Ich komme nicht mehr klar mit seinen Wutausbrüchen, brauche Hilfe!

Hallo und guten Tag,
mein Sohn ist 3. Seit einigen Monaten hat er unkontrollierte Wutausbrüche. Meistens fängt es an, indem er das fordert, was er will. Wenn ers nicht bekommt, auch mit vernünftigen Argumenten, fängt er an zu schreien, weinen, toben, treten, kleinen Bruder und mich hauen. Er kann sich nicht einkriegen. Eben grad wieder 2 Stunden am Stück mit ihm gekämpft. Hab gesagt, wir gehen jetzt Mittagessen zusammen, der Fernseher wird ausgemacht. Hat dann protestiert, ließ mich selber nicht essen, und hat permanent durchgeschriehen, als würde man ihn abschlachten. Mache mir Sorgen, was die Nachbarn langsam denken...es ist schon sehr oft und sehr belastend. Auch für die ganze Familie. ich werde nicht mehr fertig mit ihm, mein Mann auch nicht, er kann mich da nicht unterstützen, ist kaum daheim wegen der Arbeit. ich bin so verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Kennt jemand den Weg, den ich gehen soll? Jugendamt oder Psychotherapeut für uns beide? Ich habe eine Vermutung, dass er seit Geburt irgendwie zu sensibel ist, war immer ein Schreikind und immer geschriehen nach dem Aufwachen, bis heute noch teilweise. Nachts will er jetzt nur noch mit Nachtlicht schlafen, wo er das ganze Zimmer überblicken kann. Kann mir jemand einen Rat geben, was ich jetzt tun soll? Danke.
LG
Regina

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In gewisser Weise ist es normal. Aber wenn es euch so belastet geht doch mal zur Erziehungsberatung. Wird von der Caritas angeboten. Die hören dir vor allem erstmal zu und du kannst dein Herz ausschütten.

Viel Glück und ich hab auch zwei Tobwütige Jungs, der Große ist inzwischen nahezu "friedlich" der Kleine dreht gerade auf mit 3,5.

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Ja, mein Tipp ist Jugendamt. Ruf an und frag, wer helfen kann mit Beratung und Erziehungstipps. Alles Gute.
Anja

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Hallo,
bevor du dir "professionelle" Hilfe holst würde ich Dir folgende Maßnahme vorschlagen:

RUHE BEWAHREN#cool

Je mehr Du es schafft, sein Verhalten mit Gelassenheit und Ruhe zu erwiedern, desto ruhiger wird er sehr wahrscheinlich.
Denn je weniger Beachtung sein Geschrei erziehlt desto besser wird es. Das dauernde "Bitte sei still" oder "Was hast Du denn" oder "Was willst Du denn" oder "Sei jetzt ruhig!" ist negative Aufmerksamkeit.
Wenn Dein Sohn nach ein paar Tagen mitbekommt, dass er mit Geschrei GAR NICHTS bei Dir erreicht, hört es meist auf. Dazu gehört allerdings, dass Du auch durchhältst und nicht "mal so/ mal so" reagierst.

Grüße,
sternchen :)

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Hallo,

lass Dich erstmal trösten! Das Verhalten von Deinem Sohn ist total alterstypisch! Er ist nicht unnormal. Er testet jetzt einfach aus, wie weit er gehen kann. Wichtig ist, dass Du in solchen Ausbrüchen ganz gelassen bleibst und ihn am besten nicht beachtest. Wenn er zu laut schreit, und damit Eure Abläufe stört, kannst Du ihn auch in den Flur stellen oder in sein Zimmer bringen und ihm sagen, dass Euch sein Schreien sehr stört und dass er das aber gerne in seinem Zimmer ausleben kann und natürlich, dass er wiederkommen darf, sobald er wieder normal ist.
Beim ersten Kind weiss man dass ja noch nicht, was für Phasen kommen und macht sich deshalb ernsthafte Sorgen um den Geisteszustand des Kindes und manchmal auch um den eigenen :-p.
Heutzutage gibt es ja keine Mehr-Generationen-Haushalte mehr, in denen die älteren den jüngeren beibringen, wie Kinder sich wann verhalten und was man dann tun kann.
Es bleiben einem heute nur mit den Augen rollende Nachbarn, ein Erziehungsratgeber aus dem man nicht wirklich schlau wird oder vielleicht das Internet, in dem man 50 verschiedene Ratschläge bekommt.

Es ist ja schon toll, dass Du den Mut hast, nach Hilfe zu fragen, die würde ich mir auch in einer Sozialberatungsstelle oder vielleicht bei einem Kinderpsychologen holen, das ist ja keine Schande.

