Wie von den Eltern lösen

Huhu,
ich habe eine Bitte. Wenn ihr meinen Beitrag lest, bitte lacht nicht oder macht gemeine Sprüche. Ich bin hier neu und habe leider schon sehr oft gelesen, wie hier mit manchen Leuten umgegangen wird. Das ist einfach nicht schön, wenn man einen Rat braucht, auch wenn es für die andere vielleicht albern klingen mag. Jeder hat seine Probleme.

So mal schauen ob ich hier auch überhaupt richtig bin…..
Es geht um das Verhältnis zu meinen Eltern und ich weiß gerade gar nicht wie ich anfangen soll. Unsere Familie ist toll und ich habe wirklich prima Eltern, die immer für mich da gewesen sind. Ich habe schon einiges hinter und meine Familie ist jederzeit für mich da gewesen. Ich erzähle ein bisschen, damit ihr euch ein Bild machen könnt.

Ich habe vor vielen Jahren depressiv und versucht mir das Leben zu nehmen. Was ich da wirklich getan habe wurde mir erst klar, als ich gesehen habe was ich meinen Eltern angetan hatte. Sie waren lange Zeit für mich da und es ging mir immer besser. Es war ein Hilferuf und meine Familie war da.

Leider gab es Schwierigkeiten in meiner Ausbildung, auch wegen dem was vorher passiert ist. Ich wurde von ganz oben gemobbt, niemand hat mir geholfen und so habe ich kurz vor Ende abgebrochen. Ich bin dann zu meinem damaligen Freund in die Schweiz gegangen um meine Lehre dort fertig zu machen und einen Neuanfang zu wagen. Meine Eltern haben das mitgetragen und mich finanziell unterstützt. Mich aufgefangen, als die Beziehung in die Brüche gegangen ist.

Ich habe dann meine große Liebe wieder gefunden und war glücklich, auch meine Eltern. Meinen jetziger Mann kenne ich seit der Schulzeit, er hat mir damals auch das Leben gerettet und hatte allein dadurch bei meinen Eltern einen Stein im Brett. Wir habe dann irgendwann geheiratet und alles war schön. Ich habe immer mehr zu mir zurück gefunden, habe lange eine Therapie gemacht und konnte das Leben wieder genießen.

Dann stellte sich jedoch heraus das mein Mann mich sehr lange Zeit bzgl. seiner beruflichen Laufbahn belogen hatte. Alles was er erzählt hatte zu sein, es war ein Märchen. Ich konnte nicht begreifen, weshalb er kein Vertrauen zu mir hatte und nicht mit mir geredet hat. Wir haben es aber geschafft und Dank der Hilfe meines Vaters, hat er auch ein Arbeit gefunden. Glücklich und zufrieden ist er bis heute nicht, aber auch nicht gewillt etwas zu verändern. Für mich ist das sehr schwer, auch bei ihm liegt in der Vergangenheit sehr viel im argen. Mittlerweile macht er eine Therapie und arbeitet alles auf und ab.

Nun zu meinem Problem, ihr habt gelesen das ich vieles meinen Eltern zu verdanken habe. Und ich bin auch bis heute sehr dankbar für alles, ich fühle mich noch oft wie das schwarze Schaf der Familie, das immer wieder Probleme hat und macht. Mein Bruder ist das ganz anders. Er hat studiert, lebt weiter weg und hat wirklich sein Leben. Er erzählt nicht viel und macht sein Ding. Manchmal beneide ich ihn um seine Unabhängigkeit. Ich weiß das es an mir liegt und das nur ich etwas verändern kann, aber wenn man einmal drin steckt ist es wirklich sehr schwer.

Meine Eltern haben eine Wohnung gekauft, diese auf meinen Namen überschreiben lassen und wir zahlen nun an sie ab, so das sie eines Tages uns gehört. Auch hilft mir meine Mutter sehr viel mit dem Kleinen, wenn ich arbeiten oder krank bin, wir ausgehen usw. Sie liebt den Schatz über alles und macht es auch sehr Genre, das kann ich daher gut annehmen.

