Nachtragend - Fluch oder Segen?

Nein, ich will mich nicht (primär) über jemanden aus der Familie aufregen ...

Mein Problem ist meine eigene schlechte Eigenschaft des Nachtragens und es geht im aktuellen Fall um meine Schwe.

Ich war immer für sie da, wenn sie Probleme hat, tue ihr jeden möglichen Gefallen, versorge Geschenke für Familienmitglieder und sie "beteiligt" sich nur dran, sie lässt Bilder von mir an dem Geburtstag ihres Kindes machen und es ist noch nicht mal ein Dankeschön wert, sie lässt mich Reisen oder Tagesevents für uns alle buchen inkl.aller Vorbereitungsmaßnahmen und dann überlegt sie es sich anders...

Ich habe die ganze Zeit, zum Ärger meines Mannes immer wieder alles für sie getan (der arme war dann meistens das notwendige Ventil), immer vor dem Hintergrund sie ist meine Schwe. Immer wieder hab ich zurückgesteckt und drüber weggesehen, den Dank für alles mit dem A... bekommen. Nicht falsch verstehen, ich habe alles gern getan, fühle mich aber mehr und mehr ausgenutzt.

Aber seit dem Wochenende ist das Fass durch den berühmten Tropfen zum Überlaufen gekommen, mein Stolz ist arg verletzt und meine Sehr schlechte EIgenschaft des Nachtragendseins kommt wieder zum Vorschein. Drüber reden mit ihr bringt nichts denn alles was dann kommt: "Du bist fest, werd mal lockerer" Je ruhiger und abgestupfter sie antwortet, umso wütender werde ich dann und lass meinen Emotionen freien Lauf - schlechtes Verhalten, ich weiß, war schon im Kindesalter so, wir sind eben viel zu unterschiedlich.

Ich hasse diese Eigenschaft. Mein Versuch dagegen anzukämpfen und die Sache nicht eskalieren zu lassen, ist einfach derzeit Abstand zu gewinnen, temporäre Schwesternabstinenz sozusagen, ich will den Kontakt nicht abbrechen, sondern unterbrechen und so erstmal Gras über die ganze Sache wachsen lassen. Ich geh prinzipiell nicht ans Telefon, wenn ich ihre Nummer sehe, hab sie aus meinen Kontakten im Netz gelöscht und reagiere auch nicht auf mails. Ich könnte ihr im Mom glatt die Tür vor der nase zumachen, wenn sie vor meiner stehen würde.

Das kann doch aber nicht so weitergehen!

Wie würdet ihr an meiner Stelle reagieren?

Verzweifelte Grüße
M.

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Hm, wenn ich deinen Text so lese, dann würde ich dich - wärst du meine Schwester - als arg übergriffig empfinden.

Wieso kümmerst du dich um Geschenke, Reisen oder Tagesevents deiner Schwester? Kann/ Darf die das nicht selber? Hat sie dich um die Fotos gebeten, oder drängst du dich da auf.

Als deine Schwester würde ich da arg pickelig reagieren, und dich auch auflaufen lassen. Mir gehen derart umtriebige Überall-dabei-Seier gehörig auf den Wecker.

Wenn du dich in dieser meiner Einschätzung (die, wie gesagt nur auf dem kurzen Eindruck des Postings entstanden ist und nicht zutreffen muss) irgendwie wieder erkennst, dann solltest du dich einfach in Zukunft etwas mehr zurückhalten, und dafür das "Zicken" sein lassen.

Wenn deine Schwester dich permanent um Hilfe bittet, und dich dann auflaufen lässt, bist du zu Recht beleidigt, und darfst dir ein paar Wochen Beleidigt sein gönnen. Auf Dauer solltest du das aber nicht tun - dazu ist eine Schwester zu wichtig. Nur solltest du insgesamt ein bisschen mehr Distanz einhalten.

Kite


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Oje, ist viell. bissel falsch rübergekommen...

Sie bittet mich um Gefallen, ich dränge mich nicht auf, im Gegenteil, ich wäre froh, wenn sie mal was selbst machen würde.

Sie ruft auch nur an, wenn sie wieder mal was will oder ich mal nebenbei erledigen könnte...
Aber wie gesagt, ich habe es bislang gern gemacht.

Aber ich denke du hast Recht mit dem Vorschlag der Distanz, das ist vielleicht das beste, um alles nicht noch schlimmer zu machen.

Ich mag meine Schwe, sie ist mir aber im Mom einfach zuviel und ich hab so eine Wut und Ärger in mir, dass ich bei einem Zusammentreffen oder auch nur am Tel. glatt ausrasten würde und dann aber alle Situationen hochkommen, die in den letzten Wochen und Monaten so angefallen sind.

Danke für Deine Antwort
mad

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Aber gerne doch :-)

Kite

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Der vorläufige Kontaktabbruch ist nicht die schlechteste Idee, aber ich würde ihr sagen, dass Du erstmal zur Ruhe kommen möchtest.

