15 jährige als Pflegekind übernehmen?

Hallo liebes Forum,
ich habe folgende Frage, eine 15 jährige Teenagerin ist auf Wunsch der Mutter !!! im Heim gelandet.
Zur Familie sowie zur Tochter hatte ich die letzten 6 Jahre guten Kontakt.

Die Mutter hat mich nun aus ihrem Leben ausgeschlossen weil ich mit ihrem Vorgehen nicht einverstanden bin.

Jetzt möchte ich dir Pflegschaft für das Mädel übernehmen und bräuchte eure Erfahrungen und Meinungen.
Zudem, kann sich das Mädel einen eigenen Anwalt nehmen um ihre Interessen durchzusetzen?

Freue mich auf eure Antworten

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Was will denn das Mädchen?
Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich nur sagen, dass es gar nicht so selten ist, dass Jugendliche lieber in Wohngruppe als zu Pflegeeltern ziehen.

Die Pflegschaft für das Mädchen zu bekommen, ist nicht so einfach.
Die Mutter hat vermutlich weiterhin das Sorgerecht und damit auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihre Tochter. Wenn die Mutter also damit einverstanden ist, dass ihre Tochter zu euch zieht, ist das kein Problem. Allerdings könnte sie dieses Arrangement auch jederzeit beenden.
Was anderes ist es, wenn ihr durch ein Gericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht oder das gesamte Sorgerecht entzogen wurde. Dann gibt es einen Vormund, der über das Mädchen entscheidet. Wenn ihr anerkannte Pflegeeltern seid, könnt ihr euch dann bewerben. Evtl. ließen sich im Einzelfall mit dem Vormund auch andere Arrangements treffen. Immerhin ist das Mädchen schon älter und du mit der Familie bekannt. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Anerkennungsprozess für Pflegeeltern dauert 6-12 Monate, es gibt Seminare, man muss Führungszeugnisse, Lebensläufe und Co. einreichen.
Das war jetzt die vereinfachte Situation.

Wofür will das Mädchen einen Anwalt? Für welche Interessen will sie kämpfen? Kann schon sein, dass es möglich ist, aber zumindest nicht üblich und ich sehe im Augenblick auch nicht den Sinn darin.

Was ist eigentlich mit dem Vater?

LG, Lemila

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@Lamilla
Danke für deine Antwort.

Was machst du denn beruflich das du soviel Erfahrung darin hast?
Das Mädel möchte unbedingt zu uns und der Anwalt sollte einfach ihre Interessen vertreten falls vom JA etwas beschlossen wird, was gegen ihren Willen geschieht.

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Ich habe Sozialpädagogik studiert, jahrelang in der Sozialpädagogischen Familienhilfe, in Wohngruppen und als Erziehungsbeistand gearbeitet. Außerdem habe ich selbst 3 Pflegekinder.

Das Jugendamt kann erstmal gar nichts beschließen. Wenn die Mutter zum JA geht und sagt "Nehmt mein Kind, ich will es nicht mehr!" MUSS das JA das Kind irgendwo sicher unterbringen. Das kann aber nur auf Wunsch der Erziehungsberechtigten oder auf Anordnung des Gerichts geschehen. Dann kommt es natürlich zu einem Gerichtsverfahren und das Mädchen muss angehört werden.
Wenn die Mutter der Unterbringung bei euch zustimmt, wäre das wirklich der einfachste Weg. Evtl. kann man sie ja mit Hilfe der Bezugserzieher im Heim überzeugen. Vorher solltet ihr klären, wer aktuell das Aufenthaltsbestimmungsrecht hat. Mutter oder ein Betreuer beim JA. Irgendwo beim Amt gibt es einen zuständigen Sachbearbeiter und das Mädchen hat das Recht die Sachlage zu kennen. Vielleicht wäre auch ein Erziehungsbeistand hilfreich. Das ist ein Sozialarbeiter (o.Ä.), der nicht vom JA kommt, und Jugendliche bei Problemen unterstützt. Er könnte z.B. bei Gesprächen mit der Mutter, den Erziehern im Heim oder den Leuten vom JA dabei sein. Irgendwann muss es ja mal ein Hilfeplangespräch mit allen Beteiligten geben. Allerspätestens da muss das Mädchen ja zwangsläufig erfahren was Sache ist und kann Wünsche äußern.
Zum Anwalt für Familienrecht(?) kann man sicher gehen und sich beraten lassen. Evtl. kann man die Mutter gerichtlich zwingen das Aufenthaltsbestimmungsrecht abzugeben, weil sie es nicht im Sinne des Kindes ausübt o.Ä. Da kenne ich mich nicht aus.

