Der Rechtsdruck in Deutschland

Merkt ihr auch dass in Deutschland, besonders in letzter Zeit, Nationalsozialismus wieder gesellschaftsfähig wird? Oder ist das unbedenklich und es sind eh viel zu wenige. Oder wundert ihr euch woher das Thema plötzlich kommt. Wie denkt ihr drüber?

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Nationalsozialismus kommt wieder?

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Naja, vorerst kommt mal kein Nationalsozialismus. Da sei das Grundgesetz vor.

Aber der Rechtsruck in Deutschland, Europa und überhaupt auf der Welt ist bedenklich. Dass rechtsradikale Gedanken, Sätze, Meinungen immer weiter in die Mitte vorrücken und salonfähig werden macht mir Angst.

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Mich schocken die Prozentzahlen die die AfD derzeit bekommt. Mein Eindruck ist, dass da die ziemlich konservativen Leute, die so knapp auf der Grenze zum (latenten oder nicht mehr latenten) Rechtsextremismus stehen, ein Forum bekommen. Vorher haben diese Leute vielfach die CDU gewählt - weil auch konservativ. Die CDU wird aber derzeit in vielen Punkten liberaler, also nehmen sie etwas anderes konservatives. Viele der Wähler sind keine wirklichen Neonazis, sondern einfach konservativer als die CDU derzeit. Kenne z. B. einen alten, eher frommen Herrn, der nach der "Ehe für Alle" von CDU auf AfD umgeschwenkt ist. Dass die Union sich in der Flüchtlingskrise selber so zerfleischt hat, hat nicht unbedingt geholfen und vor allem, dass man bei gerechtfertigten Bedenken oft sofort zum Nazi deklariert wurde. 2015 war ich an der Uni und da warst du schon ein "Nazi" wenn du nur gesagt hast, dass es "schwierig" wird, alle Flüchtlinge aufzunehmen. Klar kriegt dann der rechtsextreme Flügel zuwachs.

Allerdings ist der auch nicht sooo gesellschaftsfähig, die AfD z. B ist ja immer wieder öffentlich in der Kritik.

Schwieriger finde ich da die linksextreme Ecke. Da sagt nämlich keiner was. Nach Krawallen wie in Hamburg damals kommt dann, dass das "nicht links" sei. Stell dich mal nach einer Hetzjagt in Chemnitz hin und sag, dass das "nicht rechts" sei.

Beide Extreme haben im Grunde genommen denselben Ursprung und ein Linksradikaler handelt und denkt nicht viel anders von einem Rechtsradikalen. Es ist ja auch National-SOZIALISMUS.

Beide Extreme sind gefährlich und je weniger man sie beachtet, desto gefährlicher werden sie.

Die Zeitzeugen vom NS-Regime sind mittlerweile auch schon alt, bzw. tot. Als ich zur Schule gegangen bin, gab es teilweise schon Diskussionen, dass wir (also unsere Generation) ja nicht Schuld an Hitler sind, etc. Die Leute haben keine Lust mehr, für etwas zu buckeln, was vor über 70 Jahren war und Deutschland schafft kein gesundes Mittelmaß zwischen wachgehaltenen Erinnerungen und Schuldübertragung auf eine Generation, die damals noch nicht lebte. Langsam erwächst wieder Nationalstolz.
Das Problem ist aber auch, dass jeder, der ein bisschen stolz auf seine Herkunft ist, sofort verurteilt wird. Warum laufen zum Beispiel die Anti-Recht-Demonstrationen unter Regenbogenflagge (habe nie verstanden, was das damit zu tun hat)? Eigentlich müsste man unter deutscher Flagge demonstrieren, um die eben nicht den Rechtsradikalen zu lassen und zu zeigen, dass Deutschland eben nicht Ausländerfeindlich, etc. ist. Macht aber keiner. Dadurch wird Nationalstolz weiter tabuisiert und drängt weiter in die Extreme.

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Das strotzt ja nur so vor Whataboutism.

"Aber die Linken sind ja noch viel schlimmer..."
Die paar "linken" Chaoten und Verbrecher haben keinen Rückhalt in der Bevölkerung und keinen politischen Arm. Da sagt nicht "keiner was", da sind sich alle einig, dass man sowas nicht dulden kann. Und die sind weniger Thema, weil sie keine 25% Befürworter haben, sondern im politischen Spektrum so gut wie keine Rolle spielen.
Die Partei "die Linke" mag hin und wieder etwas weltfremd sein, mit der SED von damals hat sie nichts mehr zu tun und ist sicher nicht der politische Arm der linken Randalierer.
Jetzt hab ich über die Linken mehr geschrieben als ich wollte. Dabei wollte ich damit doch abwarten, bis dahin wenn man hier einen Linksruck befürchten muss;-).

