Klavierunterricht

Hallo Ihr Lieben,

mein Töchterlein, 11 Jahre, spielt seit der 2. Klasse Klavier, bekommt einmal die Woche Unterricht und hat es bisher immer gern getan. Sie wollte damals selbst damit anfangen (in der Schule gab es da von der Musikschule verschiedene Projekte) und hat mich bekniet sie zum Unterricht anzumelden. Seit August letzten Jahres ist ihr kleiner Bruder auch angefangen Klavier zu spielen und macht sich da echt gut.
Von Oktober bis Dezember hatten wir mit ihr dann eine ganz hübsche Phase in der Klavierstunde. Die Lehrerin hat ihr das Hausaufgabenstück generell einmal vorgespielt, damit sie weiß wie es klingen muß...nun fing es an, daß sie erklärte, das Stück gefiele ihr nicht, Klavierlehrerin flexibel wie sie ist, holte ein zweites und drittes Stück hervor, alles paßte nicht, also bestimmte die Lehrerin, was gespielt wird. Ein Riesengezeter, keine Lust und nur unter der Androhung ich würde sie abmelden überhaupt mal drübergeschaut. Ende vom Lied, nächste Stunde kam, Stück saß natürlich nicht, gab es das also nochmal für die nächste Woche auf, in der Klavierstunde machte sie dann vollkommen zu, war überhaupt nicht mehr ansprechbar und heulte nur noch.

Das habe ich mir geduldig bis Dezember angeschaut, natürlich immer mal wieder versucht mit ihr drüber zu sprechen, aber kein rankommen an die Maus. Ich hab ihr gesagt, ich hab großes Verständnis dafür, wenn es ihr zuviel ist, und ich bin die Letzte, die sie zu dem Unterricht nötigt, aber ich bin auch nicht bereit länger knapp 50 € im Monat auszugeben für etwas was sie halbherzig bis gar nicht macht.

Dann ging es nach einigen Diskussionen in den Weihnachtsferien im Januar wieder frisch ans Werk. Sie spielte fast wieder mit dem alten Elan und es gab auch keine Diskussionen mehr um die Stücke. Nun vor 14 Tagen wieder dasselbe Spiel. Das Stück bekommt sie nun das dritte mal auf und es wäre ein Leichtes für sie, wenn sie sich täglich nur 10 Minuten dransetzen würde, es zu erarbeiten, aber sie mag es nicht.

Es ist zum Haareraufen. Nun kam sie auf die glorreiche Idee, statt Klavier doch bitte Blockflötenunterricht zu machen. Wer sagt mir, daß da nicht in einem Vierteljahr wieder diesselbe Diskussion kommt, weil das Stück ihr da auch nicht gefällt. Zumal wir über die Musikschule auch immer nur zum Halbjahr bzw. Jahresende kündigen können. Doppelt zahle ich den Unterricht gewiß nicht. Hinzu kommen noch Gebühren für die Bläserklasse, die sie seit August besucht und dort, weil sie es gern wollte, Klarinette im Orchester spielt. Das läuft aber im normalen Schulbetrieb und die ganze Klasse lernt gemeinsam, ist also keine zusätzliche Aktivität nach der Schule.

Nun weiß ich nicht so recht, was ich mit ihr machen soll. Einerseits bin ich versucht sie ganz vom Klavier abzumelden, dann geht ihr Bruder ihre Stunde noch mit, bis ich sie kündigen kann, andererseits habe ich aber das Gefühl, das wäre dann eher eine Strafe für sie (und bestrafen will ich sie ja nicht), weil eigentlich will sie ja...bekommt sie ein Stück, was ihr wirklich liegt ist das in Windeseile erlernt. Leider gibt es aber immer irgendwo auch Dinge, die man nicht so gern tut, sprich auch mal ein Klavierstück, das man nicht so gern mag.

Vielleicht habt ihr ja ein paar Ideen.

Viele Grüße,

Michaela

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Hallo,

wieso Strafe, wenn sie darauf keine Lust mehr hat?

Meine Tochter hatte auch 2 Jahre Klavierunterricht. Das letzte halbe Jahr war ein Graus, sowohl für meine Tochter als auch für die Lehrerin.

Auch sie kam auf die Idee mit der Blockflöte. Ich sagte aber nein, wenn sie nicht Klavier üben mag, dann eben nicht.

Dann fing meine Tochter an, mit meinem Mann zu spielen, einfach so zum Spaß ohne Druck.

Und siehe da, es klappte viel besser. Sie spielt jetzt, wann sie will und so oft sie will. Das kann mal jeden Tag sein oder mal 4 Wochen gar nicht.

Aber so macht es ihr wenigstens Freude und niemand muss sich ärgern.

GLG

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Danke für Deine Antwort. Ich bin so zwiegespalten, weil ich denke, sie will gar nicht aufhören, sondern das der Wind von ganz woanders her weht.

Miss Pubertät in Person und dann sieht sie auch noch, wie der kleine Bruder sie gnadenlos einholt, weil er eben täglich freiwillig mehrfach übt und ihm das spielend zufliegt.