Weiterhin würde ich zukünftig die Beziehung zu ihr anders gestalten. D.h. sie kauft ihre Geschenke selbst, hilft bei Planungen usw.

So ganz verstehe ich nicht, was das mit nachtragend zu tun hat.
Nachtragend ist für mich, olle Kamellen von vor über 20 Jahre immer und immer wieder rauszukramen, wenn es grad paßt!

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"Weiterhin würde ich zukünftig die Beziehung zu ihr anders gestalten. D.h. sie kauft ihre Geschenke selbst, hilft bei Planungen usw. "

und damit fangen wir auch gleich an... das war und ist der Rat meines Mannes seit ca. 10 Jahren, wobei wir wieder beim Thema Nachtragend wären. Leider werfe ich ihr (wir haben tatsächlich versucht über die ein oder andere Sache zu reden) im Rausch der Emotionen immer wieder die alten Dinger vor. Nur das eben zu den alten Dingern immer wieder neue Dinger kommen. Und ich ärgere mich jedesmal wieder, dass ich die alten Sachen nicht irgendwann ruhen lassen kann wie andere nach dem Motto "Schwamm drüber" und ich immer wieder in dieses "Ich hab dich doch lieb und mach's schon" Muster falle.

Aber grundsätzlich hast Du Recht, die Beziehung zu ihr wird sich definitiv anders gestalten müssen.
Ich weiß nur noch nicht wie

Grüße
Mad

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Meine Mutter ist leider auch so! Sicher hat man sich als "Kind" im Laufe des Lebens das ein oder andere geleistet, das finde ich normal.
Aber es immer und immer wieder zu hören, finde ich nicht gut.

Andererseits bin ich überhaupt nicht nachtragend und das ist auch nicht so toll, weil andere immer glauben, mit mir alles machen zu können.

Ich denke, das ist eine Charaktereigenschaft und wüßte nicht, wie man es ändern könnte.

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Dein Problem ist nicht das du nachtragend bist, sondern dass du dich nicht von deiner Schwester abgrenzen kannst.

Seit Jahren trägst du deiner Schwester "den Arsch" hinterher (scheinbar). Sie will was, du machst es. So f
unktioniert eure Beziehung, weil ihr beide alles tut, damit es funktioniert! Warum hast du nicht schon vor 5 Jahren mal gesagt: "nö ich hab keine Zeit besorg du das Geschenk"?
Warum hast du nicht schon vor 6 Jahren gesagt: "Könntest dich wenigstens dafür bedanken"?

Du hast immer alles mit dir machen lassen und dich dann geärgert, nix geändert und das nächste mal wieder alles gemacht.

Wenn ich deine Schwester wäre, dann wäre ich jetzt ziemlich irritiert, wenn du nach 10 Jahren plötzlich die Spielregeln unserer Beziehung änderst ohne mir was zu sagen!

Denk mehr darüber nach wie du dich zukünftig von deiner Schwester abgrenzen kannst, dann mußt du auch gar nicht mehr nachtragend sein! Du hast jahrelang zugelassen, dass das Fass immer weiter von ihr befüllt wird, du hast es ihr sogar gerne noch hingehalten und jetzt wunderst du dich weil sie es "plötzlich" zum überlaufen gebracht hat?

Liebe Grüße
Tanja

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Glaub mir,

ich hab oft genug meine Meinung gesagt. Dann kam aber der Spruch, dass ich viel zu fest bin.

Da ich grundsätzlich aber für den Zusammenhalt der Familie bin und helfe wo ich kann, bin ich am Ende immer der Arsch. Ich hab mich oft genug über mich selbst geärgert, oft genug meiner Schwe die Meinung gesagt aber es hat sich nichts getan. Meine Schwe ist für meinen Mann schon durch ihre Art ein rotes Tuch und ich hab nicht nur einmal sie (weil sie eben meine Schwe ist) verteidigt.

Die Spielregeln werden sich aber definitiv ändern müssen. Durch meine Auszeit und eben das Nachtragen befürchte ich aber, dass sich die Fronten verhärten werden. Auf so ein (und da geb ich Dir völlig Recht) unabgegrenztes Leben hab ich keine Lust mehr.

Danke für Deine Antwort
Mad

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Hallo Mad,

ich bin auch für Zusammenarbeit in der Familie, aber nicht für Frondienste!

Bei Zusammenarbeit steht das ZUSAMMEN im Vordergrund.

Deine Schwester tut sich da schwer mit dem zusammen und du hast es ihr auch zu leicht gemacht damit durchzukommen. OK du hast was gesagt, aber du hast nix geändert. Beim nächsten Mal hast du wieder organisiert, besorgt, gekümmert. Das ist wie bei der Erziehung von Kleinkindern man muss die angedrohte Konsequenz auch umsetzten ......#cool

Ich versuch immer das zu ändern was ich auch tatsächlich ändern kann. Ich kann mein eigenes Verhalten ändern um an einer Situation etwas zu ändern, aber mit dem Verhalten von andern wird es schwieriger!

