Familiennamen

Mehrheit der Ehepaare wählt Namen des Mannes

Seit fast 60 Jahren können Frauen nach der Hochzeit einen Doppelnamen tragen, seit weit über 20 Jahren dürfen sogar beide Partner ihren Geburtsnamen behalten. Doch noch immer entscheiden sich die meisten Paare für den Namen des Mannes. Warum das so ist und welche Varianten noch möglich sind.

Autor: Heike Byn

Familiennamen: Rechtsreform dank Gleichberechtigung

Hochzeit Familienname Kind
Foto: © colourbox

Wer heiratet oder sich verpartnert, hat die Qual der Wahl: Die Frage, wie ein Paar nach der Trauung heißen will, lässt sich längst nicht mehr so leicht beantworten wie früher. Schließlich sind Ehepartner heute nicht mehr verpflichtet, einen gemeinsamen Familiennamen zu tragen und haben stattdessen vielfältige Möglichkeiten, sich zu entscheiden. Eine Folge diverser Namensrechtsreformen, bei denen die von 1976 die Wichtigste war: Auf dem Höhepunkt der Frauenbewegung kippte das Bundesverfassungsgericht die bis dahin geltende Vorschrift, dass bei einer Heirat die Frau automatisch den Nachnamen ihres Mannes annehmen musste. In der DDR war das jedoch schon seit 1966 möglich: Dort konnten Paare sowohl den Namen der Frau als auch den des Mannes zum Familiennamen erklären.

In der Bundesrepublik war es dagegen bis 1958 per Gesetz vorgeschrieben, dass ein Ehepaar immer den Familiennamen des Mannes tragen musste. Es war wiederum ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das es den Frauen dann aber möglich machte, ihren Geburtsnamen per Bindestrich dem neuen Familiennamen voranzustellen und kurz darauf, ihn auch anzuhängen.

Familiennamen wählen: Heute ist alles möglich

Heute können Paare ihren Ehenamen frei wählen: Heiraten Frau Meier und Herr Müller, können sich die beiden für Meier oder Müller als gemeinsamen Familiennamen entscheiden oder jeder behält seinen ursprünglichen Nachnamen und es gibt keinen gemeinsamen Ehenamen. Frau Meier kann auch Müller als zweiten Namen mit einem Bindestrich anfügen – und heißt dann Meier-Müller. Das kann natürlich auch ihr Mann tun, der dann Müller-Meier heißt. All das gilt seit 2001 auch für Frauen, die sich mit Frauen, und für Männer, die sich mit Männern gesetzlich verpartnern.

Wahl des Ehenamen: Mehrheitlich den Namen des Mannes gewählt

Zwar gibt es keine bundesweite Statistik über die Wahl der Familiennamen, doch eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK aus dem Jahr 2014 belegt, wie traditionsbewusst die Deutschen noch immer sind: Rund 62 Prozent der Männer besteht auf ihrem Nachnamen, doch nur jede fünfte Frau (rund 19 Prozent) hält an ihrem Familiennamen fest. In den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen ist der gemeinsame Nachname besonders beliebt. In Bayern und Berlin geht der Trend in Richtung Doppelnamen. In Berlin ist der Anteil der Paare, die Doppelnamen tragen, sogar fast dreimal so hoch wie im Bundesdurchschnitt.

Gemeinsamer Familienname macht das Leben leichter

Warum das so ist? Paare, die sich für den Namen des Mannes als Familiennamen entscheiden, nennen unterschiedliche Motivationen: Bei den Frauen dominieren die formellen Gründe, wie z.B. die einheitliche Namensgebung der Kinder und vereinfachte Amtsgelegenheiten. Danach folgt der Wunsch der Frauen nach emotionaler Verbundenheit zum Partner und dessen Familie. „Als ich bei einem Familientreffen laut darüber nachdachte, dass wir auch meinen Namen als Ehenamen wählen könnten, klappten meinem Mann und meinem Schwiegervater die Kinnladen runter. Die beiden sind zwar nicht konservativ, aber das hat sie doch überfordert", erinnert sich Anka Baumgärtner* noch heute lachend. Da ihr die Frage des Familiennamens nicht wirklich wichtig war, hat sie dann den Nachnamen ihres Mannes angenommen. Martina Schneider* hatte sich dagegen schlicht gefragt: „Warum soll ich nach der Hochzeit und anstehenden Familiengründung so heißen wie mein Vater und nicht wie mein Mann?" Sylvia Baumann* hatte gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann in spe das Los über den gemeinsamen Familiennamen entscheiden lassen. „Wir wollten einen gemeinsamen Namen für uns und unsere zukünftigen Kinder – als Zeichen der Zusammengehörigkeit nach außen. Jetzt tragen alle in unserer inzwischen vierköpfige Familie den Namen meines Mannes."

