwas in der Art befürchte ich als Antwort). Vor ein paar Jahren gab es dort mal zwischen ein paar Mädchen "Zickenalarm" und als deren Eltern beim Nachtreffen wissen wollten, was da genau vorgefallen ist, sagte die Leiterin "Eltern müssen nicht alles wissen."
Deshalb befürchte ich auch so eine ausweichende Antwort.

Ich weiß echt nicht, wie ich damit umgehen soll.

Vielen Dank für Ratschläge.
LG

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Ein Siebenjähriger der Mädchen unsittlich berührt tut dies wohl nicht aus sexuellen Motiven, sondern weil er gelernt hat, dass er dadurch Reaktionen und negative Aufmerksamkeit hervorruft. Dass mit dem Kind etwas nicht stimmt dürfte klar sein und das muss auch nochmal deutlich herausgestellt werden. Aber rede Deiner Tochter jetzt keine Gefühle ein, die sie nicht empfindet. Das Zeltlager sollte ihr so in Erinnerung bleiben, wie sie es erlebt hat. Und da war keine sexuelle Belästigung aus ihrer Sicht dabei.

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Ich schließe mich dir an.
Mit 7 Jahren hat grabschen keine sexuelle Motivation.
Und auch die Mädchen haben es wohl eher als störend empfunden.
Sprich mit deiner Tochter das sie sich körperlich gerne währen darf, wenn sie jemand körperlich angeht. Und künftig sollten sie auf mehr Rückendeckung durch die Betreuer pochen.
Aber vermittel ihr nicht, dass es ein sexueller Übergriff war.
Ich würde wenn, unter 4 Augen der Leitung sagen was passiert ist.

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Das empfinde ich ebenso,danke.
Als ehemalige Leiterin weiß ich auch um die Schwierigkeit, mit auffälligen Kindern umzugehen. Oft tut es ihnen gut, da sie aus sozial schwachen Verhältnissen kommen. Dann möchte man sie nicht vorschnell nach Hause schicken. Der Diebstahl brachte natürlich das Fass zum Überlaufen, aber vorher hat man sicher gehofft, die Kritik werde Früchte tragen.

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Guten Morgen,

das ist harter Tobak und da meine Tochter (13) heute für 14 Tage ins Zeltlager fährt, fühle ich mich da besonders "getroffen".
Ich versuche jetzt, mir vorzustellen, wie ich reagieren würde und gehe da mit Dir eigentlich völlig konform. Für mich ist auch unverständlich, dass er solange sein Unwesen treiben konnte und erst der Ladendiebstahl ein Wegschicken ausgelöst hat. Ich würde, wie Du, das Nachtreffen abwarten und es dort öffentlich, nicht unter vier Augen, ansprechen, ohne Nennung des Namens des Jungen. Erst die andere Seite anhören und dann reagieren. Sollte es tatsächlich so sein, dass die Gruppenleiter bescheid wußten, aber nicht reagiert haben, ist das ein Skandal und ich hätte überhaupt kein Vertrauen mehr in diese Veranstaltung. Wenn die Betreuer die Vorfälle NICHT an die Lagerleitung gemeldet haben, ebenso. Dann bleibt es abzuwarten, wie sich die Lagerleitung zu den Vorfällen äussert. Ich würde erwarten, dass sie mich überzeugen, wie sie in zukünftigen Krisensituationen vorhaben, zu agieren. Überzeugt mich das nicht, hätte es zwei Konsequenzen: MELDUNG an übergeordnete Stelle und, auch wenn es für meine Tochter hart wäre, eine andere Gemeinschaft suchen, die Zeltlager veranstaltet. Ich gebe meine Tochter vertrauensvoll mit einem großen Vorschuss an Vertrauen in die Hände dieser Menschen. Ich würdige deren ehrenamtlichen Einsatz mit großem Respekt, erwarte aber auch, dass jedes Kind unbeschadet und behütet wieder heimkehrt. Natürlich kann immer etwas derartiges geschehen (leider), dann erwarte ich aber, dass UMGEHEND reagiert wird und weiterer Schaden von den Kindern abgewendet wird. Wer sich nicht benehmen kann, fliegt. So einfach! Sätze wie "Eltern müssen nicht alles wissen" dürften nicht fallen, dann komm ich ganz gepflegt aus dem Quark. Ich trichtere meinem Kind seit 13 Jahren ein, dass sie mit allem, was sie belastet zu mir kommen kann und dann so ein Satz von einer Person, der ich meine Tocher anvertraue? Wohl eher nicht!
Mein Rat also: warte das Nachtreffen ab, sprich es nicht nur an sondern mach es zu einem eigenem TOP des Treffens und warte, was passiert. Passe dann die nächsten Schritte in ihrer Verhältnismässigkeit an.

Alles Gute,
Claudia

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Ich denke mal, wäre der Junge im bewußteren Alter von 10 oder 12 J. gewesen, hätten sie wahrscheinlich früher und stärker eingegriffen. Das Thema mit dem Feuerzeug zu drohen und der Diebstahl hat das Fass eben zum Überlaufen gebracht, da es nicht nur eine negative aufmerkskeitsdefizite Störung ist, sondern zeigte, dass der Junge mehrere unvereantwortliche Baustellen hat .

