Die Partnerschaft trotz Kindern pflegen

Eltern brauchen Zweisamkeit

Damit Stress und Erschöpfung im Alltag mit Kindern nicht dauerhaft am Glück der Ehepartner nagen, müssen sie ein Quäntchen Zeit für sich allein reservieren.

Autor: Andrea Grüten

Die Kunst, das Eheleben trotz der Kinder zu pflegen

Paar Kopf an Kopf erschoepft panther Michael Kempf
Foto: © panthermedia, Michael Kempf

Unzufriedenheit, Frust, Streit. Für viele Paare verändert sich mit dem ersten Kind die Welt. Nach der ersten Euphorie stellt sich heraus, dass sich alles nur noch um den Sprössling dreht - für viele ein enormer Stress. Schlaflose Nächte, zu wenig Zeit für sich selbst - all das sind Faktoren, die Nerven kosten. Man(n) will aber noch leben, Frau auch. Wie kann man der „schönsten Nebensache der Welt“ Herr werden? Als solche hat Katrin (31) ihr Baby lange vor der Geburt bezeichnet und wurde eines Besseren belehrt. Sie und andere Beispiele sollen zeigen, wie du das Leben wieder in den Griff bekommst und bei allem Babystress noch Zeit für den Partner findest.

Organisation und Absprache - Zeit gewinnen

Katrin jammerte ständig: "Ich habe keine Zeit mehr für mich, weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht." Malte (2) beanspruchte sie natürlich rund um die Uhr. Abends lag sie entnervt auf der Couch, schlief vor dem Fernseher ein. Ihrem Ehemann Roland gegenüber war sie nur noch gereizt. So konnte es nicht weitergehen. Gerade für Frauen, die lange im Beruf waren, ist der plötzliche Lebenswandel sehr schwer. Eine Lösung: Raus aus den eigenen vier Wänden, weg von Wäsche, Kochen und Kinderspielen. Da Katrin und Roland nicht auf Großeltern als Babysitter zurückgreifen können, wechseln sie sich heute ab: Zwei Abende in der Woche hat sie frei, zwei Abende er. Die übrigen verbringen sie gemeinsam. Ihr Fazit: Was man macht ist egal - ob mit Freunden treffen, oder sich beim Sport auspowern. Hauptsache, die Seele baumeln lassen und Kraft tanken. Von den jetzt ausgeglichenen Eltern profitiert auch Malte.

Kurzurlaub für die Liebe

"Euch fehlt einfach die Lebenslust". Ein schwerer Vorwurf der besten Freundin, brachte Steffi (34) wieder auf den Boden der Tatsache. Es stimmt, sie hatte Recht. Wen wundert es? Seit Björn auf der Welt war, hetzte sie nur noch durch die Gegend. Mit ihrem Mann Michael gab es nur noch Streit - um das liebe Geld, um die Erziehung des einjährigen Sohnes. Wo war ihr alter Optimismus? Gespräche mit Bekannten drehten sich nur noch um die Knirpse. Spontan ruft Steffi ihre Mutter an: "Ich möchte Samstag, Sonntag mit Michael wegfahren. Kannst du Malte nehmen?" Ein kurzes Schlucken am anderen Ende - dann ein Okay. Kurzurlaub für die Liebe - erholsam und ratsam.

Es kostet nichts, ein bisschen glücklicher zu werden

Anja (36) baut am Strand mit Töchterchen Sandra (5) Sandburgen und ist mit ihren Gedanken weit weg. Hatte sie den Arzttermin festgemacht? Würde ihr altes Auto noch eine Zeit durchhalten? Wie könnte sie nebenbei noch etwas Geld verdienen? Kann Sandra ein paar Tage zu den Großeltern? Unvermittelt fragt sie ihre Tochter: "Möchtest Du bei Oma übernachten?" Die schaut sie verdattert an. "Mama , wir sind doch jetzt im Urlaub." Kinder praktizieren, was Erwachsene verdrängt haben. Sie leben im Jetzt.

Kinder können den Augenblick genießen und spüren ein Glücksgefühl. Erwachsene blicken oft in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Psychotherapeuten wissen: Für manche ist das Wasserglas halb voll, für manche halb leer. Erstere nehmen das Leben leichter. Das heißt nicht, das Probleme und Sorgen totgeschwiegen werden. Es heißt nur, anders damit umzugehen. In guten Zeiten Kraft zu tanken, für schwierigere Zeiten.

Ein paar Stunden Berufsalltag tun gut

Manuela (35) hatte sich alles so wundervoll ausgemalt. Wenn das Baby erst da war, würde sie eine Bilderbuchmutter. Adrett aussehen, viel unternehmen mit ihrem rosigen Wonneproppen. Ein halbes Jahr nach der Geburt: Milchflecken auf dem Pulli, Spuckspuren in der Wohnung. Berge von Bügelwäsche. Verheulte und müde Augen. Wann würde Stefan endlich aus der Firma kommen. Sein Blick abends sagte alles. Sie hatte nie geglaubt, dass sie so "enden" würde. "Du musst raus", sagte er mahnend. Das Kind "irgendeiner wildfremden Person überlassen? Niemals". "Thorsten braucht kein hyperaktives Nervenbündel , sondern eine fröhliche und zufriedene Mutter", so seine gnadenlose Reaktion. Manuela geht stundenweise wieder arbeiten, hat den Kleinen bei einer liebevollen Nachbarin. Sie fühlt sich wieder als Frau mit Selbstwertgefühl. Davon profitieren alle - auch das Eheleben.