Unterschiedliche Nachnamen: Es geht auch anders

Eine, die sich für die Beibehaltung des jeweils eigenen Familiennamens entschieden hat, ist die Kunsthistorikerin und Hochschuldozentin Karola Böhning*: „Mein Mann und ich haben uns als Wissenschaftler in unseren Fachbereichen einen Namen gemacht, den wir einfach nicht mehr wechseln wollten", erklärt sie. Der Fotokünstler Uwe Koch* erzählt: „Meiner Frau und mir kam es gar nicht erst in den Sinn, unsere Namen aufzugeben. Auch dass unser Sohn den Namen meiner Frau trägt, war für uns nie ein Problem." Sein bester Freund Peter hat dagegen den Namen seiner Frau angenommen: „Die irritierten bis ablehnenden Reaktionen meiner eigentlich liberalen Eltern haben mich überrascht. Auch im Gespräch mit anderen Männern musste ich mich immer irgendwie rechtfertigen, Zuspruch bekam ich dagegen nur von Frauen", schmunzelt der Lehrer.

Übrigens: Die Wahl eines Doppelnamens als Familiennamen finden nach der GfK-Studie von 2014 mit elf Prozent Zustimmung vor allem die Jüngeren zwischen 14 und 29 Jahren gut. Für sie gilt ein zusammengesetzter Namen anscheinend als zeitgemäß und stellt einen Kompromiss zwischen Traditionsbewusstsein und Gleichberechtigung dar.

So wählen Paare anderswo in Europa den Ehenamen

Ein Blick über die Landesgrenzen hinweg lässt uns in Sachen Familiennamensgebung staunen: Viele unserer europäischen Nachbarn sehen von jeher vor, dass die Ehefrauen ihren Nachnamen nach der Heirat behalten. In Italien können Frauen dazu noch den Namen ihres Mannes anfügen – wenn sie es wollen. Auch in Spanien behalten Frauen ihren Geburtsnamen. Bekommt das Paar Kinder, erhalten die dann immer beide Nachnamen: Werden z.B. Herr Garcia und Frau Marquez Eltern, so heißen ihre Kinder Garcia Marquez. Auch in Frankreich behält jeder Ehegatte seinen Geburtsnamen bei – wenngleich sich die meisten Ehefrauen im Alltag mit dem Familiennamen ihres Mannes anreden lassen. Sind wir Deutschen angesichts der Gepflogenheiten anderswo in Europa nun ein Volk von ewig Gestrigen? Nina Degele, Soziologieprofessorin an der Freiburger Universität und dort Leiterin der Gender Studies, sieht die Ursache in der Macht der Gewohnheit: „Dass für den gemeinsamen Familiennamen noch immer mehrheitlich der Namen des Mannes gewählt wird, hat mit einem tradierten Rollenverständnis von Mann und Frau hierzulande zu tun. In der Vergangenheit galt der Mann als Oberhaupt und Ernährer der Familie. Das spiegelte sich auch im Ehenamen wider." Bei gleichgeschlechtlichen Verpartnerungen tauchen nach ihrer Erfahrung sehr viel seltener gemeinsame Familiennamen auf. „Hier gibt es aber auch keine tradierten Rollenvorstellungen. Wie das gemeinsame Leben abläuft, muss erst noch ausgehandelt werden", erklärt die Soziologin.

*Namen von der Redaktion geändert

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