40-Stunden Job, Kind und immer ein schlechtes Gewissen ... sorry, lang

Hallo an alle Vollzeit-Arbeitenden,

unsere kleine Tochter ist inzwischen 15 Monate und wirklich eins der liebsten Kinder, die man sich vorstellen kann. #sonne

Ich arbeite in einer leitenden Position und wollte immer schon zurück in meinen Job, da er mir sehr viel Spaß macht.

Seit April arbeite ich nun wieder. Zunächst war mein Mann noch in Elternzeit (4 Monate) und obwohl er einiges abgefangen hat, war ich von Anfang an doch sehr stark gefordert. Er hat sich zwar ganz toll um die Kleine gekümmert aber die gesamte organisatorische Abreit blieb und bleibt an mir hängen.
Egal ob es um die Besorgung von Windeln oder um das Packen von Sachen fürs Wochenende geht, er kümmert sich um sein Zeug und ich muß mich um den Rest kümmern. Zusätzlich darf ich mir dann auch noch VOrwürfe anhören, wenn ich mal was vergesse.

Dazu kommt noch, daß wir erst ab Mitte September einen Krippenplatz haben und sich bis dahin meine Mutter um die Kleine kümmert. Das ist natürlich super lieb von ihr und ich bin ihr auch sehr dankbar, da sie aber 20 Jahre zu Hause geblieben ist, macht sie mir ständig ein schlechtes Gewissen, daß ich wieder arbeite.

Naja, vorgestern ist mir jetzt der Kragen geplatzt #heul ständig meckern die beiden an mir rum obwohl ich mir wirklich den A**** aufreiße pünktlich zu Hause zu sein um noch mit der Kleinen zu spielen und sie ins Bett zu bringen, am Wochenende nicht von ihrer Seite weiche und mich sonst auch um alle organisatorischen Dinge kümmere.

Irgendwie hab ich gerade den Eindruck, nicht wirklich mit der Situation fertig zu werden, obwohl ich einegtlich immer sher positiv an alles rangehe und ein echtes Organisationstalent bin, stoße ich gerade an meine Grenzen.

Habt ihr Erfahrung damit? Wird es besser oder kann man sich irgendwo Hilfe holen?

Vielen Dank für alle Antworten und sorry für die Länge!! #bla

Tobeline



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Hallo Du,

erstmal: #liebdrueck

Ich weiß nicht, ob es besser wird. Wenn Du nichts änderst bestimmt nicht - kannst Du Deinem Mann denn nicht Aufgaben übertragen?

Mir geht es ähnlich, ich arbeite zwar nicht in leitender Position (schön wärs!) aber trotzdem bin ich seit Ende des Mutterschutzes wieder berufstätig und stoße auch oft an meine Grenzen.

Deiner Mutter solltest Du vielleicht mal vor Augen halten, dass eine Familie heutzutage mit nur einem Einkommen mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Denn das übersieht die Generation unserer Eltern gern - damals war es problemlos möglich mit dem Einkommen des Mannes eine ganze Familie zu ernähren und es gab überhaupt keinen Grund, dass die Frauen nicht zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern sollten.

Wenn Du magst, kannst Du Dich auch gern mal über PN bei mir "ausheulen".

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Hallöchen,

ja mir ging es am Anfang genauso...Leia ist mit 2 Jahren in die Krippe gegangen. Da ich allerdings schon um 7h anfange-mußte mein Mann von Anfang an die Kleine morgens fertig machen und in den KIGA bringen. Da mein Mann noch nebenbei studiert, bleibt auch das meiste an mir hängen. Ich erledige die Einkäufe, koche, putze, mach die Maus abends bettfertig. Zu Anfang war es nicht leicht und es gab einige Reibungspunkte (Bsp es lagen ein paar Krümel auf dem Boden-mein Mann das mußt du mal wegkehren :-[-daraufhin bin ich kurz geplatzt und er nimmt den Wischmop auch selber in die Hand) Wie gesagt, es mußte sich alles erst einspielen, aber nun läuft es prima. Klar wie ich noch daheim war, hab ich jeden Tag gekocht, jeden Tag geputzt..nun koch ich immer für 2 Tage, Großputz ist am weekend und sonst wird nur durchgekehrt (es sei denn es wär doch notwendig)

Zum Glück haben meine Schiegereltern dafür volles Verständnis, dass ich arbeiten gehe. Ist aber bei der Mutter meiner besten Freundin anders...

Also Kopf hoch-am besten einmal Dampf ablassen und deinen Standpunkt klar machen und dann ist hoffentlich gut.

