Kurz vor "am Ende"

Hallo zusammen,

ich muss jetzt meine Sorgen mal irgendwie loswerden. Mein Umfeld spricht mich schon drauf an, obs mir schlecht geht, aber ich mag doch nicht dauernd nur jammern - das ist doch auch nervig für die anderen. Deshalb also hier.

Mir wird einfach alles zu viel. Wir wohnen hier am Land, meine Eltern und Großeltern gleich ums Eck, meine Schwiegereltern 10 km weg. Meine Großeltern sind über 80, mein Großvater krank, gebrechlich, geht am Stock bzw. Rollator, meine Oma pflegt ihn. Er ist aber nicht dement. Meine Oma ist durch die Pflege ständig am Rande ihrer Nerven. Ach ja, sie sind die Eltern meiner Mutter. Allerdings schafft Oma natürlich nicht mehr alles und braucht häufig Unterstützung. Mein Vater hat gerade eine Krebserkrankung überstanden und in 4 Wochen etwa die erste Nachuntersuchung. Er kommt gerade wieder zu Kräften, körperlich geht's aufwärts, nervlich ist er aber einfach nicht so belastbar. Meine Mutter ist in leitender Position tätig und hat ständig Abendtermine. Darunter wären auch Termine, die man mal absagen könnte oder an jemand anders übertragen (oft sind ohnehin mehr Leute dort, aber sie meint, sie als Chefin müsse unbedingt auch dort sein).

Wir haben einen kleinen süßen Sohn, der ab September in den Kindergarten kommt (ist auswärts, sodass man fahren muss). Ich selber gehe 4 Tage zur Arbeit, arbeite aber über 90%, also fast Vollzeit. Dazu übernehme ich sehr gerne Sonderaufgaben, weil ich meine Arbeit liebe und weil ich dort frei bin irgendwie. Da mach ich halt mein Zeug und keiner "zerrt" an mir rum. Wenn ich daheim bin (und ich komme halt zumeist mittags heim, hätte dann aber eigentlich noch genug zu Hause zu tun), dann bricht es über mich rein: Meine Oma sucht Ansprache, weils ihr langweilig ist und ich werde mit ihren Problemchen belastet. Z.B. hätte ich gestern eine wichtige Schulaufgabe zu korrigieren gehabt, aber sie singt mir die Ohren voll, weil die Paprika-Pflanzen eingetopft werden müssen. Ja, klar, in 3 Tagen sind Ferien, das würden die Pflanzen noch aushalten, denk ich. Muss dazu sagen, mein Mann hatte gestern Homeoffice und deshalb hätte ich das gestern prima erledigen können - pflanzen kann ich mit dem Kleinen prima, korrigieren nicht. Mein Opa hat sich was gebrochen und kann deshalb im Moment nicht gehen. Außerdem hat er Schmerzen und jammert. Ich komm gestern heim und schau höflichkeitshalber bei den Großeltern vorbei (wir waren übers lange WE weg) und das erste, was mir präsentiert wird, ist Opa auf dem Klo mit vollgesch... Windel und Klobrille - weil er nen Durchfall hat. Sorry für die klaren Worte. Ich weiß, dass Oma mich braucht, aber mir geht das so an die Substanz.

Meine Mutter schneit alle heilige Zeit mal vorbei. Klar, sie macht DANN auch viel und ist auch sehr belastet und so, aber sie hat KEINE Ahnung von dem täglichen, stundenlangen Gezerre an mir! Dann kommen von meiner Oma noch Sachen wie: "Geh mal und wasche deiner Mutter ein paar Maschinen voll Wäsche! Die Arme hat so viel Arbeit!" Muss dazu sagen, dass meine Mutter beruflich immer sehr eingespannt war und meine Oma ihr immer den Rücken freigehalten hat. Zu beruflich anstrengenden Zeiten war es immer klar, dass sie die Ruhe bekam, die sie brauchte. Bei mir sind die 3 Tage bis zu den Ferien nun auch mega anstrengend, v.a. auch mit vielen Dingen, die "einfach passen" müssen (wie eben Tests in den Abschlussklassen, ...), ich bräuchte Unterstützung. Aber stattdessen soll ich Paprika pflanzen und Hintern wischen.

Außerdem habe ich Angst um meinen Vater. Ich hab die ganze Erkrankung durch "funktioniert", aber jetzt haut es mich irgendwie voll nieder.

