Furchtbar schlechtes Gewissen - Wie soll es weiter gehen?

Ich würde mich freuen, wenn ihr euch mein Anliegen durchlest und vielleicht eure Gedanken/Ideen mitteilt (bitte konstruktiv :/ )

Und zwar habe ich ein sehr großes Problem.
Ich bin mit 18 ungeplant Mutter geworden, doch da mein Freund um einiges älter ist und schon ein Kind hat (und ein sehr guter Vater ist), dachte ich, dass wir das schon hinbekommen würden selbst wenn es nicht geplant war. Das Problem an der Sache bin jedoch ich. Ich habe einige Psychische Probleme und war deshalb schon mehrfach in Behandlung. Eine Zeit danach geht es wieder, doch einige Wochen/Monate später ist alles wieder beim alten. Ich habe große Probleme mit dem Mutterdasein. Leider weiß man ja nicht wie es wirklich ist ein Kind zu haben bis es wirklich so weit ist. Nach der Geburt meines Kindes lief alles gut, so wie es sollte.. doch mit der Zeit fiel mir alles was es mit der Mutterrolle auf sich hat immer schwerer. Ich habe sogar das Gefühl, dass meine Gefühle für mein kleines immer mehr schwinden. Das hört sich furchtbar an und ihr werdet euch bestimmt denken was ich eigentlich für eine schreckliche Mutter bin..
Aber es ist so und ich kann es gerade nicht ändern. Ich bin maßlos überfordert und habe einfach keine Kraft mehr mich richtig um mein Kind zu kümmern. Klar versorge ich es aber ich kann es nicht mehr umsorgen. Ich habe furchtbare Angst, was ich ihm damit antue. Ich wollte immer eine tolle vorbildliche Mutter sein, wenn ich denn mal eine bin, doch seitdem ich es bin verbinde ich nurnoch schlechtes mit dieser Rolle. Die negativen Gefühle der Kinder gegenüber werden immer mehr und ich bin wirklich verzweifelt, da ich diese habe und einfach nicht loswerde. Nun sind mein Partner und ich schon bei dem Gedanken angekommen, dass ich eine Weile ausziehen soll um der Situation zu entkommen und mich erstmal selbst zu ordnen. Doch genau wie bei den Psychiatrischen Behandlungen habe ich auch hier die Angst, dass danach alles wieder ist wie zuvor. Und dieser Mensch, der ich gerade bin, möchte ich wirklich niemandem antun. Schon garnicht den Menschen die mir am wichtigsten sind. Ich habe das Gefühl es zerbricht alles und ich kann nichts dagegen tun. Ich komme mit den Kindern einfach nicht mehr klar und würde am liebsten weglaufen, aber das kann keine Lösung sein. Ich bin wirklich verzweifelt.. vielleicht mögt ihr eure Gedanken dazu einmal mit mir teilen, da ich ja scheinbar nicht mehr klar denken kann :/
danke fürs lesen.

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"und ihr werdet euch bestimmt denken was ich eigentlich für eine schreckliche Mutter bin.."

Ganz im Gegenteil!!! Du reflektierst dich und gestehst dir ein, dass es das Problem gibt. Das zeigt doch, wie sehr du dein Kind/deine Familie liebst!
Was du brauchst, ist Unterstützung - seelisch und danach auch im Alltag! Vielleicht eine Familienhelferin o.ä., das Jugendamt hilft dir da bestimmt weiter. Geh hin und schildere dein Problem, dann wirst du ernst genommen und bekommst Hilfe. Parallel dazu, das weißt du selbst, suche dir seelische Hilfe. Ich habe vom Lesen ein sehr positives Bild über dich :-).
Alles Gute für dich & deine Lieben!

