Talent fördern

Hallo

Ich möchte einfach mal Eure Meinung hören.
Meine Tochter wird bald 5 und ist begeisterte Ballerina. Sie trainiert derzeit 4 Mal die Woche mit Kindern zwischen 7 und 8. Sie hat Talent und hier frage ich mich nun, welchen Weg wir einschlagen sollen.
Ihre derzeitige Ballettschule ist gut, besteht seit 30 Jahren. Aber das ganze wird nicht wirklich professionell im Sinne von Wettkämpfen oder Aufführungen betrieben.
Die Gruppen bestehen aus 10 Kindern und wenn ich mir die vier verschiedenen Gruppen in denen sie trainiert anschaue fällt mir auf, dass es nur hobbymässig betrieben wird. Sie ist die einzige die 4x die Woche trainieren möchte bzw. trainiert. Würde es nach ihr gehen wäre die täglich an trainieren... es gibt hier kein Erfolgsaushängeschild ( Titel WM o.ä.)Die Lehrerin hat viel Erfahrung, Tanz studiert und weiß was sie tut.

Dann gibt es eine andere Ballettschule. Das ganze macht einen professionelleren Eindruck. Es gibt regelmäßig Aufführungen in denen die Kleinen zeigen können was sie gelernt haben und später wenn sie soweit wäre würde es zu Wettkämpfen gehen. Die beiden Trainerinnen sind selbst mehrfache Weltmeisterinnen im Ballett.

Ich überlege nun, dass sie nach den Sommerferien wechselt. Trainingszeiten sind ähnlich.
Irgendwie habe ich nur Bedenken, dass dort dann evtl zu viel Druck und Ehrgeiz herrscht. Meine Tochter versucht immer alles perfekt zu machen und sie würde sich mit Sicherheit dort sehr rein steigern.
Ich bin hin und her gerissen was das Beste für SIE und ihre Zukunft ist. Wenn sie wirklich beim Ballett bleibt und es später beruflich machen möchte müssen wir die Schule wechseln, um sie bestmöglich zu fördern. Andererseits habe ich Bedenken, dass zu viel Druck ihr den Spaß nehmen könnte???wir können ja nachdem wir zur Konkurrenz gewechselt sind im Fall der Fälle nicht wieder zurück zur alten Schule...

Ihr könnt mir die Entscheidung nicht abnehmen, aber was würdet ihr machen?

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Ehrlich gesagt würde ich bei der jetzigen schule bleiben. Es soll ihr Spaß machen. Der Druck, der auf Kindern im Profi Sport lastet, ist enorm. Zumal gerade Ballett Tänzer einen sehr hohen Preis für Ruhm zahlen. Die Füße sind vollkommen kaputt, das Gewicht muss SEHR streng kontrolliert werden, Magersucht oder Bulimie sind an der Tagesordnung, Freizeit gibt es nicht. Ich würde niemals mein Kind dazu drängen, dieses Hobby zum Beruf zu machen. Der Preis, der dafür bezahlt wird, ist einfach zu hoch.

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Sehe ich genauso.

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Ich sehe das ähnlich. Nur ein paar Ausnahmen schaffen es damit wirklich Geld zu verdienen. Und kommt es am Ende des Tages nicht darauf an? Den Traum der Prima-Ballerina träumen doch nur ganz ganz wenige. Und was hat sie davon, wenn sie ( global gesehen) eine von doch vielen ist, die enormes Talent hat, es aber zum Leben auch nicht reicht?
Gibt es vielleicht ein Zwischending? Die Schule in der Ihr seid ist ja doch recht lasch. Wettkämpfe sind ja durchaus toll, Leistungsdruck finde ich schlimm. Schwer...

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Was sagen denn die Trainer?

Ich dachte ja, dass diese bei besonderen Talenten an die Eltern herantreten. Gerade wenn es gar nicht ums Gewinnen von Wettbewerben geht.

