Undurchlässige / verklebte Eileiter - erfolgreiche Eileiter-OP mit Bauchschnitt

Ihr Lieben,

dies ist mein allererster Beitrag hier. Leider habe ich mir etwas mehr Zeit damit gelassen als ich ursprünglich vorhatte. Aber ich habe mir geschworen, meine Erfahrung zu teilen, sollte sie positiv sein. Weil ich einfach weiß, wie spezifisch dieses Thema ist und wie sehr die Diagnose "verklebte Eileiter" einen belastet, wie wenig Informationen man darüber im Netz findet und vor allem: wie wenig positive Erfahrungsberichte, die ein bisschen Hoffnung spenden. Und nicht zuletzt haben mir auch die Infos geholfen, die ich in diesem Forum als stille Leserin (oder Googlerin ;)) gefunden hatte.

Also, mein Thema war Folgendes: Kurz vor meinem dritten Inseminationsversuch wurde im Ultraschall entdeckt, dass ich auf einer Seite einen mit Flüssigkeit gefüllten Eileiter hatte (eine Saktosalpinx oder Hydrosalpinx). Der andere Eileiter sah im Ultraschall unauffällig aus. Der Befund bedeutete: Der mit Wasser ballonartig aufgetriebene Eileiter ist in jedem Fall undurchlässig, zu 70% auch nicht mehr durch eine OP reparabel. Oftmals ist der andere Eileiter dann auch betroffen, weil vergangene Entzündungen oftmals beide Seiten betreffen. Genau könnte man das aber erst bei einer Bauchspiegelung diagnostizieren. Also wurde ich für eine Bauchspiegelung eingewiesen.

An dem Tag der Diagnose habe ich gedacht, dass alles vorbei ist. Weil ich eines ganz genau wusste: Dass eine IVF oder ICSI für mich partout nicht in Frage kommt (aus einer Kombi an Motiven, die ich nicht unbedingt erläutern möchte, weil sie für diesen Erfahrungsbericht letztendlich nichts zur Sache tun), obwohl mein Kinderwunsch sehr groß war und ich richtig getrauert habe - aber diese persönliche Grenze war für mich gesetzt und daran war nicht zu rütteln. (Mir geht es nicht darum, irgendjemandem einen Weg via IVF oder ICSI abzusprechen. Mir geht es nur darum, meinen Weg aufzuzeigen - denjenigen, die diese Alternative einer Eileiter-OP gar nicht kennen, weil Kinderwunschkliniken darüber nicht informieren, oder die mit dem Gedanken spielen, sich einer solchen OP zu unterziehen, oder die bereits einen Termin dafür haben, aber einfach keine Frauen kennen, die Ähnliches hinter sich haben.)

Da habe ich mich ans Recherchieren gemacht. In den allermeisten Fällen werden diese mit Flüssigkeit gefüllten Eileiter bei Bauchspiegelungen wohl entfernt, zumindest kann kaum ein Operateur sie reparieren oder rekonstruieren, weil diese aufwändige, zeitintensive mikrochirurgische Operationstechnik einfach kaum mehr praktiziert und gelehrt wird. Warum? Weil Verfahren wie IVF und ICSI diese konservativen Methoden weitgehend abgelöst haben.

Für mich persönlich war eine Rekonstruktion der Eileiter aber die einzige Hoffnung auf eine Schwangerschaft. Nachdem ich in der von der Kinderwunschklinik empfohlenen Klinik bereits einen Termin zur Bauchspiegelung gemacht hatte, habe ich durch eigene Recherche erfahren, dass es deutschlandweit wohl zwei Spezialisten oder Koryphäen auf dem Gebiet der mikrochirurgischen Eileiter-Rekonstruktion gibt: Dr. García-Rocha an der MHH in Hannover und Prof. Korell in Neuss. Weil Hannover näher an meinem Wohnort ist, habe ich dort um einen Termin gebeten. Ihm war wichtig, sich zunächst bei einer diagnostischen Bauchspiegelung selbst einen Eindruck zu verschaffen, wie es in meinem Bauchraum aussieht, und ob er sich zutraut, die Eileiter in einer zweiten, aufwändigen Operation zu rekonstruieren.

