Eltern erzählen

Vom Umgang mit Computer und Co

Der richtige Umgang mit Smartphone, Computer, Tablet und TV ist eine neue und große Erziehungsaufgabe für Eltern. urbia hat Mütter und Väter gefragt, wie sie die Mediennutzung ihrer Kinder im Alltag regeln.

Autor: Petra Fleckenstein

Niemals vor der Schule

drei Kinder Sofa Computer
Foto: © iStockphoto.com, loooby

Rebekka*, Mutter von Ralf (10) und Lina (8): "Unsere Regeln bezüglich Medien haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert (was sicher auch mit dem Größerwerden meiner Kinder zusammenhängt). Nachdem Fernsehen, Computer, Nintendo und Gameboy im Haus waren, schien es notwendig, einige Regeln für die Kinder aufzustellen. So wollte ich mir die Möglichkeit bewahren, mit meinen Kindern täglich einige Worte zu wechseln und mir die Gewissheit einreden, dass meine Kinder niemals an "Medienverdummung" leiden werden.

Die erste Regel lautete: Eine Stunde pro Tag Mediennutzung. Und dies auf keinen Fall morgens vor der Schule oder am Wochenende vor dem Frühstück oder Anziehen. Diese Einschränkung hat sich bewährt, denn so entgehen wir dem morgendlichen Stress ein wenig und Fernsehen oder Computer werden am Wochenende nicht bereits um sieben Uhr eingeschaltet. Um den abendlichen "Aufräum- und Umziehwahnsinn" etwas abzumildern, darf abends erst fernsehen, wer sein Zimmer grob aufgeräumt und sich umgezogen und gewaschen hat. Dies klappt wunderbar, beschleunigt auf der einen Seite Aufräumen und Umziehen und schränkt auf der anderen Seite den Fernsehkonsum ein.

Eines Wochenendmorgens konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren, die Ruhe zu genießen, als mein Sohn, statt mich zu wecken und Frühstück zu verlangen, still in seinem Bett Gameboy gespielt hat. So kommt es, dass der Gameboy nicht mehr unter besagte Regel fällt. Die Ein- Stunden-Regel wird nur noch bei Computer und Nintendo eingehalten, wobei das Fernsehen (außer wenn eines der Kinder krank ist) tagsüber eigentlich immer aus bleibt. Allerdings klappt dies auch sehr gut, weil meine Kinder bis zum Nachmittag im Hort sind und sich anschließend oft noch mit Freunden treffen. So kommt es vor, dass der Computer hin und wieder eine ganze Woche aus bleibt. (Leider kommt es auch vor, dass der Computer nach zwei Stunden immer noch läuft, was allerdings die Ausnahme ist.)"

*Alle Namen von der Redaktion geändert

Sie dürfen sich auch mal 'satt' sehen

Sara, Mutter von Myriam (9) und Simon (8): Bei uns haben Fernsehen, Computer, Spiele-Apps und DVD alle den gleichen Stellenwert. Ihre Benutzung durch die Kinder wird zeitlich gegeneinander aufgerechnet. In der Woche verbringen unsere Kinder zwischen fünf bis acht Stunden vor diesen Medien, wobei TV (KIKA) am meisten genutzt wird. In der Regel schauen sie am frühen Abend Sendungen wie "Wissen macht AH" und Kindernachrichten "Logo". Die Kinder dürfen auch außerhalb dieser Zeiten mal etwas schauen, müssen jedoch mit mir oder ihrem Vater darüber reden, einfach den Fernseher anschalten und "durchzappen" ist nicht erlaubt. An den Wochenenden, insbesondere wenn wir bei den Omas sind, schauen sie sich gerne eine Samstagsabend-Show an. Das genießen sie dann sehr, da es nicht so häufig vorkommt. Ab und an dürfen sie sich auch mal "satt" sehen (tritt nach ungefähr zwei Stunden am Stück TV schauen ein), um selbst herauszufinden, dass man irgendwann freiwillig abschalten möchte, weil man sich unwohl zu fühlen beginnt.

Fernsehen, PC und DVD sind bei uns kein "unerreichbares Medium", das heißt, man darf sie ausreichend nutzen und wird nicht danach "ausgehungert". Alle drei werden kaum als Belohnungs- oder Strafinstrument in der Erziehung genutzt und stehen deshalb auch nicht zu sehr im Zentrum des Interesses. Unternehmungen oder Freunde haben immer Vorrang. Kommt Besuch, wird nicht Fernsehen geschaut und auch nicht auf den Geräten gespielt. Nur wenn der Spielenachmittag total aus dem Rahmen gerät und das Gastkind noch eine Weile bleiben muß, bis es abgeholt wird, sind TV und Computer-Spiele erlaubt. Alle vier bis sechs Wochen leihen wir uns eine DVD aus, die sich die Kinder wünschen oder selbst aussuchen dürfen. Ich versuche, interessante Vorschläge zu machen und soweit sie es erlauben, ein wenig zu lenken. Filme, die ich nicht altersgerecht finde, verbiete ich auch.

