Dem Kind etwas zutrauen

Ich mag selbständige und selbstbewusste Kinder. Und will meinen Sohn auch dazu erziehen. Ich sehe heute dass man den Kindern viel zutraut (e.g. früh selbst essen), was es früher noch nicht gab. Aber auch einiges, wo man ein Kind sehr behütet (e.g. Kind bis ins Klassenzimmer bringen und die Sachen auspacken).

Deswegen heute mal die Frage: wo traut ihr euren Kindern etwas zu? (Bitte explizit nur positives ohne auf anderem rumzuhacken wenn sie es anders machen).
Ziel soll sein gute Ideen zu finden was Kinder noch selbst können.

Hier mal ein paar Dinge bei uns (unser Sohn ist 2.5):
- er schläft im eigenen Zimmer seitdem er 1 ist
- er schläft allein ein seitdem er 1.5 ist (nein wir haben ihm nie schreien lassen)
- er hilft beim Kochen auch mit Messern die scharf sind
- er hilft viel im Haushalt
- er fährt mit dem Laufrad ohne Stange 1.5 km zur Kita. Auch an der Straße entlang. Er fährt dabei gut neben uns.
- er darf viel selbst entscheiden
- er darf weit vor uns im Park Laufrad fahren
- er darf über seine Frisur und Kleidung selbst entscheiden und kauft die auch mit uns ein
- er schiebt beim Einkaufen den Wagen und kann allein die Dinge holen die wir ihm sagen oder auf seinen Einkaufszettel gemalt sind
...

Bitte mehr Beispiele! Und ich würde mich freuen da noch von euch zu lernen was Kinder alles selbst können

2

Hallo,

ein interessanter Post 🙂.

Unsere drei Kinder sind inzwischen schon älter (weiterführende Schule), bei uns waren/sind das folgende Dinge:

Fahrzeuge aller Art vom 1. Geburtstag an, ja, es gab mal einen fiesen Unfall beim Skaten, aber alle drei Kinder sind von kleinauf motorisch echt fit.

Reiten seit dem Kita-/Grundschulalter, nie an der Longe in der Halle, sondern von Anfang an draußen, auch bald mit Ritten ins Gelände. Von Anfang an mit selbst satteln, etc., entweder, man kennt sich gut aus oder man sollte nicht reiten. Sicherheit geht ja auch mit dem einfühlenden Verstehen des Pferdes einher. Auch hier gab es schon Stürze, die sich zunächst jahrelang vermeiden ließen, aber dann doch nicht.

Schnitzen mit eigenen Taschenmessern seit dem Kindergarten-Alter, Klettern auf Bäume, Umgang mit (Lager-)Feuer (leider ein Kindheitstrauma bei mir, da musste ich wirklich an mir arbeiten, mein Mann hat das aber super "aufgefangen" bezüglich unserer Kinder). Und schwimmen natürlich, das können die Kinder seit dem Kindergarten.

Helfen in Haus und Garten, mit allen möglichen Geräten, das alles sind die Dinge, die unseren Kindern sowohl lebenspraktische Fähigkeiten als auch ein adäquates Selbstwertgefühl vermittelt haben.

In ihrem jetzigen Alter wichtig ist jedoch, sie die Dinge soweit möglich selbst klären und entscheiden zu lassen. Sowohl in der Schule, als auch im Freundeskreis. Sie sind alt und vor allem fit genug, ihre Anliegen und Fragen selbst zu klären. Sie bekommen jederzeit unseren Rat und unsere Unterstützung, wenn sie diese möchten und brauchen. Aber wir als Eltern stehen nicht bei jeder Kleinigkeit in der Schule "auf der Matte", ja, das fiel in manchen Situationen schwer, aber auch die haben sich irgendwann aufgelöst. Bzw. wachsen die Kinder an den Dingen, die sich nicht mal eben lösen lassen.

Unsere älteste Tochter macht gerade Abi, wir haben vollstes Vertrauen, dass sie selbst einschätzen kann, wie sie sich am besten vorbereitet und was sie insgesamt erreichen möchte. Letztes Jahr hat sie mit 16 entschieden, geplant früher aus dem Sommerurlaub (europäisches Ausland) zurück zu fahren mit dem Zug. Selbstverständlich war uns ein kleines bisschen mulmig als Eltern, aber es war auch klar, dass sie das problemlos hinbekommt organisatorisch und auch tough genug ist, sich nicht von merkwürdigen Personen "anquatschen" zu lassen.

Auch entscheidet sie selbst, was sie studieren möchte, etc. . Und nicht wir als Eltern, weil wir wissen, was "das Beste" für sie ist.

