Schwangerschaft - Das Tor zur Homöopathie

Vorab:
Ich weiß, dass ich mit diesem Beitrag sicherlich einigen Unmut auf mich ziehen und polarisieren werde.
Tatsächlich ist das sogar mein Ziel: Einige Frauen dazu zu bringen, Dinge kritisch zu hinterfragen.

Ich bin nun seit einiger Zeit schwanger und komme währenddessen mit einer Bubble in Berührung, mit der ich bisher keinerlei Berührungspunkte hatte.
In Vorbereitungskursen, bei Infoabenden, etc. pp. wird man von jeder erdenklichen Seite mit dem Thema Homöopathie zugeschossen.
Man kann sich dem kaum entziehen.

Seien es Hebammen, andere Schwangere oder gar Ärzte (von denen ich eigentlich erwarte, ganz klar gegen diesen Hokuspokus Stellung zu beziehen, weil es das komplette Gegenteil von evidenzbasierter Medizin ist) - JEDER versucht, werdenden Müttern irgendwelche Globuli, Tropfen oder sonst was anzudrehen.

Ich finde das enorm verwerflich und bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie unkritisch das hinterfragt wird.
Die Wirksamkeit von Homöopathie wird als Faktum hingestellt, was jeglicher wissenschaftlicher Evidenz widerspricht.

Hier im Forum sind Frauen unterwegs, die ihre Kinder nur mithilfe moderner Hightech-Medizin bekommen konnten. Weil Medizin hilft!
Globuli hingegen nicht.

Mir geht es einfach nicht in den Kopf, wie man als rational denkende, gebildete Frau diesem Schmarrn auf den Leim gehen kann.

Und wer jetzt mit dem Placebo-Effekt kommt: Ernsthaft? Nehmt euch eine Wärmflasche und Schokolade.
Warum sollte die Krankenkasse für Humbug zahlen, dessen Unwirksamkeit belegt ist? Während Frauen Tausende Euros für (funktionierende(!)) Kinderwunschbehandlungen aus eigener Tasche zahlen müssen?!

Diese Hörigkeit gegenüber den "Globuli-Hexen" geht quer durch alle Gesellschaftsschichten.
Ich bin jedes Mal aufs Neue entsetzt, wenn ich bemerke, dass gebildete Frauen mit naturwissenschaftlichem Hintergrund diesem Blödsinn auf den Leim gehen.

Was der Sinn meines Beitrags ist?
Weiß ich selbst nicht.
Frust und Unverständnis darüber ablassen, wie leicht Menschen sich manipulieren lassen.
Ich bin einfach gefrustet, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, sich diesen Dingen während der Schwangerschaft zu entziehen.

Und wer jetzt sagt: "Na, aber mir hilft es, weil ich dran glaube."
Schön. Ändert dennoch nichts an den Fakten. Du könntest dir auch eine Tüte "Gute Besserung Gummibärchen" reinziehen. Ist günstiger und kein Selbstbetrug.

"Ich möchte aber was natürliches!"
Ja, auch okay. Aber dann nimm dir ein pflanzliches Medikament oder ein Hausmittelchen. In Homöopathika ist kein einziger Wirkstoff enthalten, auch kein pflanzlicher.