Liebe Grüße
Tanja

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Hausgemachtes Problem würd ich sagen.
Deine Schwester ist genau DAS von Dir gewohnt. Du hast bisher sang und klanglos alles für sie gemacht und erledigt. Und hast nichts erwartet- jedenfalls nicht offiziell von ihr !! Warum sollte sich das ändern?
Plötzlich sprudelst Du mit Dingen raus, die Dich seit Jaaaahren stören. Da wär ich auch irritiert (mal ganz abgesehen davon, daß ich das Verhalten Deiner Schwester nicht gut finde !) und würde erstmal denken was Du von mir willst. Denn ICH sehe das ja nicht so. Für mich ist das alles NORMAL.

DU solltest Dich nicht beleidigt zurückziehen. Du solltest mal in Ruhe klären um was es Dir hier geht. Auch "alte" Dinge ruhig ansprechen. Dann sind sie von der Seele. Und das nicht ständig neue dazukommen, dafür bist nur DU zuständig. Dann bist Du auch nicht mehr "nachtragend". Dir brennen Dinge unter dem Nagel, die Du nicht losgeworden bist. NACHTRAGEND wärst Du für mich erst dann, wenn Du schon geklärte Dinge wieder und wieder auf den Tisch bringst !!

Also: unbedingt sagen was Dich stört. Und zwar in Ruhe. Dann die Reaktion abwarten und dann entscheiden wie es weitergeht. Du bist "nur" die Schwester, nicht ihr Kindermädchen. Viele Dinge kann sie sicher schon gaaaanz alleine ;-)

Alles Gute
b2

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Es ist DEIN Bier, nur noch zu machen, was Du für sie machen willst, und den Rest eben zu lassen.

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Wie ich die Beziehung umgestalten würde:

In Zukunft jedes Mal, wenn deine Schwester dich um etwas bittet, sagst du: "Ich muss darüber nachdenken und gebe dir [Zeitpunkt X] bescheid. Wenn sie dich zu einer Entscheidung drängt, nicht darauf einlassen. Dann überlegst du ganz in Ruhe für dich, was für Vor- und Nachteile das für dich hätte, deiner Schwester bei der konkreten Angelegenheit zu helfen. Du musst und darfst hier ganz berechnend sein. Und dann solltest du für dich formulieren, unter welchen Bedingungen du bereit bist, zu helfen. Und diese Bedingungen teilst du dann deiner Schwester mit. Zum Beispiel: "Ich fotografiere auf dem Geburtstag deiner Tochter, aber nur eine halbe Stunde lang, denn die restliche Zeit möchte ich die Feier genießen." Oder: "Ich organisiere den Urlaub, aber vorher möchte ich, dass [Summe X] anzahlst, damit ich nicht alleine auf dem organisierten Urlaub sitzen bleibe."

Deine Schwester liebt das lockere, spontane Leben, möchte aber gleichzeitig auch von den Vorzügen eines durchgeplanten Lebens profitieren. Am einfachsten ist das für sie, wenn du alles planst, aber sie sich jederzeit spontan dagegen entscheiden kann und du das ganz locker aufnimmst.

Das funktioniert so nicht und du kannst dich nicht immer dafür benutzen lassen. Will sie von deinen planenden Charakterzügen profitieren, muss sie auch berechenbar und verlässlich mit dir kooperieren. Bei jeder Interaktion zwischen euch solltest du dir vorher überlegen, wir ihr euch so einigen könnt, dass sie diejenige ist, die die Nachteile einer spontanen Umüberlegung ihrerseits trägt und nicht du.

Ist sie damit nicht einverstanden, kann sie ja gerne jemand anders um Hilfe bitten. Das musst du verinnerlichen. Und das ist keinesfalls boshaft gegen sie gemeint, sondern absolut wohlwollend. Ihr seid Schwestern, aber es spricht nichts dagegen, dass sie jemand anderen um Hilfe bittet, falls ihr gemeinsam keine Einigung findet. Deswegen hast du sie nicht weniger gern (auch wenn sie dich das zunächst glauben lassen wird).

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Nachtragend wäre, wenn Du jetzt konsequent wärest und in 5 Jahren, wenn Deine Schwester gelernt hat ihr Leben selbst zu organisieren, ihr das noch vorhalten würdest.
Lerne Dich abzugrenzen und lebe glücklicher.
Wenn sie ohne Liebesbeweise und mit Konsequenz nichts mit Dir zu tun haben will und sich die Fronten wie von Dir gefürchtet verhärten, weil Du Gleichberechtigung willst, dann bist Du ohne sie besser dran!
LG M