Gekommen, um zu bleiben

Die bleibenden Zähne: Das ist jetzt wichtig

Wann kommen die ersten bleibenden Zähne? Was ist beim Zahnwechsel zu beachten? Was tun bei schiefen Zähnen? Rund ums Thema bleibende Zähne beschäftigen Eltern jede Menge Fragen. Wir geben die Antworten.

Autor: Heike Byn

Wie läuft der Zahnwechsel ab?

Zahnwechsel Kind
Foto: © colourbox

Irgendwann zwischen dem 5. und 7. Geburtstag ist es soweit: Der erste bleibende Zahn schiebt sich langsam aus dem Kinderkiefer heraus. Auch wenn sich die kleinen und scharfen Kanten des Neulings im Mund komisch anfühlen – die meisten Kinder sind stolz auf diese Veränderung, denn sie fühlen sich damit ein bisschen „erwachsener". Viele Kinder finden es aber schade, dass die großen Backenzähne – die „Sechser-Molaren" – den Anfang machen und hinter der eigentlichen Milchzahnreihe heranwachsen, denn die kann man nur schlecht der Familie und Freunden präsentieren. Danach halten sich die bleibenden Zähne bei ihrer Ankunft an diese Reihenfolge: In der „ersten Phase" zwischen 6 und 9 Jahren brechen zuerst die mittleren und danach die seitlichen Schneidezähne in Ober- und Unterkiefer durch. Die zweite Phase startet mit etwa 9 Jahren: Von da bis etwa zum 12. Lebensjahr stoßen dann die 1. und 2. „Prämolaren" durch, das sind die kleinen Backenzähne. Bis zum 13. Geburtstag sind auch alle Eckzähne da. Ganz zum Schluss kommen dann die großen Backenzähne – die „Siebener-Molaren" – ganz am Ende der Zahnreihe, ihr Durchbruch ist bis zum 14. Lebensjahr mehr oder weniger abgeschlossen. Zwischen dem 16. und etwa 30. Lebensjahr machen dann die Weisheitszähne den Zahnwechsel komplett, bis das bleibende Gebiss am Ende der Entwicklung aus 32 Zähnen besteht. Wichtig: Die beschriebene Reihenfolge entspricht der Norm, Abweichungen davon kommen aber immer wieder vor.

Mehr Infos bei den Profis

Sie haben noch weitere Fragen zum Zahnwechsel, Zahnarztbesuch und zu Putzmethoden? Der Bundesverband der Kinderzahnärzte bietet dazu die kostenlose Broschüre „Starke Kinder – Starke Zähne" zum Download an. 

 

Tut es weh, wenn die bleibenden Zähne kommen?

Viele Eltern erinnern sich nur zu gut an die anstrengenden Wochen und Monate, in denen bei ihrem Baby und Kleinkind die Milchzähne durchbrachen. Doch keine Sorge, bei den Bleibenden ist das anders: Die „Zweiten" schieben sich nahezu schmerzlos einfach in die Lücke, die der Vorgänger-Milchzahn für sie freigehalten hat. Der Durchbruch tut auch deshalb nicht weh, weil die Wurzel des Platzhalters durch den nachrückenden Zahn einfach aufgelöst wird.

Wackelzahn - soll ich meinem Kind helfen?

Welche Pflege brauchen bleibende Zähne?

Schon ab dem sechsten Geburtstag sollten Eltern die neuen Backenzähne im Auge behalten, denn die gefurchten Kauflächen der „Sechser-Molaren" sind besonders anfällig für Karies und sollten deshalb von Anfang an sehr gründlich geputzt werden. Zu diesem Zeitpunkt kann das Kind auch auf eine „Junior"- oder Erwachsenen-Zahnpasta mit höherem Fluorid-Gehalt umsteigen. Sind alle Backenzähne durchgebrochen, empfiehlt sich außerdem ein Besuch beim Zahnarzt, der dann die Grübchen (so genannte Fissuren) in den Kauflächen mit einer dünnen Kunststoffschicht versiegeln wird. Die für das Kind völlig schmerzfreie Versiegelung ist auch deshalb so wichtig, weil viele Kinder bis weit ins Schulalter hinein motorisch noch nicht in der Lage sind, die Fissuren gründlich genug zu putzen. Deshalb bleiben hier oft Speisereste zurück, über die sich die Kariesbakterien freuen. Übrigens: so eine Fissurenversiegelung können gesetzlich versicherte Patienten zwischen 6 und 17 Jahren kostenfrei in Anspruch nehmen.