Oje, ich bin noch immer nicht auf den Punkt gekommen :-( ich habe eine Problem mit meinem Vater und wie´nicht wie ich da raus komme. Ich habe sehr oft das Gefühl, das ich tun sollte was er für richtig hält und das geht bei Kleinigkeiten los. Auch meinem Mann gegenüber merkt man das sehr gut, gerade weil er so viel Mist gebaut hat. Es gibt immer wieder Ratschläge oder eben ein langes Gesicht, wenn man eine andere Meinung hat oder es eben anders macht. herrje ich kann das überhaupt nicht gut erklären und auch keine Ratschläge parat.

Mein Mann zieht sich dadurch zurück, ich aber komme dagegen nicht an und weiß mir nicht zu helfen. Ich weiß das es mein Vater nicht böse meint, denn ich habe selber einen ähnlichen Charakter. Er meint es nur gut und auch beding durch seinen Beruf, ist er da so drin, es ist eben seine Art. Ich möchte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Weil wir ein recht gutes Verhältnis haben und auch weil er sehr viel für uns beide getan hat. Vielleicht bin ich es auch selber schuld, denn ich frage auch oft um Rat und wir sind alle miteinander im engen Kontakt und das ist auch sehr schön und möchte ich nicht missen.

Was soll ich tun… ich bin 35 Jahre alt und habe meine eigene Familie und komme irgendwie nicht vorwärts. Mich lässt das wirklich verzweifeln…..

Bitte haut nun nicht auf mich drauf. Für die taffen hier mag das sicher lächerlich klingen, aber für mich stellt es ein ernsthaftes Problem da. Es ist auch echt schwierig das hier richtig zu erklären. Das ist auch der einzige Lebensbereich, wo ich klein bin.

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Deine Eltern stehen ja ganz offensichtlich bedingungslos hinter dir.

Kannst du mit deinem Vater nicht mal ein vertrauliches Gespräch führen? Z.B. das du das Gefühl hast immer tun zu müssen was er sagt. Und das es dir nicht gut geht dabei.
Und deinem Mann auch nicht.
Vielleicht ist es nämlich nur aus deinem Schuldgefühl heraus so, dass du meinst so handeln zu müssen, wie es die Eltern glücklich macht.

Wenn Eltern so viel für einen tun kommt man schon in ein moralischen Konflikt, da kann jetzt jeder sagen, radikal auf Ratschläge verzichten, nicht mehr drauf hören...
Das geht so einfach nicht, man will ja auch nicht undankbar sein.

Dein Vater muss aber wissen, das ihr da in einem Konflikt steckt. Vielleicht will er das gar nicht und merkt es auch gar nicht.

D schreibst auch noch das du nicht vorwärts kommst? Was meinst du denn damit?

LG

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Ganz lieben Dank für deine freundlichen Worte, es ist echt schön das du so nett geantwortet hast.

Ich habe mir das auch schon überlegt, bin da aber gar nicht gut drin. Und sicher habe ich auch ein wenig Sorge, das mein Vater beleidigt sein wird oder es nicht versteht bzw. in den falschen Hals bekommt. Andererseits muss ich ja irgendwas machen, denn mich belastest das stark.

Es ist auch so das die beiden Mann zwar mögen, aber mehr auch nicht. Wenn er dabei ist. dann ist es okay, aber wenn nicht .dann wird er auch nicht wirklich vermisst. Ich denke dass er das auch spürt. Aber so etwas kann man ja leider nicht erzwingen.

Mit nicht vorwärts kommen meine ich dieses Dilemma, in dem ich stecke. Der moralische Konflikt von dem du schreibst trifft es genau.

Und ja es stimmt, natürlich kann man sagen mach dein eigenes Ding und lass dir die Ratschläge und das einmischen nicht nahe gehen, aber es ist eben nicht einfach. Wir sind eine enge Familie und ich kann da nicht sowas raushauen. Es müsste einen Weg geben, da langsam raus zu kommen…..

Deine Worte haben gut getan, tausend Dank #herzlich

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Ich habe noch etwas zu deiner letzten Frage vergessen. Ich würde mich sehr gerne komplett auf mein Leben und auf meine Familie konzentrieren und nicht immer das Gefühl haben müssen, das zu tun was meine Eltern für richtig halten. Weißt du, manchmal fühle ich mich, als müsste ich erst deren Einverständnis holen. Es ist wirklich ganz ganz komisch, als wenn ich keine Entscheidung selber treffen kann, aus Angst denen nicht gerecht zu werden.

