Mama und Papa - einseitige Bindung (lang)

Hallo ihr Lieben,

in unserer Familie sind die üblichen Rollen genau vertauscht - ich arbeite und mein Mann ist in Elternzeit zu Hause (bis 01.01.).
Nun ist es so, dass der Kleine (10m) grade nen Schub macht und waaaaahsinnig klettet - aber nur bei meinem Mann, der ist jetzt quasi alleinerziehend: Fläschen, einschlafen, das mag der Kleine gerade nur bei ihm. Alles Dinge, zu denen man ihn - im Gegensatz z.B. zu wickeln, baden umziehen mit Mama - ja schließlich nicht zwingen kann. #schwitz
Für uns birgt das momentan wahnsinnig viel Streit, denn selbst wenn mein Mann mich nachts aufweckt (1-2 Fläschen pro Nacht), helfen kann ich ihm nicht. Und da man auf ein Baby nunmal nicht sauer sein kann, ist er stattdessen sauer auf mich.

Nachdem diese Diskrepanz in der Bindung ja nichts ungewöhnliches ist und ich hier schon häufig darüber gelesen habe, hoffe ich ihr könnt mir helfen, seine Situation und den Kleinen besser zu verstehen bzw kennt vielleicht jemand den einen oder anderen Trick, wie es auch mal ohne Papa gehen kann, damit er sich erholen kann?

Ich arbeite fast nur im homeoffice und bin dafür alle 2 Wochen 3 Tage weg (manchmal kommt mein Mann auch mit), das hat sonst immer gut funktioniert, denn mein Mann hat viel Unterstützung von seinen Eltern und durfte dann am Wochenende ausschlafen etc. Vieles davon fällt aber jetzt flach - Opa spielt mit Kind und Papa schläft, Fehlanzeige. Mama macht Nachtschicht, Fehlanzeige. Mit dem Baby einen Ausflug ohne Papa, sehr schwierig und wenn er müde ist, gleich gar nicht mehr. #zitter

Was kann man da machen, nur abwarten? Das kann ja jetzt nicht alles an meinem Mann hängen bleiben, aber das Baby ständig in seinem Wunsch nach ihm einfach übergehen wollen wir ja auch nicht...#gruebel

Übrigens startet der Kleine in 2 Wochen seine Eingewöhnung in der Kita und wir hoffen sehr darauf, dass eine neue Bezugsperson vielleicht möglich macht, dass da neue Verteilungen entstehen und mein Mann auch mal wieder aufatmen kann. Wie sind da eure Erfahrungen?

Ich bin sehr dankbar für eure Ratschläge! #danke

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Das hatten wir auch eine Zeit lang. Da ging nur die Mama, niemand sonst. So hart es klingt: da müsst ihr jetzt durch. Den Kleinen mit Gewalt dazu zu bringen zu jemand anderem zu gehen, wird niemandem helfen. :-(

Vielleicht kannst du deinen Mann anderweitig entlasten? Ich gehe davon aus, dass er dann auch den Haushalt und die Einkäufe schmeißt? Spazieren gehen mit dem kleinen Mann geht auch gar nicht?

LG Legomerl

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Danke für deine Antwort!

Die Befürchtung habe ich leider auch...

Einkaufen und essen machen sind mein Part, Haushalt macht größtenteils er, wir haben da manchmal unterschiedliche Vorstellungen (;

Das ist ja das Problem, ich glaube er würde mittlerweile lieber hundertmal in Dauerschleife Müll rausbringen und einkaufen gehen, als eben doch wieder mit dem Kleinen zu Hause zu bleiben, während ich das mache.
Spazierengehen funktioniert ganz gut, bis er müde wird - im Kinderwagen schlafen, das hat er noch nie gemacht. Und so eine Stunde Schlaf ersetzt ja doch nicht die Nächte...

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Ach Mensch, das ist echt blöd. :-(

Ich kann dir nur sagen, wie das bei uns war. Im 1. Jahr war ich dienstags und donnerstags Abends immer im Tanztraining. Da es da ziemlich laut war und ich Trainerin, konnte sie da nicht mit. Sie musste also zwangsläufig beim Papa bleiben. Das hat mal gut funktioniert und mal gar nicht.