Und ja, ich würde auf die Trainer zugehen. Mit dem Argument, dass eine berufliche Baletttänzerin nicht die Zeit hat sich erst mit 15 Jahren dafür zu entscheiden, aber eine 4 jährige schlicht und ergreifend noch nicht in der Lage ist diese Entscheidung zu fällen.

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Ihre derzeitige Trainerin ist etwas eigen und nicht sehr gesprächig. Sie sagte mir einmal, dass sie ein „Rohdiamant“ sei und dran bleiben muss. Und „man mal schaut wohin es geht“
Wettkämpfe übt dort niemand aus, egal welches Alter.

Die Trainerinnen in der neuen Schule meinten bei der Probestunde, dass sie talentiert ist und sie sie gerne fördern möchten und in die Wettkampfgruppe aufnehmen möchten,

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Keine leichte Entscheidung.

Wenn ich mein Kind so einschätzen würde, dass es das will würde ich es darauf ankommen lassen.

Später hat sie die Gelegenheit nicht mehr, aber aussteigen geht immer.

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Deine Tochter ist 5, laß sie doch einfach noch ein bißchen Kind sein und hör auf ihr Leben zu verplanen.

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Nachdem meine Schwester Leistungssporrlerin gewesen ist, würde ich bei meinen eigenen Kindern versuchen, da gegenzusteuern.

Wünschst du dir das wirklich für deine Tochter? Eine berufliche Zukunft im Ballett?

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Danke für alle Antworten erst mal!
Nein ich selbst bin nicht sportlich und würde ihre Zukunft eher gerne woanders sehen.
Wiederum möchte ich aber nicht, dass sie mir später vorhält ich hätte ihren Traum nicht genug gefördert. Ich möchte nicht ihre Zukunft verplanen ihr aber auch nicht durch falsche Entscheidungen im Weg stehen.

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"ich hätte ihren Traum nicht genug gefördert."
Sie ist nichtmal 5 und kann ganz sicher nicht einschätzen, was "ihr Traum" für Konsequenzen nach sich zieht. Mein 4Jähriger träumt von Baggern, vom Kindergarten, seinem besten Freund - aber ganz sicher nicht von seiner beruflichen Zukunft! Fahr sie 2 x pro Woche hin, am besten in eine Gruppe mit anderen 4-5jährigen Mädchen wegen der Kontakte und ermögliche ihr eine KINDHEIT!

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Hallo!
Was will sie denn? Wenn sie dort schon einmal mitgemacht hat, konnte sie ja schon etwas reinschnuppern. Eventuell wäre es ja auch möglich eine etwas längere Zeit auszumachen in der sie dort mal für 2,3 Wochen so mitmacht wie sie das nach einem Wechsel würde ?
Ballet ist für den Körper natürlich noch eine andere Hausnummer, aber generell dagegen Bzw. generell gegen Leistungssport wäre ich dennoch nicht. Auch wenn ich die andere Seite der Medaille kenne, mit einem Kind was sich durch den Sport kaputt gemacht hat und da auch nicht die einzige ist.
Ich denke du musst es so sehen: du willst ihr alle Möglichkeiten offen halten. Und es gibt halt Sportarten bei denen man schon relativ früh dabei sein muss um sich die Tür richtig offen zu halten. Aber dennoch verpflichtet ihr euch mit einer Entscheidung nicht auf Lebenszeit. Was kommt kann dir keiner sagen. Es macht keinen Sinn jetzt, wo alles gut ist, über alle möglichen Eventualitäten nachzudenken. Natürlich ist es gut und richtig sich Gedanken zu machen, aber ihr solltet die Entscheidung nicht davon abhängig machen ob ihr das ganz in x Jahren zu viel werden könntet. Passiert das, findet ihr dann eine Lösung.
Gerade in der Jugend kann alles passieren. Ich kenne ein Mädel das super viel Talent hat. Alle Auswahlmannschaften durchlaufen, Nationalmannschaft, top Verein,... aber irgendwann merkte sie das ist nichts mehr für sie. Letztendlich hat sie komplett aufgehört und bereut das kein bisschen. So kann es auch gehen.