Das TV wird auch hin und wieder als "Kindermädchen" eingesetzt, falls beide Eltern nicht zu Hause sind, jedoch höchstens eine Stunde. Es gibt mir eine gewisse Sicherheit, dass vor allem Simon in dieser Zeit nichts Gefährliches ausprobiert. Fernsehen ist immer noch zu begehrt, als dass er sich innerhalb dieser Zeit davon lösen würde.

Im Vorschulalter durften unsere Kinder am Wochenende oft morgens zwischen sieben und neun Uhr fernsehen. Zum einen begannen wir damit, weil wir, die Eltern, ausschlafen wollten und zu andernen, damit die Kinder leise waren und wir unseren empfindlichen Nachbarn ebenfalls einen ruhigen Morgen bieten konnten. Dies hat sich jedoch nur bedingt gelohnt: Die Nachbarn waren zufrieden, die Kinder waren jedoch recht quengelig nach den Sendungen und brauchten einige Zeit, um wieder spielfähig zu werden. Wir haben den Wochenend-Konsum später wieder reduziert, sie durften dann nur noch an einem Wochenendtag morgens schauen und schließlich, nachdem sie Schulkinder waren, gaben wir diese Gewohnheit bis auf wenige Ausnahmen auf; nicht zuletzt wegen der negativen Berichte über den Schaden, den ein zu hoher Konsum dieser Medien bei Kindern anrichten kann.

Es muss etwas Besonderes bleiben

Marie, Mutter von Paul (10): "Unser 10-jähriger Sohn besitzt ganz bewußt noch keinen eigenen Computer. Wenn er gerne ein Spiel spielen möchte hat er nur die Möglichkeit, dies auf dem Computer seiner Mutter zu tun. Er darf dann nicht länger als maximal eine Stunde Computer spielen. Möchte er am selben Tag noch etwas Ausgesuchtes im Fernsehen sehen, darf er nicht länger als 30 min vor dem Computer verbringen. Wir haben uns für diesen sehr kontrollierten Umgang mit den beiden Medien entschieden, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass bei einem übermäßigen Konsum sich allgemeine Lustlosigkeit und der Verlust von Spielideen breit macht.

Etwas Interessantes oder Unterhaltsames im Fernsehen zu sehen, oder ein vertretbares Computerspiel zu machen, muss unserer Ansicht nach etwas Besonderes bleiben und darf nicht zu sehr in den Mittelpunkt des Alltags rücken. Für uns ist diese Form des Umgangs mit dem Thema ein guter Komromiss, weil unser Sohn sich gegenüber seinen Klassenkameraden nicht völlig benachteiligt fühlt und wir uns keine Sorgen machen müssen bezüglich der Lesekompetenz und Konzentrationsfähigkeit unseres Sohnes."

Einen Monat Game-freie Zeit

Susanne, Mutter von Finn (9) und Leon (7): "Zu unseren Erfahrungen mit dem Umgang mit Medien.: Bis vor zwei Monaten haben wir es so gehandhabt, dass den Kindern gesagt wurde, wie lange sie spielen dürfen. Besonders Finn hatte Schwierigkeiten damit, zum vereinbarten Zeitpunkt zum Ende zu kommen. Da es sich immer mehr zum Streit zwischen uns entwickelte, entschieden wir schließlich, einen Monat Medien-freie Zeit einzulegen, was für alle sehr entspannend war. Anfang November durfte dann wieder gespielt werden und als neue Regelung haben wir uns (abgeguckt von Freunden) jetzt überlegt, dass die Kinder pro Woche fünf sogenannte Chips im Wert von je einer halben Stunde bekommen. Sie können sich dann selber einteilen, wann sie wie lange spielen wollen. Sind die Chips verspielt, müssen sie auf die neue Woche warten. Diese Regelung ist jetzt zwei Wochen jung und bislang klappts noch sehr gut. Würden die Kinder Computerspiele machen wollen, müssten sie übrigens auch Chips einlösen."