Unsere 15jährige Tochter hat gerade auf eigenen Wunsch ein Praktikum absolviert in einem Bereich, der eigentlich erst für Volljährige/Student*innen zugänglich ist. Ihr Interesse ist groß und ihr war das sehr wichtig, also hat sie sich um den Platz bemüht und das Praktikum- trotz einiger kritischer Stimmen- sehr gut hinbekommen. Wir haben ihr das (da wir sowohl unser Kind als auch den Tätigkeitsbereich gut kennen) absolut zugetraut und finden es toll, dass sie nun um diese interessante Erfahrung reicher ist.

Das sind die Belange, bei denen es mit älteren Kindern wichtig ist, Ihnen etwas zuzutrauen. Angefangen haben wir wie beschrieben ähnlich wie Ihr mit Eurem Sohn, daher seid Ihr sicherlich auf dem richtigen Weg nach meiner Erfahrung 😎.

Bearbeitet von kleine1102
1

Hab vor einer Weile den Satz gelesen, "aus Kindern, die nichts dürfen, werden Erwachsene, die nichts können". Den rufe ich mir sehr oft in Erinnerung.

Gestern dufte meine Tochter (auch 2,5) also Ostereier färben, so richtig mit 200 ml Farbe pro Becher. Puh hab ich geschwitzt 🤣 und die einzige Sauerei dann selbst veranstaltet 😁

Ich versuche, sie sehr viel selbst machen zu lassen, natürlich mit Hilfe/Anleitung und kindgerecht (bspw nicht grad die neue super scharfe Schere). Meine Grenzen erreiche ich bei Höhe, also Klettergerüste, Treppen etc und Geschwindigkeit, also bspw Buckel runter auf dem Laufrad.

3

meine Kinder sollten und durften alles, was möglich und vertretbar war zum passenden Alter.
ich finde auch, sie lernen nur Herausforderungen bestehen, wenn sie sich an die nächsten umöglichen Punkte recht früh dran machen, dann klappts bald. Überbehüten, Sachen abnehmen, usw... kann da nur hinderlich sein.

Mein Sohn hat in Corona (okay, weil ich eine Beschäftigung gesucht habte) mit 12 schon alleine gekocht, also auch Bolo so richtig mit Zwiebeln und Hackflleich anbraten, ablöschen etc... -- nur das heisse Nudelwasser hab ich noch lange abgegossen, weil das einfach schwer und somit gefährlich war. Da hab ich meist den Tisch gedeckt oder den Salat gemacht. -- selbes gilt für Messer bei Kleinkindern etc... - einfach früh beobachtet alls machen lassen, auf was sie bock haben.

Bearbeitet von tr357
4

Wir haben unseren Kids schon im Kigaalter zugetraut, dass sie selber entscheiden können ob sie fit genug sind für den Kiga oder nicht.
Die Große war sehr selten krank, aber sie konnte klar sagen, ob sie fit war oder nicht und es hat immer gepasst.
Der Kurze war relativ oft krank und auch bei ihm hat es immer gepasst.
Mittlerweile sind sie 16 und 10 -- und auch in der Schule passt es immer. Sie nutzen es nicht aus, sie fehlen nur, wenn sie krank sind.


Außerdem haben wir beide Kids auch seit sie 3 sind entscheiden lassen, welche Hobbies sie machen möchten.
Der Kurze wollte mit 3 Blockflöte lernen, also durfte er das.
Die Große wollte mit 4 Klavier lernen, also durfte sie das.
Die einzige Bedingung war/ ist - sie gehen schnuppern und wenn sie es machen wollen und der Vertrag dann steht, dann bleiben sie auch dabei. Kündigungsfristen waren / sind immer 1-3 Monate - also wenn Interesse weg, dann wird die Zeit noch genutzt und fertig.
Hat auch bisher immer gut funktioniert.

Auch die Menge an Hobbies dürfen die Kids entscheiden - solange es ihnen Spass macht.

Auch da gab es - innerhalb der Familie und von Freunden - blöde Kommentare...
Es wäre viel zu viel für so kleine Kids und das könnten die Kids ja gar nicht abschätzen und 1-2 Hobbies reichen doch ...

Wir haben gelernt, dass zu überhören.

Die Große hat in der 9 Klasse selber gemerkt, als es zuviel wurde, weil es in der Schule stressiger wurde und hat dann selber einiges beendet.