Ich musste drei Monate auf diesen Termin für die diagnostische Bauchspiegelung warten - drei Monate Hoffen und Bangen und Ungewissheit, aber darauf will ich jetzt gar nicht den Fokus legen. Endlich kam der Termin: Das Ganze wurde ambulant gemacht, einen Tag Voruntersuchungen, am nächsten Tag die OP mit Vollnarkose (Gebärmutter- und Bauchspiegelung), im Anschluss wurde ich gleich wieder entlassen. Mit der Diagnose: Beide Eileiter verstopft, der eine am hinteren Ende verklebt (deshalb aufgedunsen mit Wasser, eine Saktosalpinx), der andere Eileiter am gebärmutternahen Ende verklebt. Ein "Durchspülen" (was ja manchmal leichte Verklebungen löst) war unmöglich. Leichte Endometriose (die während der Bauchspiegelung gleich entfernt wurde) und in der Vergangenheit wohl eine unbemerkte Entzündung in den Eileitern und im Bauchraum gehabt, weil es im Bauchraum auch weitere Verklebungen gab. Dr. García sagte, ich könne mich zu einer weiteren OP vorstellen, er könne nichts garantieren, aber er sehe Chancen, zumindest für die Seite mit dem gebärmutternahen Verschluss (die Seite ohne Wasser im Eileiter). Aber auch die Saktosalpinx würde er versuchen zu reparieren.

Ich habe viel recherchiert, mir seine Publikationen angesehen, und gesehen: Er führt tatsächlich diese Operationen durch und erklärt selbst einen mit Flüssigkeit aufgedunsenen Eileiter nicht per se für verloren (was andere Ärzte meist tun). Nach einer Rekonstruktion (entweder einer "Fimbrioplastik" im Fall eines Verschlusses am Eileiter-Ende oder einer "Anastomose" im Fall eines Verschlusses an dem Ende des Eileiters, wo er an die Gebärmutter grenzt) haben seine Statistiken eine Wahrscheinlichkeit von etwa 30% vorausgesagt, innerhalb von einem Jahr schwanger zu werden. Von diesen Schwangerschaften wiederum sind leider bis zu 30% Eileiterschwangerschaften.

Dennoch: eine Hoffnung, die recht konkret in Zahlen gefasst war. WENN es denn wirklich klappen sollte mit der Rekonstruktion selbst (bei einer Saktosalpinx weiß man auch nie, wie geschädigt der Eileiter schon von innen ist usw.).

Ich habe mich sofort angemeldet für die zweite, die große OP. Er operiert nur mit Bauchschnitt, was ja eine große Operation ist, die auch Risiken mit sich bringt (neue Verklebungen im Bauchraum usw.). Es gibt wohl Kollegen, die so etwas auch per Bauchspiegelung versuchen, aber da würde ich mir persönlich vorher die Erfolgsstatistiken zeigen lassen wollen. Er hält davon nichts, weil man wohl viel Spielraum und ein sehr ruhiges Händchen braucht zum Operieren.

Wieder musste ich drei Monate auf den OP-Termin warten. Aber der Tag kam... Wieder einen Tag Voruntersuchungen, am nächsten Tag wurde ich aufgenommen, die OP hat vier Stunden gedauert. Das Ergebnis: Der eine Eileiter (der mit der Hydrosalpinx) musste leider tatsächlich entfernt werden, da hat er keine Chance gesehen. Den anderen aber mit dem gebärmutternahen Verschluss hat er repariert bekommen: Er hat den verklebten Teil des Eileiters weggeschnitten und die beiden Enden wieder zusammengenäht. An einer Stelle fast an der Gebärmutter selbst, wo der Eileiter gerade mal einen Durchmesser von 1mm oder so hat. Und er wirkte zufrieden mit dem Ergebnis. Er hat mir gesagt, dass er mir nicht versprechen kann, schwanger zu werden. Aber dass ich jetzt zumindest die Voraussetzungen dafür hätte (und kurz nach der OP stehen die Chancen am besten). Er war zuversichtlich, dass der Eileiter durch die Narbenbildung nicht wieder neu verstopft (dafür muss man sehr gut und fein nähen), garantieren konnte er es nicht. Und auch eine Eileiterschwangerschaft war natürlich jetzt ein Risiko.

Ich war unglaublich erleichtert und gleichzeitig angsterfüllt. Ich hatte wieder einen intakten Eileiter! Und damit kann man ja schwanger werden. Aber es hätte genauso gut sein können, dass ich niemals schwanger werden würde oder dass ich mich im Fall einer Eileiterschwangerschaft auch von diesem einen verbliebenen Eileiter (und damit von meinem Wunsch nach einer Schwangerschaft) verabschieden müsste.

Nach der OP bin ich noch vier Tage im Krankenhaus geblieben. Okay, die Schmerzen bei einem Bauchschnitt sind nicht gerade toll, aber es war mir echt egal. Und es war auch auszuhalten. Die psychischen Schmerzen fand ich viel schlimmer, und ich wusste ja, worauf ich mich einlasse. Und ich würde es immer wieder so entscheiden. Ich wusste, ich brauche diesen Versuch. Für die Erfüllung meines Wunsches oder um damit abzuschließen.