Susanne, Mutter von Finn (9) und Leon (7): "Zu unseren Erfahrungen mit dem Umgang mit Medien.: Bis vor zwei Monaten haben wir es so gehandhabt, dass den Kindern gesagt wurde, wie lange sie spielen dürfen. Besonders Finn hatte Schwierigkeiten damit, zum vereinbarten Zeitpunkt zum Ende zu kommen. Da es sich immer mehr zum Streit zwischen uns entwickelte, entschieden wir schließlich, einen Monat Medien-freie Zeit einzulegen, was für alle sehr entspannend war. Anfang November durfte dann wieder gespielt werden und als neue Regelung haben wir uns (abgeguckt von Freunden) jetzt überlegt, dass die Kinder pro Woche fünf sogenannte Chips im Wert von je einer halben Stunde bekommen. Sie können sich dann selber einteilen, wann sie wie lange spielen wollen. Sind die Chips verspielt, müssen sie auf die neue Woche warten. Diese Regelung ist jetzt zwei Wochen jung und bislang klappts noch sehr gut. Würden die Kinder Computerspiele machen wollen, müssten sie übrigens auch Chips einlösen."

Computer spielen nur auf Anfrage

Inge, Mutter von Clara (8) und Joshua (10): "Clara (8) und Joshua (10) dürfen jeden Tag maximal eine Stunde fernsehen, KIKA von 19 bis 20 Uhr bzw. 19:20 bis 20:15 Uhr. Wenn wir was anderes vorhaben, fällt das Fernsehen aus. Computer spielen dürfen die Kinder nur auf Anfrage, da sie keinen eigenen haben und nicht ungefragt an meinen dürfen. Im Schnitt spielen sie maximal einmal pro Woche eine Stunde. Einen DVD-Spieler haben wir nicht. Von daher schauen wir auch keine Filme. Überhaupt spielen wir lieber zusammen oder lesen uns gegenseitig was vor. Oder wir haben Besuch."

Weitgehend nach ihren Wünschen

Claudia, Mutter von Fabian (10) und Esther (8): "Meine Kinder sind 8 und 10 Jahre alt und nutzen Computer und Fernsehen weitgehend nach ihren Wünschen. Anfangs war ich dafür, rigide Regeln einzuhalten, konnte das aber meinem Partner gegenüber nicht durchsetzen. Mittlerweile sehe ich die Sache anders: Die Kinder waren zunächst ganz heiß auf Fernsehen. Inzwischen schauen sie nur noch ausgewählte Sendungen und wissen gute Kinderfilme sehr wohl zu schätzen - etwa im Vergleich zu billigen actiongeladenen Cartoons. Neue Spiele-Apps sind meist sehr begehrt, verlieren aber nach ca. zwei bis drei Wochen an Reiz, und es gibt dann wieder Phasen, wo sie gar nicht am Tablet spielen. Beschränkungen setzen wir nur in der Form, dass Hausaufgaben irgendwann erledigt sein müssen und es einen sportlichen Ausgleich zum Herumsitzen geben soll. Z.B.: Wer eine Stunde schwimmt, eisläuft, klettert o. ä., darf sich auch ruhig mal hinsetzen und "abhängen". Den großen Vorteil dieser Strategie sehe ich zum einen darin, dass die Kinder ihr eigenes Urteilsvermögen schärfen und die Restriktionen gut nachvollziehen können und zum anderen, dass wir keine Energie darauf verschwenden, uns mit unseren Kindern über fünf Minuten mehr oder weniger Fernsehen zu streiten."

Nur am Wochenende

Hans, Vater von Lea (9) und Tabea (7): "Mit unseren beiden Töchtern (9 und 7 Jahre alt) ist vereinbart, daß nur am Wochenende ferngesehen werden darf und pro Tag maximal zwei Sendungen, beschränkt auf Löwenzahn, Maus, Tier hoch vier und Willi will's wissen. Dabei empfinde ich Tier hoch vier und Willi will's wissen von der Aufbereitung her schon als grenzwertig - die sehr schnelle Abfolge von vielen, oberflächlichen Informationen durch die mit aufgeregter Stimme sensationsheischend sprechenden Moderatoren erreicht unsere Kinder kaum. Nur weniges aus diesen Sendungen wird wirklich aufgenommen, gefördert wird die Lust an der passiven Berieselung.

Immer wieder kommt vor allem seitens unserer älteren Tochter der Wunsch auf, das Repertoire der erlaubten Sendungen um andere Serien zu erweitern, z.B. um 'Die Pfefferkörner'. Nach gemeinsamer Betrachtung eines solchen Filmes können wir schnell deutlich machen, daß derartige Sendungen keine Qualität haben, unlogisch aufgebaut und mit schlechten Schauspielern lieblos gefilmt sind. Vor die Alternative gestellt, 'Pfefferkörner' statt Löwenzahn zu schauen, ist die Entscheidung für Löwenzahn eindeutig. Insgesamt erfordert diese restriktive Haltung großen Kraftaufwand von uns, aber im Hinblick auf die Entwicklung unserer Kinder sind wir überzeugt, daß sich diese Mühe lohnt.

