"Ich wünschte,du wärst Tod!"

Hallo,

Ich bin gerade tief traurig und von zu Hause geflüchtet.
Nur vorweg, mein Sohn ist nicht alleine zu Hause.
Der Papa ist da.

Nun zur Geschichte:
Wir drei saßen gerade beim Mittag essen.
Der Kleine Sohn ist noch im Kiga.
Der Große ist 8 Jahre alt.
Eben beim Essen ist er motzig geworden und hatte mal wieder seinen scharfen Ton an sich. Er rastet von jetzt auf gleich zur Zeit immer aus.
Mal mit Grund. Aber vermehrt auch viel ohne Grund.
Wir wissen schon garnicht mehr, wie man sich am besten verhalten sollte.
Wir reden offen über diese Sachen,die falsch laufen.
Und aber auch,was gut läuft.
Leider ist der große so wie ich. Ich habe nie gelernt, mit Kritik umzugehen.
Aber eben beim Essen hat er mich sehr tief verletzt.
Von jetzt auf gleich ist aus einem normalen Gespräch zur Eskalation gekommen.
Ich hatte auch einen schärferen Ton an mir. Gebe ich zu.
Aber ich habe nicht geschrien.
Da sagte mein großer mit direkten Blick ins Gesicht:" Und ich wünschte mir,du wärst tot.
Dann muss ich dein gemotze nicht mehr mir anhören."😢
Zum 1.mal in meinem Leben als Mama hat mir so ein Satz einen Stich ins Herz versetzt.
Ich habe meine Gabel zur Seite gelegt,mir sind die Tränen gekommen.
Ich habe meine Tasche und Schlüssel genommen und habe noch zu meinem Sohn gesagt:" Sowas wünscht man niemanden und man sagt es auch zu niemanden."
Dann bin ich raus. Ich musste weg. Die Kehle hat sich zugeschnürt,mein Puls raste.
Er hat gesehen,dass ich geweint habe.
Ich habe noch mitbekommen,wie mein Mann das auch zu ihm sagte,dass das echt Mist war. Aber in einem ruhigen Ton.
Jetzt sitze ich im Auto in einem Waldstück und muss hemmungslos weinen.
Dieser Satz tat mir so weh.
Das wir nochmal drüber reden müssen ist klar.
Aber ich fühle mich jetzt im Moment verletzt,wäre jetzt garnicht in der Lage ein Gespräch zu führen.
Das muss erstmal sacken.

Das erste mal nach 8 Jahren Zweifel in der Erziehung. Zweifel an mich oder uns.
Jetzt weiß ich,wie es sich anfühlt.

Ach Mensch,ich musste das jetzt mal los werden.
Ich muss den Kleinen gleich abholen aus dem Kiga.
Dann nach Hause.
Leicht fällt es mir nicht.

Danke für das zuhören

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Danke für deine Antwort.
Wir haben jetzt in aller Ruhe zu Hause jetzt geredet.
Er kam von sich aus selber an. Ich habe geweint. Ich habe ihn gefragt, ob er überhaupt weiß, was er mit diesen Satz meinte. Er hat es mir beantwortet. Dann habe ich ihm gesagt, was das in mir ausgelöst hat. Und das, wenn mir jetzt auf dem Weg zum Kiga was passiert wäre und ich wirklich gestorben wäre, er sich sein ganzes Leben Vorwürfe gemacht hätte. Auch weiß er, dass ich für mich jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann. Sondern ich schon noch dran zu knabbern habe. Damit er weiß, was es mit eiinem Menschen machen kann.
Über das Thema Tod weiß er sehr wohl sehr gut Bescheid. Da mein Bruder im Sommer 2015 sich das Leben genommen hat, war das Thema schon sehr präsent. Also das man über das Thema geredet hat und was das bedeutet. Damals auch ich auch immer stückchenweise über das Thema geredet. Immer soviel, wie die Kids es wollten. Und auch, warum er sich das Leben genommen hat und wie er das gemacht hat. Also das Thema Tod ist wie andere Themen ( ob Thema Sex, Homosexualität, Trennungen,...)offen angesprochen wurden.

Wichtig war es, dass wir jetzt geredet haben. Mir war es wichtig, dass er es von sich selber aus das Thema angesprochen hat. Aber das er auch weiß, dass es für mich noch "nachhängt" und ich nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen kann.

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Ich verstehe vollkommen, dass das sehr verletzend war.

Aber du hast jetzt doch nicht wirklich im Nachgespräch gesagt, dass, wenn du auf dem Weg zum Kiga gestorben wärst, er sich immer Vorwürfe machen würde???#schock

Weil es sehr gut passieren kann, dass es in ihm so nachwirkt, dass er sich beim kleinsten Unfall deinerseits tatsächlich verantwortlich fühlt. Das kannst du einem Achtjährigen doch nicht aufbürden!