Gruß Sabrina

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Hi,

Ihr müsst dringend noch mal reden und genauere Absprachen treffen. Egal für welches Modell man sich entscheidet, es müssen alle mitmachen. Sonst wird immer einer (in dem Fall Du) das Nicht-Mitziehen vom anderen ausgleichen und überfordert sein.

Frag noch mal Deinen Mann, wie er sich das vorstellt und wo er seinen Beitrag sieht. Trefft eine Absprache, hinter der ihr BEIDE voll steht. Und diese muss dann auch durchgezogen werden. Gerade wenn nicht einer eh zu Hause ist, ist das wichtig!

Mein Mann war 1,5 Jahre in Elternzeit und es war immer selbstverständlich, dass er sich werktags zu 100% um Haushalt und Kind kümmert. Klar hab ich am WE mal abgewaschen, aber viel mehr nicht. Das war eine Absprache und an die hat er sich gehalten.

Inzwischen geht unser Anton in die Krippe, ich arbeite immer noch VZ, mein Mann macht eine Weiterbildung mit 30 Stunden. Unsere Absprache: Ich bringe Anton zur Krippe, er holt ihn ab und kocht, da früher zH. Den Haushalt machen wir halbe-halbe und haben abgesprochen, sobald es Streit gibt, werden feste Aufgaben zugeteilt. Ist aber noch nicht passiert.
Wenn mein Mann Klausurenphase hat, mache ich den HH zu 100%. Wenn Ferien sind oder Leerlauf in der Schule macht mein Mann das meiste. Wenn wir nicht beide dahinterstehen würden, würde das total schief gehen...

Was ich damit sagen will: Ihr habt ein Kind zusammen und seid ein Team! Und zwar als ergänzung und nicht zulasten eines Beteiligten! Mach das Deinem Mann klar und lass ihn aber auch bei seinen Vorstellungen zu Wort kommen.

Und was Deine Mutter betrifft: Fragt sie ob Sie Euch wirklich unter den Umständen gern freiwillig unterstützen möchte. Bejaht sie, bittet sie, Euer Familienmodell dann auch zu akzeptieren und die Sprüche zu lassen. Wenn sie das alles nicht gutheißt würde ich mir lieber eine andere Betreuung suchen.

Das schlechte Gewissen würde ich versuchen in den Griff zu bekommen oder eben ein anderes Modell wählen. Wenn man sein Kind lange betreuen lässt, muss man auch dahinter stehen, sonst gibt es nur Frust.

Wenn Du noch Fragen hast zu unserem Ablauf oder anderes, gern.

LG, Nele
Familienernährerin
mit Anton Konrad *3.8.07

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willkommen im Club. Mir geht es ähnlich. Managerin, Vollzeit, 2 Kinder (5 und 2 Jahre). Gut, meine haben einen Kitaplatz, aber wir hätten auch gar keine Familie zum aufpassen in der Nähe. Und auch ich habe das Gefühl, daß der organisatorische Teil des Haushaltes komplett an mir hängen bleibt.

Nicht falsch verstehen, mein Mann macht schon was, er übernimmt die Hälfte der Kinderbetreuung (entweder morgens wegbringen oder abends holen), und hilft auch in der Küche - aber das vorausdenken und organisieren überlässt er komplett mir. Also Arzttermine, rechtzeitig einkaufen, Einschulung organisieren, Geburtstagsgeschenke, Koordination der Babysitter und der Putzfrau, Handwerker, Schornsteinfeger, alles was so anfällt.
Auch im Haushalt werde ich das Gefühl nicht los, das er liebend gerne bestimmte Dinge "übersieht".

Und meine aktuelle Wut richtet sich gegen seine Freizeit - er geht jede Woche 1 x zum Sport und kommt erst nach Mitternacht wieder, er geht (gestern) zur Firmenfete und kommt nachts wieder, er fährt mit seinen Kumpels Ende August nach Wacken für 4 Tage, er fährt Anfang September auf Firmenfahrt ein langes Wochenende - und ich? Wenn ich mal abends mit der Nachbarin 1 Stunde walken gehe, ist das schon unzumutbar *grummel*

Nachdem ich gestern abend um 8 Uhr nach Hause kam (die Kids waren von den Babysittern aus der Kita geholt worden) und es aussah wie bei Hempels, weil Göttergatte morgens nicht mal in der Lage war, den Geschirrspüler auszuräumen und damit das dreckige Geschirr draussen rumstand, der Trockner nicht geleert war, die Wäsche nicht abgenommen war und so weiter, und ich also nach langem Tag (um 6 Uhr morgens das Haus verlassen) noch bis 11 durchs Haus gefegt bin und geräumt habe, während Göttergatte auf Firmenparty abhing, bin ich geplatzt und habe ihn als er nach Hause kam mörderisch zusammengefaltet (natürlich nur verbal) - und was kommt als Reaktion: das stimmt doch so alles gar nicht, klar helfe ich jederzeit im Haushalt (ja, aber nur nach aufforderung, und das nervt), und das ich nöle, wenn Du abends mal walken gehst, bildest Du Dir nur ein.