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Wann kam denn das Kind auf die Welt?
Hast du bereits vor dem Kind psychische Probleme gehabt? Vielleicht sagt dir der Begriff postpartale Depression etwas. Diese tritt meist 6 Wochen nach der Entbindung und dauert bis zu drei Jahren. Da sich in dieser Zeit die Hormone auf den Zustand wie vor der Schwangerschaft einstellen und das dauert mal weniger mal länger. Auch die Ausprägung kann ganz unterschiedlich sein. Während die einen nur paar Heultage haben, fallen die anderen in ein tiefes Loch oder kriegen gar eine Psychose. Der Zustand den du beschreibst, kommt sehr oft vor. Die psychischen Krankheiten, die eine Frau nach der Entbindung bekommen kann sind sehr breit gefächert. Hat man zuvor schon etwas mit der Psyche zu kämpfen, ist das Risiko höher, nach der Entbindung stärker zu erkranken. ABER du bist keine schlechte Mutter und du darfst auch kein schlechtes Gewissen haben. Was du brauchst ist Unterstützung von deinen Angehörigen. Und von deinem Mann. Er muss wissen dass es ein ganz normaler Zustand ist, den so viele Frauen bekommen, nur auf unterschiedliche Art und Weise. Ich zb hatte damals nach der Entbindung wie aus dem Bilderbuch genau 6 Wochen später eine Zwangserkrankung erlitten. Diese dauerte insgesamt 1,5 Jahre. Ich hatte ZwangsGedanken gegen mein Kind bekommen. Das war sehr schlimm für mich. Ich habe mich gehasst. Ich habe nichts mehr verstanden. Jetzt wo das vorbei ist habe ich totalen Abstand dazu bekommen. Und ich verstehe dass das alles Ausdruck der Hormone war und nichts mit meiner eigenen Person zu tun hatte. Die Verantwortung ist sehr groß und man setzt sich oft unnötig unter Druck. Bleib an deiner Therapie und mach dich nicht unnötig fertig. Du bist keine schlechte Mutter. Sonst hättest du dir keine Hilfe gesucht. Lg

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Wer liebt dich denn und gibt dir Wärme und Geborgenheit?
Du kannst nur selber lieben wenn du auch geliebt wirst und deine Bedürfnisse erfüllt werden.
Ist es nicht möglich, sich so zu akzeptieren wie man ist, auch mit allen negativen Gefühlen, der Überforderung?
Du warst ja,selbst noch ein.Kind als du Mutter geworden bist.
Hast du schon mal darüber nachgedacht,dass dir einfach die Zeit gefehlt hat selber noch emotional zu reifen bevor du Mutter wurdest?
Du warst 18, ein Teenie am Ende der Pubertät!
Ich behaupte mal, dass sich in dem Alter noch sehr viel verändert, was die emotionale Entwicklung angeht.
Und du hattest die Chance nicht, diese Phase zu durchlaufen, dich auszuprobieren und dich selbst kennen zu lernen.
Hast du eine Ausbildung,etwas was du gerne machst?
Hast du liebe Freunde oder eine Mutter die dich unterstützt? Wer nimmt dich in den Arm und gibt dir die Zuversicht, dass du toll bist und liebenswert?
Du brauchst emotionale Unterstützung, einfach Zuwendung.
Ich hoffe du hast Menschen um dich, die dir die Geborgenheit geben die du brauchst.

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Stimmt, weglaufen kann keine Lösung sein.
Durchhalten nur um physisch da zu sein, auch nicht.

Bist du aktuell in Behandlung?
Was wird dir geraten?

Ein Auszug kann durchaus sinnvoll sein. Nicht als weglaufen, sondern als Begreifen der Situation, dass es SO nicht weitergehen kann.

Wäre es umgekehrt: Mann psychische Probleme, Frau beim Kind, würde wahrscheinlich jeder sagen: schmeiß den Kerl raus, du schaffst das auch alleine.

In eurem Fall, könnte ein Auszug deinerseits durchaus hilfreich sein.
Das heißt nicht, dass du deine Kinder aufgibst!
Sie hätten weiterhin ein Umfeld, das sie kennen und das ihnen Halt gibt.
Sie würden deine "Unruhe", deine Höhen und Tiefen nicht direkt mitbekommen.
Je nachdem wie es dir geht und was deine Therapeuten sagen, könntest du weiterhin Umgang haben, an ihrem Leben teilnehmen. Nur eben so, wie es ihnen und dir gut tut.

Eine Mutter, die nur körperlich anwesend ist, aber emotional unglücklich, spüren Kinder auch. U.U. beziehen sie das dann auf sich oder versuchen in die Versorgerrolle zu schlüpfen. Das tut auch nicht gut.

Wenn ihr darüber reden könnt, sprecht darüber, was für euch machbar ist. Wie ihr euch ein Leben vorstellen könntet.
Was braucht ihr Erwachsenen um euch Erwachsene selbst zu versorgen. Erst wenn ihr euch selbst versorgen könnt, könnt ihr auch eure Kinder versorgen. (so dass sie nicht versuchen für euch zu sorgen). Kinder brauchen Halt von Erwachsenen, dies kann auch durch klare Regelungen bei Trennung sein. Anwesende Erwachsene, ohne eigenen Halt können verunsichern.