Der Kurze ist in der 4 Klasse und gerade traurig, dass sein Mittwochshobby nachden Ferien nicht mehr weiter geht, weil der AG Leiter in Elternzeit ist...
" Aber nachdem Sommer mache ich da wieder mit" im Gespräch mit den Großeltern...
Kommentar der Großeltern " Das ist ja auch zuviel jeden Tag was"🙄

Ich denke, man hat selber ein gutes Gefühl dafür, was man Kids zutrauen kann SELBER zu entscheiden und was nicht.

Ach ja, und das beide Kids selber entscheiden welches Gym sie bevorzugen geht auch gar nicht 🙄🙄🙄.

" Meine Tochter möchte nicht Bus fahren, aber ich möchte das sie in die Waldorfschule geht ab Klasse 5 weil ich finde die so toll" Kommentar einer Kollegin meines Mannes dazu....

5

Mein Kleiner ist noch keine 2,5 Jahre, aber darf eigentlich alles was er sich selbst zu traut oder möchte.

- er schneidet beim Kochen mit dem scharfen Messer (lediglich nicht mit den super-ultra Scharfen, die durch Finger wie Butter schneiden 😉)
- er schneidet mit der Gartenschere die Äste am Strauch draußen
- er räumt den Tisch ab
- er reicht dem Papa beim Arbeiten Werkzeuge an
- er entscheidet was er essen/ anziehen möchte
UND
- er entscheidet was er nicht möchte bzw. wo er Hilfe braucht und dann bekommt er sie 😊

6

Kommt natürlich aufs Alter an.

Bei Kleinkindern :
Selber einschlafen
Sich selber anziehen
Selber laufen, auch große Touren über Stock und Stein
Klettern, auf Bäume steigen , Rutschen, Balancieren
Warten, bis man dran ist
Alleine zB. zum Kinderturnen gehn
Sich mal alleine beschäftigen
Auch mal für angemessene Zeit Hunger zu ertragen, ohne alle fünf Minuten gefüttert zu werden
Mit Tieren umgehen und sie richtig versorgen
Bei Veranstaltungen ein paar Minuten auf seinem Platz sitzen bleiben
Selbst andere fragen, wenn man etwas möchte


Bei Schulkindern :
Allein mit Freunden in die Schule laufen
Allein Hausaufgaben machen
Verschiedene Geräte unter Aufsicht bedienen
Einen Nagel in die Wand schlagen
Selbstständig Essen zubereiten
Ein Brett absägen
Einen Knopf annähen
Bewerbungen schreiben
Zimmer organisieren fürs Studium
Auslandsjahr
Sein Zeug selber in Ordnung halten

Wobei die Altersspanne bei Schulkindern natürlich groß ist.
Ich habe aber oft erlebt, dass man selbst 14jährigen nicht mehr zumuten will, mal einen Kilometer zu laufen.
Oder man muss immer ein Handy dabei haben, falls es regnet und es geht auf keinen Fall, dass man im Regen an der Bushaltestelle stehen muss.
Viele Jugendliche sind schon sehr verhätschelt, weil sie es nie gelernt haben, sich um sich selbst zu kümmern.

7

worauf sie sehr stolz ist: seit sie etwa 1,5 Jahra alt ist, füttert sie morgens und abends weitestgehend alleine den Hund und die Kaninchen, Mengen gebe ich meistens noch vor. Schildkröten- Und Fischfutter messe ich immer selber ab, da das wasser zu schnell kippt sonst.

Aber wenn sie unterwegs ist oder in Garten, denkt sie selber daran, was für die Kaninchen zu pflücken und unterwegs beim Einkaufen, packt sie vom selber Hundeessen und Zahnputzstangen ein :)

Sie sagt auch jetzt mit vetwas über zwei, dass das "ihre Kaninchen" sind und "ihr Hund" :D Beim Hund bin ich nicht ganz einverstanden, aber jei dem Kaninchen habe ich auchvdas Gefühl, dass das eher ihre sind:)
Sie hilft auch beim Saubermachen und möchte häufig mit dem Hund trainieren, v.a. an der Leine

8

Unsere (2,5 Jahre) ist schon früh weite Strecken gelaufen, auch über Stock und Stein, kleine Wanderungen ... Den Wagen haben wir einfach früh zu Hause gelassen. Sie kann das schon.

Klettern
Sie durfte schon früh aufs Sofa klettern, erklimmt den Rutschturm auf dem Spielplatz sicher, probiert sich aus. Sie darf balanciern, etc.
Auch Treppen haben wir sie früh selbst steigen (bzw. krabbeln) lassen.