Irgendwie könnte ich den Kerl zur Zeit auf den Mond schießen ohne Rückfahrkarte. Ne Idee habe ich also leider auch nicht für Dich, aber wenn mir was einfällt, melde ich mich ;-)

gruß, schwarzbaer

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Ende Augugst nach Wacken? Da ist doch gar nichts mehr los, dass sollte er eher Anfang August machen ;-)

Sorry, das musste raus.

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hast ja recht. ende juli /anfang august...

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Keine Angst, das wird besser.

Ich habe immer Vollzeit gearbeitet, nach der Geburt des 1. Kindes sogar 45 h/Woche, dann als das 2. Kind da war habe ich auf 40 h/Woche verkürzt.

Es ist alles eine Frage der Organisation und spielt sich ein. Ein schlechtes Gewissen ist fehl am Platz. Lass Dir da nichts einreden. Wenn Du ab September einen Krippenplatz hat, wird es besser werden.

Cinderella

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Hallo Tobeline,

ich arbeite auch viel, mit 3 Kindern (5 1/2, 4 und 1) und in der 18. SSW. Im Moment habe ich etwas reduziert und arbeite 25-30h/Woche, habe aber durchaus vorher zwischen 40 und 60 St die Woche gearbeitet (habe auch eine leitende Position).

Was bei euch das Problem zu sein scheint, ist, dass dein Mann nicht komplett hinter dir steht - wenn ihr euch für das Modell "beide sind berufstätig" entschieden habt, dann darf er nciht über Krümel meckern...
Wie wäre es denn mit zusätzlicher Hilfe im Haushalt? Wir haben eine Putzfrau für das Grobe, die macht einmal in der Woche Grundreinigung, das wissen wir beide und manches (gerade Fußböden) bleibt dann halt bis da liegen. Außerdem bringen wir Bügelwäsche weg.

Für die Haushaltsorganisation muss einer zuständig sein, das kann man glaube ich nicht teilen. Bei uns bin ich das, d.h. ich manage Termine mit Putzfrau, Kinderfrau, Babysitter, Großeltern zur Kinderbetreuung, schaue, dass die Bügelwäsche einmal die Woche weggebracht und geholt wird, schreibe Einkaufszettel, habe im Kopf, wann für wen Geschenke gebraucht werden, manage Handwerker usw. Liegt aber daran, dass ich, im Unterschied zu meinem Mann auch Home Office machen kann und deshalb mehr zuhause bin.
Das tatsächliche Einkaufen, Geschenke kaufen, Wäsche wegbringen macht aber mein Mann genauso wie ich.
Genauso holt er die Kinder ab oder bringt sie weg.

LG

Erdbeertiger

7

Vielen Dank für die vielen Antworten!

Es ist wirklich gut zu wissen, daß es nicht nur mir so geht!

@ nele27
"Egal für welches Modell man sich entscheidet, es müssen alle mitmachen. Sonst wird immer einer (in dem Fall Du) das Nicht-Mitziehen vom anderen ausgleichen und überfordert sein."
--> Da hast Du wirklich Recht. Ich tendiere gerne mal dazu mir die Dinge zu überlegen und vorzuschlagen, dann willigt er halbherzig ein und zwei Wochen später sind wir wieder da wo wir waren. Ihn aktiv in diese Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen ist hier sicher Mal ein guter Ansatz (kommt mir auch irgendwie bekannt vor - Mitarbeiterführung Grundlagen ;-))

@ schwarzbear
Auch das kommt mir sehr bekannt vor. Letztes Wochenende meinte er er hätte eine echt harte Woche hinter sich und habe nur wenig geschlafen weshalb er jetzt am Wochenende etwas aufholen müsste: Dienstags war er beim Playstation zocken bei seinen Kumpels und am Freitag hat er sich mit einem Freund verquatscht ... vom Triathlon-Training fange ich erst gar nicht an :-[
ABER: Jeder muß sich mal austoben, ich versuche auch so oft es geht laufen zu gehen und habe meine Yogaklasse jetzt halt umgelegt. Da gibt es bei uns Gott sei Dank keinen Zoff, da er mich bzgl. Sport immer versucht zu unterstützen.

