Beziehungstief? Woran liegt's?

Hallo Leute,

ich dachte immer, ich könnte alles unter einen Hut bringen. Baby und Mann gleichermaßen lieben und umsorgen.

Unser Sohn kam im März zur Welt und wir heirateten im Mai. Und seit der Hochzeit habe ich das Gefühl, unsere Beziehung geht bergab.

Mein Mann hat beruflich sehr viel zu tun und da wir in ein Reihenhaus gezogen sind, setzt ihm bestimmt auch die finanzielle Last zu. Ich verdiene wegen der Karenz sehr wenig. Unser Haushaltsplan ist äußers straff.

Wenn das nicht schon genug wäre!

Die erste Euphorie über unser Kind ist weg, wie es aussieht, bin ich jetzt alleinig zuständig, Alexander zu betreuen - tags wie nachts. Ich soll das ganze Haus in Schwung halten. Kochen soll ich. Das Baby bei Laune halten und beschäftigen. Und dann noch dafür sorgen, dass ich nicht wie Aschenputtel durchs Haus renne und abends womöglich noch die große Verführerin sein. Im Bett haben wir auch total die Flaute drin. Momentan will ich gar nicht mehr, dass er mir zu nahe kommt. Umarmungen und Küsse hat es schon lange nicht mehr ordentlich gegeben. Glaubt er wirklich, dass ich dann noch Lust auf Sex habe, wenn ich wede geküsst noch zärtlich angefasst werde???

Momentan bin ich echt am überlegen, ob ich ihm sage, wenn das so weitergeht, dass ich aus unserem gemeinsamen Schlafzimmer ausziehen werde.

Wem geht's genau so?

Jetzt kommt der Tipp: Ihr müsst reden. Was aber soll ich machen, wenn er immer total verschließt und mich anschweigt? Aber seine Körpersprache sagt mehr als tausend Worte. Ich bin wirklich am verzweifeln ...

LG Martina

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Sie ersten 8-12 Monate sind sehr anstrengend mit einem Baby. Danach wird es meistens besser.

Das Problem in den meisten Beziehungen ist, daß sie es nicht abwarten können. Das sie alles, was vor dem Baby war, noch haben wollen und alles weitere mit Baby noch dazu.

Das geht nicht.
Ganz klar müßt Ihr Prioritäten setzen.

Dann muß im Haus eben mal der Staub einen Tag länger liegen, das Kind mal 10 Minuten länger auf der Decke liegen, ohne das jemand kommt und der Mann begreifen, daß du nach einem solchen Tag einfach müde bist.

Aufeinander zugehen ist immer schwierig. Vor allem nicht dann, wenn man sowieso schon angenervt ist.
Versuche, ein Gespräch zu führen, wenn ihr beide mal nicht angezickt seid.

Frag ihn, was ihn stört, sag ihm, was du dir von ihm wünschst und versucht, es in kleinen Schritten umzusetzen.

Wenn so eine Sache erstmal anfängt sich aufzuschaukeln, wird es rasch immer schlimmer. Das müßt ihr vermeiden.

Sag deinem Mann, das es wichtig ist, daß ihr beide an eurer Bindung arbeitet und du gerne deinen Teil dazu tun möchtest.

Gruß Hezna #klee

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Hallo Hezna,

ich bin eine Perfektionistin und so auch im Haushalt. Das stresst mich zunehmend. Das Problem ist, mein Mann sagt mir einfach nicht, was ihn stört. ER REDET NICHT MIT MIR. Er hat starke Probleme, sich zu öffnen. Ich habe immer schon geahnt, dass das mal heikel werden könnte, wenn dann wirklich mal Schwierigkeiten im Leben daherkommen ...

Danke trotzdem sehr für Deine Ratschläge!

LG Martina

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ich will ja nicht strunzen aber ich habe auch ein reihenhaus, garten hund kind 10 jahre und baby 16 monate. und mein haus + garten war immer tip top....man schafft es und wenn man den ganzen tag zu hause ist erst recht

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Hallo,
Du hast da was falsch verstanden, unser Haus und Garten ist auch tip top, das Problem ist nur, dass ich am Ende des Tages wirklich geschafft bin (mein Sohn schläft auch noch nicht durch, kommt oft 4x nachts) und mein Mann kommt überlastet nach Hause. Da kann's schon passieren, dass wir uns gegenseitig anmosern ...

Ich glaube Dir nicht, dass Du nicht auch mal so harte Zeiten hattest ;-) Gut nur, dass man das wieder vergisst ...

LG Martina

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Hallo Martina,

also ich sehe da einige Probleme, die du etwas durcheinander mischst.

1. Die finanzielle Situation. Habt ihr darüber gesprochen? Kannst du ihn mit einem Nebenjob evtl. unterstützen. Gibst du ihm das Gefühl, dass es gut ist, wie er es macht? Dass du auch stolz auf seine Leistung bist? Vielleicht suggerierst du etwas, unterbewusst, was sich hochschaukelt. Ich will damit nicht sagen, dass sein Verhalten ok ist, allerdings sollte man ja immer bei sich anfangen, denn sich selbst kann man ändern, leichter zumindest.
Versucht finanziell eine Klärung zu kriegen.