Ich bin ständig am Heulen, ich kann nicht mehr schlafen, bin aber dauermüde. Ich finds so ungerecht! Wenn es ein wenig bergauf geht (z.B. hat sich mein Vater in den letzten 4 Wochen gut erholt), dann kommt der nächste Hammer (Opas Sturz, sodass er nicht mehr gehen kann). Und das geht seit Jahren so! "Lach nicht so viel, das musst du alles wieder weinen!" Ich mag schon keine Situation mehr genießen, weil ich weiß, dass ich alles Schöne wieder doppelt zurückgezahlt bekomm. Es kotzt mich an!

Dazu ist unser Haus noch nicht fertig, wir hätten richtig viel Arbeit noch. Außerdem hätten wir gern ein zweites Kind. Aber das will und will nicht klappen (üben seit nem Jahr). Wenn ich ehrlich bin, mich wundert das nicht, denn was soll denn ein Baby in diesem Chaos? Bei ner Mama, die dauernd heult? Und wenn ich dann wieder tagtäglich dauernd für Oma verfügbar bin, dann hab ich ja nicht mal die 5 Stunden Ruhe, die ich am Tag in der Schule bin! Ich hab ja schon Angst vor den Ferien, die jetzt kommen.

Ich hab gestern mal wieder mit meiner Mutter gesprochen. Dass ich nicht mehr kann, dass ich nur noch heule, dass ich dauernd gereizt bin (was sie mir dann im Gegenzug wieder vorwerfen). Und? Ja, sie kanns halt nicht ändern, ich soll mich nicht so anstellen. Natürlich kann mans nicht ändern. Die Situation lässt sich nicht ändern. Nur, was machen die, wenn ich kollabiere? Wieso sieht denn keiner, dass man mich entlasten muss?

Jetzt ist mein Kleiner bei meiner Schwiegermutter. Die entlastet mich manchmal ein wenig. Aber sie ist halt "nur" die Schwiegermutter. Der kann ich den Kleinen geben (der mich an der ganzen Situation eigentlich am wenigsten belastet, den ich gern um mich hätte), aber die kann nicht dem Opa den Hintern putzen. Mein Mann ist auch 2 Tage daheim (1 Tag mit Homeoffice), er macht viel, aber meine Oma wartet mit vielen Dingen, bis ich daheim bin, weil sie mich halt lieber um sich hat bzw. er ihr manche Dinge einfach nicht richtig macht oder sie meint, das könne man Männern nicht zumuten - z.B. wenn er zu Aldi fährt, bekommt er keine Einkaufsliste mit, weil sie Angst hat, er kaufe dann die falsche Milch #klatsch, dafür schickt sie mich dann nachmittags nochmal.

Ich liebe meine Familie und sie machen das alle nicht extra. Es ist halt schwierig mit zwei Häusern voller kranker Menschen! Ich möchte ihnen helfen, ich hab schlechtes Gewissen, wenn ich mir ne Auszeit nehme (wobei Auszeit bei mir heißt, dass ich niemand sage, dass ich daheim bin, damit ich in Ruhe meine Schularbeit machen kann #klatsch). Ich weiß, ich hör mich egoistisch an, es geht alles nur um mich. Ich weiß auch, dass andere Leute noch ganz andere Probleme haben und dass ich heilfroh sein kann, dass mein Kind gesund ist und ich eine glückliche Ehe führe, keine Existenzängste haben muss usw. Aber mich belastet es.

Danke fürs Lesen. Jetzt ists besser.

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Mach noch ein paar Monate so weiter, dann erledigt sich Dein problem von alleine, denn dann wirst Du den Zusammenbruch/Burnout haben und Deine Familie muss sich selber organisieren.

Ok, das war jetzt böse...aber mal hart gesagt, die können das machen, weil Du es zuläßt! Hau mit der Faust auf den Tisch! Das hat nichts mit Egoismus zu tun.

Wenn Oma nicht mehr den Opa pflegen kann, dann soll sie einen Pflegedienst engagieren oder ne Putzfrau oder nen Gärtner, ebenso Deine Mutter.

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Du hast keine Ahnung, oder? Der Pflegedienst kommt. Aber der kommt zu festen Zeiten und der Durchfall nicht. Soll ich zu meiner Oma, die heulend vor dem stinkenden Opa steht, sagen: Such dir ne Pflegekraft?