Meine Grosse (wird im Dez. 6) war auch ein Schreibaby und Schreikleinkind. Es war eine fürchterliche Zeit, in der wir auch fürchteten, dass etwas nicht in Ordnung ist. Auch sie hatte eine schwere Geburt und 8 Wochen Mega-Schmerzen, weil keiner erkannte, dass sie sich das Kopfgelenk ausgerenkt hatte. Ausserdem ist sie ein recht willensstarkes Kind, was die Wutausbrüche viel länger werden liess, als im Normalfall. Wir sind zum Kinderpsychologen gegangen und zusammen mit ihm haben wir ein Erziehungskonzept gefunden.
Es lag an uns, weil wir einfach zu "weich" waren. Mein Kleiner ist kein Schreikind gewesen, aber auch er hat Trotzanfälle vom Feinsten seit kurzem (wird im Januar 3). Diese Woche ist ihm beim Abholen im KIGA eingefallen, dass es total doof ist, abgeholt zu werden. Er wollte noch spielen. Es hat alles nix geholfen, da wo er noch 10min. hätte spielen können, wollte er nicht. Und so hat er den gesamten Nach-Hause-Weg gebrüllt, gezetert und gekreischt. #schwitz Ich habe mich schon ziemlich geschämt, kannte das aber schon von der Grossen.
Am nächsten Tag sprach mich unsere Nachbarin grinsend darauf an, dass unser Sohn ja einen sehr starken Charakter hätte, "Alle Achtung". Aber dass sie es auch schön fand, dass ich so gelassen damit umgegangen bin. Da er weder an der Hand gehen, noch getragen werden wollte, ist er halt brüllend hinter uns her. Zu Hause habe ich ihn dann einfach ins Bett gelegt, weil ich merkte, dass er total übermüdet war. Danach wars wieder gut.

Also, Kopf hoch, dass ist überall so und die Nachbarn sollen halt denken, was sie wollen. Celia.

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Achso, nochwas vergessen: Der Kinderpsychologe meinte auch, dass es wichtig ist, dass Kinder diese Phase durchleben, so lernen sie, wie sie sich im späteren Leben sozial verhalten sollen.
Und was ich besonders aufmunternd fand: Ein Kind, dass hier schon einen starken Charakter zeigt, ist später auch ein starker Charakter. Kann man heutzutage gut gebrauchen!

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Ich denke er testet seine Grenzen. Dazu müßt ihr diese erstmal festlegen das wird zwar ein harter Kampf lohnt sich aber. Mein Sohn war auch ein Schreiking ( und das nicht zu knapp) ich komme gut mit ihm zurecht weil er genau weiß wie weit er bei mir gehen kann. Bei den Großeltern ist es anders, denen tanzt er auf der Nase herum und läßt sich nichts sagen weil einfach keine klaren Regeln aufgestellt wurde. Dazu gehöhrt für mich auch, wer beim Essen stöhrt hat den Raum unverzüglich zu verlassen und bekommt auch später keinen Ersatz für die verpasste Mahlzeit. Wenn er unbedingt schreien will darf er das sehr gerne in seinem Zimmer machen, dann aber nur bei geschlossener Tür, rauskommen darf er erst wenn er sich wieder beruhigt hat.
Die Sachen werden nicht stundenlang ausdiskutiert. Wir sind die Eltern und wir stellen die Regeln auf. Alle "Drohungen" von unserer Seite aus werden auch durchgesetzt, also nicht dem Kind eine Konzequenz nur androhen sondern diese auch immer wirklich durchführen.

Zum Jugendamt würde ich nicht gehen mit denen will ich eigentlich nicht unbedingt was zu tuen haben, bzw ich will dort keine Akte haben.

LG
visilo

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Hallo Regina,

es ist immer sehr schwierig eine Situation zu beurteilen, wenn man nur Ausschnitte vermittelt bekommt.

Zuerst würde ich mal sagen, dass Wutausbrüche oder auch Trotzanfälle in diesem Alter total normal sind. Die Kleinen testen ihre Grenzen aus, um das zu bekommen, was sie möchten.

Es ist mitunter hart damit umzugehen, doch ich denke, dass in erster Linie die Eltern selbst schuld daran sind, wenn eine Situation eskaliert. Das Verhalten der Eltern ist ausschlaggebend, wohin sich etwas entwickelt. Du schreibst, dass Du 2 Stunden am Stück mit ihm gekämpft hast, heißt für mich, dass Du Dich auf seine Wutattacken voll einstellt und hingibst.