Dann sollte ich drei Monate lang Hormone (Gestagene) zwecks Heilung nehmen. Ich glaube, um die Reproduktionsorgane im Bauchraum einfach mal für drei Monate still zu legen, damit sie sich auf die Heilung konzentrieren konnten. Die Hormone, das möchte ich nicht leugnen, waren schlimm! Ich war so niedergeschlagen, so müde, aber ich habe es durchgezogen, weil ich ja wusste, wofür. Ich durfte drei Monate (meine Frauenärztin meinte sogar, sechs Monate) nicht tragen. War ziemlich schwierig für mich in meinen konkreten Lebensumständen (warum genau, soll jetzt egal sein, darum geht’s hier ja nicht), aber ich habe es geschafft. Und nach drei bis vier Monaten Wartezeit (nach Absetzen der Hormone) durfte ich es wieder probieren - klar, sobald der Zyklus wieder normal in Gang käme.

Bei mir kam er schnell in Gang, und - das ist es, was ich unbedingt erzählen möchte: Es hat geklappt! Ich bin beim ersten Inseminationsversuch schwanger geworden! (Und jetzt fast im 10. Monat.) Ich weiß, dass ich auch unheimliches Glück hatte. Ich kenne ja die Statistik und wusste, dass es wahrscheinlicher wäre, dass es nicht klappt als andersherum. Erst recht mit nur einem Eileiter, der vielleicht so vernarbt ist, dass ein befruchtetes Ei stecken bleibt. Aber ich habe die Hoffnung nie ganz aufgegeben (auch wenn ich zwischenzeitlich SEHR wenig Hoffnung hatte). Und ich hatte einfach ein Riesen-Glück!

Und ich will denjenigen von Euch, die überlegen, diesen Weg zu gehen, einfach Mut machen. Natürlich muss man realistisch bleiben und die Zahlen versprechen keine Wunder. Aber ich will einfach nur sagen: Es besteht die Möglichkeit, dass es klappt! Und vielleicht habt ihr dieses Glück auch – selbst wenn der Weg beschwerlich ist.

Jetzt noch eine schlechte Nachricht: Dr. García an der MHH geht im Mai in Rente, wahrscheinlich geht seine Expertise und diese Form rekonstruierender Eileiter-Operationen der MHH damit verloren (die Technik wird nicht mehr viel gelehrt, weil sie so aufwändig ist und IVF-Behandlungen für Kliniken lukrativer sind). Aber es gibt ja noch Prof. Korell in Neuss mit ähnlichen Erfolgsstatistiken. Und vielleicht schadet es nicht, trotzdem mal bei der MHH anzurufen und zu fragen? Oder weiter zu recherchieren (ich habe auch von einem Dr. Theiss in München gehört, er operiert aber wohl per Bauchspiegelung, aber vielleicht hat er ja auch Statistiken, die er Euch vorab zeigen kann?). Vielleicht kommt auch eine OP im Ausland in Frage?!

In jedem Fall habe ich gelernt: Mich hat es sehr weit gebracht, so viel selbst zu recherchieren. Und deshalb war es mir auch so wichtig, meine Erfahrung zu teilen mit denjenigen von Euch, die vielleicht an einem ähnlichen Punkt sind oder ähnliche Diagnosen haben oder sich schon für den Weg einer Eileiter-OP entschieden haben, denen aber positive Erfahrungsberichte fehlen… oder oder…

Das war sehr viel Text, tut mir leid ;) Aber wie gesagt, es war mir wirklich ein Bedürfnis, meine Erfahrung weiterzugeben. Und ich hoffe sehr, dass es womöglich der einen oder anderen von Euch hilft.

Ich drücke ganz fest die Daumen und bin in Gedanken bei Euch! Ich weiß, wie sehr einen ein nicht-erfüllter Kinderwunsch und die Ungewissheit und das Hoffen und Bangen herunterziehen kann.

Herzliche Grüße in die Runde!

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Dein Kinderwunsch wirst du dich auf natürlichem Weg nicht erfüllen können - aber eine IVF ist keinesfalls eventuell machbar, das ist eine echte Option - die Kassen zahlen bei Verheirateten 50% der Kosten, unverheiratete Paare sind Selbstzahler. Es gibt weltweit Millionen Paare, die auf diese Weise schwanger geworden sind, meine Tochter ist auch auf diese Weise (beim ersten Versuch) entstanden und ich kenne viele IVF-Babys aus meinem weiteren Bekanntenkreis. Bei mir war vor 10 Jahren die gleiche Diagnose: verklebte Eileiter, Kinderwunsch ade. Ich habe mir damals beide Seiten angehört...OP, wo die Eileiter aufgemacht, gesäubert und wieder zugenäht werden und IVF. Da ich damals noch nicht verheiratet war, kam das nicht in Frage...Ich habe mich operieren lassen. Leider hat es aber auch nicht geklappt, unser Kind ist nach IFV zu Welt gekommen. Ich würde es aber immer wieder so machen...erst OP, und wenn es dann nach 2 Jahren noch nicht geklappt hat, kann man immer noch was anders versuchen. IVF und die damit verbundenen Belastungen sind auch nicht einfach wegzustecken...vielleicht zahlt dann ja auch die Kasse wieder etwas mehr.