Es ist manches Mal durchaus schwierig, nicht nachtragend zu sein, aber das ist eben Erziehung, als Erwachsener die Aufgabe zu übernehmen, den ersten versöhnlichen Schritt zu machen.

VG und weiterhin viele starke Nerven, midnatsol

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Hallo,

komm erst mal runter. Klar, das war heftig. Aber glaub mir, er meint das nicht so. Das ist ihm raus gerutscht. Suche das Gespräch zu ihm und stelle klar, dass du sehr verletzt bist. Ein 8jähriger kann nicht einschätzen was es bedeutet wenn ein Elternteil tot ist.

LG und Kopf hoch

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Kinder mit verminderter Impulskontrolle und altersentsprechendem Konfliktverhalten (das dürfte mit 8 noch nicht ausreichend gereift sein) sagen manchmal echt Dinge, die einem die Kinnlade an die Brust schnalzen lassen.

Er wünscht sich natürlich NICHT, dass Du tot bist. Er wünscht sich nur, dass Du nicht mehr so viel motzt. Genauso, wie Du Dir wünschst, dass er nicht mehr motzt.

Offenbar seid ihr euch echt ähnlich und das schaukelt sich dann hoch. Er darf ruhig jetzt mal darüber nachdenken, wie sehr er Dich getroffen hat. Genauso wie Du darüber nachdenken darfst, durch welche Interaktionen es bei Euch zu solchen Eskalationen kommt. Und dann würde ich Dir vorschlagen, mal mit ihm in Ruhe zu reden, was bei ihm los ist, dass er in letzter Zeit so leicht gereizt ist.

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Genauso sehe ich das auch.#pro

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Hallo,
ich bin sicher, wenn Du nach Hause kommst, wirst Du ein zerknirschtes Häuflein Elend vorfinden.
Also vertragt Euch und kuschelt ein bißchen! Das sagt er bestimmt nie wieder!
Ich weiß, manchmal treffen solche gemeinen Äußerungen einen bis ins Mark, aber Dein Sohn liebt Dich und will Dich bestimmt nicht verlieren. Und deswegen an Dir oder der Erziehung zu zweifeln ist Quatsch #liebdrueck
Ein schönes Wochenende!
Mili

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#liebdrueck

Er meint es nicht so und du weißt das auch. An deiner Reaktion wird er gemerkt haben, welche Macht Worte besitzen können--das wird ihm vielleicht vorher nicht bewusst gewesen sein.

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Wir wissen schon garnicht mehr, wie man sich am besten verhalten sollte.

Diesen Satz finde ich am bedenklichsten von dem gesamten Text.

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Wir sind eine Misch Masch Erziehung. Sag ich immer so.
Von Anfang an Bedürfnisorientierte Erziehung. Aber auch Regeln und Struktur.
Auch gibt es "Strafe ",dass er in sein Zimmer muss zum Nachdenken.

Mit dem Satz war lediglich nur gemeint, egal ob wir einfühlsam oder mit bestimmten scharfen Ton ran gehen.
Es gibt Strukturen im Tagesablauf.
Es gibt vorzeitige Ankündigungen in Bezug auf Beendigung einer Tätigkeit.
Oder wie der Tag aussieht.

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Ok, das klang für mich anders und hörte sich für mich nach unguten Konfliktvermeidungsstrategien an.

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Ich bin grad echt erstaunt, denn mir kommt es vor, als würdest du über unseren Sohn schreiben... Er ist ebenfalls 8 Jahre alt und die Stimmung hier kann von einen auf den anderen Moment kippen und er brüllt uns an... Das kommt besonders bei Situationen vor, die er nicht mag, Aufräumen, früh aufstehen, Augenpflaster, im Haushalt kleine Aufgaben erledigen, sowas halt...

Ich schicke ihn dann meistens in sein Zimmer, damit er sich da ausbocken kann und irgendwann kommt er zerknirscht wieder raus... Häufig macht er dann die Tätigkeit, die zur Eskalation führte, freiwillig und ohne Theater... Wir sind mit ihm bei der Heilpädagogik im SPZ (wegen anderer Auffälligkeiten) und bei der Ergotherapie und mit beiden ist die Vorgehensweise so abgesprochen... Auch setzen wir ihm Ziele, die er erreichen möchte... So kann er sich zb für Haushaltshilfe eine Kleinigkeit zum Taschengeld dazu verdienen (auch abgesprochen!) oder wir verschieben nach den Winterferien die Bettgehzeit um eine halbe Stunde, wenn er morgens pünktlich und ohne Ärger aufsteht, wenn wir ihn wecken... Das klappt auch alles ganz gut bisher... Tagesabläufe vorher genau durchsprechen hilft auch ab und zu ganz gut, den Tipp bekam ich von einer Freundin...