Besser wäre es, wenn Du Dich in einer solchen Situation abgrenzt, ihm zu verstehen gibst, dass Du dieses Theater nicht mitspielst. Wenn meine Tochter z. B. einen Wutanfall hat - heute noch passiert, sie wollte ihre Stifte nicht vom Küchentisch räumen, als es Mittagessen gab - habe ich ihr gesagt, dass wenn sie es bis zum essen nicht getan hat und ich es machen muss, sie auf ihr Zimmer gehen kann. Gezeter und Geschrei bis zum geht nicht mehr. Ich habe sie daraufhin genommen in ihr Zimmer gebracht und ihr gesagt, dass sie wiederkommen darf, wenn sie mit ihrem Gebrüll fertig ist. Es hat einige Zeit gedauert, doch sie kam dann wieder und hat sich entschuldigt.

Oft wird die Schuld beim Kind gesucht, nach dem Motto: es hat einen starken Willen, ich werde nicht mit ihm fertig. Schnell wird dann gesagt, such doch mal einen Psychologen auf oder hole Dir Hilfe beim Jugendamt.

Ich denke, dass das nicht immer sein muss. Mitunter reicht es, wenn die Eltern sich verhalten wir Autoritätspersonen und nicht wie Gleichgesinnte. Du bist nicht sein Spielgefährte, sondern seine Mutter, Du hast das Zepter in der Hand, natürlich auch immer mit Respekt vor dem eigenen Kind. Vielleicht sind Du und Dein Mann nicht konsequent genug, vielleicht knickt Ihr oft genug ein, um des lieben Friedens willen. Kinder erkennen das und setzen ihre Schreitiraden bis ins Maßlose ein.

Versuche Dein Verhalten zu ändern und wenn Du nicht weißt wie oder Dich überfordert fühlst, dann würde ich auch JA dazu sagen, dass Du Dich ans JA wendest und um Erziehungshilfe bittest.

Versuche erst mal selbst einen Weg zu finden - ohne direkt an einen Psychologen zu denken...das was Du von Deinen Sohn erzählst ist nicht unnormal - auch das mit dem Licht nicht, solche Phasen gibt es immer wieder.

Gehe mal in Dich und versuche Dich mit den Augen Deines Sohnes zu sehen...was siehst Du dann? eine Mutter, die Sohnemann im Griff hat oder eine Mutter, die Respektperson ist???

Dies sind nur vage Vermutungen, Anregungen...ich weiß nicht, ob ich damit richtig liege, aber vielleicht ist es einen Gedanken wert.

Alles Gute Bessi

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Vielen Dank für eure vielen aufmunternden und Kraft gebenden Postings. Wutausbrüche kenne ich ja schon seit ganz früh von ihm, aber dass er da nicht locker lässt und man gar nicht mit ihm sprechen kann, ist anders. Er schreit sich da rein, bis er Kopfschmerzen oder was anderes kriegt und will dann ständig auf den Kopf gepustet haben, bzw. auf die Haare. Die Macke hat er schon seit ewigkeiten. Ich versuche, standhaft zu bleiben, und ihm 2-3 mal zu ermahnen oder versuche mit ihm zu reden, dann wird er von mir ignoriert, kriegt aber trotzdem nicht sein Ding durch. Schließlich will er bei mir auf dem Schoß sitzen. Erst wenn ich ihn ganz fest an mich drücke, bis er sich nicht mehr bewegen kann (Effekt wie beim Pucken des Babys), beruhigt er sich. Meistens schreit er sich in den Schlaf oder schläft bei mir auf dem Arm ein. Dann ist erst mal Ruhe und wenn er 2 Stunden geschlafen hat, sieht die Welt wieder anders aus. Aber das komische ist, dass er sich nur so in unserer Anwesenheit benimmt, kita oder bei Oma ist er ein Musterkind und zickt auch nicht viel rum. Sobald einer von uns kommt, ist es vorbei mit Ruhe.
Ich dachte echt, dass er langsam mal aus der Trotzphase rauskommen kann, aber das wird wohl lange nichts. Sein kleiner Bruder ist 20 Monate alt, ein total liebes und im Gegensatz zu ihm ausgeglichenes pflegeleichtes und verkuscheltes Kind, guckt sich langsam aber sicher viele von ihm ab :-(
Ich hoffe und bete drum, dass ich noch paar Nerven übrig habe, um diese schwere Zeit zu überstehen :-)
Vielen Dank an alle!
LG
Regina