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Huhu,
ich kann ganz gut verstehen, was Du meinst. In etwa so geht es mir mit meinen Eltern auch. Ich denke, bis zu einem gewissen Grad ist es ganz normal, dass man es seinen Eltern gerne recht machen würde (wenn auch unbewusst). Und wenn sie dann noch so viel für einen getan haben (und tun, z.B. mit dem Kind helfen, Wohnung bezahlen....), mag es doppelt schwer sein, sich den Vorstellungen der Eltern auch mal zu widersetzen.

Mehr Unabhängigkeit kannst Du meines Erachtens nicht durch Reden sondern nur durch Dein Tun erreichen. Wenn ihr z.B. ein zweites Auto wollt oder Du mal eine rauchen willst, mach es einfach. Solange Du weder für das Auto noch für die Zigaretten Geld von Deinen Eltern nimmst, MUSS Dir ihr Kommentar egal sein. Du bist 35 und kannst Deine eigenen Entscheidungen treffen - auch dann, wenn sie in den Augen der anderen nicht gut sind! Mach dir das immer wieder klar: Du bist erwachsen und kannst machen, was Du willst!!!! Deine Eltern machen das ja schließlich auch, z.B. haben sie irgendwann mal (unbewusst?) entschieden, sich möglichst wenig von Dir abnabeln zu wollen.

DAs ist überhaupt oft der Punkt: Deine Eltern versuchen durch ihr Verhalten, Dich an sie zu binden und ewige Dankbarkeit zu fordern. Du musst aber nicht nur dankbar sein (oder erwartest Du das von Deinem Kind?)

LG, Cherish, die in ihrem Leben eine saublöde Entscheidung getroffen hat, um es ihrem Papi recht zu machen......und die noch heute drunter leidet.

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Danke für deine nette Antwort! Ich habe mir für die Zukunft vorgenommen, es zu versuchen und ich hoffe das ich es schaffe! Wobei ich nach wie vor glaube, das mein Vater das gar nicht so sieht und meint. Wahrscheinlich würde er aus allen Wolken fallen und sagen das ich se nicht mehr alle hab.

Was ist bei dir passiert?

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Woooow, all das könnte von mir kommen. Ich kenn das und ich weiß wie du dich fühlst. Man tut halt alles, damit es auch keine konflikte gibt.

Ich hab in der Pubertät total abgesponnen damals, hab viel angestellt. Meine eltern mussten viel mitmachen. Hab dann mit 18 kurz vor dem Abi das Gymi geschmissen. Es gab viel zoff, aber sie haben mich überall mit durchgezogen. Stimmt.
Heute ist unser verhältnis top. Allerdings bin ich ihnen auch in vielen dingen hörig. Ich hab da zum Beispiel so eine doofe versicherung laufen, die ich mega teuer finde. Aber gekündigt werden "darf" sie nicht..... wobei es ja meine Versicherung, mein Geld und mein Leben ist. Wir würden gerne in ein Häuschen ziehen (mein mann und unsere kinder ). Nein, das wäre unser Untergang. Die Nebenkosten sind viel zu hoch und bla bla bla.

Wir hatten als drittes Kind ein Schreibaby. War die ersten Wochen aus Verzweiflung nur daheim. Meine Eltern haben mir super geholfen. Ich könnte hier noch soooo viel schreiben.

Meine Schwester hingegen wohnt über 200 km weit weg, ruft alle zwei Wochen mal zum small talk an, und sagt, ich soll mich endlich von meinen Eltern frei machen.

Ich weiß nicht, warum das alles so ist. Vielleicht hängt das echt mit der Vergangenheit zusammen. Vielleicht hilft dir eine Therapie. Ich hatte jetzt fünf Sitzungen, weil ich postpartale Depressionen hatte, und erst ein jahr später nen termin bekommen hab. Irgendwann werde ich da das Thema auch aufgreifen.

Alles Gute
Andrea

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Wahnsinn, das hört sich wirklich alles ähnlich an! Ich bin noch in Therapie und habe das Thema schon mal angeschnitten, aber richtig weiter komme ich nicht. Die Vorschläge die mir gemacht wurden, ließen sich nicht umsetzen.

Weißt du denn, weshalb du deinen Eltern hörig bist?

Ganz lieben Dank für deine Worte!