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dankeschön erstmal für eure Antworten!
es ist schön zu hören, dass ich vielleicht doch nicht so schrecklich bin wie ich denke.
Ich habe mein Kind ja wiegesagt mit 18 bekommen und vor ein paar Wochen ist sie 2 geworden. Auch vor der Schwangerschaft hatte ich schon psychische Probleme, da ich aus einer sehr schwierigen Familie komme aus der ich mit 17 „geflüchtet“ bin. Ich war quasi mein ganzes Leben eingesperrt und hatte weder als Kind noch als Jugendliche die Möglichkeit mich richtig zu entwickeln und eine eigene Persönlichkeit bekommen.
Dementsprechend schwer ist es nun für mich wieder „eingesperrt“ zu sein..
Ich werde jetzt bald einen weiteren Klinikaufenthalt haben, doch selbst wenn es dort besser wird, weiß ich jetzt schon, dass es kurz danach wieder wird wie vorher.
Mein Freund ist die einzige Bezugsperson die ich habe. Allerdings ist er immer sehr viel am arbeiten und wenn er zuhause ist, ist er mit lernen beschäftigt oder anderen Problemen die gelöst werden müssen.
Somit habe ich eigentlich niemanden der mir Halt gibt oder Geborgenheit.

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Hey,

natürlich ist es super hart zu bemerken, dass die Wirkung der Klinikaufenthalte zeitlich begrenzt ist - aber! Du hast geschrieben, dass es danach für Wochen / Monate recht gut läuft. Das ist nicht gerade wenig finde ich. Wenn es dir danach nur für einige Tage besser ginge, wäre damit nicht viel anzufangen, aber so sehe ich darin eine große Chance, dich zu stabilisieren. So lange es dir immer bewilligt wird, kümmere dich doch möglichst schnell um den nächsten Aufenthalt. Vielleicht nicht erst, wenn du wieder ganz tief gefallen bist. Ich kann mir gut vorstellen, dass die positive Wirkung dieser Aufenthalte dann immer länger anhalten kann 😊 alles Gute für dich!

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Hallo,

ich finde dich total stark und das du eine tolle Mama bist, merkt man an den Gedanken die du dir machst.
Ich leide auch an einer schweren rezidivierenden depressiven Episode und kann nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich war im letzten Jahr auch stationär und im Anschluss in der Reha. Das würde ich dir auch ans Herz legen. Gehe so schnell wie möglich. Du musst dort wieder lernen umzudenken.

Beantrage währenddessen unbedingt für dich eine Reha nach der Klinik oder eine Mutter- Kind- Kur.

Du bist nicht alleine!!!

Alles Gute #blume

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Es gut wie Du Dich mit der Situation auseinandersetzt und wie Du versuchts einen Weg zu finden. Keine Mutter schafft es: " immer eine tolle vorbildliche Mutter sein" - auch wenn wir versuchen unser Bestes zu geben. Unter einem solchen Anspruch wäre ich zusammengebrochen.
Geh immer Schritt für Schritt - denk nicht an was in einigen Monaten ist, freu dich über gute Momente.
Viel Kraft.

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Hallo Leylani

Ich kann mich sehr gut in dich hineinversetzen, unsere kleine ist jetzt 18 Monate alt. Auch ich hatte einen sehr schlechten Start. Nach einem geplanten Kaiserschnitt kam unsere kleine auf die Welt. 1 Woche nach der Geburt erfuhr ich von meinem alten Chef dass ich die Kündigung nach meinem Mutterschaftsurlaub erhalten werde. Er teilte mir mit dass er nicht denkt dass ich einen Arbeitsweg von 1 1/2 h mit Baby schaffe. Da in der CH der Mutterschaftsurlaub nur 14 Wochen ist verlor ich meinen Job und machtr meine kleine für die Situation verantwortlich. Ich Rutsche voll in eine tiefe Wochenbett Depression ab und war danach auch stationär in Behandlung. Ich habe selber den Entscheid getroffen dass ich es alleine nicht schaffe. Mittlerweile geht es mir respektieve uns gut. Ich bin sehr froh habe ich den Schritt gewagt. Ich denke das wichtigste ist das man selber merkt dass man Hilfe braucht und diese auch annehmen lann.