Wirbel um Nutella und Co

Schimmelpilzgifte und Palmöl in Nuss-Nougat-Cremes

Erst der Palmöl-Skandal um Nutella, dann Schimmelpilzgifte in anderen Nuss-Nougat-Cremes: Die beliebten Brotaufstriche kommen aus den Schlagzeilen nicht heraus. Obwohl beide Inhaltsstoffe nicht als gesundheitsgefährdend eingeschätzt werden, geraten die Hersteller immer mehr in die Kritik. Hier die wichtigsten Fakten.

Autor: Heike Byn

Schimmelpilzgifte: Wie gefährlich sind sie?

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Foto: © Photographee.eu/Fotolia.com

In 16 von 21 getesteten Nuss-Nougat-Brotaufstrichen hat die Stiftung Warentest bei einer Laboruntersuchung Schimmelpilzgifte – so genannte Aflatoxine – entdeckt, wie es in der Ausgabe der Zeitschrift test von April 2016 heißt. Alle Aufstriche hielten jedoch den gesetzlich vorgeschriebenen EU-Grenzwert ein. In den übrigen fünf Produkten wurden keine Schimmelpilzgifte gefunden, darunter der Marktführer Nutella sowie die günstigeren Alternativen von real, Kaufland, Aldi Nord und das Bio-Produkt Bionella. Aflotoxine können entstehen, wenn falsch gelagerte oder nicht richtig getrocknete Haselnüsse schimmeln. Die erhöhten Gehalte an Schimmelpilzgift in den untersuchten Brotaufstrichen könnten laut Stiftung Warentest saisonal bedingt sein: Weil die Haselnussernte im Hauptanbauland Türkei schlecht ausgefallen sei, könnte Ware mit schlechterer Qualität in den Handel gelangt sein.

Palmöl: der Nutella-Boykott

In einer Sendung des französischen Fernsehsenders "Canal Plus" kritisierte Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal im Sommer 2015 die Tatsache, dass die beliebte Nuss-Nougat-Creme Nutella Palmöl beinhaltet, für dessen Herstellung große Flächen des tropischen Regenwaldes gerodet würden. Das habe negative Folgen für das globale Klima sowie für die Menschen in den Anbaugebieten. "Man muss aufhören, Nutella zu essen", forderte die ehemalige Lebensgefährtin von Frankreichs Staatschef François Hollande - und entschuldigte sich bereits kurz darauf wieder für ihren Vorstoß.

Welchen Nutzen hatte dieser Aufruf?

Schon lange ist bekannt, unter welchen Bedingungen Palmöl-Monokulturen im Regenwald angelegt und betrieben werden. Auch, dass dadurch viele Pflanzen- sowie Tierarten vor dem Aussterben bedroht sind, die Kultur und der Lebensraum der Menschen vor Ort zerstört werden und dazu die stabilisierende Wirkung des Regenwaldes auf das Klima. Den Aufruf zum Palmöl-Boykott mit einem derart bekannten Produkt wie Nutella aus dem Hause Ferrero zu verbinden, erregte natürlich viel mehr öffentliches Aufsehen als so manche Umwelt-Kampagne, die auf eine langfristige Wirkung abzielt. Doch genauso gut hätte die französische Politikerin zum Boykott von Produkten der Marken Maggi, Haribo, Nivea oder L'Oréal aufrufen können, meinen Verbraucherschützer. Der Aufruf treffe demnach nur einen von vielen Herstellern.

Ist Palmöl schädlich für den Körper?

Das kommt auf die Menge an, die wir davon aufnehmen, und die lässt sich nicht so leicht bestimmen: Denn Palmöl kommt nicht nur in vielen Lebensmitteln, sondern auch in Kosmetika und Waschmitteln vor und wird zudem oft in der Zutatenliste oder dem Verzeichnis der Inhaltsstoffe nur verklausuliert angegeben. Palmöl besteht zu 50 Prozent aus gesättigten Fettsäuren, die für hohe Cholesterinwerte verantwortlich sind und z.B. Herzkrankheiten und Übergewicht mitverursachen können. Außerdem enthält Palmöl so genannte Glycidol-Fettsäureester: Sie können im Stoffwechsel zu Glycidol umgewandelt werden – eine Substanz, die von Experten als wahrscheinlich krebserregend eingeschätzt wird. Fazit: Produkte wie Nutella und andere Schoko-Cremes enthalten viel Palmöl und werden vor allem von Kindern gegessen. Deren Gesundheit ist also besonders gefährdet, weil sie im Verhältnis zum geringen Körpergewicht eine recht hohe Schadstoffmenge aufnehmen.

In welchen Produkten ist noch Palmöl enthalten?

Weil Palmöl billig in der Herstellung und vielseitig verwendbar ist, kommt es in zahlreichen Produkten vor, wie sie zum Beispiel von der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) gelistet werden: in Margarine, Schokolade, Kuchen, Kekse, Chips, Teig und Brötchen, Suppen, Saucen, Pommes Frites und Fertiggerichten. Ob ein Lebensmittel Palmöl enthält, verraten Bezeichnungen wie „pflanzliches Öl" oder „vegetabiles Fett". So genanntes Palmkernöl ist zudem enthalten in Hautcreme, Seife, Sonnenmilch, Körperlotion, Lippenstift und anderen Kosmetikprodukten. Aus Palmkernöl können auch Tenside hergestellt werden, die in Duschgels, Shampoos und Wasch- sowie Reinigungsmitteln stecken. Palm- oder Palmkernöl ist zudem in Schmiermitteln, Kerzen, Farben und Lacken enthalten. Fünf Prozent der Palmöl-Ernte werden weltweit als Rohstoff für die Strom- und Wärmeproduktion und als Biokraftstoff genutzt – mit steigender Tendenz.

Wie finde ich Produkte ohne Palmöl?

Wer aus Umwelt- und Gesundheits-Gründen auf Palmöl-Produkte verzichten will, muss beim Einkauf ganz genau auf die Liste der Inhaltsstoffe schauen, auch wenn seit Dezember 2014 EU-weit eine neue Lebensmittel-Kennzeichnung gilt. Mussten bislang raffinierte pflanzliche Öle und Fette nur mit der groben Bezeichnung Pflanzenöl oder pflanzliches Fett angegeben werden, so ist jetzt ihre botanische bzw. pflanzliche Herkunft genau zu deklarieren - z.B. Palmfett oder Pflanzenfett (Kokos). Werden im Zutatenverzeichnis lediglich "pflanzliche Öle" oder "pflanzliche Fette" erwähnt, muss sich daran eine Liste mit den Angaben der speziellen pflanzlichen Herkunft anschließen (z. B. Palmöl, Sojaöl). Wichtig: Wer glaubt, hier mit Bio-Produkten immer auf Nummer Sicher zu gehen, irrt. In vielen Produkten bekannter Bio-Hersteller ist auch Palmöl enthalten Im Zweifelsfall hilft hier nur der Blick auf das Zutatenverzeichnis.