Wochenends hab ich den Papa immer mit dem Kinderwagen losgeschickt, damit ich mich kurz hinlegen konnte. Ansonsten haben wir es immer wieder versucht. Auch in der anhänglichen Zeit. Ich bin zum Beispiel für eine halbe Stunde an die Luft gegangen und dann wieder nach Hause gekommen. Die Zeitabstände haben wir immer weiter ausgebaut. Wenn sie sich gar nicht beruhigen ließ, dann bin ich auch schon früher wieder nach Hause gekommen.

Vielleicht könnt ihr es mal so versuchen?! Für die Zwerge ist es schon schlimm, wenn die Bezugsperson auf einmal nicht mehr da ist - gerade während einem Schub. Aber das gibt sich wieder. :-) Dein Mann muss durchhalten. Es kommen auch wieder bessere Tage. Ansonsten kann ich ihm nur empfehlen sich schlafen zu legen, wenn euer kleiner Mann schläft. Der Haushalt soll liegen bleiben, so wichtig ist er in dem Moment nicht. ;-)
Und wenn es wirklich arg zehrt und der Kleine gar nicht zu dir mag, dann kannst du ja vielleicht den Haushalt erst einmal für ihn übernehmen. Ich weiß von meinem Freund, dass es stellenweise auch wirklich anstrengend und laut war, wenn ich weg war. Allerdings hat er sich da durchgebissen. Die Möglichkeit mich anzurufen, wenn gar nichts mehr ging hat er allerdings nie in Betracht gezogen. Ihr schafft das schon!

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Das ist nicht ungewöhnlich :) war bei uns auch so.
Nur das es eben die Mama war.
Dein Mann ist in Elternzeit, da sollte doch 2 Mal nachts aufstehn kein Problem sein.
Und warum man seinen Partner nachts wecken muss, wenn er eh nix machen kann hab ich auch noch nie verstanden.

Kinder haben solche Phasen, damit muss man leben und es aushalten.
Wenn ich da bin, dann will er mit niemand anderem einschlafen. Bin ich nicht da ist der Papa oder Oma und Opa auch völlig ok.

Die Kleine macht doch bestimmt noch Mittagsschlaf, da kann er sich ja auch ausruhen.

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Hm, ich verstehe nicht so recht, warum 1-2 Fläschchen die Nacht sooo anstrengend sind?

Ich hatte immer alles vorbereitet auf dem Nachttisch stehen (Thermoskanne, kaltes Wasser, Pulver und 2 Flaschen), hat 2 min gedauert, ich hab dem Kind die Flasche gegeben und wir sind beide wieder eingeschlafen...

Ansonsten hilft nur "durchhalten" - so Phasen kommen immer wieder, unser 2 1/2 jähriger hat auch gerade wieder eine "Nein, Mama" Phase.

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Euer Kind ist jetzt in dem Alter, in dem es aktives Bindungsverhalten zeigt, deshalb ist es ganz normal, dass dein Mann als primäre Bezugsperson im Moment besonders wichtig ist. Euer Kind lern jetzt, wie ihr - und besonders dein Mann - auf sein Bindungsverhalten reagiert und entwickelt dadurch Strategien um sich die Nähe und den Schutz seiner Bezugsperon(en) zu sichern. Wenn es euch interessiert, kann ich dir und deinem Mann empfehlen etwas über die Bindungstheorie zu lesen (oder eventuell Filme auf youtube anschauen, wenn der kleine Mann eh gerade klammert und einfach nur Nähe will - das kann man ja leicht mit einem kleinen "Klammeraffen" auf dem Schoß ;) ). Das ist kein Muss, aber persönlich finde ich, dass es einiges einfacher macht, wenn man versteht, warum das Kind dieses Verhalten zeigt. Ganz kurz gesagt ist das beste Erfolgsrezept den Signalen des Kindes zu folgen - ähnlich wie auch beim essen. Je sicherer das Kind ist, dass die primäre Bezugsperson Aufmerksam ist und auf seine Signale reagiert - und im Idealfall dies auch gerne tut (was nicht bedeutet, dass man es nicht auch mal anstrengend finden darf ;) ) - desto sicherer wird das Kind und desto sicherer kann es seine Umgebung und auch andere Menschen erkunden und auch mit diesen enge Bindungen eingehen. Eine sehr kurze und vereinfachte erklärung. Aber wie gesagt, kann man wirklich auch viele gute Informationen dazu im Internet finden.