Bitte nicht falsch verstehen, ich vergleiche die beiden da nicht, aber sie tut das..."Felix darf schon viel eher viel schwerere Stücke spielen...ich wäre auch schon viel weiter, hätte ich das gedurft..." und anstatt sich auf den Hintern zu setzen und zu üben steckt sie den Kopf in den Sand.

Alles nicht so einfach. Ich denke, ich nehme sie vorerst aus dem Unterricht und gucke mir dann an, wie sich das entwickelt, ob sie nochmal fragt oder ob sie sich dann auf die Klarinette konzentriert.

Lg,

Michaela

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Ich bin ganz klar für abmelden. Von Oktober bis Dezember, und jetzt wieder seit 14 Tagen - ich finde, Du hast Dir das lange genug angesehen.

4

Danke Dir für Deine Antwort!

5

Hi,

naja, leider sind die Musiklehrer drauf ausgelegt, nach Schema F die Lieder auszusuchen, die leider nicht besonders aktuell sind, sondern nur die Technik beinhalten.

Mit ein paar modernen Popsongs - die dein kind mag - , wo man die Noten im Internet recht günstig kaufen kann, kann man wieder viel mehr Schwung in den Unterricht bringen.
Und außerdem, das habe ich gerade bemerkt, können gerade diese extrem anspruchsvoll in der Technik sein.....

Somit hat man wieder mehr Spaß und kann außerdem auch verschiedene Techniken ansprechen, die vielleicht noch gar nicht dran gewesen wären.

Lisa

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Hallo,

ich bin da ganz deiner Meinung. Was die meisten Kinder heutzutage lernen müssen, war schon damals zu meiner Kinderzeit schrecklich für mich :-)

Die Musiklehrerin (kommt extra von der Musikschule an die Grundschule) von meiner Tochter ist toll. Sie macht immer poppige moderne Sachen und die Kinder - und auch wir Eltern bei Aufführungen etc - sind total begeistert.

Für die Kinder ist die Musiklehrerin auch fast sowas wie ein "Pop-Star" und sie sind stolz mit der Lehrerin Musik machen zu dürfen (egal ob Chor, Flöte, Gitarre etc.) und es ist nicht dieses "Pflichtprogramm" das viele Musiklehrer durchziehen.

LG janamausi

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hi,

ich habe im Herbst Sax angefangen....boah, echt langweilige Stücke.
OK, das man eine Grundtechnik beherrschen muss -logo- aber dann sollte der Lehrer sich an den Geschmack der Schüler richten, bzw. auch mal mischen.

mein Lehrer ist auch eher der altmodische Typ....da bringe ich dann Noten mit und schwups kauft er sich diese ebenfalls und die anderen Schüler profitieren auch davon.

Manchmal lohnt sich ein kleiner Stups;-)
Es würde ja schon reichen, wenn dieses im Wechsel stattfindet - Lieblingslied - Lied des Lehrers.....und dann ist man wieder hoch motiviert.

Und bevor der Lehrer einen Kunde verliert....sollte man doch eine Einigung finden. Ansonsten können die Eltern ja mit dem Musiklehrer sprechen u d sagen, warum das Kind evtl. nicht mehr spielt,

lisa

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Hi,

ok, unsere Tochter ist noch jünger, von daher fehlt mir der direkte Vergleich, aber mit 11 Jahren würde ich es als Pubertätsgezicke ansehen. Ich war selbst nicht besser im Geigenunterricht: Etüden oder Technik habe ich gehasst, aber Technik am Konzertstück zu üben ist total unerfreulich - und dauert 10 x so lange. Heute bereue ich es, aber das hilft Dir und Deiner Tochter jetzt nicht weiter.

Vielleicht würde ein Lehrerwechsel was bringen, wenn dann beide Kinder unterschiedliche Lehrer haben. Damit würde sich evtl. ein bisschen was von der tendenziellen Eifersucht auf die Fortschritte des kleinen Bruders legen. Bzw. wäre es auch sicher nicht verkehrt, wenn die Klavierlehrerin dazu auch nochmal ein deutliches Wort verliert: Wer gut übt, macht eben auch schnelle Fortschritte, egal auf welchem Level. Und das ist bei ALLEN Instrumenten so, auch auf der Blockflöte und der Klarinette.

Wenn sie aber tatsächlich nicht weiter Klavierunterricht haben will, dann solltest Du den Vertrag zum nächsten Termin kündigen. Ich würde dann aber trotzdem erwarten, dass mein Kind bis zum Vertragsende "durchhält", sprich: wenigstens im Unterricht mitmacht und ein bisschen übt. Blockflöte würde ich unter den Voraussetzungen nicht erlauben. Dann bleibt es eben bei der Klarinette in der Schule und auch da würde ich mal ein bisschen auf's üben gucken.

LG
Littlecat

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Hallo,

wie schon twins schrieb, bin ich auch der Meinung das es evtl. an den Musikstücken liegt. Mit 11 Jahren hat man ja schon seinen eigenen Musikgeschmack und der ist wohl bei den wenigsten Kindern Schumann & Co.

Vielleicht kann ja deine Tochter selber mal moderne, poppige Musikstücke raussuchen und diese mit der Lehrerin einstudieren um wieder "Pepp" ins Klavierspielen reinzubringen?

