Tochter und echte Freunde?

Hallo!

Meine älteste Tochter (13) ist ein eher ruhiger Mensch, der auch gerne mal etwas alleine unternimmt.
Sie sind 25 Schülerinnen und Schüler in der Klasse. Das heißt bei 2er-, 3er-, und 4er-Gruppen bleibt sie meistens alleine.
Sie hat zwei solala-Freunde, die halt manchmal für sie da sind oder nicht. In der Schule hat sie eine Sitznachbarin, mit der sie sich naja-versteht (also nicht ganz so gut, aber auch nicht ganz so schlecht.) Schupfen und andere verpetzen stehen bei ihren Mitschülern an der Tagesordnung. Leider beschweren sich die meisten über sie, obwohl sie ein total ruhiger Mensch ist und niemandem etwas Schlechtes tun würde.
Vorigen Freitag hat sie mir erzählt, dass sie wieder einmal mit total knallroten Augen im Unterricht gesessen ist und sich die Tränen aus den Augen wischen musste. Eine Mitschülerin (Freundin von ihr oder nicht; das weiß ich nicht) hat sie dann gefragt, was denn los sei. Meine Tochter hat nur geantwortet: "Ach, das ist nur eine Allergie." Glücklicherweise hat meine Tochter keine Allergien.
Natürlich hat meine Tochter gelogen. Ich finde das jetzt aber nicht so schlimm. Hätte meine Tochter nämlich geantwortet: "Ich habe keine Freunde", hätten sie auf ihr wieder nur "herumgetreten" und sie versucht fertigzumachen.
Auch wenn meine Tochter sagt, sie hat eine Allergie, hätte ich sie schon gefragt, ob ich ihr helfen kann oder sie etwas braucht.
Sie werfen ihr teilweise vor, sie könne sich keine schönen Sachen leisten und gehe immer so "schmuddelig" zur Schule.
Mein Mann und ich kaufen ihr Sachen von S.Oliver, Esprit, Levis und auch eine Uhr von Jacques Lemans hat sie. Mehrere Paar Schuhe von Adidas, Nike und 4 Paar Ballerinas nennt sie ihr Eigen.
Wir erfüllen unserer Tochter jeden Wunsch den sie hat.
Sie bemüht sich sehr um Anschluss in der Klasse, wird aber immer wieder abgelehnt. So Kommentare wie: "Ja, du bist halt nicht gut genug für dies und jenes" sind Alltag für sie.
Bei diversen Veranstaltungen steht sie zwar - gezwungenermaßen - in einer Gruppe zusammen. Echte Freunde, mit denen sie über alles reden kann, hat sie nicht. Neulich war sie zu Besuch (Schnuppertag) in einer weiterführenden Schule, gemeinsam mit 5 ihr bekannten Mädchen aus der Klasse. Als sie niesen musste, wünschte/sagte dann nur der "Betreuer" der Gruppe, der selber ein Schüler dieser Schule war, "Gesundheit". Klar, sie hat sich bedankt und so. Aber wenigstens von einer ihrer Mitschülerinnen hätte ich mir eine Reaktion auf ihr Niesen erwartet. Ist das heutzutage so üblich, dass sich 13/14-jährige nichts mehr nettes sagen? Sagt/Wünscht man denn heutzutage nicht mehr "Gesundheit"?

Hat jemand Tipps wie es weitergehen soll? Wäre es gut einen Jugendanwalt einzuschalten oder ist das übertrieben. Sie fühlt sich halt echt nicht mehr wohl in der Schule. Sie hat aber auch Angst vor neuen Mitschülern, da sie schon so viele schlechte Erfahrungen mit Jugendlichen in ihrem Alter gemacht hat.

Danke für eure Antworten,

kinderliebhaber 08

1

Was ist ein Jugendanwalt?

Was macht sie privat? Welche Interessen hat sie? Kann sie Freunde außerhalb der Klasse finden?

Warum weint sie in der Klasse? War ein Ereignis in dem Moment?
Keine Freunde haben sind zwar ein Grund, kann aber befremdlich wirkend, wenn sie in der Klasse weint. Damit schließt sie sich u.U. selbst aus.