2. Du fühlst dich vernachlässigt, weil alles an dir hängt. Aber ich gehe mal davon aus, dass die klassische Hausfrauen-Einteilung von euch beiden gewollt war?
Und du bist den ganzen Tag zu Hause. Sei mir nicht böse, aber ich versteh die Mütter nicht, die mit einem Kind komplett zu Hause sind und dann mosern.
Ich will dich damit nicht blöd anmachen, aber es gibt genug Mütter, die auch noch arbeiten gehen und mehrere Kinder haben. Sei doch froh, dass ihr es euch leisten könnt, dass du dich deinem Kind widmen kannst. Ich hab manchmal Tage da würde ich am Liebsten mein Studium schmeissen und nur für meine Tochter da sein. Und ich bin auch noch alleinerziehend.
Kuck mal über den Tellerrand hinaus. Vielleicht solltest du dir mal nen Plan machen, und jeden Tag, wenn Alexander schläft bisschen Haushalt machen und auch mal neune gerade sein lassen. Keiner darf erwarten, dass es mit Kind immer pikobello ist.
Aber man darf erwarten, dass das Elternteil welchesüberwiegend zu hause ist, eben mehr übernimmt. Wenn du das Gefühl hast, dein Mann klinkt sich zu sehr aus, dann macht feste Zeiten, wo du das Kind nimmst, ihm in die Hand drückst und gehst. Du brauchst auch mal Zeit für dich.
Mir gings nach der Geburt ähnlich, nur dass ich als unsere Tochter 5 Mon. alt war, wieder 35 Std/Woche Praktikum gemacht habe. Und dennoch war ich diejenige, die nachts aufstand, Haushalt etc gemacht hat. So ist das Leben. Ich hatte irgendwann auch keine Lust mehr auf Intimitäten, blockte ab. Das ganze schaukelte sich hoch, bis wir uns dann trennten. Er ging, ich blieb mitten im Studium sitzen. Rückblickend gab es Missverständnisse und wir beide waren überfordert.

3. Dein Mann ist unzufrieden, das merkst du an seinem Verhalten. Wenn er es nicht kann, dann geh DU auf ihn zu. Du sagst er verschliesst sich. Dann versuch es nicht mit Worten, sondern mit Gesten. Schlag ein gemeinsames Wochenende vor, durchbrich die Spirale in der ihr euch hochschaukelt. Nimm dir wieder Zeit für Dich, du bist nicht nur Mutter. Achte auf dich, lern dich neu kennen, und zeig ihm dass du auch noch Frau bist. Vielleicht fehlt ihm die Frau, die er kennengelernt hat...
Der Spagat zwischen Mutter und Frau ist hart. Ich hab gebraucht, bis unser Kind fast 3 war, und auch jetzt noch hab ich oft Probleme damit. Aber man kann das lernen.

Ich würde ihm nicht drohen, sondern versucht gemeinsam zu klären was anders werden soll und wies besser laufen kann. Ich hab auch oft gesagt, wenn er so weiter macht, geh ich. Und jetzt kann ich sagen, die Trennung mit allem drum und dran, was das schrecklichste Erlebnis meines Lebens und sowas wünsch ich niemandem.
Versuch auf ihn zuzugehen und im Notfall holt euch professionelle Hilfe von aussen.
Aber die ersten Jahre mit Kind bedeuten eine Menge Stress für die Paarbeziehung. Ihr müsst euch in der neuen Rolle erst finden. Lasst euch beiden Zeit und bleibt im Dialog.

Alles Gute,

friendly

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Vielen Dank, waren ein paar gute Tipps dabei! Mein Mann ist bloß von Haus aus (auch als Kind schon nicht) der große Redner gewesen. Und ich möchte immer alles bis ins Detail besprechen, da liegt der Unterschied.

Unser Haus ist eh picobello, ich selber bin momentan so gereizt, dass mich jedes Handtuch, das schief hängt, aufregt. Umso mehr regt es mich dann auf, wenn mein Mann mit seinen Festtagsschuhen und der guten Hose im Halbregen Rasenmähen geht - ich sag was und bekomme eine auf den Deckel .... Wer glaubst Du, sorgt wieder für saubere Schuhe und eine Hose ohne Grasflecken? Klingt jetzt vielleicht lächerlich, aber es ist so.

Heute kommt er wieder nicht von Arbeit heim. Sicher, er arbeitet, dass wir ein paar Euro mehr haben im Monat. Sein Sohn liegt dann halt schon im Bett. Ich hab das Essen fertig und alles gerichtet. Und bekomme nicht mal mehr ein Dankeschön oder Gut-Hat's-Geschmeckt. Ich werde ihm das auch sagen, dass mich das auch frustriert, wenn er meine Arbeit hier im Haushalt nicht (mehr) schätzt.

Es ist wirklich nicht einfach!

Ich hoffe, es wird! So eine Krise hat jeder mal. Ich tröste mich irgendwie, dass ich Alexander habe. Nun kuschle ich halt mit ihm und küsse ihn den ganzen Tag (hihi, mein "armer" Sohn) ...

Lg Martina