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Danke fürs Antworten und Mut machen, Lafoy!

Eigentlich wollte ich auch nur meine Erfahrung teilen - denn bei mir hat es mit der Eileiter-Operation geklappt!! Und diese Erfahrung wollte ich mit allen teilen, die dieselbe Diagnose bekommen. Einfach, um ein bisschen Mut zu machen. Aber klar, mein Text ist lang geworden ;)

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Liebe caracola-cassis,

normalerweise bin ich, wie du, nur stille Mitlerserin. Aber dein Beitrag ist der erste der mich abgeholt hat. Long story short, am Freitag hatte ich eine Fimbrioplastik, bei der auch Verwachsungen im Bauchraum gelöst wurden. Ich bin happy mit der Betreuung und habe mich gut aufgehoben gefühlt. Eine BS vor 3 Jahren hatte ich schon, da wurde eine Endometriose Zyste entfernt, allerdings ein anderes KH.. im Nachhinein waren die irgendwie auf tausend Augen blind. Bei der jetzigen OP gab es immerhin keine Endometrioseherde, dafür die verschlossenen Eileiter... ich soll jetzt diesen Zyklus vergehen lassen und es dann ab dem Nächsten probieren. Gerade bin ich zwischen Hoffnung und es einfach sein lassen und weiß noch nicht genau, wo ich landen werde. Meine Nachuntersuchung habe ich bei diese Woche bei meiner FA, die toll ist. Danach werde ich weitersehen. Natürlich ist mein Freund an meiner Seite, aber es ist dann doch jeden von uns anders...

Eigentlich wollte ich mich nur herzlich bei dir bedanken, da es wirklich wenig bis gar keine Erfahrungsberichte gibt und das deiner gerade jetzt auftaucht, ist ja schon einmal ein kleines Glück für mich.

Liebe Grüße und alles Gute!

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Liebe teawitch,

dann freut es mich so richtig, dass mein Beitrag Dich erreicht hat. Wo hast Du die OP machen lassen?

Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir so viel Glück wie ich es auch hatte!!

Alles Liebe!

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Hi und danke für deinen Erfahrungsbericht.
Ich bin nun echt verwirrt weil ich die selbe Diagnose hatte auf beiden Seiten sactosalpinx, beide Eileiter dicht, Verwachsungen im gesamten Bauraum. Nach der OP hat mir der Doc gesagt das er alle Verklebungen lösen könnte und nun beide Tuben völlig frei und funktionsfähig sind. Laut meinem Arzt könnte ich so jetzt ganz normal schwanger werden. Sind jetzt im 3 üz nach der OP 🤷🏼‍♀️ jetzt bin ich echt am zweifeln ob es bei uns überhaupt natürlich klappen kann?! Oh man ey 😪

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Hey, aber das klingt doch erst mal super! Genau deshalb habe ich von mir erzählt, um Menschen wie Dir (mit ähnlicher Diagnose und OP) Mut zu machen! Ich wünsche ganz viel Glück!! Wo hast Du die OP machen lassen? Liebe Grüße

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Danke ich hoffe es klappt auch bald, die Chance das sich wieder Wasser sammelt und die Eileiter dadurch zu gehen ist ja leider hoch ☹️
Ich würde in Kassel operiert von einem Gynäkologen.

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Das gleiche Problem ist bei mir auch. Ich und mein Mann haben schon seit über 2 Jahren Kinderwunsch. Im Mai dieses Jahres habe ich mir auch eine Bauchspiegelung machen lassen. Da war noch alles in Ordnung. Jetzt im August musste ich wieder eine Bauchspiegelung machen, weil mein FA Zysten und Endometriosen beim Ultraschall erkennen konnte. Da sagten die Ärzte mir, dass bei mir beide Eileiter verklebt sind. Und ich so auf natürlicher Weise nicht schwanger werden kann. Im Krankenhaus empfehlen mir die Ärzte, dass ich jeden Monat 1 Spritze (3 Spritzen insg.) spritzen müsste, damit die Zysten. nicht mehr auftreten. Mein FA riet mir von diesen Spritzen ab, weil diese dann unfruchtbar machen. Er verschrieb mir für 3 Monate die Pille. die heute zu Ende gehen und sagte mir, dass er mir die Eileiter selber öffnen könnte. Am 28.02. ist mein Op Termin in seiner Praxis. Ich hoffe es klappt dann. Wünsche dir viel Glück