LG

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Hallo,
sie ist 4! Von "Profikarriere" kann da doch noch überhaupt keine Rede sein. Ich wäre nicht begeistert, würde eins meiner Kinder planen, sich im Laufe der Zeit den Körper zu zerstören. Denn genau das ist es, was passiert. Ich würde es als Hobby 2-3 × pro Woche immer unterstützen, möchte aber auch, dass Zeit für Schule, Verabredungen, Geburtstagseinladungen, mal Faulenzen ist - oder für ein Instrument oder eine andere Sportart.
Wir standen auch einmal an diesem Punkt, wo ihr jetzt steht (allerdings Kunstturnen) und sind jetzt, 8 Jahre später, immernoch sehr glücklich, dass wir (bzw. meine Älteste mit uns zusammen) den "Hobbyweg" gewählt hat. Unsere Tochter wird 13, es ist ein intensives Hobby, das sie liebt, aber es bleibt genügend Raum für viele, viele weitere schöne Dinge. Das wäre anders nicht der Fall. Ein Kind sollte auch Kind sein dürfen und können.
Für mich wäre die Entscheidung glasklar.
VG

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Ich in kein Experte in Sachen Ballett, aber wenn ich lese 'fast fünf', ruft das bei mir schon Schnappatmung hervor. Finde ich, rein gefühlsmäßig, viel zu früh, um überhaupt nur an Leistungssport zu denken. Aber wie gesagt, ich weiß nicht, wie das beim Ballett ist. Eventuell würde ich mal bei anderen Ballettschulen/Lehrern anfragen und mich erkundigen. Gibt es da keinen Dachverband, wo man sich eventuell erkundigen könnte?

Ich kenne das nur vom Fußball. Bei unserem Mittleren hat das mit sieben schon angefangen. Da kamen immer mal wieder Trainer und Verantwortliche auf uns zu, haben uns ein Probetraining angeboten und uns erzählt, welch großes Talent er sei. Ich habe da sehr lange die Schotten dicht gemacht, er war in unserem Dorfverein glücklich und solange das so war, gab es keinen Grund, etwas zu ändern. Sehr geärgert hat mich in dem Zusammenhang auch, dass uns von einem Verantwortlichen was erzählt wurde von wegen 'Sprung verpassen' und er wäre ja schon fast zu alt (!).

Da war ich sehr froh, dass wir durch Zufall Kontakt zu einem anderen, höherklassige Verein bekommen haben. Der Trainer dort hat uns bestätigt, dass er Talent habe, der Jugendscout sich ein Training in seinem Verein angeschaut habe und es keinen zwingenden Grund gibt, seinen sofortigen Wechsel zu verlassen. Das Training wäre gut, er war Stammspieler, hatte Zeit und Ruhe, sich (körperlich) zu entwickeln. Ein Jahr später ist er dann doch gewechselt, weil er auch in der älteren Mannschaft nicht mehr ausreichend gefordert wurde.

Inzwischen ist er dreizehn, spielt bei eben diesem Verein im NLZ und ist glücklich und zufrieden. Von den Jungs, die mit sieben, acht schon dorthin gewechselt sind, ist übrigens kaum mehr einer übrig. Jedes Jahr gibt es - bis zu einem bestimmten Alter - Sichtungstage, das heißt jedes Mal: Bringst du deine Leistung nicht, weißt ja, im Frühjahr wird aussortiert. Es wird halt oft erstmal 'gesammelt', damit auch ja kein Talent unentdeckt bleibt oder am Ende bei einem anderen Verein landet.

