Nierenlebendspende

Hallo,

ich muss mich gerade mit einem heiklen Thema auseinandersetzen.

Der Bruder meines Mannes hat vor vielen Jahren eine Niere und die Bauchspeicheldrüse transplantiert bekommen. Jetzt kommt der Zeitpunkt, wo er wieder eine Niere benötigt. Die Werte sind schlecht. Da er noch keine Dialyse bekommt, wird er auch noch nicht auf die Transplantationsliste gesetzt.
Jetzt steht das Thema Lebendspende im Raum. Mein Mann war schon zu einem Gepräch zus. mit seinen weiteren Geschwistern.

Ich bin gegen die Spende seitens meines Mannes. Wir haben uns vor 3 Jahren ein Haus gekauft und sind noch am umbauen. Kredithöhe 125.000 Euro. Außerdem ist mein Mann noch unterhaltspflichtig gegenüber einem Kind aus erster Ehe (388 Euro mtl.) voraussichtlich noch 6 Jahre. Mein Mann ist 48 Jahre.
Ich habe einfach Angst das etwas schief geht. Der Spender trägt das finanzielle Risiko für den Fall einer dauerhafte Arbeitsunfähigkeit, oder sogar des eigenen Todes selber.
Das bedeutet im schlimmsten Falle ein finanzielles Desaster für unsere Familie. Auf der anderen Seite ist natürlich sein Bruder, der eine Niere benötigt. Er liebt seinen Bruder natürlich. Ich komme mir gerade böse vor, weil ich dagegen bin. Aber die von mir genannte Dinge muss ich berücksichtigen. Am Ende kommt keiner und hilft dir.
Wir würdet ihr entscheiden?

Grit

1

Hallo,

grundsätzlich bin ich bei Familienangehörige dafür, wenn alles passt und der Spender gesund ist. Aber...

In Euren Fall würde ich es nicht wagen, da das Risiko doch erheblich ist. Ich würde es nicht machen, ist zwar hart, aber was nutzt es wenn ihr Euer Haus nicht abtragen könnt bzw. deinem Mann dann was passiert.

Es kann alles, aber es muss halt nicht. Nur das weiß man ja vorher nicht.

Ich wünsche deinem Schwager alles Gute.

Liebe grüße und eine schöne Woche wünscht, claudi

2

Hallo
Für mich gäbe es da unabhängig von der familiären oder finanziellen Situation noch etwas anderes zu bedenken.

Was wäre, wenn der Spender, aus was für Gründen auch immer, später selbst eine Niere bräuchte, weil die einzige Niere, die er dann noch hat, ausfällt und er dann selbst zur Dialyse muss, stirbt, aufgrund von Komplikationen und und und.
Ich habe für mich entschieden, dass ich nur für einen einzigen Menschen dieses Risiko eingehen und eine Lebendspende durchführen lassen würde und das wäre mein Kind/ Kinder.
Wie alt ist der Bruder? Deutlich jünger, gleichalt, viel älter? Auch das wäre für mich ein Kriterium.

Aber letztlich trifft man so eine Entscheidung ja doch allein, nach bestem Wissen und Gewissen.

3

Hallo,

mein Vater war Dialysepatient und hat grundsätzlich Spenderorgane von Seiten der Familie ausgeschlossen.
Er war über 20 Jahre an der Dialyse. Er hatte nie eine Transplantation.

Ich kann Eure Situation sehr gut nachvollziehen und verstehe Deine Bedenken. Jedoch würde es um unsere Familie gehen, würde ich die Entscheidung meinem Mann überlassen und sie in jeder Hinsicht akzeptieren. Ich würde darauf bestehen, dass er sich ausreichend informiert und medizinisch beraten lässt - aber es wäre seine eigene Entscheidung.
Deine Bedenken würde ich nicht als "böse" einstufen, sondern als durchaus verständlich und nachvollziehbar.

Wie steht denn Dein Schwager dazu?

6

Hallo,

danke für eure Antworten.

Mein Schwager ist 53. Er selbst sagt er bittet niemanden darum und ist auch niemandem böse wenn er nein sagt. Das ganze hat meine Schwägerin (Schwester meines Mannes) ins Rollen gebracht.
Für mich persönlich käme die Spende nur für das eigene Kind in Frage. Allerdings habe ich keine Geschwister und kann die Gefühlslage deshalb nicht wirklich nachvollziehen.

Ein großer Punkt für mich ist auch wie mein Schwager vor und nach der Transplantation mit sich und seinem Körper umgegangen ist. Der Kontakt zwischen ihm und seinem Bruder ist nicht sehr eng. Sie sehen sich zu den Geburtstagen und Weihnachten. Telefoniert wird höchstens alle paar Wochen mal.