Dann behauptest du, die Leute müssten "buckeln" für etwas, das vor 70-80 Jahren geschehen ist. Ich musste das noch nie, ich kenne auch niemanden, der das musste. Im Gegenteil, die meisten, die ich kenne, finden das auch entsetzlich, was damals passiert ist. Aber das ist ja die typische Opferrolle...mimimi.

Und dann dürfen die armen Deutschen nicht stolz auf ihre Herkunft sein...auf was ist man denn da "stolz? Ich *freue* mich, in Deutschland zu leben, weil man es hier trotz aller Probleme, die es auch gibt, verdammt gut hat. Und ich mag meine badische Heimat, die Landschaft, die Städte, die Leute und das Wetter#sonne. Ja, ich frag mich echt, wofür einer den Nationalstolz braucht.

Und wenn dann noch "die Nationalsozialisten waren eigentlich links" kommt...
vielleicht war" es könnte schwierig werden, alle Flüchtlinge aufzunehmen (ja, wäre es; es kommen ja aber nicht *alle*) auch nicht das einzige, was man da so an der Uni gesagt hat...

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Ich wollte den Rechtsextremismus nicht kleinreden. Natürlich hat die AfD durch die vielen Stimmen viel politische Macht und da muss sich auf jeden Fall etwas ändern.

Der linksextreme Arm in der Politik ist nicht so stark, aber die sollte man m. E. trotzdem nicht aus den Augen verlieren.

Das "Buckeln Müssen" war bei uns in der Schulzeit (ist noch nicht so lange her;-)) ein großes Thema, weil viele Leute durch die Art, wie es im Unterricht aufgenommen wurde, eben dieses Gefühl bekommen haben, das auch unsere Generation dafür noch Geradestehen/"büßen" muss.

"Stolz" ist ein etwas plakatives Wort, das gebe ich zu, "frohsein" trifft es wohl eher;-) Ich will mir auch nicht ganzjährlich eine deutsche Flagge ans Haus hängen:-p
Ich habe aber bei einigen Leuten den Eindruck, dass man direkt schief angeguckt wird, wenn man sagt, dass man froh ist, aus Deutschland zu kommen, weil wir hier ein so gutes Sozialsystem etc. haben.

Und das war an der Uni teils der einzige Satz. Einer ist auch an die Decke gegangen, als es darum ging, dass die Straftäter aus der Silvesternacht 15/16 ausgewiesen werden sollen. Er konnte absolut nicht verstehen, weshalb.

Ich finde aber eigentlich, dass man nicht darüber diskutieren muss, dass 27% für die AfD mehr als erschreckend sind. Ich halte es - trotz Absicherung durchs GG - für einen großen Fehler, das zu verharmlosen.

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Mein Mann ist Ausländer, allerdings sieht man es ihm nicht an und er hat auch einen sehr deutschen Namen. Allerdings haben wir viele ausländische Freunde aus allen möglichen Ländern und die sagen auch ganz offen, dass es für sie schwieriger geworden ist. Leute auf der Straße reagieren grundlos aggressiv. Sie werden ausgegrenzt, wenn sie jemanden ansprechen (weil sie eine Frage haben oder wenn sie helfen wollen) werden sie teilweise auch beschimpft, dass sie doch zu sich nach Hause gehen sollen. Blöd halt, dass die zum Teil in Deutschland geboren sind. Alle arbeiten, zahlen Steuern und engagieren sich zum Teil ehrenamtlich. Dennoch sieht man ihnen an, dass sie nicht deutsch sind und das wird ihnen so langsam zum Verhängnis. Teilweise werden die Kinder auch nicht mehr auf Geburtstage eingeladen.
Es ist wirklich sehr traurig, was momentan hier passiert.

Zeitlich erinnert es mich sehr stark an die Zeit vor 80 Jahren. Da hat es ähnlich wenn nicht sogar genauso angefangen. Auch damals haben alle versucht Erklärungen zu finden und das Ganze relativiert. „Ja, aber der Versailler Vertrag und allen gehts so schlecht und überhaupt“. Daraus haben die Rechten dann das Feindbild Jude gemacht. Haben wir heute auch wieder, nur dass es eben Flüchtlinge sind. Die Argumentation ist aber 1:1 die gleiche: „Uns deutschen geht’s so schlecht und denen geht’s ja so gut.“

Natürlich kann man für alles Gründe und Erklärungen finden. Allerdings relativiert man solches Verhalten dann auch immer und macht es damit weniger schlimm. „Die machen das ja nicht grundlos. Da muss man halt Verständnis haben“
Nein, muss man nicht!
Ich vermisse die Zeit, wo es einfach nur scheisse war Rechts zu sein und auch keinen Grund und keine Erklärung geholfen hat, um das anders zu sehen.