Da es deine Tochter nicht ganz so psychisch empfunden hat, denke ich mal, dass ganze Camp ihn nicht so ernst nahmen, sondern eher nervig, zwecks seinen noch jungen 7 Jahren.
Im Enddefekt, sollte man mit den Betreuer klären, dass solche Kinder bei unwirksamen 1-2 Ermahnungen früher deren Eltern informiert werden und früher heimgeschickt werden. Wenn ein 7jähriger schon so tickt, dann stimmt ZUhause einiges nicht und wird im Laufe des älter werden , sich noch steigern, wenn man nicht dagegen lenkt.Da dürfen die Eltern rugig spüren, das etliches in ihrer Familie schief läuft, um mal in die Realität zu Erwachen.

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Ja, ich finde schon, dass du übertreibst...
Den „Grabscher“ hat deine Tochter in 2 Wochen vergessen, sie zeigt doch, dass es für sie nur nervig war und ich finde die Feuerzeugsache auch schlimmer.

Man muss nicht aus allem ein Exempel statuieren! Da wird auch keiner irgendwas falsch draus lernen.

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Ganz ehrlich, du übertreibst!

Das Verhalten des Jungen war nicht ok, aber ich vermute mal weniger sexuell motiviert als Aufmerksamkeit erhaschend und nervig.

Du weißt doch gar nicht, was sie Betreuer unter sich ausgemacht haben und was sie mit dem Jungen gesprochen haben. Es geht dich auch nichts an und es wird dir auch hoffentlich keiner sagen, ob in Bezug auf die Familie etwas unternommen wurde. In dem Fall gilt nämlich: Andere Eltern müssen nicht alles wissen. Ich gehe auch davon aus, dass der Feuerzeugdiebstahl das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Als ich 7 war, fanden es die Jungs in meiner Klasse total lustig, den Mädels unter die Röcke zu schauen. Das wurde in der Schule geahndet und fertig.

Das Verhalten des Kindes ist blöd, in der Familie mag es Defizite geben, aber man muss auch nicht immer alles kriminalisieren.

Nimm es doch an, wie deine Tochteres empfindet: ein nerviger 7 jähriger und das mit dem anzünden ist schlimmer (finde ich in dem Fall übrigens auch!).

Ich würde da hat nichts ansprechen, sondern meine Tochter dafür loben, dass sie die Situation so gut gelöst haben.

Lg

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Hallo,
also ich würde es schon ansprechen bei dem Nachtreffen.
Nicht Namentlich aber einfach um einmal die andere Seite zu hören.
Grabschen, Anzünden und Ladendiebstahl... da läuft einiges unrund und deine Tochter war ja nicht als einzige betroffen.
Ich finde nicht das das verharmlost werden sollte.
Alles Gute

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Was mir als erstes dazu eingefallen ist... jetzt vielleicht nicht wirklich hilfreich, aber 4 Mädchen (davon eine 12 die anderen wohl auch in dem Alter) haben schwierigkeiten einen 7-Jährigen zu überwältigen.

Ich weiß jetzt nicht genau, wenn ich mich in die Situation hineinversetze frage ich mich, wieso die Mädchen dem Jungen keine geknallt haben. Ja klar, Gewalt sollte das letzte Mittel sein, aber wenn ein kleiner Junge so penetrant grapscht, dann hätte ich als Mädchen dem sinnerlich im Affekt eine gescheuert. Wenn das paarmal passiert, hätte er es evtl aufgegeben?

MIch wundert das auch sehr, dass der Junge da weitermachen konnte damit obwohl die Betreuer informiert waren.

Ich würde das auf dem Nachtreffen öffentlich ansprechen auch um mal abzuchecken, wie die anderen das empfunden haben.

Anzünden und in den Bauch geschlagen werden würde ich in diesem speziellen Fall sicherlich auch als "schlimmer" empfinden.

Ich finde den ganzen Fall sehr seltsam und bin irritiert über das Verhalten von dem jungen, den ädchen und den Betreuern.

Warscheinlich war mien Beitrag jetzt keine Hilfe... außer, dass ich deine Verwirrung darüber durchaus teilen kann.

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Bin ich die einzige, die sich sorgt, dass der Junge nicht nur Täter, sondern auch ein Opfer sein könnte?

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Klar ist der Junge ein armer Kerl, aber um den gehts hier ja in erster Linie nicht.

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Ich denke Aozora meint, Opfer von sexuellem Missbrauch, und der Verdacht liegt bei so einem Verhalten leider nahe. Mich würde da auch interessieren, ob in dieser Hinsicht von der Lagerleitung etwas unternommen wird (JA informieren?)

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Der Junge ist 7 und damit kein Sexualstraftaeter. Allerdings finde ich sein Verhalten etwas besorgniserregend und ich frage, woher dieses Verhalten kommt.

Ja, ich würde das auch ansprechen, allerdings zunächst mal unter 4 Augen. Einfach fuer den Fall, dass es irgendwelchen Details oder Informationen gibt, von denen du nichts weisst und die nicht vor versammelter Mannschaft besprochen werden sollten.

Grundsätzlich sollte sowas nicht unter den Teppich gekehrt werden, aber die Mädchen wurden eben auch nicht von einem Erwachsenen angegrabscht, was das Ganze noch mal auf eine ganz andere Ebene bringt.