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Hallo,
Du liest Dich wie jemand, der sich viele Gedanken um andere macht, Du bist Deine Probleme mit professioneller Hilfe angegangen, hast aus der Depression herausgefunden und im Leben Fuss gefasst. Hör auf, ein schlechtes Gewissen zu haben und sei nicht so streng mit Dir.
Bis ich selbst Mutter wurde, hatte ich auch oft ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Eltern. Seit ich mich aufs Muttersein eingelassen habe, hat sich diese Perspektive geändert und ich habe verstanden, dass man sich innerhalb der Familie Liebe nicht “verdienen“ muss, sondern die Liebe einer der Grundbausteine eines Familienverbandes ist.
Was mir an Deinem Text aufgefallen ist, sind Deine hohen Ansprüche an Harmonie - Du wünschst Dir zB ein enges Verhältnis zwischen Deinem Mann und Deinen Eltern und die Vorstellung, sie würden Dich fürs Rauchen/Zweitauto kritisieren, ist. Deine Eltern müssen nicht alles toll finden, was Du tust. Und sie müssen auch nicht alles wissen, was Du tust. Natürlich ist Dir wichtig, was sie von Dir denken, aber Ihr dürft auch mal anderer Meinung sein und Euch trotzdem lieb haben.
Ich bin mir sicher, dass Du Deinem Sohn dieselbe bedingungslose Liebe und Deinen immerwährenden Beistand mitgibst, wie Du es von Deinen Eltern erfahren hast. Und dass Du, sollten sie Deine Hilfe benötigen, immer zur Stelle wärst. Und das ist das Wichtigste, nicht die Aufrechnerei, wer wie viel für wen getan hat.

Sei nicht strenger mit Dir als mit den anderen. Und sei auch nicht strenger mit Dir, als Deine Eltern es sind.

Alles Liebe, c

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Du hast vollkommen Recht und ich stimme dir in jedem Punkt zu. Dennoch ist das umsetzen eben sehr schwer. Ja ich wünsche mir Harmonie untereinander, das sich alle verstehen und zufrieden sind. Wobei ich natürlich weiß, dass das kaum möglich ist. Und dennoch versucht man es immer wieder.

Ich danke dir!

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Du willst alles richtig machen weil in der Vergangenheit soviel falsch lief. Deine Eltern haben dich jedesmal rausgehauen. Ich denke aus diesem gebegeben-nehmen ding kommt ihr schwer raus wenn nicht mal einer den Anfang macht

deine eltern sind vllt auch sehr unsicher und wissen nicht ob und wo du hilfe brauchst, sind ständig in stellung. So denke ich das.

Ich würde die beiden einladen und mich einmal ganz offiziell bedanken für jeden gefallen und überhaupt für alles was sie für dich getan haben. Es hört sich an als hättest du ganz tolle eltern #herzlich
vllt findest du so einen symbolischen Abschluss. so könntest du anfangen dich abzunabeln und dein leben so leben wie es dir gefällt ohne ständig im kopf zu haben was mama und papa davon haltent

Ich weiß nicht ob es bei jedem so ist aber bei mir war der abnabelungsprozess auch nicht einfach, aber eben als pubertierende. Ich hab viel rebelliert, mist gebaut den meine eltern beseitigt haben etc. Eben ähnlich. Dann wollte ich einen großen cut, bin sehr sehr früh ausgezogen und habe angefangen mein leben allein zu meistern. Vorallem meine mutter gab mir nie das Gefühl undankbar zu sein, sie rief oft an und wir redeten. Irgendwann war ich soweit das ich stolz auf mein leben sein konnte und ich konnte mich wieder richtig annähern. Mittlerweile muss ich nicht mehr flüchten wenn in meinem leben soviel scheiß passiert das es allein schwer ist. Und, was mir auch wichtig war, es soll ein geben UND nehmen sein. Ich will auch helfen, und wenns nur Kleinigkeiten sind.

wenn man ein ziel vor augen hat ist es oftmals noch schwer den richtigen Weg zu finden und zu gehen. Ich bin niemand der gleich nach Therapie schreit aber es gibt super Sozialarbeiter die sich kleine und große sorgen anhören und helfen diese wege zu finden und zu beschreiten. Vllt wäre das auch was für dich.

Mein Rat, finde einen Abschluss aus diesem helfersyndrom deiner eltern. Mein weg war sicher nicht der richtige. Weil naiv und Jugendlich und nicht sehr gut durchdacht :-) du bist erwachsen und schaffst das besser :-)