Beim Niesen nicht mehr Gesundheit zu sagen, ist der neue Knigge. Privat sage ich es noch. In Gruppen sage ich es nicht mehr, das ist den meisten niesenden Unangenehm.


Welche Interessen hat sie sonst?
Was macht sie sonst so aus?
Wie nehmen die anderen sie wahr? Niesen und weinen sind da ungeschickte Beispiele. Welche Stärken hat sie? NIcht auffallen und nur bei weinen/niesen nicht unsichtbar zu sein, ist recht wenig/schwierig. Wie bestärkst du sie darin, dass sie noch andere Fähigkeiten hat.

Durch deine Beschreibung kommt sie mir recht unsichtbar vor. Fällt nicht auf, macht nicht mit, .... keine Ahnung wie ich das beschreiben soll.

Wie sieht es mit anderen Kontakten aus?
Sport, Hobbies, Einladungen...

Wo hat sie sonst schon schlechte Erfahrungen gemacht? Wenn es sehr viele sind, würde ich einen Kinderpsychologen, Schulpsychologen zu Rate ziehen. Wie man ihr elfen kann, Tipps für ihr Sozialverhalten.

2

Einen Jugendanwalt? Echt jetzt? Weil keiner mit ihr spielen will??
Ja, das ist übertrieben.
Leider ist es gerade in diesem Alter schwierig *dazuzugehören* . Da hilft auch kein Kleiderschrank voll Markenklamotten #augen Wenn man nicht dazu passt, passt man nicht dazu.
Meine Tochter hatte nie wirklich Markenklamotten, war aber ab der 6./7.Klasse das Alpha-Tier in der Klasse. Hat sich auch nicht immer Freunde gemacht, aber sie hatte welche.
Die Worte Bitte und Danke sind für viele Jugendliche schwierig....da kann man auch kein Gesundheit erwarten.
Für mich hört es sich sehr danach an, als sei Deine Tochter sehr schüchtern....nicht tough genug. Du solltest sie in ihrem Selbstbewußtsein stärken. Da kann ein Psychologe helfen-

3

Guten Morgen,

was versprichst Du Dir von einem "Jugendanwalt"?

Soll der zu den Mitschülern gehen und diese dazu verpflichten, mit Deiner Tochter Freundschaften zu pflegen?

Das würde ich lassen.

Was meinen die Mitschüler denn mit schmuddelig? Kinder können grausam sein und wenn ich an meine Schulzeit denke - jemand der viele Pickel/Akne hatte, unter fettigem Haar litt oder pubertätsbedingt mal schnell schwitzte war gleich "dreckig", "ääääääh!", etc. Obwohl derjenige gar nichts dafür konnte.

Dass Ihr ihr auch Wünsche erfüllt wie die Markenkleidung ist okay, aber wichtig ist dabei dass es auch zu ihr und ihrem Stil passt.

Ich würde eher mal genau schauen, ob Deine Tochter sich hier und da nicht selber etwas im Weg steht.
Dass sie vielleicht eine ablehnende Haltung ausstrahlt?

Wie sieht es denn mit ihren Hobbys etc aus?
Gibt es Sport, Reiten, Musik am Nachmittag, wo sie hingehen könnte? Was ihr Spaß macht und wo sie neue Gesichter kennenlernt?
Auch in der Schule gibt es z.B. oft diese AGs, Kurse am Nachmittag, Theatergruppen usw.

Gerade dort trifft man auch mal auf andere Leute aus anderen Klassen und kann seine Stärken ausleben. Und dort ist man dann "gut", befindet sich unter Menschen mit gleichen Interessen und Stärken und muss nicht anderen Leuten hinterherlaufen und irgendwas beweisen, denen man nicht "gut genug" ist.

(Ich war früher in einer Theater-AG und dort kam dann eine aus meiner Parallelklasse rein, die ich (zu meiner Schande!) früher im Zug immer als "Doofe Kuh" abgestempelt habe und die von einigen auch eher ausgeschlossen wurde. Diese "doofe Kuh" aber war eine wunderbare Theaterschauspielerin, die kam da komplett aus sich raus und bekam in den Jahren auch öfters mal eine der Hauptrollen.. Und hatte tolle Ideen, brachte sich dort viel ein. Und auch wir wurden Freundinnen, wir sind mit der Theater AG auch mal abends noch Pizza essen gegangen oder haben uns an Wochenenden vor großen Aufführungen mit allen getroffen. Es war toll!)