Yoga kann ich übrigens nur empfehlen, das ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für die Seele. #huepf

Also, nochmals Danke an alle! #liebdrueck
Viele Grüße,
Anne


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Hi,

ich neige auch oft dazu, für meinen Mann mitzudenken und ihm meine Pläne überzustülpen - einfach weil ich denke, es ist für alle das Beste. Das ist zwar gut gemeint, aber ich übersehe, was ER will. Und viele Männer reagieren nicht mit einem schlichten "nein" , sondern wollen die Partnerin nicht verprellen und entwickeln dann eine Vermeidungshaltung...

Daher habe ich mir jetzt angewöhnt, immer ZUERST zu fragen, wie er sich etwas vorstellt. Kann ich Dir auch empfehlen.
Setzt Euch noch mal zusammen, vll hat er im stillen Kämmerlein ganz andere Vorstellungen. Die müssen ja nicht unbedingt schlecht oder sooo anders sein. Und es kostet weniger Kraft, Kompromisse zu machen, mit denen beide leben zu können, als wenn Du ihn imer hinter Dir her schleifen musst :-)

LG, Nele

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Hallo Tobeline,

nur kein schlechtes Gewissen!!!
Du willst das so machen und stehst dahinter. Was andere sagen ist wurscht. Solange du deine Schwiegermutter noch zum aufpassen brauchst, musst du natürlich den Mund halten;-)

Wenns im Büro mal ganz dicke kommt, hab ich ein paar Helferlein, die mir die "Hausarbeit" sehr erleichtern. Kosten Geld, aber dafür arbeit ich ja auch...
+ Putzfrau, Bügelfrau
+ Bei uns kann man im Supermarkt online bestellen, das Zeug wird dann in einem gekühlten Schließfach deponiert und ich kann es rund um die Uhr abholen.
+ einfach mal abends Essen gehen (mit kleinem Kind ist im Sommer Biergarten ideal, und JAAA, wir gehen ab und zu auch mal zum Fast Food, die sind wenigstens auf Kinder eingestellt)
+ was auch immer geht, wird bestellt (möglichst Packstation), "Amazon" müsste mich zum Kunden des Jahres ernennen..., Windeln und so Kram bei Schlecker und Rossmann, Klamotten bei C&A, H&M..., Getränke werden geliefert
+ ich habe eine nette Schülerin als Babysitter, die bekommt extra Geld, wenn sie bügelt (wenn der Kleine schläft), sie macht das gerne, Video schauen und dabei extra Geld verdienen

Und da ich keine Lust und Zeit für feste Sporttermine hab, hab ich mir eine WII-Konsole gekauft. Das Allerbester überhaupt,ich kann Yoga machen, Golf und Tennis spielen, Spaß haben...und 15 Minuten schaff ich auch noch nach der Arbeit
Zur Not kann man auch mal eine Runde boxen und sich so richtig austoben...

LG
Gul Damar

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Hallo Tobeline,

ich finde da gehört schon einiges dazu mit einem Kind noch einen 40-Stunden Job zu bewältigen. Du musst Dir keine Sorgen machen, das ist in anderen Ländern ganz normal, dass die Mama voll arbeiten geht. Allerdings musst Du das eben auch mit Deinem Gewissen vereinbaren können, dass Du die Kleine eben nur Abends und am Wochenende siehst. Mir wäre das viel zu wenig, da ich am liebsten jede Sekunde des Wachsens und der Entwicklung mitbekommen wollen würde. Aber wenn es für Dich ok ist, dann kannst Du das auch ohne schlechtes Gewissen machen. Deine Mutter ist natürlich noch anderes gewohnt und früher wäre das auch nicht vorstellbar gewesen, dass man als Mutter arbeitet. Naja die Zeiten haben sich halt geändert. Du versuchst ja alles richtig zu machen und irgendwie alles unter einen Hut zu bekommen. Das ist natürlich nicht leicht und Stress gehört da wohl dazu.

Lass Dich nicht unter Druck setzen aber entscheide gewissenhaft ob Du Dir das dauerhaft zutraust und es für Dich ok ist, Deine Kleine nur Abends und am WE zu sehen.
Wichtig ist natürlich auch, dass Dein Mann hinter die steht und Dich unterstützt wo er kann. Wenn er nicht mitzieht und Dich nur kritisiert - vergiss es. Alles Gute!


Grüße