Im Endeffekt brodelt dieses Gedankengut schon die ganze Zeit in den Köpfen der Menschen. Durch die AfD und die Reaktionen der anderen Parteien auf deren Erfolg ist es leider wieder ok und gesellschaftsfähig diese Gedanken auch laut zu äußern.

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Ich gebe dir in großen Teilen recht, finde es aber sehr wichtig, Erklärungen zu finden. Wenn ich weiß, was die Auslöser sind, kann ich auch entgegensteuern.
Wenn ich nur sage, es ist scheiße, dass du rechts bist, ändert sich gar nichts, außer dass derjenige erst recht weiter macht.

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Darf ich fragen woher dieser Einduck bei dir kommt?
Aus den Medien oder sind das deine persönlichen Erfahrungen?
Kennst du persönlich viele Nationalsozialisten?

Ich habe bisher persönlich noch keine Erfahrung mit Rechtsextremismus gemacht.
Bei uns hatte zwar auch die Afd ziemlich hohe Wahlergebnisse aber wirkliche Fremdenfeindlichkeit habe ich noch nicht erlebt.
Liegt aber vielleicht daran dass ich fernab von Großstädten wohne.

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Wenn die AFD hohe Wahlergebnisse erzielt, IST das doch ein Problem mit Rechtsextremismus.
Auch wenn ich persönlich keine Rechtextremen kenne. Normalerweise hat man ja Bekannte mit ähnlicher Wellenlänge.

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Es sind ja aber auch nicht alle AfD Wähler rechtsextrem

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Meine Familie und so ziemlich alle meine Freunde sind nicht in Deutschland geboren. Als wir nach Deutschland kamen, waren wir die Ausländer in der Schule und unterschwellig immer anders als die anderen. Mein Bruder wurde von seiner Klassenlehrerin in der Grundschule offen gemobbt, sie hat ihm zu Beginn des Schuljahres schon mitgeteilt, dass er das Jahr nicht schaffen werden wird und hat ihn immer drangsaliert. Er hat es doch geschafft. Trotzdem hat das Verhalten der Lehrerin Spuren hinterlassen. Ich weiß noch, wir hatten in der Realschule in der Stufe drei Ausländer. Die waren immer außen vor. Die deutschen Kinder haben sich immer fern gehalten.

Ich glaube, der Unmut kommt heute aus der Art und Weise welche Menschen her kommen und vor allem, wie sie sich hier verhalten. Für Flüchtlinge die nach Deutschland kommen und hier kriminell werden, habe ich kein Verständnis. Vergewaltiger, Mörder und Kinderschänder (und das ist ein erwachsener Mann, der eine 13-jährige heiratet und mit ihr Sex hat) sollten kein Recht auf Asyl und Hilfe haben. Wenn die Regierung/Gerichte untätig sind und Männer mit der Begründung, sie hätten ein schweres Leben gehabt, nach der Vergewaltigung eines Kindes wieder frei lassen, kommt Empörung in der Gesellschaft auf. Ich kann mich noch gut an die bescheuerten Aussagen nach den Vorfällen in Köln an Silvester vor ein paar Jahren erinnern. In manche Gegenden traut sich nicht mal die Polizei. Dagegen muss man etwas tun. Völlig egal ob Deutscher oder Ausländer, jeder muss sich an die hier geltenden Regeln halten. Bei Verbrechen darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.

Ich habe nichts gegen Menschen aus anderen Ländern, finde es immer interessant, mich über die verschiedenen Kulturen zu unterhalten und habe viele Freunde aus unterschiedlichen Ländern. Ich habe noch von keinem gehört, dass er sich nicht sicher fühlt. Wenn ich in einem bestimmten Land leben möchte, dann muss ich mich auch an die dort geltenden Rechte und Pflichten halten.

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Ach so, ich wähle nicht AFD weil ich das höchst bedenklich finde. Aber wie schon mal geschrieben, finde ich es genau so bedenklich, wenn linksextreme Aufwind bekommen. (Oder die Grünen 🙈😂)

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Ich find nicht , dass es einen Rechtsruck gibt.

Dass die AFD so erfolgreich ist, liegt am Versagen der jetzigen Regierung.
Viele AFD Wähler sind nicht rechts, fühlen sich aber von der jetzigen Regierung verarscht

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Liebe Community,

wir können verstehen, dass euch das Thema interessiert, urbia ist aber nicht das passende Forum.

Wir werden den Thread daher Stillegen und in Kürze löschen und bitten von Folgediskussionen abzusehen.

Viele Grüße
Thea vom urbia-Team

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