Worauf du achten solltest

Mein Kind braucht eine Brille

Sehfehler im Kindesalter sind keine Ausnahme. Glücklicherweise ist die Auswahl an pfiffigen Kinderbrillen heutzutage groß. Hier erhälst du Tipps, worauf du beim Brillenkauf achten solltest.

Autor: Andrea Lützenkirchen

Brille für Kinder: Frühes Korrigieren hilft

Brillenkinder Andrea privat

Sehstörungen im Kindesalter sind häufig. "30 Prozent aller Kinder haben mit vier Jahren Sehstörungen, doch nur bei 40 Prozent dieser Kinder ist diese Sehstörung bekannt", meldete der Bundesverband der deutschen Augenärzte. Werden Sehstörungen frühzeitig, d. h. in den ersten drei Lebensjahren erkannt, bestehen gute Chancen für eine Heilung. Beispiel Schielkrankheit: Werden die Augen eines schielenden Kindes im Alter von zwei Jahren korrigiert, wird es in 80 Prozent der Fälle später die volle Sehschärfe entwickeln. Bei sechsjährigen Kindern beträgt die Heilungsquote nur noch 20 Prozent. Damit Sehstörungen frühzeitig erkannt und behandelt werden können, untersucht der Kinderarzt im Rahmen der U5, der U8 und der U9 Augen und Sehvermögen des Kindes. Augenärzte raten zusätzlich zu einer augenärztlichen Untersuchung zwischen der U5 und der U8, da der Abstand zwischen beiden recht lang ist. Außer der Schielkrankheit erfordern auch Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit als häufigste Sehstörungen eine Brille. Damit dein Kind die neue Brille gerne trägt, solltest du beim Kauf einiges beachten.

Wie eine Kinderbrille sein sollte

Dein Kind sollte sich seine Brille (unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Optikers) ohne Zeitdruck selbst aussuchen dürfen. Schließlich will es sich ja selbst damit gefallen und wohl fühlen. Für die Auswahl außerdem entscheidend ist der gute Sitz der Brille. Eine Brille, die auch bei Sport und Spiel nicht fest und komfortabel sitzt, wird dein Kind bald nicht mehr tragen wollen. Die Fassung sollte sich der Gesichtsform anpassen und nicht zu groß sein. Sie darf an den Schläfen nicht überstehen und nicht auf der Wange aufliegen. Der obere Brillenrand sollte mit den Augenbrauen abschließen.

Eine gute Kinderbrille ist stabil und doch leicht. "Metallfassungen aus Edelstahl oder Titan sind Kunststoffbrillen vorzuziehen, da sie robuster sind", empfiehlt der Kölner Augenoptiker Erwin Friedel. Günstig sind Bügel mit Federscharnieren: Bei Druck gibt der Bügel elastisch nach, ohne zu zerbrechen. Eine so genannte Sportbrille mit langen Bügelenden ist nicht unbedingt nötig. Gut ausgestattete Optiker versehen Kinderbrillen individuell mit Aufsätzen, so dass jede Brille zur Sportbrille werden kann. Das ist auch notwendig: Schließlich toben Kinder nicht nur in der Turnhalle, sondern wo immer sich ihnen Gelegenheit dazu bietet. Günstiger als ein Seitensteg ist ein Sattelsteg für das Aufliegen der Brille auf der Nase. Wegen seiner größeren Auflagefläche verteilt der Sattelsteg das Gewicht der Brille besser und sie verrutscht weniger schnell. Das Mittel der Wahl ist dabei weicher Silikon-Kautschuk.

Entspiegelt oder nicht?

Die meisten Optiker raten beim Kauf einer Kinderbrille zu Kunststoffgläsern, die leicht und bruchfest sind. Diese haben allerdings einen Nachteil: Sie zerkratzen recht schnell. Entspiegelte Gläser sind angenehmer, da störende Reflexe vermindert werden, kosten aber extra. Augenärzte raten zumindest ab Schulalter zu entspiegelten Gläsern, da das Lesen unter künstlicher Beleuchtung problemloser ist. Hingegen ist eine Tönung der Gläser nur bei seltenen Augenkrankheiten erforderlich. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Standard-Kunststoffgläser, die Kosten für die Brillenfassung müssen selbst getragen werden. Die etwaige Entspiegelung und Härtung der Brillengläser schlägt mit Preisen ab 30 Euro für das Gläserpaar zu Buche.

Motivation ist alles

Nicht alle Kinder finden es toll, eine Brille zu bekommen. Deshalb ist es wichtig, dass du deinem Kind schon beim Optiker sagst, wie hübsch du es mit seiner neuen Brille findest. Äußere dich auch in den nächsten Tagen immer wieder mal lobend über die neue Errungenschaft, damit es selbst eine positive Einstellung zu seiner Brille gewinnt. Für kleinere Kinder kann auch ein Bilderbuch zum Thema hilfreich sein (Literatur siehe unten). Vielleicht bittest du auch im Kindergarten oder in der Schule um die entsprechende Unterstützung. Drohungen oder Belohnungen sind nicht angebracht, das Tragen der Kind Brille darf nicht zum Streitpunkt werden.

Sonnenbrillen

Besonders wenn Skiferien oder ein Sommerurlaub am Meer geplant sind, raten Augenärzte und Optiker zu einer Sonnenbrille für Kinder. Die extreme Sonnenbestrahlung könnte den empfindlichen Kinderaugen dauerhaft schaden. Bei Kindern sind die Augenlinsen noch glasklar, so dass die Sonnenstrahlung ungehindert die Netzhaut trifft.
Sonnenbrillen sind kein Kinderspielzeug: Wirksamen Schutz bieten nur die Sonnenbrillen, die mit einem guten UV-Filter ab 380 nm versehen sind. Dabei zeichnen sich auch preiswerte Modelle zum Teil durch einen guten UV-Schutz aus. Auch Kindersonnenbrillen sollten funktional und stabil gearbeitet sein und einen guten und sicheren Sitz haben.
Auch die stabilste Brille kann einmal verbiegen oder zu Bruch gehen. Dann ist der Optiker Ihres Vertrauens gefragt, um das "Nasenfahrrad" wieder in die richtige Form zu bringen. Dieser Service ist zwar für den Optiker aufwändig, aber dennoch meist kostenlos. "Kinder sind unsere Kunden von morgen, sie wollen gut bedient werden", meint Erwin Friedel. "Ich weiß heute noch, in welchen Geschäften ich früher als Kind unfreundlich behandelt wurde."


Bilderbücher zum Thema "Brille":

Künzler-Behncke, Rosemarie: Eine Brille für Ille (Betz)
Dietl, Erhard: Franzi Fuchs braucht ein Nasenfahrrad (Heinrich Ellermann)
Cohen, Peter und Landström, Olaf: Boris mit Brille (Hanser)