Was dein Mann machen kann:
Akzeptieren, dass es gerade halt einfach so ist und dass es für euren Sohn ein wichtiges Bedürfnis ist seine Nähe und Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn ihr sie hinterfragt - durch diverse soziale, kommunikative Signale und ganz besonders in Situationen, wo er Schutz und Geborgenheit braucht. Außerdem wird dein Sohn besonders an den Reaktionen deines Mannes ablesen, wie er sich zu Objekten und anderen Personen zu Verhalten hat (z.B. ob eine Situation positiv zu Bewerten ist, oder ob etwas Gefährlich ist oder mit Unwohlsein verbunden ist). Deshalb kann es Ratsam sein, dass dein Mann sehr Aufmerksam darauf ist, wie er sich Verhält (Körpersprache, Mimik, Tonfall) im Besein von anderen oder wenn er euren Sohn z.B. an dich oder jemand anderen abgeben möchte.

Was du tun kannst:
Ich denke, du kannst mehrere Sachen tung. Wie andere auch schon schrieben, deinen Mann so zu unterstützen, wie du kannst, da es halt sehr anstrengend sein kann für deinen Mann. Gleichzeitig auch akzeptieren, wenn dein Sohn seinen Vater bevorzugt (aber das scheinst du ja schon zu tun). Parallel dazu kannst du die Bindung zu deinem Sohn stärken, so dass dein Sohn lernt, dass du ihm auch die gleiche Geborgenheit geben kannst, wie dein Mann. Natürlich kannst du das, aber dein Sohn kann nur das wissen, was er aus eurem Verhalten erlebt hat. Und das war wahrscheinlich, dass der Papa halt der ist, der am meisten auf ihn Aufmerksam war und auf seine Signale reagiert hat und deshalb wurde er zur primären Bezugsperson. Wenn du sagts, dass du von zu Hause aus arbeitest, kann ich mir vorstellen (nur eine Theorie), dass dein Sohn dich als anwesend aber halt auch irgendwie nicht anwesend erlebt hat, falls du verstehst, was ich meine. Eventuell musstest du durch die Arbeit teilweise auch abweisend sein, wenn er sich dir genähert hat. Mein Rat wäre, dass du versuchst sehr Aufmerksam auf jegliche kommunikationsversuche von deinem Sohn zu sein um ihm zu vermitteln "Ich bin da, ich höre und sehe dich - ich passe auch auf dich auf". Das heißt alle Möglichkeiten nutzen, positive Interaktionen mit deinem Sohn zu haben und ihn nicht nur dann zu nehmen, wenn er wirklich unglücklich ist und am liebsten nur zu seinem Papa will.

Insgesamt ist es auch noch wichtig, sich vor Augen zu halten, dass das alles nur eine begrenzte Zeit ist :)

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Hey

Ich kann dir nur sagen wie wir das gemacht haben bei beiden kindern.

Sie wollten nie zu papa, da hat dann in den freien tagen mein mann die kleinen zwei mal am tag je eine stunde sie im tuch getragen, dass sie den geruch von ihm in der nase haben. Oder beim shoppen geben ein t_shirt von mir um die flasche gewickelt. Wenn ich weg war hatten sie immer mein tshirt dass ich in der nacht an hatte bei sich. Meine @ltere nun zwei jahre, tr@gt immer noch mein tshirt mit sich rum, hahaha. Sie richt immer wieder daran.

Viel erfolg w7nsch ich euch

Glg alyal