Bearbeitet von 102023Mama
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Ich staune ja, dass bisher noch kein Widerspruch kam.
Ich bin ganz bei dir. Das war auch ein Grund für mich, mich jetzt in der zweiten gesunden Schwangerschaft nicht von einer Hebamme begleiten zu lassen. Bei meinem großen Kind musste ich immer und immer wieder diskutieren, dass ich das nicht will. Jetzt hab ich die Hebamme nur fürs Wochenbett, aber auch sie hat sich schon Richtung Schwurbel geäußert und ich hoffe sehr, dass sie mich damit in der Zeit des Wochenbetts verschont.
Kindermedizin, Tiermedizin, ... Ich bin chronisch krank, ich muss ständig aufpassen, nicht irgendwelche zweifelhaften Therapiemethoden aufgeschwatzt zu bekommen. Das kostet so viel Zeit, so viel Energie, immer wieder selbst zu recherchieren, weil man sich kaum noch auf Ärzt*innen verlassen kann, dass sie da straight sind. Das ist belastend.
Und Thema Krankenkasse ... Meine nachweislich wirksame Brille muss ich selbst zahlen, Zahnersatz muss man selbst zahlen - aber Homöopathie, Akupunktur, Osteopathie und Co. werden finanziert?! WTF!? Und es gibt ja keine Kasse, die das nicht macht, und die Beitragszahler*innen werden nicht gefragt, ob sie mit ihren Beiträgen diesen Humbug bezahlen wollen oder nicht. Ich finde das unmöglich. Ich bin freiwillig gesetzlich versichert, ich zahle monatlich 850€. Ich möchte, dass mein Geld sinnvoll eingesetzt wird. Und sobald Kinder oder Tiere mit reingezogen werden, geht mir eh das Messer in der Tasche auf. Placebo-by-proxy schön und gut, aber wirksame Therapien verzögern und Kinder schon früh auf die Einnahme von Mittelchen prägen (das Kind weiß ja nicht, dass es nur Zucker ist) ... Muss doch nicht sein.

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Dem ist nichts hinzu zu fügen 💯

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Puh, dein Beitrag ist schon reißerisch und ich frage mich warum dich das aufgeregt?
Inhaltlich bin ich da bei dir.

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Weil es unfassbar ist, dass diese Pseudowissenschaft so viele Anhänger hat.

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Wenn dich das schon in der Schwangerschaft stört, wäre ab was kommt wenn dein Kind da ist. Tipp: Prüfe jedes Rezept in der Praxis. Wir haben hinterlegen lassen, was wir keine Homöopathie wollen. Und ich prüfe es jedes Mal. Es ist unfassbar!

Noch eine Anekdote: Als ich unter einem Wehensturm litt wollte die Hebamme mir Globuli andrehen. Als ich die mit dem Kommentar geschluckt habe, dass ich daran nicht glaube, ich aber keine Energie habe zu diskutieren, kam sie danach miit einem Opiat um die Ecke. 😅 Seit meinen Schwangerschaften zweifle ich am Gesundheitssystem und prüfe alle Wehwechen über Richtlinien und spreche Ärzte gezielt darauf an warum sie was wie machen und lehne Behandlungen die mir widerstreben konsequent ab.

Bearbeitet von KeineAhnung3
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Ich denke, dass es vielen nicht bewusst ist, was der Unterschied zwischen einem pflanzlichen Medikament und „globuli“ ist.

Wer beispielsweise bei Zyklusproblemen Agnus Castus mit so und so viel Milligramm pflanzlichem Wirkstoff nimmt, hat vielleicht nicht unbedingt auf dem Schirm, dass z.B. Ovaria Comp keinerlei Wirkstoff enthält.

Vieles wird halt in „einem Atemzug“ verwendet.

Wenn es jemanden hilft, dann ist das ja super. Aber ja, ein Stück Würfelzucker tuts im Grunde auch.

Ich finde es wird dann wirklich bedenklich, wenn man versucht ernsthafte Erkrankungen rein homöopathisch zu behandeln. Und vor allem stur dran bleibt, auch wenn es sich nicht bessert. Und sich oder sein Kind damit in eine unnötige Gefahr bringt.

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Dann such schonmal einen kinderarzt, der nichts homöopathisches verschreibt 😅

Euphrasia Augentropfen zum Beispiel - gern genommen.
Virbucolzäpfchen haben auch viele.

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Es ist einfach so sinnfrei, Medikamente ohne Wirkstoff zu verschreiben.
Das wäre das gleiche, wie im Restaurant nur einen leeren Teller vorgesetzt zu bekommen.

In vielen Fällen benötigt der Körper gar kein Medikament, um wieder gesund zu werden. Dann kann das aber so kommuniziert werden - und sollte nicht durch ein homöopathisches „Mittel“ kaschiert werden.

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Mir musst du das nicht sagen.
Es war lediglich ein Hinweis darauf, dass homöopathie in der Behandlung von Kindern noch weiter verbreitet ist als bei schwangeren und du deswegen, da dich das Thema scheinbar super triggert, vorher informieren solltest.

