Heilen und Genießen

Wunderwurzel Ingwer - So schmeckt sie auch Kindern gut

Ingwer ist so gesund, aber sein intensiver, fruchtig-scharfer Geschmack ist nicht jedermanns Sache – vor allem Kinder tun sich damit schwer. Wir haben ein paar Tricks gesammelt, wie Sie Ingwer auch den Kids schmackhaft machen können.

Autor: Susanne Neumann

Ingwer lindert Übelkeit und Völlegefühl

Ingwer Kinder
Foto: © Fotolia.com/ Johan Larson

Sie wärmt von Innen und hilft bei Reisekrankheit und Verdauungsbeschwerden, regt die Durchblutung und den Stoffwechsel an und soll sogar schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Ingwer ist einen richtige Wunderknolle. Mit einem Stück frischem Ingwer haben Sie immer ein Mittel gegen allerlei Beschwerden im Haus. Die scharfe Knolle wärmt von Innen und hilft bei Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit und Unwohlsein. In der traditionellen chinesischen und indischen Medizin gilt die Wurzel der Ingwerpflanze seit Jahrhunderten als Heilmittel. „Sie verbirgt in ihrem Inneren eine breite Palette an medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen und ist damit in der Naturheilkunde ein gerne verwendetes Heilmittel", weiß Privatdozent Dr. Roman Huber vom Universitätsklinikum Freiburg und Leiter des Uni-Zentrums Naturheilkunde. Wissenschaftlich gesichert sei, dass die Scharfstoffe im Ingwer, die Gingerole, gegen Reisekrankheit und andere Formen von Übelkeit helfen, übrigens auch bei Schwangerschaftsübelkeit. „Wer im Auto, Bus oder Flugzeug häufig mit Übelkeit zu kämpfen hat, sollte Ingwerplätzchen knabbern oder etwas Ingwer kauen", empfiehlt Huber.

Hilfe für verfrorene Kids

Und die Knolle kann noch viel mehr: Ihre Scharfstoffe wärmen von Innen. Für leicht verfrorene Kinder, die oft kalte Hände und Füße haben, sei Ingwer genau das richtige Mittel, erklärt Huber. „Es bringt Hitze in den Verdauungstrakt." Dabei regt Ingwer die Verdauung an und schafft Erleichterung bei Völlegefühl und Blähungen. Schmerzstillend und entzündungshemmend sollen die Inhaltsstoffe schließlich auch noch sein. Das, so Huber, sei wissenschaftlich jedoch nicht so sicher belegt, wie die lindernde Wirkung bei Übelkeit und Brechreiz.

Generell gilt für Speis und Trank mit Ingwer: Wirksam ist, was scharf schmeckt. Deshalb müssen Sie Ihrem verfrorenen Sprössling aber nicht unbedingt Ingwerwasser aufzwingen, wenn ihm warm werden soll. Oder ihn auf einem Stückchen rohen Ingwer herumkauen lassen, wenn er grün im Gesicht auf der Rückbank Ihres Wagens hockt. Stattdessen haben Sie ganz viele Möglichkeiten, Ingwer so in Getränken oder Speisen zu verarbeiten, dass es ihm sogar schmeckt. Hauptsache ein bisschen Schärfe bleibt erhalten.

Ingwer-Pepp für Smoothies

Martina Kittler ist Ernährungswissenschaftlerin und Autorin zahlreicher Familienkochbücher. Sie hat viele Tipps, wie man Kindern die Wunderknolle schmackhaft machen kann. Sie empfiehlt Gerichte, die Kinder sowieso gerne essen, ganz dezent mit frischem Ingwer zu würzen. Gebratene Nudeln zum Beispiel, wie sie in der asiatischen Küche zubereitet werden. Vor allem aber Süßes wie Kuchen und Kekse oder Obstspeisen aus Früchten, die mit Ingwer harmonieren.

