Periduralanästhesie

Dank PDA: Weniger Schmerzen bei der Geburt

So sehr werdende Mamis sich auf ihr Baby freuen, es schwingt meist auch etwas – oder sogar große – Angst vor der Geburt und den damit verbundenen Schmerzen mit. Mit einer Periduralanästhesie (PDA) lässt sich der Geburtsschmerz effektiv lindern. Gleichzeitig ist diese Form der örtlichen Betäubung für Mutter und Kind sehr schonend.

Autor: Dr. Andrea Schmelz

Wie "funktioniert" die PDA?

Frau Wehen Krankenhaus
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Die Periduralanästhesie (PDA), die zum Teil auch als Epiduralanästhesie bezeichnet wird, ist die häufigste Form der Schmerzlinderung während der Geburt. Bei etwa 20 bis 25 Prozent aller Schwangerschaften entscheiden sich werdende Mamis inzwischen für diese Methode.

Zur Schmerzlinderung wird im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule über eine Nadel ein Katheter (keimfreier, dünner Schlauch) gelegt, über den Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum, wie man es auch bekommt, wenn eine Wunde genäht werden muss) und Schmerzmittel gezielt in den Rückenmarkskanal gespritzt werden. Im Periduralraum (zwischen Wirbelknochen und harter Rückenmarkshaut) befinden sich die Wurzeln der Schmerz leitenden Nervenfasern. Diese werden durch das Betäubungsmittel blockiert, sodass Schmerzsignale nicht mehr ans Gehirn weitergeleitet werden können. Dadurch wird das Schmerzempfinden der unteren Körperhälfte meist komplett ausgeschaltet.

Angst, dass der Narkosearzt beim Legen der PDA das Rückenmark trifft, musst du nicht haben. Der Einstich erfolgt üblicherweise zwischen dem dritten und vierten Lendenwirbel. Da das Rückenmark bereits in Höhe des ersten/zweiten Lendenwirbels endet, kann es bei der Punktion nicht verletzt werden.

Was macht der Anästhesist beim Legen der PDA?

In einer Wehenpause bittet dich der Narkosearzt, dich aufzusetzen und den Rücken rund („Katzenbuckel“) zu machen. So weiten sich die Zwischenräume zwischen den Wirbeln. Wenn erforderlich, kann eine PDA auch im Liegen gelegt werden, falls du schlecht sitzen kannst. Er tastet nach dem geeigneten Zwischenwirbelraum, um die richtige Stelle für den Einstich zu ermitteln. Dann desinfiziert der Anästhesist den Bereich des unteren Rückens und spritzt dir dort ein Betäubungsmittel.

Anschließend geht der Arzt mit einer relativ langen, aber dünnen Nadel (etwa wie zum Blutabnehmen) durch die Haut so weit vor, bis die Nadelspitze vor der harten Rückenmarkshaut liegt. Das hört sich schlimmer an, als es ist – häufig spürst du davon kaum etwas! Allerdings solltest du dich während dieser Prozedur möglichst ruhig halten, was bei Wehen natürlich schwierig ist. Deshalb musst du dem Arzt sagen, wenn eine Wehe kommt.

Liegt die Nadel an der richtigen Stelle, wird über die Hohlnadel ein sehr dünner, weicher Kunststoffschlauch in den Periduralraum „eingefädelt“. Sitzt das Schläuchlein richtig, wird die Nadel wieder herausgezogen und der Katheter mit Pflaster befestigt, sodass er nicht von selbst verrutschen kann, auch wenn du dich bewegst. Anschließend wird üblicherweise eine Medikamentenpumpe mit den Schmerz lindernden Wirkstoffen angeschlossen.

Was spürst du noch mit einer PDA?

Wenn Betäubungs- und Schmerzmittel in den Periduralraum gespritzt werden, bemerkst du als erstes, dass deine Beine warm werden. Durch die Wirkstoffe weiten sich die Blutgefäße in den Beinen, sodass mehr Blut hineinströmt, wodurch das Wärmegefühl entsteht. Es ist ein Zeichen, dass die Schmerz lindernde Wirkung der PDA bald einsetzt.

Bis die volle Wirksamkeit erreicht ist, dauert es etwa zehn bis 20 Minuten. Du spürst im Idealfall dann zwar noch, wie die Wehen kommen (Bauch wird hart, eventuell drückt oder zieht es noch etwas), aber es ist nicht mehr schmerzhaft. Manchmal ist eine Körperseite nicht ausreichend betäubt, sodass du hier noch Schmerzen hast. Bitte sage dies sofort dem Arzt. Manchmal reicht es aus, wenn du auf der noch schmerzenden Seite liegst, sodass das Betäubungsmittel dorthin fließen kann. Ansonsten muss der Anästhesist die Lage des Katheters nachkorrigieren.

In manchen Kliniken ist inzwischen eine patientenkontrollierte Schmerztherapie möglich. Du kannst dir „per Knopfdruck“ über die Medikamentenpumpe nach Bedarf selbst Schmerzmittel verabreichen. Spezielle Sicherungsmechanismen verhindern jedoch eine Überdosierung.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine PDA?

Die Geburt sollte bereits in vollem Gange und der Muttermund idealerweise schon etwa drei bis vier Zentimeter geöffnet sein. Wenn du zunächst versuchen willst, mit dem Wehenschmerz zurechtzukommen, kann die PDA auch noch später angelegt werden.