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Persönliche Erfahrungen habe ich nicht, aber mein Schwager hat vor einigen Jahren die Pflegschaft für einen Jungen übernommen, dessen Mutter psychisch schwer erkrankt war - sie hatte das Sorgerecht nicht mehr und das Jugendamt war froh, dass der Junge (damals 13) in einer ihm vertrauten Familie unterkommen konnte und nicht in einer fremden Pflegefamilie, im Heim oder in einer Wohngruppe - und auch der Junge war froh. Gut ist die Geschichte nicht gelaufen, nach einigen Jahren ist er dann in eine Wohngruppe gekommen und hat heute guten Kontakt zu seinen früheren Pflegeeltern.

Solange die Mutter das Sorgerecht hat, würdest Du auf jeden Fall ihre Zustimmung brauchen. Und wie schon geschrieben, viele Jugendliche gehen in dem Alter dann eher in eine Wohngruppe als in eine Pflegefamilie. Wichtig ist, was das Mädchen möchte - natürlich kann es, wenn es sich das vorstellen kann, das dem Jugendamt gegenüber äußern, aber soweit ich weiß, muss die Mutter mit ins Boot geholt werden.

LG

Anja

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Sprich erstmal mit dem Mädchen, was es davon hält.
Sollte sie zustimmen, wende Dich ans Jugendamt.
Es ist möglich, dass das JA Teile des Sorgerecht (z.B. Aufenthaltsbestimmungsrecht) übernommen hat.
Ist das Mädchen freiwillig in die Wohngruppe oder wollte die Mutter das?

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Sie ist im Heim nicht in einer Wohngruppe, gegen ihren Willen

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Genaueres zu schreiben, dazu fehlen einfach viele Infos.

Aber wenn das Mädchen jetzt im Heim ist wird es im Jugendamt einen zuständigen Mitarbeiter geben, an den würde ich mich wenden und mich beraten lassen.

Ansonsten kannst du mich gerne auch per PN anschreiben, arbeite selbst beim Jugendamt.

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Was für ein "Heim" ist das denn genau?

Ich weiß nicht genau...ich finde es aber ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, als Bekannte das Verhalten der Mutter zu verurteilen, ohne genauere Gründe zu kennen. Es gibt auch schwererziehbare Kinder oder Kinder mit seelischen Behinderungen. Auch diese Kinder können schnell in "Heime" kommen, weil es irgendwann der restlichen Familie reicht. Mit so einem Kind wärst du aber sofort im Alltag überfordert. Da müssen Spezialisten ran, falls aus dem Kind doch noch etwas werden soll. Da schadet eine solche gut gemeinte Hilfe eher, als dass sie nutzt.
Ich gehe nicht davon aus, dass Eltern nach 15 Jahren ihr Kind einfach so weggeben.

