Hi,
meine Tochter macht mich wahnsinnig. Nach einer ziemlich harten Grundschulzeit ist sie seit diesem Sommer auf einer Gesamtschule. Tolle Lehrerin, nette Kinder, kleine Klasse. Man muss dazu sagen, dass die Grundschulzeit für meine Tochter der ziemliche Horror war. Nach einem schlechten Einstand (im Jahr der Einschulung ist mein Mann verstorben) durch ihre Überempfindlichkeit und häufiges Weinen (wofür im ersten Schuljahr auch ncoh jeer Verständnis hatte), hat sie niemals einen richtigen Draht zu ihren Mitschülern bekommen. Das ging bis zum offenen Mobbing. In der vierten Klasse habe ich nur noch gedacht: Augen zu und durch.
Naja, das haben wir hinter uns und auf der neuen Schule versteht sie sich auch mit (fast) allen Kindern gut. Das ist aber nicht das Problem. Meine Tochter war auch körperlich immer auffällig (u.a. muskelhypoton), etliche Diagnoseversuche haben wir durch. Darunter auch einige Intelligenztests, die alle normal ausgefallen sind. Sie ist nicht dumm, manche Dinge versteht sie sofort, für andere braucht sie etwas länger. Völlig normal, denke ich mal.
Aber sie lernt überhaupt nicht. Mal für eine Arbeit üben, sich um eine anständige Heftführung bemühen, die Hausaufgaben ordentlich machen. Nichts, gar nichts. Jetzt hat sie zwei Vieren geschrieben, in Englisch und Mathe ... und scheint damit völlig zufrieden zu sein. 'Mama, schön, dass ich keine Fünf habe.' Ich versuche, ihr zu erklären, dass man sich doch auch mal nach oben orientieren könnte, aber nein, das interessiert sie überhaupt nicht. Alles andere ist wichtig, aber mal was für die Schule tun, das könnte ja in Arbeit ausarten. Ich kann doch nicht ständig hinterher sein. Ich rede mir den Mund fusselig, aber das bringt überhaupt nichts. Belohnungen in Aussicht stellen? Kein Interesse.
Sie hat einfach absolut keinen Ehrgeiz. Gibt es so etwas? Selbst die Lehrerin sagt, dass sie nicht dumm ist, nur 'stinkendfaul' (meine Bezeichnung). Hat irgend jemand einen Tip für mich, wie man den Ehrgeiz ein bißchen anstacheln kann?
Fühl mich gerade völlig hilflos. Heute gibt's Deutsch zurück, da bin ich mal gespannt.
Ach ja, die Mathearbeit hat sie sich wegen einer Aufgabe versaut, sonst wäre es eine 2- geworden. Und warum? Weil sie die Aufgabenstellung nicht richtig gelesen hat und auch noch stolz drauf war, dass sie als erste abgegeben hat. Was soll man dazu noch sagen?
Ich weiß nicht mehr weiter! Sie hat null Ehrgeiz
Hallo,
Ehrgeiz hatte ich auch nie. Ich habe mich bis zum Abi so durchgewurstelt. Ist gegangen.
Meine Eltern haben mich auch nie unter Druck gesetzt bzw. versucht, den Ehrgeiz anzustacheln. Ich glaube auch nicht, dass sie da irgend etwas bewirkt hätten. Sie haben nur gesagt, mach, wie Du meinst, ist Dein Leben.
LG
Hallo!
Wie sieht es denn aus mit Anerkennung und Belohnung zu Hause? Klingt jetzt ein bisschen platt, aber bei uns funktioniert das ganz gut. Muss nicht unbedingt Geld sein - obwohl es das bei uns ist - aber ein dickes Lob, mal der Satz "Uih, das hätte ich jetzt so genau nicht gewusst." oder der Satz "Da kannst Du jetzt richtig stolz auf dich sein, dass Du das so gut hingekriegt hast.", zeigen Kindern, dass ihre Leistung wirklich anerkannt wird - nicht erst auf dem Zeugnis.
Klar, unser Großer hatte auch mal eine Null-Bock-Zeit, das letzte Halbjahr auf der Grundschule. Und da habe ich ihn eiskalt auflaufen lassen: Wenn Du weiter meinst, nicht aufpassen, mitmachen oder Hausaufgaben machen zu müssen, dann bleibst Du eben sitzen. Hat gewirkt, das wollte er nämlich nicht.
Auch wenn es erst einmal hart klingt: Manchmal müssen Kinder genau lernen, dass es keine Hintertür mehr gibt. Unser Sohn erzählt mir jeden Tag ganz kurz, was in welcher Stunde dran kam (so MUSS er im Unterricht aufpassen, ich will das ja schließlich wissen), er hat allerdings auch Lehrer, die noch Strafarbeiten verpassen, wenn Hausaufgaben vergessen werden, daher respektiert er diese Lehrer mehr als die auf der Grundschule.
Und ja, ich gehe auch die Hausaufgaben und die Klassenarbeiten genau mit ihm durch. Wenn er etwas falsch macht, möchte ich wissen, woran es liegt, damit ich z. B. gleich üben kann, wenn's echt mal was ist, was er einfach nicht verstanden hat.
Und wenn ich merke, dass es nur Schluderigkeit, Faulheit oder Unlust gewesen ist, weshalb er sich eine bessere Zensur verbaut hat - dann sage ich ihm das auch so.
Schöne Grüße
Nicci
Hallo,
zuerst mal ein kurzer Nachtrag zu meinem Post. Deutsch gab's zurück, und ... eine 2+. Hurra.
Und jetzt erst mal Danke für Deine Antwort. Klar gibt es Lob, wenn sie was toll gemacht hat. Ich sag Ihr auch, dass ich stolz auf sie bin. Wir haben zwar auch ein 'monetäres' Belohnungssystem, aber ich merke schon, dass ihr mein Lob viel wichtiger ist.
Trotzdem spornt sie das irgendwie nicht an. Wenn es mal gut läuft, dann freut sie sich über das Lob, wenn nicht, dann halt nicht.
Und über die Funktion eines Lobes hatte ich mit meiner Mutter neulich eine recht heftige Diskussion, die mir nämlich sagte, dass ich meine Tochter für die 4 doch bitte ausgiebigst loben sollte, weil es ja schließlich keine 5 sei und ich ihr andernfalls die Schule madig machen würde. Sorry, vielleicht bin ich etwas altmodisch, aber das kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Versteht mich nicht falsch, ich muss mein Kind nicht bis zu einem Abi durchboxen mit Nachhilfe, null Zeit für privates und Leistungsdruck ohne Ende. Ich bin der Meinung, man kann auch mit einem Realschulabschluss glücklich werden, aber den hätte ich schon ganz gerne. Zumal ich weiß, dass sie es kann bzw. könnte. Wenn sie denn mal ihren Hintern ein wenig höher bekommen würde.
Aber jetzt in diesem Moment bin ich erst mal happy über die 2 
LG