Meine Mutter hat ne Putzfrau. Sie erwartet auch nicht, dass ich die Wäsche macht, aber Oma lässt die Sprüche ab.

Natürlich lasse ich es zu. Weißt du auch warum? Meine Oma war IMMER, wirklich IMMER für mich da und ist es heute noch. Wenn ich gesagt hab, ich muss zur Musikstunde, von der Schule früher geholt werden, weil der Bus nicht fährt oder ich bräuchte für die Party nen Kuchen, meine Oma war da. Wenn ich heute weg muss, dann nimmt sie mir den Kleinen. IMMER! Soll ich da sagen: "Ach, dann schau halt, wo du bleibst. Hast halt die Nacht nicht geschlafen, weil Opa dauernd wach war. Bestell dir halt dein Pfund Brot im Internet." Nö, DAS würd mich erst recht nicht glücklich machen, glaub mir.

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Ok, dann frag nicht nach Rat und pamp mich nicht an, sondern mach genauso weiter!

Wenn Du nichts ändern willst, dann beschwer Dich auch nicht.

Und ja, ich weiß was Pflege heißt...

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Hallo Brille,

Deine situation ist sehr bescheiden. Auf der anderen seite dehe ich es mit den augen des außenstehenden echt nüchtern.

Es ist NICHT deine aufgabe, deine großeltern zu pflegen. Wenn wir nach der Moral gehen ist es die deiner mutter. Diese flüchtet sich in die arbeit. Wenn ich weg bin, muss ich kein hintern putzen und dann bin ich doch die leitende angestellte und habe doch genug geschafft.

Dann bidt du dif selber schuld. Bin ich an def kapazitätsgrenze, schaue ich, wie ich mir auf der arbeit kräfte sparen kann und nicht noch sonderaufgaben übernehmen#nanana
Das diese arbeit spass macht, verstehe ich. Du fühlst dich ,,erfüllt". Du erfährst direkte wertschätzung. Vollkommen nachvollziehbaf.

Es sieht für mich danach aus, dass du schlecht grenzen setzen kannst und dass du dich schlecht abgrenzen kannst.

Ihr seid kleine familie. Und erst einmal musst du für dich festlegen. Wer bin ich ? Was will ich und was will ich nicht und dann die letzte frage. Wiw komme ich dahin.

Übeigens ist das thema ,,grenzen setzen" auch mein thema. Und das tut schon mal weh.

Ich habe das glück, dass ich mir sowieso aus anderen vründen endlich psychotherapeutische unterstrzung gesucht habd, um das thema der traumatisierung bearbeiten zu können. Ich glaube kaum, das du du es alleine schaffsf.

Tränen sind selbstmitleid. Sie sind an sich unproduktiv, weil sie dich nicht weiterbringen. Nur ein klarer, sehr strukturierter plan und fester wille kann dir aus dem schlamasel helfen.
Und nein, bloß kein kind. Du mussr ordnung in dein leben bringen. Überfordert bist du schon genug.

#liebdrueck

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Das hört sich schön an, aber so läuft der Hase nicht.

1. sehe ich nicht ein, warum ich auf die Dinge, die MIR Spaß machen, verzichten soll, weil ich Dinge tun "muss", die mir nichts abgeben. Ich soll beruflich kürzer treten, keine Sonderaufgaben übernehmen, gar auf ein weiteres Kind verzichten, weil ich daheim schon genug zu tun habe?! Nein! DAS ist idiotisch! Es ist ja MEIN Leben.

2. ist es natürlich nicht allein meine Aufgabe, Oma und Opa zu pflegen. Aber auch meine Aufgabe. Sie ins Altersheim abzuschieben geht nicht - das ist für mich moralisch nicht drin und würde ihnen das Herz brechen und mir dann gleich mit. Und sonst macht es eben keiner.

Was ich erwarte ist Unterstützung von meiner Mutter, dass sie sich eben nicht in die Arbeit flüchtet, und von meinem Bruder, der sich in seinem Studium aalt. Die bekomm ich wenig bis gar nicht. Dazu noch blöde Sprüche. DAS belastet mich.