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Von verurteilen kann ja wohl keine Rede sein!
Zudem kenne ich die Familienverhältnisse gut genug um beurteilen zu können, dass dieses Mädel nicht schwer erziehbar ist. Es gibt durch die Pubertät Probleme die wahrscheinlich in 50% aller Familien vorkommt. Kein Grund ein Kind bei einer Nacht und Nebel Aktion in ein Kinderheim zu stecken

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Und du weißt auch ob die Mutter/Vater 100%ig gesund sind? Manchmal ist der Grund dass Kinder in ein solches Heim kommen ja auch ein längerer stationärer Aufenthalt der Eltern.
In einer Nacht und Nebel Aktion macht das wohl niemand. Es muss einen Grund dafür geben. Ich würde erstmal den Grund suchen.
Wenn die Eltern weiterhin das Sorgerecht innehaben (und das ist eigentlich ohne Zweifel so), hast du keine Chance. Ohne Zustimmung der Eltern geht nichts. Und ausgerechnet die reden ja nicht mal mehr mit dir.

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Also ich hab mir jetzt auch die ganzen ANtworten durchgelesen. Ich weiß zwar nicht viel fachliches aber denke mir erstmal:
SChön das dieses Mädchen zu euch möchte, das macht die Sache natürlich schöner wenn es klappen sollte. Doch wieso kam das Mädchen überhaupt ins Heim? Denn oft stellen sich Jugendliche das Leben anders vor als die Realität, sie meinen die Welt dreht sich um sie und schon kracht es. Die EInsicht läßt teilweise auch zu wünschen übrig. Ich will damit KEINESFALLS sage das es bei euch so ist nur als Möglichkeit in den Raum stellen. So das Eltern hier überfordert sein können ist verständlich. Ich weiß natürlich auch nicht ob die Mutter einfach nur nen Knall hat, ihr Kind nicht liebt ( wie war dsa Verhältnis früher zwischen Mutter und Kind???) oder oder oder. Aber ich denke möglicherweise war das Kind nicht ganz einfach vielleicht übertreibt die Mutter auch und hatte nur keinen Bock mehr. Von daher kann es gut sein das das Mädchen meint das es bei euch einfacher ist, doch auch bei euch gibt es Regeln das sollte nicht zu unterschätzen sein! Selbst bei gutem Verhältnis. Von daher muss das Verhältnis das vorher gut ist deswegen nicht zu unterschätzen sein. Denn vorher war alles lockerer und nun hätte sie bei euch, wenn es klappt, ja auch ihre Verpflichtungen und Regeln einzuhalten.

Ela die euch viel Glück wünscht

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Naja, du musst dir natürlich bewusst sein, dass dann erstmal ganzschön viel Arbeit auf dich zukommen wird, so wie ich das einschätzen kann! Also in den Jahren 15 - 18 sind Mädels ja nicht wirklich einfach, wie ich finde ;) Ist irgendwo also eine Zeitfrage. Sicherlich wäre es aber eine noble Tat, also wenn du es dir zutraust und die Zeit passt, wieso nicht!

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Danke Ela, wie gerade schon beschrieben gab es keine schwerwiegenden Gründe die es in meinen Augen rechtfertigen ein Kind ins Heim abzuschieben.
Ihr ist bewusst das ich durchaus strenger bin als ihre Mutter, aber emotional stehe ich ihr wahrscheinlich näher. Die Mutter ist seit der Geburt des Bruders vor 5 Jahren ausschließlich auf ihn fixiert. Verständnis, Zeit, emotionale Nähe, liebevolles miteinander etc. gibt es seitdem zwischen Mutter und Tochter nicht mehr.

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...Meine Meinung ist, dass du es lassen sollst. Und es wahrscheinlich eh nicht klappt.

Die Mutter kann einer Pflegschaft zustimmen - wird das aber nicht, wenn sie dich schon aus dem Leben ausschloss. Dann dazwischen zu funken, ist ungesund.

Das Mädchen selber wird dir sagen, dass sie lieber zu dir kommen würde. Das ist verständlich. Aber du bist nicht die Mutter und das einzige was du tun sollst und kannst ist, die Jugendliche zu unterstützen, anzuleiten, fürs WE einzuladen... und einfach nie gegen die Mutter aufbringen. Das wäre auch ungesund für die Entwicklung...