Wie auch immer es ist schwierig. Sicher trifft am Ende mein Mann die Entscheidung. Die Folgen des ganzen kurz- oder auch langfristig, trage ich am Ende ja mit.

4

Ich würde meinen Geschwistern (natürlich auch meinem Kind und auch meinem Mann!) eine Niere spenden und ich würde auch meinen Mann diesbezüglich unterstützen! Ein Haus abzuzahlen (was wir auch tun) kann man doch nicht ernsthaft mit dem Leben des Bruders in die Waagschale werfen! Bin hier grad schon bisschen verwundert...

Ich habe auch Angst davor, dass unser kleines perfektes Leben mit Eigenheim irgendwann zerbricht, aber arbeitsunfähig kann man immer werden... selbst mit nur einer Niere hätte ich eher Angst vor einem Unfall, bzw. Angst vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch mit Verlust des Arbeitsplatzes und keiner Chance, wieder einen vergleichbar gut bezahlten zu bekommen.

Ne, also das (lebenswerte) Leben sollte man immer noch am höchsten schätzen. Gott sei Dank weiß ich, dass meine Geschwister genauso denken und ICH ebenfalls ein Organ bekommen würde. Und die haben auch Familie und zahlen Häuser ab ;-).

5

>>Ne, also das (lebenswerte) Leben sollte man immer noch am höchsten schätzen.<<
schau dir doch diesen Film einmal an
http://www.youtube.com/watch?v=qrBTCCUbazE

7

Das Problem ist nur, die Bank möchte die Kreditrate und die Kindsmutter den Unterhalt.

Meinst du die verzichten drauf weil mein Mann eine Niere spendet?

Mann kann immer arbeitsunfähig werden das ist richtig. Mein Mann ist aber noch kerngesund.
Wenn du einee Unfall hast, zahlt die Unfallversicherung, wenn du einen Arbeitsunfall hast, zahlt die Berufsgenossenschaft, wenn du Spender bist zahlt niemand.
Das ist der Unterschied.

Es hat zwei Seiten.

weitere Kommentare laden
11

evtl. kennst du diese Seiten schon
http://www.transplant-forum.de/vor-transplantation
http://www.nierenlebendspende.com/

14

Hallo Mollyfisch,

melde dich doch bitte bei mir, wenn du Fragen hast.

Meine Mutter spendete vor 6 Wochen meinem Vater eine Niere.

Liebe Grüße

15

Risikolebensversicherung?

17

Hallo!
Ich könnte diese Entscheidung nicht treffen, da ich nur eine Niere habe, würde also nie in die Situation kommen und kann da auch nicht "aber wenn" denken. Ich glaube nur für mich zu wissen (glaube,da man bei so etwas nie sicher sein kann), dass ich eine Nierenspende meines Bruders nicht annehmen würde. Das Risiko darf keiner meiner Brüder aus Pflichtgefühl, Geschwisterliebe oder Angst mich zu verlieren eingehen, das möchte ich einfach nicht. Außerdem ist eine Spende keine Garantie für ein sorgloses Leben. Ich glaube, ich würde lieber ruhigen Gewissens sterben, weil das halt mein Schicksal ist, als dass ich jemand anderen in Gefahr bringe. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich im akuten Fall (der bei mir ja schneller eintreten kann) meine Meinung ändere. Irgendwie scheint mir die Aussage des Bruders ähnlich gestrickt; er hängt zwar am Leben, klar, aber er möchte wohl eigentlich nicht, dass jemand sich evt für ihn "opfert".

Das Thema ist sehr heikel. Du hast geschrieben, dass die Frau des erkrankten Bruders das ganze angeleiert hat. Klar, sie will ihren Mann nicht verlieren. Du deinen auch nicht. Und du hast Angst vor den finanziellen Risiken, auch das finde ich nachvollziehbar. Wenn dein Mann aber schwer depressiv wird, weil er das Gefühl hat, seinen Bruder im Stich gelassen zu haben, bringt dir das auch nichts.

Letztendlich entscheidet dein Mann, ob er spenden möchte, und sein Bruder, ob er es annehmen würde. Ich denke, das sollten die beiden unter sich klären. Ohne deinen Einfluss und ohne den der Schwägerin. Deine Bedenken verstehe ich, ihre Angst, den Mann zu verlieren auch. Aber letztendlich ist es eine Sache zwischen den Brüdern.

Um euch finanziell abzusichern, wenn dein Mann spenden will, würde ich mal mit einer Versicherung sprechen, was es da für Möglichkeiten gibt.

Liebe Grüße, Truly