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Du kannst aber nur DEIN Verhalten ändern, nicht das Deiner Mutter und Deines Bruders. Sie sind genauso verantwortlich für die Großeltern etc. etc.

DU mußt entscheiden, wo Du kürzer trittst, bevor Du zusammenklappst, und dazu auch stehen.

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Blöde Situation aber nicht unlösbar.

Nur DU machst daraus eine unlösbare Situation. weil: so gehts nicht weiter sagst du. Aber Lösungsvorschläge passen dir auch nicht aus moralischen, lbensplanerischen oder sonstwelchen Gründen. Aber irgendwo musst du halt Abstriche machen. Denn dass es nicht klappt merkst ja grad.

Also entweder Sonderaufgaben abgeben und weniger im Beruf arbeiten oder mehr Pflege für Oma und Opa. Deine Mutter hat sich entschieden, weniger zur Stelle zu sein und das ist nun mal ihre Entscheidung. Das kannst blöd finden aber einfordern kannst du von ihr nix.

Also ne zusätzliche Hilfe für die Großeltern suchen. Jemanden der einkauft etc. Oder der Oma halt sagen, entweder nimmt dein Mann die Einkaufsliste mit wenn er geht oder sie hat am Abend keine Milch im Haus. Aber du willst es allen, einschließlich dir selbst recht machen und das funzt nicht.

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Hallo!

Ich kenne deine Situation genau. Vor 1,5 Jahren war ich genau an demselben Punkt. Meine Mutter hat Alzheimer und hat mich voll eingenommen, dazu stressiger Job und pubertierendes Kind. Ich bin dann 5 Wochen auf psychosomatische Reha geschickt worden und habe dort gelernt, meine eigenen Bedürfnisse wieder wichtig zu nehmen. Und, weißt du was: Zu Hause hat sich die Welt auch ohne mich weitergedreht...

Heute ist meine Mutter nach langen Kämpfen in einem tollen Heim untergebracht und ich kann mich endlich wieder um mich und meine eigene kleine Familie kümmern. Ich habe jetzt schon schriftlich festgelegt, dass meine Tochter nie nie nie versuchen soll, mich zu pflegen. Diese nervliche Belastung und den Gewissenskonflikt möchte ich ihr in jedem Fall ersparen!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

LG

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>>Ich habe jetzt schon schriftlich festgelegt, dass meine Tochter nie nie nie versuchen soll, mich zu pflegen. Diese nervliche Belastung und den Gewissenskonflikt möchte ich ihr in jedem Fall ersparen!<<

So ist meine Mutter auch eingestellt!

LG
Merline

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Es tut mir wirklich sehr leid, dass es Dir zur Zeit so schlecht geht. Blöde Situation.

Und jetzt bin ich mal ganz fies:
Du warst bisher immer diejenige, welche mich blöd angemacht hat, wenn ich gesagt habe: Ich würde mich im Alltag nicht nur auf die Familie verlassen, sondern immer professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Ich war ja so etwas von unsensibel und kaltherzig; unfamiliär etc.

"Kinder werden immer in der Familie betreut, man hilft sich doch gegenseitig; Urlaub ohne die halbe Familie um Dich rum ist kein Urlaub für Dich...."

Alles schön und gut - aber das sind Praktiken aus vergangenen Zeiten mit vielfältigen Auswirkungen, die sich mit voll arbeitenden Familienmitgliedern heutzutage nicht verwirklichen lassen. Da kommt man irgendwann an seine Grenzen - und da bist Du jetzt. Leider.

Ihr habt Euch gegenseitig jederzeit "in Anspruch" genommen und jetzt fühlst Du Dich in der Pflicht - kannst es aber einfach nicht mehr "buckeln". Emotionale Belastung kommt hinzu.

Organisiert Euch, schafft noch mehr professionelle Hilfe an als vorher. Dann muss der Pflegedienst eben öfter kommen - das lässt sich regeln. Und /Oder man nimmt eine private Betreuung dazu.
Gib Aufgaben ab. Und lass Dich von Deiner Mutter nicht für Sachen einspannen, die sie eigentlich selber erledigen könnte.
Du hast Deine eigene Familie, Deinen Job und das ganze Drumherum - Du bist nicht für alles andere auch noch zuständig.