Die wenigen Computerspiele, die unsere Töchter geschenkt bekommen haben, wurden zur Seite gelegt, nachdem die beiden sehr schnell festgestellt haben, daß sie mit diesen Spielen seelisch ausgesaugt werden, hinterher erschöpft sind und sich als leer empfinden. Insofern haben wir mit diesem Thema zumindest derzeit kein Problem."

Smartphone als 'Coolness-Zeiger'

Barbara, Mutter von Jonny (9): "Mein Sohn (9 Jahre) darf normalerweise abends eine Kindersendung sehen. Meistens sieht er die Sendung um 19 Uhr im KIKA und geht danach ins Bett (freiwillig, weil er dann auch müde wird). Irgendwie musste ich das Abendessen immer um diesen Termin herum bauen. Eine Zeitlang haben wir dann beim Fernsehen unsere Schnittchen gegessen, jetzt habe ich das Abendbrot auf 18:30 Uhr verlegt, damit wir in Ruhe zusammen essen und dabei auch etwas erzählen können. Jetzt bin ich auf jeden Fall zufriedener. Es gibt auch schon mal Diskussionen, weil er aus Langeweile fernsehen will, aber die sind nicht so häufig, obwohl ich dem Drängeln auch schon mal nachgebe. Computerspiele habe ich ihm noch nicht angeboten, er hat aber auch noch kein Interesse gezeigt. Smartphone-Apps haben ihn mal kurzfistig interessiert aber ich glaube mehr als 'Coolness'-Zeiger."

Dreimal die Woche eine halbe Stunde

Antonia, Mutter von Lukas (10) und Daniel (6): "Meine Jungen dürfen zwei- bis dreimal die Woche (ohne feste Regel) ca. eine halbe Stunde fernsehen. Das ist meist am Sonntag und am Dienstag, wenn ich abends zum Chor gehe. Ganz selten sehen wir uns auch zusammen einen Spielfilm an. Wenn Lukas danach fragt und seine Hausaufgaben erledigt sind, kann er an den PC. Er surft dann meist ein bisschen oder sucht sich ein Spiel im Netz heraus. Das kommt vielleicht zweimal die Woche vor. Länger als eine halbe bis eine Stunde dauert das nie. Einen Gameboy besitzen die Jungs nicht und fragen auch nicht intensiver danach."

Die Zeiten einzuhalten fällt ganz schön schwer

Teresa, Mutter von Malte (10) und Anton (8): "Ich habe mit meinen Kindern die Regel aufgestellt: Dreimal wöchentlich für eine halbe Stunde Games oder TV. Zusätzlich dürfen sie am Wochenende noch eine ausgewählte Sendung sehen, und da sie sich sehr für Fußball interessieren, ist dies meist die Sportschau. Ein Smartphone haben sie im Moment noch nicht und werden auch vorerst keines bekommen. Bis zum Schulalter waren Computerspiele bei uns weitgehend tabu und ich bin damit sehr zufrieden gewesen. Im Fernsehen gab es einmal die Woche die "Sendung mit der Maus" und das war's. Damit waren wir alle glücklich und ich war stolz darauf, mit wie vielen unterschiedlichen Dingen sich meine Kinder zu beschäftigen wissen. Vor einem halben Jahr habe ich ihnen ein wirklich schönes Fußballcomputerspiel geschenkt, denn ich bin wirklich nicht gegen Computer und möchte meine Kinder keineswegs von diesem Medium ganz fernhalten. Aber mit diesem Spiel, nach dem beide ganz verrückt sind, hat sich unser Familienleben grundlegend geändert. Vor allem bei meinem älteren Sohn beobachte ich eine schleichende Einschränkung der Interessen, eine Abnahme eigener kreativer Beschäftigungsideen und bei nun häufiger aufkommender Langeweile immer nur noch die Idee: "Darf ich das Computerspiel spielen?" Die vereinbarten Zeiten einzuhalten fällt beiden ganz schön schwer, aber mit längeren Spielzeiten habe ich keine guten Erfahrungen gemacht: Als ich sie mal in den Ferien täglich spielen ließ, hatte ich den Eindruck, dass ihnen ansonsten fast gar nichts mehr einfällt. Sie wirkten auch insgesamt unkonzentrierter und weniger fähig, sich ruhig und intensiv mit einer Sache zu beschäftigen. Was die Nutzung von Computer und Tablet als Informationsmedium betrifft, gibt es für meine Kinder nur die Einschränkung, dass sie nicht vollkommen unbeaufsichtigt surfen dürfen. Im Internet nach Informationen zu suchen, halte ich aber für sehr sinnvoll und unterstütze sie dabei. Computer oder Fernseher im Kinderzimmer kommen bei uns aber nicht in Frage."

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