Schiefe Zähne

Wann braucht mein Kind eine Zahnspange?

Mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen trägt eine Zahnspange. Ist das immer nötig? Wann müssen schiefe Zähne wirklich geradegerückt werden? Wie lange dauert eine Zahnkorrektur – und was kostet sie? Urbia beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Zahnspange.

Autor: Sabine Ostmann

Behandlungsbedürftige Zahnfehlstellungen

Kind Zahnspange
Foto: © colourbox

Dein Kind hat schiefe Zähne? Willkommen im Club. Denn die Zähne tanzen bei den allermeisten Kindern und Jugendlichen mehr oder weniger aus der Reihe. Das Institut der Deutschen Zahnärzte hat herausgefunden, dass höchstens acht Prozent der Fünf- bis 14-Jährigen Jahren von Natur aus ein perfektes Gebiss haben. Doch das gilt heutzutage als Muss – wenn man im Job und im Leben erfolgreich sein will.

Die Kauleiste als Statussymbol – vielleicht liegt es daran, dass so viele Kinder und Jugendlichen eine Zahnspange bekommen. Doch das muss nicht immer sein. Stehen die Zähne nur ein bisschen schief, ist das allenfalls eine Frage der Ästhetik. Medizinisch notwendig ist eine Zahnspange in diesen Fällen nicht. Bei einer Studie, die das Bremer Institut für Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung (Biag) 2010 im Auftrag der Handelskrankenkasse (HKK) durchgeführt hat, gaben lediglich zehn Prozent der befragten Zahnspangenträger und Eltern an, dass die Spange aus medizinischen Gründen erforderlich gewesen sei. Doch weshalb haben dann über 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine Klammer am Kiefer? Kieferorthopäden begründen dies mit der notwendigen Prävention: Nur wer frühzeitig mit einer Behandlung beginne, könne später Schäden vermeiden. Das ist in etlichen Fällen sicher richtig, allerdings sind Zahnspangen auch ein einträglichen Geschäft für die Ärzte.

Wirklich behandlungsbedürftig sind lediglich ausgeprägte Fehlstellungen, die häufig den ganzen Kiefer betreffen und die Gesundheit Ihres Kindes beeinträchtigen können, zum Beispiel:

  • Engstand: Der Kiefer ist zu klein, die Zähne haben nicht genug Platz und wachsen krumm und schief. Deshalb lassen sie sich nur schlecht putzen, so dass Karies ein leichtes Spiel hat.
  • Über- oder Unterbiss: Die oberen beziehungsweise unteren Zähne stehen stark vor; die Frontzähne treffen beim Zubeißen nicht richtig aufeinander. Das kann Sprachprobleme wie Lispeln oder Zischen verursachen.
  • Offener Biss: Beim Zusammenbeißen treffen sich nur die Backenzähne, nicht aber die Frontzähne.
  • Kreuzbiss: Ober und Unterkiefer sind nicht richtig „verzahnt", so dass die Zähne seitlich aneinander vorbeibeißen, anstatt sich wie zwei Zahnräder ineinander zu fügen. Der Kiefer wird dadurch dauerhaft falsch belastet. Das kann zu Verspannungen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Zahnkorrektur?

Bei solchen Fehlstellungen solltest du mit deinem Kind einen Kieferorthopäden aufsuchen. Dieser wird in der Regel eine Zahnkorrektur mit einer Spange empfehlen. Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, daran scheiden sich die Geister. In der Regel solltest du das Gebiss deines Kindes im Alter von fünf bis sechs Jahren überprüfen lassen. Eine eventuell nötige Zahnkorrektur erfolgt dann meist, sobald die hinteren Backenzähne durchbrechen, also im Alter von neun bis elf Jahren. Dann sind die meisten bleibenden Zähne schon da, doch der Kiefer ist noch formbar.

Herausnehmbare oder festsitzende Spange?

Bei Zahnspangen gibt es im Wesentlichen zwei Varianten: lose oder festsitzende. Erstere haben den Vorteil, dass die Kinder und Jugendlichen sie herausnehmen können – doch das ist zugleich ihr großer Nachteil. Denn häufig landen sie irgendwann in der Ecke, weil die Kids spätestens mit 13 Jahren keine Lust mehr haben, mit „Fressgittern" herumzulaufen.

Festinstallierte Spangen, so genannte „Multi-Brackets", bestehen aus kleinen Metallplättchen, die auf die Zähne geklebt werden und über elastische Metalldrähte verbunden sind. Damit können die Zähne dreidimensional verschoben werden – das macht die Behandlung besonders effektiv. Probleme mit der Tragedisziplin spielen hier keine Rolle, denn der Träger kann die Klammer beim besten Willen nicht selbst entfernen. Ausdauer und elterliche Motivation verlangen diese Spangen nicht nur beim Tragen, sondern auch beim Zähneputzen, das gut eine halbe Stunde dauern kann.

Und was kostet eine Zahnkorrektur?

Je nach Art und Schwere der Zahnfehlstellung muss dein Kind die Klammer zwischen einigen Monaten und bis zu fünf Jahren tragen. Ebenso variabel wie die Behandlungsdauer sind auch die Kosten, die leicht auf mehrere tausend Euro ansteigen können. Während Privatversicherungen in der Regel alle Kosten übernehmen, zahlen gesetzliche Krankenkassen erst ab Schweregrad 3 (auf einer Skala von 0 bis 5) und auch nur herausnehmbare Zahnspangen oder einfache Metallbrackets. 80 Prozent der Kosten werden sofort zu Behandlungsbeginn erstattet, die restlichen 20 Prozent erst nach dem erfolgreichen Abschluss der Behandlung. Wenn sich also dein Kind mittendrin weigert, den „Kühlergrill" weiterzutragen, bleibst du auf diesem Anteil sitzen.

Richtig teuer kann die Spange werden, wenn du über die Kassenleistung hinaus Extras wie zum Beispiel besonders kleine und flache, selbsthaftende oder Keramik-Brackets sowie thermoelastische Bögen wählst. Laut einer aktuellen Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) zahlen drei Viertel aller Eltern bei der Spange für den Nachwuchs zu – bei fast der Hälfte von ihnen summieren sich die Zuzahlen auf mehr als 1.000 Euro. Ein Viertel aller betroffenen Familien wird vom Kieferorthopäden gar nicht erst über die Möglichkeit der kostenlosen Kassenbehandlung informiert. Frage also ruhig kritisch nach Sinn, Zweck und Alternativen, wenn der Kieferorthopäde zu teuren Extras rät, denn häufig sind diese medizinisch nicht notwendig. Lasse dich nicht unter Zeitdruck setzen. Hol gegebenenfalls eine Zweitmeinung ein und nutze das Beratungsangebot deiner Krankenkasse.

Prävention statt Korrektur

Damit es gar nicht erst zu einer Zahnkorrektur kommen muss, ist Prävention unverzichtbar. Denn nach Meinung von Zahnärzten ist die Hälfte aller Fehlstellungen hausgemacht: Zu viel Zucker lässt die Milchzähne vorzeitig ausfallen und kann dadurch einen Engstand verursachen. Auch exzessives Daumenlutschen und langes Nuckeln am Schnuller tragen zu Fehlstellungen bei. Vermeide also Süßigkeiten und zuckerhaltige Nahrung und bestelle frühzeitig die Schnullerfee.

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