Heißt ja nicht, dass Du Dich komplett abnabelst. Aber nimm Dich selber aus der Hauptverantwortung.
Warum ist der Sohn einer voll berufstätigen Frau um 15.00 Uhr bei der Oma und nicht im KiGa? Was macht Ihr, wenn die Frau auch krank wird?
Warum VERLANGT Dein Mann nicht einfach mal eine Einkaufsliste, wenn er für die Familie einkaufen fährt?
Warum musst Du die anderen anlügen, um Zeit für Deine Arbeit zu Hause zu haben?

Weil es immer so war, dass die Töchter den Älteren helfen - dafür passen die dann auch mal auf die Kinder auf. Ja - alles schön und gut. Funktioniert auf einem Generationenhof mit Altenteil, aber nicht in einer Lebensgemeinschaft der heutigen Zeit. Man kann nicht alles haben.

Nimm Dich raus, organisier eventl. Hilfe für alle anderen oder sag ihnen, für was Du nicht zuständig bist.

Nimm Dich, Deine Ehe und Deinen Beruf wichtiger. Das bedeutet nicht, dass Dir die (Groß-)Familie nichts bedeutet. Das ist nicht egoistisch, das ist verantwortungsvoll sich selbst und der eigenen kleinen Familie gegenüber. Niemand hat etwas davon, wenn Du zusammenbrichst.

Aber eine starke Frau mit Überblick und Organisationstalent in der Familie hilft mehr als hundertmal den Popo abgewischt.

Ich wünsche Dir wirklich alles Gute und dass Du einen guten Weg findest für Dich und Deine Familie.

LG

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Aber eine starke Frau mit Überblick und Organisationstalent in der Familie hilft mehr als hundertmal den Popo abgewischt

toller satz, stimmt absolut!

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Wie läuft das denn, wenn Du mal mit Deiner Familie im Urlaub, also abwesend bist? Wer betreut dann die restlichen Familienmitglieder bzw. wie organisieren die sich dann?

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Die Sache ist einfach:

1. sind wir hier alle (bis auf meinen Mann) Lehrer, d.h. Urlaub gibt es halt in den Ferien und da ist meine Mutter dann auch daheim bzw. zumindest wesentlich freier in ihrer Zeiteinteilung.

2. muss dann eben mein Bruder auch mal ran. Das macht er schon MAL, wenn alle Stricke reißen, nur er verabschiedet sich halt auch schnell wieder. Der wohnt ja auch weit genug weg. Wenn ich im Urlaub bin, ist es mir auch wurscht, was daheim los ist, da kann ich prima abschalten (mein Glück, sonst ginge eh alles nicht mehr).

3. wenn ich nicht da bin, geht viel auch ohne mich. Hab ich ja geschrieben. Meiner Oma geht's halt auch viel um "Ansprache" und wenn ich da bin, dann werde ich eben "belagert". Das Problem ist ja gar nicht so sehr die tatsächliche Arbeit, sondern dass dauernd an mir rumgezerrt wird, z.B. Telefonanrufe: "Du, ich hab was zu Essen gemacht. Komm doch vorbei." - ich: "Nein danke, ich hab mir ne Leberkässemmel mitgenommen, ich möchte jetzt korrigieren." sie: "Ach Mensch, ich hab extra so was tolles gekocht und der Opa freut sich auch so, wenn du vorbei kommst." ich: "Ich komme nicht." sie: "Ist ja gleich vorbei und ich möchte dir noch das und das zeigen ..." und das ganze nimmt dann das Ende, dass ich mir denk, ok, mach ihr die Freude und sie dann halt wieder mit ihren Jammereien beginnt und mich runterzieht. Also, ich geh dann eben kurz hin, denk mir, ok, stimmt ja, dann isst du wenigstens was vernünftiges (sie kocht ja gut), gehst in 10 Min wieder und dann kommen so Sachen wie mit der Wäsche meiner Mutter.

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Kannst Du evtl. Deine Vorbereitungsarbeiten in die Schule verlegen, so dass Du eine klarere Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit/Familienzeit hast?

Mein Bruder ist auch Lehrer - bei ihnen ist klar, wenn die Tür zum Arbeitszimmer zu ist, ist Arbeitszeit und er wird nur im Notfall gestört (3 Kinder).

