Wie viel Zeit unsere Kinder brauchen

Mama, spielst Du mit mir?

Dein Kind will mit dir spielen, aber du hast noch tausend andre Dinge zu erledigen? Wünsche der Kinder mit den eigenen Bedürfnissen oder einfach Notwendigkeiten zu vereinbaren, ist eine tägliche Herausforderung. Hier gibt es einige Tipps, damit keiner zu kurz kommt.

Autor: Dr. Andrea Schmelz

Eltern widmen ihren Kindern heute mehr Zeit

Mama, spielst du mit mir Artikel
Foto: © Colourbox

Musstest du dein Kind heute schon ein- oder gar mehrmals auf später vertrösten, als es mit dir spielen wollte? Plagt dich dann das schlechte Gewissen?

Viele Eltern hätten gerne mehr Zeit für ihre Kinder und das, obwohl sie heute bereits deutlich mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, als noch vor 50 Jahren. Mütter widmen ihren Kindern inzwischen fast doppelt so viel Aufmerksamkeit, heißt es in der Zeitschrift "Psychologie heute", die sich auf eine Studie aus dem Jahr 2016 bezieht. Heute können Kinder mit 104 Minuten Mama-Zeit pro Tag rechnen. Väter haben ihre Kinder-Zeit seit 1965 sogar vervierfacht. Statt 16 Minuten widmen sie ihrem Nachwuchs jetzt jedenTag immerhin 59 Minuten. Trotzdem müssen wir häufig "jetzt nicht" sagen, wenn unsere Kinder mit uns spielen wollen.

Und es schadet Kindern keineswegs, wenn sie lernen, dass Mama oder Papa nicht ständig als "Unterhalter" zur Verfügung stehen.

Auch Eltern brauchen mal eine Pause

Behalte im Hinterkopf, dass es bei der Zeit, die du mit deinem Kind verbringst, mehr auf die Qualität (also die Art und Weise) als auf die Quantität (die Menge) ankommt. Eine halbe Stunde intensives Spiel ist wertvoller für dein Kind als mehrere Stunden, die es quasi „nebenbei“ bei der Hausarbeit mitläuft, ohne dass du wirklich richtig Zeit hast. Das hilft dir, nicht so schnell in die „Schuldfalle“ zu tappen, wenn es sich alleine beschäftigen muss.

Hast du einmal überhaupt keine Zeit, wenn dein Kind mit dir spielen will, solltest du das auch ehrlich sagen. Gibst du nämlich widerwillig nach, wird es deinem Kind nicht verborgen bleiben, dass du mit den Gedanken woanders bist oder innerlich auf dem Sprung. Das ist weder für dich  noch für dein Kind ein angenehmer Zustand.

Auch Eltern brauchen manchmal dringend eine Pause, etwa, wenn sie geschafft von der Arbeit kommen. Ein drei- bis sechsjähriges Kind kann schon verstehen, dass du dich erst einmal ausruhen und nicht sofort mit ihm spielen willst. Du solltest es aber zumindest herzlich begrüßen, damit es sich nicht abgeschoben vorkommt. Erkläre ihm geduldig, dass du dich erst einmal hinsetzen und vielleicht eine Tasse Tee trinken willst, dafür dann aber umso lieber mit ihm spielst.

Manchmal ungeteilte Aufmerksamkeit

Auch wenn deine Zeit knapp bemessen sein sollte, weil du berufstätig bist, gibt es einige Regeln, die du möglichst einhalten solltest:

  • Halte deine Versprechen! Hast du deinem Kind versprochen, dass du zu einer bestimmten Zeit mit ihm spielen oder am Wochenende gemeinsam etwas unternehmen wirst, muss es sich darauf auch verlassen können.
  • Reserviere jeden Tag eine bestimmte Zeit nur für dein Kind. Hast du mehrere Kinder, sollte es zumindest ein bis zwei Tage in der Woche geben, an denen jedes Kind dich in dieser Zeit ganz für sich alleine hat. Idealerweise findet dies immer um dieselbe Uhrzeit statt, sodass sich dein Kind schon auf diesen festen Zeitpunkt im Tagesablauf freuen kann. Kann es sich fest auf die gemeinsame Zeit verlassen, quengelt es oft die übrige Zeit des Tages entsprechend weniger.
  • Führe einen „Kindertag“ pro Woche ein. An diesem Tag darf sich dein Kind wünschen, was es mit dir unternehmen möchte. Jedes Spiel wird so lange gespielt bis es auch tatsächlich zu Ende ist. Durch diese ungeteilte Aufmerksamkeit zeigst du deinem Kind deine Liebe und so kann es Phasen, in denen du mal weniger Zeit hast, leichter wegstecken.
  • Wenn du dein Kind auf später vertrösten musst, kannst du ihm z. B. vorschlagen, schon einmal im Kinderzimmer etwas vorzubereiten, was es in einer viertel oder halben Stunde mit dir machen möchte. Vielleicht will es schon einmal die Legosteine herausholen, Bilderbücher aussuchen oder unter dem Tisch eine Höhle bauen? So steigt die Vorfreude, und weil dein Kind beschäftigt ist, fällt ihm auch das Warten nicht so schwer. Wichtig ist, dass du deinem Kind freie Wahl lässt, was es machen möchte und es nicht mit einer bestimmten „Spielaufgabe“ wegschickst.
  • Lade dein Kind ein mitzuhelfen. Wenn du Hausarbeit machen musst, kannst du dein Kind spielerisch einbinden. Sage statt „Ich muss jetzt die Betten machen.“ doch lieber „Möchtest du mir helfen, die Kissen aufzuschütteln?“ Das ist eine schöne Einladung zu gemeinsamem Tun. Wenn du Wäsche aufhängst, kann dein Kind dir die Klammern anreichen und dabei nach Farben sortieren oder aber immer eine bestimmte Anzahl abzählen. So kannst du es ohne Aufwand nebenbei fördern.

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