Solche Sätze wie du sie hier beschreibst, fielen bei uns auch schon, allerdings lasse ich das nur im ersten Moment an mich rankommen und zieh mich in unser Schlafzimmer zurück bzw schicke ihn wie beschrieben in sein Zimmer... Ich glaube auch, dass er solche Sätze zwar sagt, aber die Dimension dahinter nicht einschätzen kann... Das ist halt in dem Moment Ausdruck seiner ersten Wut, das muss einfach raus... Persönlich nehme ich das nicht mehr...

Allerdings stand er zb letztens mit einer seiner Nerf Pistolen vor mir und zielte mir aus Wut ins Gesicht, geschossen hat er nicht (aber die Dinger , aber da hörte es dann für mich auch auf, zumal die Regel gilt, dass damit nicht auf Menschen und Tiere gezielt wird... Für so einen Mist kassier ich die Dinger dann komplett ein auf unbestimmte Zeit, bis ich finde, dass es wieder besser klappt... Also da gibt es dann auch eine Bestrafung und auch die ist vom SPZ so abgesegnet...

Allgemein ist das vermutlich eine Art Vorpubertät, durch die wir alle durch müssen und da er leider charakterlich auch sehr nach mir kommt, fliegen hier ab und zu mal die Fetzen... Dafür haben wir aber unseren Weg gefunden und ich muss wirklich sagen, es wird wirklich bedeutend besser in letzter Zeit...

Ich kann verstehen, dass dir bei so einem Satz wirklich anders wird, das kenne ich nur zu gut... Aber wie gesagt, die Dimension dahinter verstehen die Kinder (denn das sind sie einfach noch!) halt einfach nicht... Daher einfach nicht an dich rankommen lassen... Das fiel mir anfangs auch sehr schwer, aber ich hab es gelernt...

LG

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Die Dinger tun weh, sollte das im Bezug auf die Nerf Pistolen heißen...

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Puh, ja was soll man sagen. Deine autentische Reaktion hat bei ihm bestimmt mächtig viel Eindruck hinterlassen....mehr als schimpfen, bestrafen oder ellenlange Diskussionen.

Ja, der Satz hat gesessen, aber ich hoffe dir ist klar das dein Kind dir garantiert nicht den Tod wünscht. Was solche Worte aber anrichten können, das hat dein Kind heute in der Tat verstanden. Das du jetzt aber so geknickt bist, das du nicht mehr nach Hause willst, das finde ich dann doch etwas übertrieben.

Und jetzt komme ich auf etwas anderes, etwas was mich wirklich ins Grübeln bringen würde. Nämlich den zweiten Teil seines Spruches, den finde ich viel wichtiger. Ihm würden meine Gedanken gelten. Für mich hat dein Sohn (zugegeben in merkwürdiger Art) dir einfach nur sagen wollen: "Mama, so ist es doof, wir brauchen hier Veränderungen!".

Ja, wir Eltern haben die Arschkarte gezogen, wir legen den Kids ständig Steine in den Weg...mit Regeln, Verboten, Geboten. Erziehung halt. Und genau deswegen würde mich der zweite Teil des Spruches wesentlich mehr schocken und zum Umdenken anregen....vielleicht mit dem Kind zusammen. Das wäre für mich Thema.

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Hallo.

Sicher tut sowas weh und verletzt ein Mamaherz. Das mal vorweg. Es wird aber nicht das erste und letzte Mal sein, dass du verletzt werden wirst. Da wird es die ein oder andere Situation nochmal geben.
Spätestens in der Pubertät.

Ich lese irgendwie aus deinem Text viel Unsicherheit im Umgang mit deinen Kindern... und eben auch der verbale Umgang bzw die Kommunikation untereinander. Beschreibst du ja selbst hinsichtlich des scharfen Tons und so.
Dein Sohn hat raus wie er dich aus der Reserve locken kann... ob absichtlich sei mal dahin gestellt.
Nur ich finde deine Reaktion etwad übertrieben und auch in Gegenwart deiner Familie seeehr kontraproduktiv. Klar soll dein Sohn wissen, dass es dich verletzt... da hätte es authentischer gewirkt, wenn du deinen Tränen freien Lauf gelassen hättest statt zu flüchten.
Ich denke, so wie ich es herausgefiltert habe, musst du an dir arbeiten, damit du über solchen Dingen stehst! Das liegt an dir! Das du lernst damit umzugehen, dann trittst du auch deinem Sohn selbstbewusster gegenüber.
Ich hätte ihn dann (nachdem ich ihm gesagt hätte, dass es verletzend ist...) gesagt, dass ihn dann auch keiner mehr die Wäsche wäscht oder vom Fussballtraining abholt und und und... tote Muttis sind ja dann nicht mehr in der Lage. Je nach Verstandesreife natürlich!

Also, mach den Rücken grade... arbeite an dir (zur Not bei Bedarf mit Psychologen-wenn mehr im Argen liegt!!!) und sage ihm, dass was du dir wünscht oder frage ihn nach seinem Befinden...