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Hallo Brille,

das klingt alles sehr ungesund, aber das weißt Du selber. Ich kenne das Problem in etwas abgespeckter Form - meine Oma hattemit Anfang 80 einen Schlaganfall, Opa (genauso alt) hat sie gepflegt, zweimal am Tag kam der Pflegedienst - tja. Die beiden kamen klar, mit Unterstützung meiner Eltern und der Nachbarn. Oma hatte aber auch nie Durchfall und Opa hat Antidepressiva genommen. Soviel dazu.

Als mein Mann vor einiger Zeit so drauf war wie Du jetzt (gereizt, nah am Wasser gebaut und schlaflos) hat ihm der Therapeut eine beginnende Depression bescheinigt und ihm prognostiziert, dass er über kurz oder lang schlapp macht, wenn es so weiter geht.

Was kann man tun?

Kann der Pflegedienst öfter kommen? Ist das bezahlbar?
Wie sieht es mit betreutem Wohnen für die Großeltern aus?
Stichwort Einkauf - ist zwar ein vergleichsweise kleiner Punkt, aber wie wäre es, wenn Oma und Opa regelmäßig ihren Einkauf geliefert bekämen? Das bieten doch die meisten Supermärkte an und Dir würde es Überraschungsangriffe am Nachmittag ersparen.
Oder Essen auf Rädern?
Oder, oder, oder.

Ich kenne Deine Familie nicht, vielleicht ist es Mumpitz, was ich da vorschlage. Aber das ist das, was mir an kleinen Erleichterungen einfällt.

Du hast ein kleines Kind, das Dich braucht, ein unfertiges Haus, steckst in der Familienplanung und dann all das noch oben drauf - das IST ungerecht und das ist zu viel für einen allein. Versuche für Dich zu sorgen - mach Dich mal schlau, was Deine Möglichkeiten sind bzw. die Möglichkeiten für Oma und Opa.

Alles Gute! #liebdrueck

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Hallo,

ich finde dein Pflichtgefühl deinen Großeltern gegenüber toll aber du solltest wirklich etwas ändern.

Wenn dein Opa jetzt aufgrund eines Sturzes erstmal gar nicht mehr laufen kann, sollte erstmal der Pflegedienst öfter kommen. Dann sollte deine Oma im Alltäglichen einfach etwas mehr entlastet werden. Also tägliche Einkäufe, Botengänge oder auch mal Paprika pflanzen könntest du dir mit einer Hilfskraft teilen. Diakonie, Caritas und andere Organisationen vermitteln oft solche Hilfskräfte. Das sind meist ehrenamtliche Mitarbeiter die nur eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen und euch somit auch nicht wahnsinnig viel kosten. So jemanden kann man aber auch privat suchen.

Ich denke das keiner dir hier sagen wollte, dass du deine Großeltern einfach vernachlässigen sollst aber etwas Entlastung bei der Unterstützung wäre sicher mehr als angebracht.

Evtl. ist es auch möglich dir für deinen eigenen Haushalt etwas Hilfe zu holen.

LG

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Ich habe vor gar nicht allzu langer Zeit - leider aus gegebenen Anlass - sehr viel über solche Situationen gelernt.

Das, was du hier gerade machst, nennt sich "Drama-Dreieck". Geb das mal bei Google ein.

Es gibt den Verfolger (deine Familie), das Opfer (du) und den Retter (die urbia-Gemeinde). Es handelt sich dabei um ein schwer zu durchbrechendes Verhaltensmuster.

Immer, wenn ein Retter sagt, mach doch das und das, sagt das Opfer, das geht nicht, weil...

So wird der Verfolger immer mächtiger, das Opfer immer mehr zum Opfer und der Retter wird vehement gefordert. Der Retter wird sauer, weil sich das Opfer nur selbst bemitleidet, ohne zu agieren. Das Opfer wird sauer, weil der Retter nicht hilft und der Verfolger immer schlimmer wird. Und der Verfolger wird sauer, weil er nichts erreicht und es nicht versteht!

Lies es dir durch und überlege, ob du das weiter spielen möchtest, oder ob du dein Leben selbstbewusst und stark in die Hand nehmen möchtest.

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Die Erklärung mit dem Drama Dreieck finde ich super gut. Ich hab mich nämlich ehrlich gesagt echt gefragt, warum hier so heftige Gegenwehr gegen echt gute Vorschläge kamen.

Danke für die Erklärung!

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#pro##pro

Genauso kann man es auch sehen.

Lg