Doppelte Liebe und doppeltes Glück?

Wenn das zweite Kind kommt

Werde ich mein zweites Baby ebenso lieben wie mein erstes Kind? Wie wird mein bisheriges Einzelkind reagieren? Werden sich die Geschwister eifersüchtig streiten? In ihrer zweiten Schwangerschaft macht sich eine Mutter so ihre Gedanken.

Autor: Frédérique de Mendez

Erste Sorge: Wir wird meine "Große" reagieren?

Mutter zweites Kind
Foto: © colourbox

Oh... Emma, meine kleine süße Emma... neun Monate Wartezeit, und die ganze Zeit habe ich nur eines getan – an sie gedacht. Die ersten Muckelmäuse der Mütter, zehnfache Gefühle..., geschafft - jetzt ist sie schon fast zwei Jahre da.

Oh...Martin, mein kleiner süßer Martin...neun Monate Wartezeit, und die ganze Zeit mache ich nur eines – an EMMA denken.

Ach ja, wie einige Mamas sehe ich zu, wie mein Bauch sich ein zweites Mal ausbeult. Emma wird bald zwei Jahre alt. Und dieses kleine Wesen, was nie die Güte und Liebe der Eltern teilen musste (manchmal ist das völlig idiotisch, aber sie ist ja soooo süß), spürt nun wie dieses ausgeglichene Dreieck durch die Ankunft eines Brüderchen zerstört wird.

Wie wird sie reagieren?
Soll ich ihr erklären, dass dieses zusätzliche Gewicht ja eigentlich ausgleichend wirkt?
Soll ich sie gut auf die Ankunft des Geschwisterchen vorbereiten?

Ist wirklich Liebe für zwei Kinder da?

Ich komme mir total verloren vor...Ich wälze meinen Ratgeber und steuere vorrangig auf ein Kapitel zu: Geschwister: Eifersucht. Uff, zum Glück scheint es gar nicht so kompliziert zu sein. Aber dann kommt da die Mutter von Julia (die auch die Ratgeber von vorne nach hinten und hinten nach vorne gelesen hat) und erzählt mir wie ihre Tochter bei ihrer Rückkehr aus der Entbindungsstation beinahe den kleinen Sebastian mit seinem Kopfkissen erstickt hätte.

Die Eltern von Kaspar ersparen mir auch nicht ihre langen Tiraden über die Reaktionen ihres "Engels" auf den zweiten Sprössling: Bettnässen, Ablehnung der Lieblingsgerichte, dafür lieber wieder eine Milchflasche, Heulorgien, Rückfall in die Babysprache, Dummheiten, etc. ...

Jetzt überhäufen mich die guten Freund und Bekannte mit Ratschlägen über alles mögliche, doch leider widersprechen diese sich allzu oft. Ich bekomme kein Oberwasser, währenddessen wartet Martin nicht, bald das Licht der Welt zu erblicken.

Martin...und wenn ich vielleicht auch mal an ihn dächte? Eine Welle von Schuldgefühlen überschwemmt mich und so langsam frage ich mich, ob ich ihn wirklich genauso lieben
werden kann wie mein Erstes. Das fehlt mir jetzt noch! Nichtsdestotrotz - der Kreis ist rund – ich unwürdige Mutter gebe meiner Tochter auch noch allen Grund dazu, ihren kleinen Bruder zu verleumden.

 

Das zweite Baby ist da: Eine Sorge weniger

Und dann ist Martin auf die Welt gekommen! Das Wunder ist einfach so geschehen, und alle meine Sorgen sind dahin geschwunden. Letztendlich haben wir ja auch auf natürlichste Weise in unserer Familie gelernt, selber Älteste oder Jüngste zu sein, ohne dass es in irgendeiner Weise unsere Eltern zu beschäftigen schien... Also, mit Oliver (der Papa..., doch, doch, der hat auch einen Namen) habe ich beschlossen, die Dinge so zu nehmen wie sie sind und die Sorgen ganz normal zu behandeln, ohne uns von unseren Freunden, von Zeitschriften und vom Fernsehen bevormunden zu lassen..., kurz, wir lockern das Drama und versuchen ruhig zu bleiben. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass es nicht immer leicht für Emma ist.

Im Moment macht sie eine Krise durch, aber versetzen Sie sich doch auch mal in ihre Situation: Es ist wirklich nicht aufregend, alle fünf Minuten zu hören: "Schschschsch, Dein Bruder schläft", während er, wenn er mal wach ist, seine Zeit mit Weinen verbringt.

Zugegebenermaßen können wir nicht vor dem Erziehungsstil, der uns heutigen Eltern eigen ist, fliehen: Wir können nicht umhin, das Verhalten unserer Kinder zu analysieren und "zivilere", platt gesagt weniger radikale Lösungen zu finden als einen Klaps auf den Hintern oder ein "So ist das halt und damit basta." Und das ist ja vielleicht auch nicht so schlecht.

Geschwister: Alle müssen teilen lernen

Jetzt feiern wir schon den ersten Geburtstag von Martin. Das, woran wir vorher nie gedacht haben, nimmt jetzt so langsam Gestalt an: Er wird seinerseits eifersüchtig auf seine große Schwester. Ende des Dramas und der Schuldgefühle! Wir verbringen tatsächlich sehr viel Zeit mit Emma: Sie spricht, sie zeichnet, und es ist eine wahre Freude, sie dabei zu unterstützen, eine kleine Persönlichkeit zu werden, mit der man soviel teilen kann. Deshalb haben wir auch häufig den Eindruck, Martin weniger Zeit als Emma in diesem Alter zu widmen. Aber so ist das nun mal. Da können wir nicht dran rütteln. ...Die Familie wächst, aber unsere täglichen 24 Stunden lassen sich leider nicht ausdehnen. Wir stehen vor derselben Herausforderung wie unsere Kinder: Wir müssen lernen, so gut wie möglich zu teilen.

Also, es stimmt, dass wir ruhig bleiben und nicht verrückt werden! Denn, wenn diese "natürliche" Eifersucht das Wohl eines unserer Kinder zerstören oder durcheinander bringen würde, wäre uns klar: Wir wären die Ersten beim Kinderpsychologen!

Lassen Sie uns nicht dramatisieren, sondern einfach die Zeit, die wir haben, auskosten und genießen!

(Aus dem Französischen übersetzt von Anne Rodler.)