Da soll sie sich mal reinfinden.
Jedoch muss sie auch lernen, dass sie nicht mit Vorurteilen oder gar Ängsten auf die anderen Leute zugehen kann.
Hier könnte ggf auch eine "Ich-Stärkung" helfen, das habe ich im Bekanntenkreis mitbekommen.
Bei uns bietet z.B. die Diakonie solche Kurse an, eine Freundin meiner Tochter macht bei sowas mit (und ich überlege auch, ob ich meine mal da hinschicken soll, weil sie sich manches auch oft sehr zu Herzen nimmt) und das gibt es wohl auch für Jugendliche!
Diese kurzen Therapien kosten nicht viel, aber scheinbar bringt es was.


LG

4

Hallo du,

ich würde mich da nicht so reinsteigern.

Meine Tochter ist auch 13 und ein sehr zurückhaltendes Mädchen, was ich immer so höre wenn ich auf Elternsprechtag bin. Ich höre immer nur "sie geht unter in dieser Klasse."

Tja, was soll man da machen. Ist einfach eine Charaktersache. Ich kann sie ja nicht umkrempeln. Sie ist total schüchtern draußen, daheim hat sie die ganze Zeit die Klappe offen ;-)

Solche muss es ja auch geben. Kann ja nicht nur "Aufmischer" geben :-)

Irgendjemand hat geschrieben, ihre Tochter wäre das Alphatierchen in der Klasse.

Manchmal beneide ich solche Mütter wirklich. Sie wissen dass ihre Kinder sich nichts gefallen lassen und den Mund aufmachen wenn was nicht passt. Finde ich gut. Aber wie gesagt, nicht zu ändern wenn es anders ist.

Meine Tochter ist viel daheim, liest, hört Musik, malt.

Wenns mal klingelt und die Mädels von der Siedlung stehen draußen, dann geht sie mit, aber sie ergreift keine Eigeninitiative.#kratz

Hab mir da auch Gedanken gemacht, kenne es aus meiner Kindheit so gar nicht, habe auch mit meiner Tochter gesprochen. Sie ist zufrieden, ihr fehlt nichts, sie hat einmal gesagt "Mama, ich gehör halt nicht zu der Coolen-Gruppe und den Tussen." #gruebel

Bis jetzt scheints ihr nichts auszumachen.

Ich weiß aus deinem Schreiben jetzt nicht so richtig, ob deine Tochter leidet oder ob du denkst deiner Tochter geht es so schlecht damit und sie leidet darunter......

Liebe Grüße

5

Schön zu meiner Schulzeit war es unerwünscht das die Ganze Klasse Gesundheit brüllt wenn einer niest, stell für das Chaos in der Erkältungszeit vor wenn die Hälfte erkältet ist.
Mein Sohn ist auch ehr ein Einzelgänger, er kommt bei den anderen nicht gut an weil er sich an Blödsinn oft nicht beteiligt, bei Mobbing hält er sich auch zurück. Er sagt er sitzt seine Zeit dort halt ab und gut ist, er will keinen Kontakt mehr. Er hat schlimme Grundschuljahre mit massiven Mobbing hinter sich, seid dem vertraut er Kindern nicht mehr.
Sein Freundeskreis besteht nur aus älteren Jugendlichen die er über seine Hobbies kennt, ich fand es erst befremdlich das viele 4-5 Jahre älter waren wie er, trotzdem klappt es gut.
Deine Tochter soll sich Freunde außerhalb der Schule suchen, durch Hobbies, das ist effektiver wie sich in der Schule in bestehende Gruppen reinschleichen zu wollen.
Ich glaube nicht daß die Klamotten Ausschlag für Freundschaften sind, wenn ja finde ich das traurig.
Wenn sie Freunde will kann nur sie etwas daran ändern, sie muss auf die Leute zugehen und sich auf diese einlassen, sonst wird es schwierig.

Eine neue Schule finde ich eigentlich eine schöne Idee, da kann sie unbelastet von vorne anfangen.

LG
Visilo