Der fruchtig-scharfe Geschmack passt gut zu Äpfeln und Birnen, aber auch zu Ananas und Zitrusfrüchten. „Smoothies eignen sich gut dazu, Kindern etwas Ingwer unterzujubeln", schmunzelt die erfahrene Familienköchin. Für einen ¾ Liter Smoothie empfiehlt sie ein etwa haselnussgroßes, geriebenes Stück frischen Ingwer – wenn es ums „Unterjubeln" geht. Mögen Ihre Kids Ingwer, darf es auch etwas mehr sein. Kokosmilch aber auch Buttermilch neutralisieren die Schärfe ein bisschen. Zu einem Ananas-Kokos-Smoothie passt Ingwer ebenso gut, wie zu einem Bananen-Kokos-Smoothie, den sie auch noch mit etwas Orange aufpeppen können. Oder probieren Sie mal einen Fruchtshake ohne Milch aus Bananen, Orangen einem Spritzer Limettensaft und einem Stückchen fein geriebenen Ingwer – auch lecker! Als Dessert empfiehlt Martina Kittler zum Beispiel ein selbstgemachtes Apfel-Birnen-Kompott mit frischem Ingwer. Das schmeckt auch gut zu Quarkspeisen oder mit Vanillesoße.

Süßen mit selbst gemachtem Ingwersirup oder Ingwerzucker

Mit selbst gemischtem Ingwerzucker oder selbst gemachtem Ingwersirup lassen sich Obstsalat und Nachspeisen süßen. „ Der selbst gemachte Zucker oder der Sirup eignen sich auch schön zum Verschenken", bemerkt Kittler am Rande. Für ihren Ingwerzucker mischt sie 250 Gramm Vollrohzucker oder – ganz trendy – Kokosblütenzucker mit 55 Gramm geschältem und ganz fein gehackten Ingwer. Die Mischung lässt sich einfach im Schraubglas aufbewahren.

Für etwa 200 Milliliter Ingwersirup braucht Kittler nach ihrem Rezept 50 Gramm geschälten und fein geriebenen Ingwer. Er wird in 300 Milliliter Agavendicksaft aufgekocht, der dann bei mittlerer Hitze offen in etwa 20 Minuten zu einem Sirup einkochen soll. Noch heiß wird der Sirup dann durch ein feines Sieb gegossen, in eine kleine, saubere Flasche abgefüllt und verschlossen. Er hält sich an einem kühlen, dunklen Ort 4 bis 6 Wochen. „Ingwersirup gibt Joghurt, einem Porridge oder Müsli das gewisse Extra", findet Kittler. Auch Smoothies und Tees lassen sich damit gut süßen.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Scharfstoffe im Ingwer zwar recht hitzebeständig sind und somit auch beim Kochen und Braten wirksam bleiben. Huber rät dennoch dazu, frischen Ingwer nicht zu sehr zu verkochen oder zu lange aufzubewahren. „Man kann davon ausgehen, dass die Wirkung sonst verloren geht."

Wirksame Scharfstoffe ziehen in die Suppe

Frisch verspeist wird der mitpürierte Ingwer in einer leckeren Möhren-Ingwer-Suppe oder Kürbis-Ingwer-Suppe, die Sie mit Sahne oder Kokosmilch verfeinern können. So eine Suppe macht schön warm, genauso wie eine Hühnersuppe, in der ein paar frische Ingwerscheibchen schwimmen. Die heilsame Schärfe zieht in die heiße Brühe ohne darin großartig aufzufallen. Die Scheibchen selbst können Sie oder die Kids dann getrost rausfischen und entsorgen. So eine Brühe ist eine prima Alternative zum Ingwerwasser, für das dünne Scheiben der rohen Wurzel 10 Minuten in heißem Wasser gekocht werden. Süßen kann man Ingwerwasser am besten mit Honig.

Ingwer-Chips garnieren Püree

Generell passt Ingwer nicht so gut zur mediterranen Küche, findet Kittler, dafür aber traditionell zur asiatisch Angehauchten. So lassen sich Süß-Sauer-Gerichte gut mit klein gewürfeltem und angebratenem Ingwer würzen.

Als Hauptgericht auch für kleinere Kinder kreiert Martina Kittler ein Kartoffel-Apfel-Püree aus 2/3 mehligen Salzkartoffeln und 1/3 Äpfeln. Einen Teil der Äpfel und ein paar Scheiben Ingwer werden mitgekocht. Die restlichen Äpfel werden in Würfelchen geschnitten, in etwas Butter geschwenkt und dann unter das Püree aus den zerstampften Kartoffeln und Äpfeln gemischt. Die mitgekochten Ingwerscheiben müssen natürlich nicht mitgegessen werden.