Wie oft sollten Kinder jetzt zum Zahnarzt?

Zweimal im Jahr zum Zahnarzt, das gilt auch ab Beginn des Zahnwechsels auch für Kinder. Zum einen kann der Zahnarzt dann Fehlstellungen und andere Probleme schnell erkennen und behandelt; zum anderen ist das auch wichtig, um eventuelle Fehler in der Zahnpflege aufzudecken, die selbst den Eltern nicht auffallen. Der Zahnarzt und seine Helfer erklären den Kindern ganz genau, wie sie Ihre Zähne jetzt am besten putzen. Weil die durchbrechenden Zähne, vorhandene Lücken und engere Zwischenräume die Pflege nicht gerade leichter machen, sollten Eltern auch weiterhin regelmäßig den Putzerfolg kontrollieren. Tipp: Lassen Sie Ihr Kind regelmäßig nach dem Zähneputzen eine „Plaquetest-Tablette" (aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke) zerkauen, die noch übrig gebliebene Plaque-Reste an den Zähnen einfärbt und damit Putzfehler deutlich macht.

Was ist, wenn die neuen Zähne schief wachsen?

Nur selten läuft der Zahnwechsel reibungslos ab. Es kommt häufig vor, dass sich ein Zahn vor den anderen schiebt, weil der Milchzahn sehr fest sitzt und sich die Wurzel nicht rechtzeitig aufgelöst hat. Kinder und Eltern gruselt es dann gleichermaßen bei der Vorstellung, dass der Milchzahn gezogen werden muss. Doch das ist nur dann nötig, wenn er auch nach dem kompletten Durchbruch des neuen Zahns nicht ausfällt oder es zu Platzproblemen im Kiefer kommt, weil auch die Nachbarzähne durchbrechen und die Zähne krumm und schief zusammenstehen.

Wann muss mein Kind zum Kieferorthopäden?

Wenn der Zahnarzt eine starke Zahn- oder Kieferfehlstellung erkennt oder absehbar ist, dass der Kiefer zu wenig Platz für alle neuen Zähne bietet, wird er den Besuch eines Kieferorthopäden empfehlen. Dieser kann schief gewachsene Zähne mit Hilfe einer Zahnspange wieder gerade rücken oder mit anderen Hilfsmitteln dafür sorgen, dass der Kiefer sich weitet. Heutzutage gibt es herausnehmbare Zahnspangen & Co schon für Kinder im frühen Grundschulalter. Ob und wann festsitzende Zahnspangen, die mit Bogen und auf den Zähnen aufsitzenden Brackets Druck auf die Zähne ausüben, eingesetzt werden, hängt vom Einzelfall ab. Und davon, wie viele der hinteren neuen Zähne schon durchgebrochen sind – denn an ihnen werden die kleinen „Halteanker" für die Spange befestigt.

Bereiten alle Weisheitszähne Probleme?

Manchmal machen Weisheitszähne schon Schwierigkeiten, bevor sie überhaupt durchbrechen: Dann drücken sie in einem ohnehin schon kleinen Kiefer auf den davorliegenden, zweiten Backenzahn und bereiten Beschwerden. Ob ein Weisheitszahn dann gezogen werden muss, hängt immer vom individuellen Fall ab. Ist der Kiefer lang genug und brechen die Weisheitszähne gerade durch, lässt der Arzt sie unter Umständen im Kiefer. Halten die Beschwerden aber an oder sind die im Kiefer weit hinten liegenden Weisheitszähne nur schwer sauber zu halten, müssen sie früher oder später gezogen werden.