LG janamausi

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hallo michaela,

ich würde mal mit der klavierlehrerin sprechen.

unser sohn (10) spielt seit 1,5 jahren auch klavier. er darf aber immer die stücke mit aussuchen. dh. die lehrerin gibt ihm 2 oder 3 zur auswahl und er darf entscheiden. und zwischendurch darf er sich auch immer was aktuelles aussuchen. zuletzt war das clocks.

er hat aber leider auch nie große lust zu üben. ich muss ihn meistens ans klavier zwingen. wenn er dann mal sitzt macht er es gerne und in die klavierstunde geht er auch sehr gerne. aber er ist leider eher der faule typ. mir grauts schon vor den anfängen der pubertät. und jetzt demnächst vor dem übergang aufs gymnasium. das ist auch musikbezogen und dort muss er leider noch ein anderes instrument erlernen. klavier haben die dort nicht im angebot.

lg
blucki

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Hallo,

diese Phasen gibt es immer wieder. Meine Tochter spielt auch seit der 2. Klasse und ist jetzt 11 Jahre alt. Immer gibt es Diskussionen ums üben. Auch die Stückauswahl ist nicht immer leicht. Zwischendurch darf sie immer mal selber etwas aussuchen, etwas Modernes, z. B. den Entertainer.

Aber bei uns zumindest ist es normal bis zu drei Monaten an einem Stück zu üben. In zwei oder auch drei Wochen sitzt hier kein Stück. Die Stücke für Jugend Musiziert hat sie 4 Monate geübt (2 Stücke). Derzeit spielt sie den Ungarischen Marsch von Brahms (4 händig mit Lehrerin), daran spielt sie jetzt bestimmt schon 6 Wochen. Es passt aber noch immer nicht so wie es die Lehrerin möchte.

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Ach ja, dass absolute Lieblingsstück meiner Tochter ist eine Nocturne von Chopin (bekannt aus dem Film der Pianist - kann man auf youtube hören). Dieses Stück spielt sie immer zum "Aufwärmen". Mit diesem Stück hat sie die Lust am Klavier wieder gepackt. Überhaupt hört sie sich gerne andere Kinder auf youtube an, die Klavier spielen und sucht sich da auch Stücke aus...
Mit Blockflöte würde ich nicht anfangen, wenn sie doch schon Klarinette spielt. Wenn Klavier nicht mehr, dann voll und ganz Klarinette, vielleicht mal im Duett mit dem Klavier. Das hat unserer Tochter auch sehr gut gefallen, als sie mal einige Duette mit einem Sax gespielt hat...

LG

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Der Entertainer.... modern???#schock

Das Stück ist von 1902! Was wird den armen Kindern denn da als modern verkauft?

Was modernes heißt bei uns " Tage wie diese" von den Toten Hosen oder ein Medley von Robbie Williams Stücken *lach* damit locken wir den Nachwuchs aus dem Motivationstief.

Klassik und alte Musik in allen Ehren, aber wann wird den tollen Instrumenten und den Kindern einfach nicht gerecht wenn man ihnen nicht zeigt was alles möglich ist.

Lg

Andrea

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Huhu,

Mir fallen spontan mehrere Lösungsansätze ein, natürlich kann ich nicht beurteilen was bei euch helfen kann und was nicht.

- nehmt den Druck raus und kommuniziert das deutlich mit der Lehrerin. Es ist vollkommen egal ob sie 1, 2, 3 oder 4 Wochen für ein Stück braucht, gerade zähe, langweilige Stücke lernt man nicht gern. Musikunterricht soll Spaß machen und der Seele gut tun. Ergeiz kommt von allein, oder eben nicht.

- Auszeit, gebt ihr eine Pause, vielleicht lässt sich das mit der Musikschule vereinbaren und deine Tochter merkt in der Pause was sie wirklich möchte.

- Lehrerwechsel kann helfen

- Instrumentenwechsel.... auch wenn Eltern sich da scheinbar aus irgendwelchen Gründen schwer tun. Ich selber habe 3 mal gewechselt ehe ich mein scheinbar ( wer weiß was noch kommt) endgültiges Instrument gefunden habe und ich kenne kaum einen Musiker der alle Instrumente immer durch gespielt hat. Eigentlich alle in unserem Orchester haben mindestens 2 oder 3 Instrumente erlernt. Unser 1. Vorsitzender spielt Klavier, Akkordeon, E-Bass, Gitarre, Tastenbass und Schlagzeug.

Aufgeben und abmelden wäre für mich nur eine Option wenn sie das deutlich wünscht.

Lg

Andrea

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hallo Michaela,

also als ich deinen Text gelesen haben, kam mir als erstes in den Sinn. Warum lernt der Bruder denn das gleiche Instrument?

Entsteht da nicht eine Konkurrenz, die man gar nicht möchte.

Sie ist an einem Punkt an dem es vielleicht auch jetzt mehr Aufwand erfordert noch mehr zu erreichen und der kleine Bruder tut sich so leicht?!

nur so eine Idee

Beste Grüße
Mona