Für ein Süßkartoffel-Gratin rührt Kittler etwas fein geriebenen Ingwer in die Sahne, bevor das Gratin in den Ofen wandert. Und dann empfiehlt sie noch Ingwer-Chips – zum So-Essen oder als Garnitur zum Beispiel auf Püree. Dazu wird ein Stück Ingwer in dünne Scheiben – oder Streifen - geschnitten, mit etwas Speisestärke bestreut, in einem neutralen – nicht kalt gepressten! – Öl frittiert und mit der Schaumkelle herausgehoben. Das geht auch in der Pfanne!

Gebackenes mit Ingwer: Muffins, Waffeln, Möhrenkuchen

Ingwer schmeckt schließlich auch in Gebäck und Kuchen, zum Beispiel im Möhrenrührkuchen. Auf den Webseiten des ZDF haben wir ein tolles Rezept für Ingwerplätzchen von Alfons Schuhbeck entdeckt: www.zdf.de. Und bei eatsmarter.de eins für süße Karotten-Ingwer-Waffeln: www.eatsmarter.de. Martina Kittler hat für urbia.de zwei Rezepte aus Ihren GU-Kochbüchern „Das große Familienkochbuch" und „Kuchenwunder" und mit Ingwer aufgepeppt, eins für weihnachtlich gefüllte Bratäpfel und eins für Muffins. Die schmecken auch auf Reisen!

Rezepte

Bratäpfel mit Ingwer-Marzipanfüllung

Zutaten für 4 Portionen:

  • 4 säuerliche Äpfel (à ca. 200 g; z.B. Elstar)
  • 4 EL Zitronensaft
  • 150 g Marzipanrohmasse
  • 1 haselnussgroßes Stück Ingwer (10-15 g)
  • 30 g weiche Butter
  • 1/2 TL Zimt
  • 50 g getrocknete Kirschen
  • 50 g gehackte Haselnusskerne
  • 125 ml Orangensaft
  • 2 EL gehobelte Mandeln

1 Die Äpfel waschen, abtrocknen und längs halbieren. Den Stiel dranlassen, das Kerngehäuse großzügig herausschneiden. Die Schnittflächen mit dem Zitronensaft beträufeln.

2 Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Eine große Auflaufform (ca. 35 x 20 cm) einfetten. Die Marzipanrohmasse grob reiben. Den Ingwer schälen und fein reiben. Ingwer, Butter und Zimt zum Marzipan geben und mit den Quirlen des Handrührers gründlich verrühren. Die Kirschen fein hacken und mit den Nüssen unter die Marzipanmasse kneten.

3 Die Äpfel mit der Vertiefung nach oben in die Form setzen. Die Füllung auf die Apfelhälften verteilen. Den Orangensaft seitlich angießen. Die Äpfel im Ofen auf der zweiten Schiene von unten 30-35 Minuten backen.

4 Inzwischen die Mandelblättchen in einer beschichteten Pfanne goldbraun rösten. Vom Herd nehmen. Die fertigen Bratäpfel mit den Mandeln bestreut servieren. Dazu schmeckt eine lauwarme Vanillesauce.

Orangen-Ingwer-Muffins

Zutaten für 1 Muffinblech (12 Mulden):

  • 125 g Dinkelmehl (Type 550)
  • 125 g Dinkelvollkornmehl
  • 2 TL Weinstein-Backpulver
  • 1 Prise Salz
  • 2 EL gemahlene Mandeln
  • 1 haselnussgroßes Stück Ingwer (10-15 g)
  • 1 Bio-Orange
  • 2 Eier (Größe L)
  • 100 g Vollrohrzucker
  • 100 ml Rapsöl
  • 150 g Buttermilch
  • Fett oder Papierförmchen für das Muffinblech
  • Puderzucker zum Bestäuben

1 Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Die Mulden eines Muffinblechs einfetten oder Papierförmchen hineinsetzen.

2 Beide Mehlsorten mit dem Backpulver, Salz und Mandeln in einer Schüssel vermischen. Den Ingwer schälen und fein reiben. Die Orange heiß waschen und abtrocknen, 1 TL Schale fein abreiben und den Saft auspressen.

3 Eier, Zucker, Öl, Buttermilch, Ingwer, Orangenschale und -saft mit den Quirlen des Handrührers dickcremig rühren. Die Mehlmischung zügig unterrühren. Den Teig in die Blechmulden füllen und im Ofen auf der mittleren Schien 20-25 Minuten backen.

4 Das Blech aus dem Ofen nehmen und die Muffins darin auf einem Kuchengitter kurz abkühlen lassen, dann herauslösen und auskühlen lassen. Mit Puderzucker