Meine Kinderärztin ist tatsächlich auch Homöopathin. Ich gehe trotzdem gern mit meiner Tochter hin. Ich entscheide ja immer noch, was ich annehme und was nicht für meine Tochter. So habe ich z.B. die Augen mit den Hömoopathischen Tropfen gespült - es wäre vermutlich auch Kochsalzlösung gegangen bzw. Ist es das nur in einer anderen Verpackung.. Die Entzündung ist weggegangen.

Virbucolzäpfchen hingegen - nein danke. Ich führe ihr nichts in den Po ein, was keinen Wirkstoff hat. Wobei man sagen muss, meine Ärztin hat mir die nie vorgeschlagen. Ich kenne nur andere Mütter, die die Zäpfchen haben und ich mir immer denke.. puh.. Dann doch lieber warten bis es ein paracetamolzäpfchen sein kann 😅

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Auch wenn mich das nicht so sehr aufregt wie dich, bin ich aber inhaltlich ganz bei dir.

Mir wollte zum Glück bisher nur ne Freundin was von ihren Globulis schenken. Sonst ist mir das in der Schwangerschaft noch nicht untergekommen.

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Ist keine Homöopathie aber ähnlich "wirksam"... Ich hab schon Schüsslersalze von meiner Hebamme angeboten bekommen, allerdings hat sie nicht weiter insistiert, nachdem ich erklärt habe, was ich davon halte.
Ich denke auch nicht, dass es harmlos ist so nach dem Motto "Wenn's nicht hilft, dann schadet es zumindest nicht", ich komme aus der Medizin und habe schon junge Frauen vermeidbar an Krebserkrankungen sterben sehen, denen in irgendwelchen Homöopathie -Hokuspokuskliniken erzählt wurde: Ja , es ist die völlig erwartbare Initialverschlechterung, wenn der Krebs jetzt schon Ihre halbe linke Brust weggefressen hat und Sie Hirnmetastasen haben..... Es ist halt zu oft so, dass Homöopathie nicht nur als *Ergänzung " angeboten wird sondern anstelle einer eigentlich indizierten und nachweislich wirksamen Behandlung. Und gerade in der Geburtshilfe,.wo man ja nicht hier für sich selbst entscheidet sondern immer noch mit für das Kind, habe ich da auch absolut kein Verständnis.

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Danke, dass du die Schüsslersalze erwähnst. Mir ging es mit anthroposophischen Mitteln mal ähnlich. Mir wurde eines gegen Halsschmerzen in der Apotheke empfohlen. Ich noch so: Aber das ist nicht homöopathisch oder? Das möchte ich nicht. Und sie: Nein, nein, rein pflanzlich.
Dabei ist Anthroposophie genau das gleiche unnütze Zeug 😤

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Da ist halt ordentlich Lobby dahinter.

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Was besonders lustig, weil die Homöopathie-Anhänger ja meistens Angst vor der bööööösen Pharmaindustrie haben.

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Von Mai Thi gibts ein ganz tolles Video auf YouTube, in dem sie erklärt, wie Homöopathie zugelassen wird und wie dafür extra Schlupflöcher ins Arzneimittelgesetz eingebaut wurden. Da kann man nur die Hände überm Kopf zusammenschlagen 🤦

Placebo-Effekt ist allerdings was ganz feines. Und funktioniert im Übrigen auch bei Tieren.

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Ich finde es absolut verwerflich, dass sowas in normalen Apotheken überhaupt angeboten werden darf, von Ärzten zum Teil verschrieben wird und es sogar von Krankenkassen bezahlt wird. Von KRANKENKASSEN. Was zur Hölle?

Das Zeug gehört in eine Reihe mit Quarzen/Heilsteinen und Kartenlegen. Aber weg aus der "Seriösität". Es ist einfach Hokuspokus und hat nichts in der Mitte der Gesellschaft zu suchen.

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Genau das.

Ich verstehe aber nicht, wieso so viele Frauen dabei mitmachen?