Sie macht jedoch keinen Sinn mehr, wenn das Baby schon fast da ist. Unter heftigsten Wehen lässt sich die Rückenmarksanästhesie zum einen kaum noch legen. Zum anderen dauert es, nachdem der Anästhesist von der Hebamme gerufen wurde, bis zum Eintreten der Schmerzlinderung mindestens 30 Minuten, sodass dein Baby auf der Welt ist, bevor die Medikamente wirken. In diesen Fällen wird dir der Arzt die PDA verweigern.

Ist die Wehentätigkeit zu schwach und daher ein Wehentropf notwendig, kann eine PDA frühzeitig bei noch wenig geöffnetem Muttermund angelegt werden. Dann musst du den heftigen Wehenschmerz nicht voll aushalten. Um die Wehentätigkeit nicht zu hemmen, wird in diesen Fällen allerdings die Medikamentendosis so niedrig wie möglich gewählt, sodass nur die Schmerzstärke reduziert wird.

Zum Ende der Geburt wird oft die Schmerzmittelgabe reduziert, sodass du die Presswehen spüren und aktiv unterstützen kannst.

In welchen Situationen ist eine PDA geeignet oder sogar vorteilhaft?

Bei exakter Dosierung der Schmerzmittel wird nur der Schmerz ausgeschaltet, nicht aber die Muskelkraft. Daher kannst du als Gebärende bei der Geburt aktiv mitpressen. Du kannst dich üblicherweise auch aufsetzen, mit Unterstützung sogar aufstehen. Allerdings sind die Beine oft „pelzig" und „funktionieren" nicht wie gewohnt.

Du bist also bei vollem Bewusstsein, ohne Schmerzen zu haben. Auch deinem Baby schadet die PDA nicht. Eher ist das Gegenteil der Fall, da Anspannung und starke Schmerzen während der Geburt eher schädlich fürs Baby sein können.

Wird eine Geburt per Saugglocke oder Zange notwendig, ist diese ohne Zeitverlust bei bereits angelegter PDA möglich. Bei liegender PDA kann sogar ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. So kannst du die Schnittentbindung hautnah miterleben, ohne Schmerzen zu haben, und dein Baby gleich in Empfang nehmen.

Eine PDA ist daher vor allem für Frauen geeignet, bei denen Komplikationen im Geburtsverlauf zu befürchten sind. Auch Gebärende, die sich aus Angst vor den Schmerzen stark verspannen, die sehr erschöpft sind und/oder bei denen die Geburt schon sehr lange dauert, profitieren von einer PDA. Durch die Betäubung löst sich die schmerzbedingte Muskelanspannung im Geburtskanal, sodass bei einem Geburtsstillstand die Geburt sogar beschleunigt werden kann. Frauen mit einer Präeklampsie (= Gestose, Symptome: erhöhter Blutdruck, Eiweiß im Urin, Wassereinlagerungen und Krampfneigung) profitieren von einer PDA, weil diese Blutdruck senkend wirkt.

Gibt es auch Nebenwirkungen oder Risiken? Wer darf keine PDA bekommen?

Der erwähnte Blutdruck senkende Effekt ist eine der wichtigsten Nebenwirkungen der PDA. Deshalb bekommst du vor der PDA eine Infusion angelegt und dein Kreislauf wird laufend überwacht. Selten müssen Kreislauf stabilisierende Medikamente gespritzt werden.

Ein sehr niedriger Blutdruck kann unter Umständen einer PDA entgegenstehen. Wenn deine Blutgerinnung nicht intakt ist, du eine Allergie auf die verwendeten Medikamente hast oder eine Infektion im Bereich des unteren Rückens (also im Injektionsgebiet) besteht, ist eine PDA ebenfalls nicht möglich. Manche Anästhesisten weigern sich zudem, eine PDA anzulegen, wenn im Bereich der Injektionsstelle ein Tattoo vorhanden ist (z.B. das umgangssprachlich so bezeichnete „Arschgeweih"). Muss mit der Nadel durch das Tattoo gestochen werden, könnten Farbpigmente bis in den Rückenmarkskanal vorgeschoben werden. Es ist nicht auszuschließen, dass es dadurch zu unerwünschten Wirkungen kommen könnte.

Nicht immer kann die PDA den Wehenschmerz vollständig ausschalten. Eine häufige Nebenwirkung ist das Nachlassen der Wehen, wenn die Gebärmuttermuskulatur zu stark entspannt wird, und damit eine Verlängerung der Geburt. Durchschnittlich verzögert sich die Geburt unter PDA um eine Viertelstunde und die Gebärende kann eventuell nicht mehr mitpressen. In der Folge wird häufiger ein Wehentropf notwendig und auch Geburtszange oder Saugglocke kommen etwas häufiger zum Einsatz.

Bei zu hoher Dosierung des Betäubungsmittels ist die Muskelschwäche der Beine so ausgeprägt, dass die Bewegungsfähigkeit vorübergehend einschränkt ist und du liegen musst. Des Weiteren sind unter Umständen später Blasenentleerungsstörungen möglich.

Als Folge der Rückenmarkspunktion kann es zu einer Infektion an der Einstichstelle kommen. In drei bis fünf Prozent der Fälle treten nach der Punktion starke Kopfschmerzen auf, die sich in aller Regel von selbst wieder zurückbilden. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen, Nervenschäden oder gar eine Infektion der Hirnhäute sind glücklicherweise extrem selten.