Gottesdienstbesuche
Sie kommen einfach beide mit. Das kriegen sie schon hin, angemessen ruhig zu sein. Die Lütte hat schon ihre eigene Variation vom Vater Unser drauf.

Tod und Trauer
Wir reden über unseren verstorbenen Sohn und die verstorbene Tante der beiden. Sie gehen mit zum Friedhof. Sie dürfen uns auch weinen sehen

Ein eigenes Zimmer und allein einschlafen.
Der Lütte hat fast von Anfang an bei seiner Schwester geschlafen, sie hat auch sehr früh ihr eigenes Zimmer bekommen (hat unser aller Schlaf deutlich verbessert). Wir haben es auch von Anfang an so gehandhabt, dass wir nur dann wirklich in den Schlaf begleitet haben, wenn es nötig war - was natürlich lange Zeit eher die Regel als die Ausnahme war, aber sie ist schon früh allein eingeschlafen und auch unser Sohn (7 Monate) schläft schon oft allein ein. Was vielleicht daran liegt, dass unsere Tochter abends immer singt.

Fremde treffen
Ironisch vielleicht, weil sie erst spät in den Kindergarten kommen wird, aber wir haben ihr immer den Kontakt mit ihr relativ fremden Menschen zugetraut. Wir wohnen in einer Art Studentenwohnheim und sie geht fröhlich in Kontakt mit Menschen, die sie kaum kennt, zeigt aber auch klar ihre Grenzen auf.

Helfen
Beim Kochen, Putzen, Aufräumen, den Bruder baden ...

9

Hui, ein schwieriges Thema.

Da gibt es immer viel, auf was sich hier so manch einer einschießen kann. 😂

Aber sich beim Essen ausprobieren durften wir auch schon damals. Also vor etwa 30 Jahren.
Das ist per se nichts Neues - kommt glaube eher auf das (hoffentlich) dicke Fell des Einzelnen an. Und einer guten Wandfarbe.

Allein schlafen geht hier zum Beispiel gar nicht, er klebt an mir.

Aber zu der Frage: unser Sohn ist 3 Jahre und 3 Monate alt.

Seit 2 Wochen fährt er Fahrrad ohne Stützräder, klappte absolut problemlos. Auch bis zur Kita, an stark befahrenen Straßen vorbei. Etwa 4 Kilometer. Berg hoch, Berg runter. Volles Programm. Aber ich flankiere ihn zur Sicherheit zur Straße hin.

Im Park fährt er vor und gibt die Richtung an.

Bei guter Argumentation darf er uns immer umstimmen.

Er hat mir 6 Monaten angefangen mit Gabel zu essen. War eine Sauerei, aber kaum anders möglich. Die modernen Muttis würden hier von einem "enorm willensstarkem" Kind sprechen.

Er entscheidet selbst über sein Aussehen.
Trägt rosa, lila, blau, rot, gelb, beige, grün, grau - und einige Teile aus dieser so verpöhnten Mädchenabteilung. Neulich hat er sich eine rosa Leggings von LOL ausgesucht. Diesen Puppen.
Auch über seine langen Haare entscheidet er selbst. Er hat längere als die meisten Mädchen in seiner Gruppe.

Er durfte alles in seinem Tempo machen, wirklich alles. So kam es, dass er sich mit 3 Monaten aufgesetzt hat, mit 3,5 Monaten seinen Brei verlangte, mit 6 Monaten auf normale Nahrung umschwängte und mit 10 Monaten frei lief. Andere Mütter haben mich ständig kritisiert. Hätte ich ihn umschubsen sollen? 🤣

Er deckt seit über 2 Jahren bereitwillig den Essenstisch.

Die Einordnung der Spielsachen in seinem Zimmer ist sein Ding, wir helfen aber natürlich auch beim Aufräumen.

Er muss nicht alles essen. Wenn er nur Kartoffelbrei will, zwingt ihn hier keiner zu mehr.

Er darf allein das Geschirr aus dem Geschirrspüler räumen und in die Schränke packen.

Scharfe Messer - klar, warum nicht? Wir haben ihm gezeigt wie es geht, dann geholfen, jetzt macht er es allein.

Im Garten Beete umgraben und bestellen. Auch wässern, Unkraut jähten und ernten.

Und noch viel mehr, was einem vermutlich gar nicht in den Sinn kommt, weil es so alltäglich ist.

Er hilft viel im Haushalt.

Einkaufen darf er immer mit und natürlich auch mitentscheiden, was wir kaufen.
Meist oben im Kurs, Wassermelone. Die Schneider er auch selbst daheim, mit Hilfe.