Studie zur Mediennutzung

Viele Kinder suchen Trost am Computer

Mehr als 10.000 Kinder wurden in einer bundesweiten Studie zu ihrer Fernseh- und Computernutzung befragt. Danach sitzen sie häufig aus Langeweile vor dem Fernseher oder Computer, aber auch, um dort Trost oder Entspannung zu finden.

Computer Kids

Nur wenige Kinder glauben, dass man am Computer etwas Nützliches lernen kann

Die Medien bestimmen immer stärker den Alltag der Kinder in Deutschland. Nur noch fünf Prozent der Jungen und Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren haben zu Hause keinen Computer zur Verfügung. 84 Prozent können daheim im Internet surfen, bei jedem dritten Kind stehen PC und Fernsehgerät sogar im Kinderzimmer. Das geht aus dem LBS-Kinderbarometer Deutschland 2009 hervor. Für die repräsentative Untersuchung, sind bundesweit mehr als 10.000 Kinder befragt worden. Partner des LBS-Kinderbarometers Deutschland ist der Deutsche Kinderschutzbund.

Kinder ganz selbstverständlich im Cyberspace

„Das Spannende an dieser Untersuchung ist, dass sie die Welt aus der Perspektive der Kinder und Jugendlichen zeigt“, sagt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. “Oft bewegen sich schon junge Kinder wie selbstverständlich im Cyberspace. Das ist die Realität, in der sie heute aufwachsen, und das finde ich grundsätzlich okay. Sorge bereitet mir nur, dass offenbar Chats oder Computerspiele vielen Kindern den Trost und die Bestätigung spenden, die sie in der realen Welt nicht bekommen. Deswegen ist es wichtig, dass Eltern, die die Sorgen und Gefühle ihrer Kinder ja am besten kennen, aufmerksam beobachten, ob ihre Kinder nur Spaß haben oder aus anderen Gründen in die virtuelle Welt abtauchen“, so Ursula von der Leyen.

Fernsehen und Computer als Trostspender

Für fast jedes fünfte Kind sind Computerspiele und Fernsehkonsum „Trostspender“. Das hängt auch mit ihrem Wohlbefinden zusammen. Vor allem wer sich in der Familie weniger gut fühlt, sucht häufiger Trost am PC oder vor der „Glotze“ als jene, die sich dort wohler fühlen. Auch das Gefühl, in der Schule nicht so gut zu Recht zu kommen wie andere, lässt Kinder öfter zur Fernbedienung oder Computermaus greifen, um sich zu trösten. Wenn sie am PC spielen, sind die Kinder meist allein. Nur jedes fünfte sitzt immer oder oft auch mit Gleichaltrigen vor dem Computer – Jungen häufiger als Mädchen.

Den Eindruck, am Rechner auch etwas Nützliches zu lernen, haben nur wenige. Lediglich 16 Prozent sehen in dem Medium auch ein Lerngerät. Fast 80 Prozent der Kinder haben jedoch offenbar kein Problem damit, Computerspielen und Hausaufgaben unter einen Hut zu bringen. Allerdings: Je häufiger sie am PC sitzen, desto öfter erkennen die 9- bis 14- Jährigen selber, mit ihren Hausaufgaben nicht so gut klar zu kommen.

Fernsehen immer noch beliebter als PC

Trotz der wachsenden Bedeutung der digitalen Welt ist das Fernsehen bei Kindern immer noch beliebter. Es dient ihnen jedoch nicht selten nur als „Lückenfüller“. Denn mehr als ein Drittel der Kinder schaltet das TV-Gerät nur dann ein, wenn sie nichts anderes zu tun haben. Mit zunehmendem Alter dient das Fernsehen auch mehr der Entspannung.

Bei der Auswahl des Programms geht die Mehrzahl der Kinder allerdings durchaus gezielt vor. Bevor sie den Fernseher einschalten, informieren sie sich zuvor meist über das, was auf den Kanälen läuft. Fast zwei Drittel gaben an, genau zu planen, welche Sendungen sie sich anschauen wollen. Dennoch empfinden 26 Prozent der Befragten das Programm für sie zumindest manchmal als zu brutal. Fast ebenso viele halten die TV-Sendungen mitunter für unverständlich, 41 Prozent dagegen sind der Meinung, beim Fernsehen zumindest manchmal auch etwas zu lernen.

Kindersendungen mit zunehmendem Alter langweilig

Kindersendungen finden bei Jungen und Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 ein unterschiedliches Echo. 30 Prozent von ihnen sind sie meist zu langweilig, den Jungen mehr als den Mädchen. Diese Einschätzung nimmt mit dem Alter zu. Auch speziell für diese Altersgruppe produzierte Nachrichtensendungen, die über aktuelle Themen berichten und dabei Zusammenhänge und Hintergründe erklären, finden 32 Prozent der Zielgruppe eher langweilig, aber auch ebenso viele meist interessant. Auch an diesem Format geht das Interesse mit zunehmendem Alter zurück.

Das, was sie am Bildschirm gesehen haben, ist zu Hause kaum ein Thema. Fast 60 Prozent der Kinder reden darüber mit ihren Eltern selten oder nie. Folglich gibt es auch wenig Streit über Inhalt und Dauer ihres Fernsehkonsums. Nicht einmal jedes fünfte Kind berichtet über derartige Diskussionen. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass das gemeinsame Fernsehen oft fester Bestandteil des Familienlebens ist. So gaben 78 Prozent der 9- bis 14-Jährigen an, manchmal oder sogar immer zusammen mit ihren Eltern vor dem Fernseher zu sitzen.

Weitere Informationen zu Kindern und Medien: www.lbs.de