Das mag im Ballett jetzt vielleicht nicht sein, aber auch bei meinem Sohn wird gemessen und gewogen und geschimpft, wenn es über Weihnachten zu viel Lebkuchen gab. Bei Fußballern, wie ist das dann erst beim Ballett wo der Erfolg - behaupte ich jetzt einfach mal - sehr viel mehr auch vom Äußeren abhängt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für ein so kleines Kind gut ist, schon so früh in diese Mühlen zu geraten.

Wie gesagt, an deiner Stelle würde ich mir eine zweite und dritte und möglichst unabhängige Meinung einholen.

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Hi,

wir hatten auch jemanden im Dorf, der landete in der Jugendmannschaft eines großen Vereins. Riesiges Talent. Hier in der Schule eher lax "werde ja eh Profi, was soll das". Der große Verein hatte einen Internatsplatz und er zog in der 9. Klasse (?) daheim aus um ins Sportinternat zu gehen.

Ende vom Lied: Verletzung und Abnutzung von was weiß ich ... Profikarriere ausgeschlossen. Gut, dass der Verein wenigstens auf einen guten Schulabschluss geachtet hat.

GLG
Miss MAry

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Ja, das war auch lange Plan A meines Sohnes. Den Zahn hat ihm sein Trainer schnell gezogen, als er sich vor einer Mathearbeit nicht im Kader gefunden hat. Die Arbeit davor hatte er versemmelt, was der Trainer natürlich wusste - Juniors Schule kooperiert mit dem Verein und der Trainer kommuniziert unglaublicherweise mit uns Eltern! - und so wollte der Trainer ihm Zeit zum Lernen verschaffen. Als besonderen Bonus bekam er einen Nachhilfelehrer vor dem Training hingesetzt. Da hat auch Junior begriffen, dass Plan A das Abitur ist.

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Hi,

selbst eine professionelle Tanzausbildung ist nur selten von Erfolg gekrönt.

Ein Leben lang volle Körperbeherrschung, kaum Familienleben, oft keine Kinder und Schmerzen ein Leben lang.

Ein gebrochener Knöchel ruiniert ihr ganzes Leben.

Noch habt ihr auch noch keinen Eindruck wie sie die Schule stemmt. Vier mal Training und Hausaufgaben. Damit ist ihre Kindheit so gut wie vorbei.

Lasst das Mädel noch bis im die Grundschulzeit wo sie ist.

Gruß Ornella

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Ich finde das ein schwieriges Thema und denke ja, dass richtiges Talent keine Förderung braucht, denn es bahnt sich seinen Weg. Aber natürlich weiss ich auch, dass sowas meist nicht vom Himmel fällt und oft viel harte Arbeit dahinter steckt.

Ich selbst bin vollkommen gegen Leistungsdruck in dem Alter, die Kinder sollten in erster Linie Spaß haben. Wir sind aber allgemein mit unserem Erziehungskonzept eher alternativ und gehen zb mit Loben (wenn wertend) sehr sparsam um damit unsere Kinder nicht diesen Druck entwickeln, uns gefallen zu müssen und perfekt sein zu müssen.

Das Patenkind meiner Mutter war auch so ein Kind, dessen gesamte Kindheit für den Leistungssport geopfert wurde. Tägliche Verpflichtungen, Turniere am WE... und das jahrelang. Der grosse Erfolg blieb leider aus, die Mutter verlor das Interesse, das Kind wusste nicht wohin mit sich. Heute ist sie Mitte 20 und hat schon drei mal das Studium abgebrochen, nichts macht ihr Spass. Hier wurde eben jahrelang auf das falsche Pferd gesetzt und jetzt kann sie nichts richtiges mit sich anfangen, schade. Das ist in dem Falle übrigens ein klassisches Beispiel von einer Mutter, die ihre Träume durch die Tochter leben wollte. Schade nur, dass das Kind am Ende eigentlich doch nur die Mama glücklich machen wollte und irgendwie sind sie alle gescheitert.. nein, sowas mag ich fuer meine Kinder nicht. Dann lieber fröhlich Bälle im Park kicken ohne Druck.