PMS: Die Tage vor den "Tagen"

Beschwerden vor der Menstruation

Die Hormone, die die Monatsblutung steuern, beeinflussen weit mehr als Gebärmutter und Eierstöcke. Viele Frauen spüren die Veränderungen in ihrem Körper auch durch Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen oder Migräne. Wie die Beschwerden zu lindern sind, erfährst du hier.

Die genauen Ursachen sind nicht bekannt

Menstruationsbeschwerden
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Der Menstruationszyklus ist über eine lange Lebensspanne ein wichtiger Taktgeber für die Frau. Der Zyklus ist bestimmt von einem stetigen An- und Abfluten weiblicher Hormone – letztlich mit dem Ziel, eine Eizelle für eine Befruchtung bereit zu stellen und die Gebärmutter auf die mögliche Einnistung eines Embryos vorzubereiten. Doch beeinflussen die weiblichen Hormone nicht nur Eierstock und Gebärmutterschleimhaut. Sie wirken auch auf viele andere Gewebe und auf das Zentralnervensystem. Dadurch beeinflussen sie auch das Verhalten und die Befindlichkeit der Frau.

Viele Frauen empfinden die Tage vor der Menstruation und die Periode Beschwerden selbst auch als belastend und haben körperliche und psychische Beschwerden. Heute werden diese Beschwerden unter dem Begriff „Prämenstruelles Syndrom“ (PMS) zusammengefasst. „Die genauen Ursachen für das PMS sind nicht bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein kompliziertes Wechselspiel, bei der auch die Veranlagung und die aktuelle psychosoziale Situation der Frau eine Rolle spielen“, erklärt Professor Alexander Teichmann von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum Aschaffenburg. Eine „Mitschuld“ an den Stimmungsschwankungen hat aber vermutlich der abfallende Östrogenspiegel in der zweiten Zyklushälfte. Dadurch geht nämlich die psychisch stimulierende Wirkung dieses aktivierend wirkenden Hormons zurück und der Körper macht sozusagen einen „Östrogenentzug“ durch.

Hintergrundinfo:
Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) tritt rund fünf bis sieben Tagen vor Menstruationsbeginn auf. Die Beschwerden sind vielfältig und lassen sich in vier Kategorien einteilen:

  • PMS-H – Hydratisierung: Wassereinlagerungen und Ödeme, Gewichtszunahme
  • PMS-A – Anxiety: Angstzustände, Nervosität, Reizbarkeit
  • PMS-C – Craving: Heißhunger auf Süßes, vermehrter Appetit, Migräne
  • PMS-D – Depression: depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit

Von der Befindlichkeitsstörung zur Krankheit

Die häufigsten psychischen Beschwerden des PMS sind innere Unruhe und Anspannung, Nervosität und Reizbarkeit sowie Verstimmungen und Leistungsabfall. Bei den körperlichen Symptomen stehen Wassereinlagerungen im Vordergrund, was sich in Ödemen und einer Zunahme des Brustvolumens äußern kann. Dazu kommen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden, Hautveränderungen sowie Kreuz- und Rückenschmerzen. Solange der Alltag und die Anforderungen im Beruf noch einigermaßen bewältigt werden können, hat das PMS jedoch noch keinen echten Krankheitscharakter. Früher haben Ärzte das PMS deshalb häufig nicht ernst genommen. Inzwischen hat sich die klinische Forschung des Problems angenommen und untersucht nun ganz genau die Beeinträchtigungen der Lebensqualität und die Krankheitslast. Das Ergebnis: Das PMS ist ein weltweit anzutreffender Symptomenkomplex, unter dem viele Frauen leiden. Das PMS bedeutet für die Frauen vor allem eine psychische Belastung und sollte bei entsprechendem Leidensdruck auch behandelt werden.

Nun werden Checklisten entwickelt, mit denen die Frauenärzte die Symptome systematisch abfragen können. Eine besonders schwerwiegende Form des Prämenstruellen Syndroms ist die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS). Dieses „verstärkte“ Prämenstruelle Syndrom ist offiziell als Krankheit anerkannt. „Hier stehen psychische Symptome wie Reizbarkeit, Angst und Depression im Vordergrund der Beschwerden“, erklärt Alexander Teichmann. „Die Patientinnen fühlen sich so stark beeinträchtigt, dass sie kaum mehr am sozialen Leben teilnehmen oder ihrem Beruf nachgehen können. Der Leidensdruck ist erheblich.“ Schätzungsweise fünf Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind vom PMDS betroffen.

Anzeichen Menstruation: Was kann ich tun?

Sind die PMS-Störungen nicht sehr stark, kann mit gezielten Lebensstilveränderungen schon eine Menge selbst getan werden. Da die Beschwerden von Frau zu Frau unterschiedlich sind, gibt es kein „Patentrezept“. Zunächst einmal gilt: Jede Betroffene sollte versuchen, mit den Symptomen positiv umzugehen. Frische Luft, Spazieren gehen oder Joggen, Massage, Entspannungsübungen oder Yoga und Tai Chi können dann schon ausreichen, die Tage vor den Tagen zu meistern. Ein Rückgang der PMS-Symptome durch körperliche Aktivität ist auch in vielen wissenschaftlichen Studien dokumentiert. Und eine gute Nachricht für alle, die einen Tropfen Wein zu schätzen wissen: Alkohol in Maßen hat keinen Einfluss auf das PMS, so das Ergebnis einer aktuellen Studie mit rund 3.000 Teilnehmerinnen.

Mit Mönchspfeffer die Hormone ausbalancieren

Auch Heilkräuter werden mit gutem Erfolg beim PMS eingesetzt. So hilft Johanniskraut gegen die depressive Verstimmung. Melissenblätter, Baldrianwurzel, Hopfenzapfen und Passionsblume können die Reizbarkeit dämpfen und das Ein- und Durchschlafen fördern. Ein weiteres Frauenheilmittel, das auf die hormonellen Dysbalancen einwirkt, ist der Mönchspfeffer, lateinisch Vitex agnus castus. Die Samen der im Mittelmeer beheimateten Pflanze werden in der Erfahrungsmedizin schon seit langem bei Menstruations- und klimakterischen Beschwerden eingesetzt. Die Wirksamkeit des Mönchspfeffers speziell beim Prämenstruellen Syndrom wurde in klinischen Studien nachgewiesen.

Manchmal helfen Vitamine & Co

Empfohlen werden beim PMS auch Vitamine, Mineralien und Spurenelemente als Nahrungsmittelsupplemente. Ein Wirksamkeitsnachweis im Sinne der evidenzbasierten Medizin liegt aber nur für einige dieser Supplemente vor. Dies gilt für Kalzium in täglichen Dosierungen von 1000 bis 1200 mg. In einer großen plazebokontrollierten Studie, bei der die Frauen über drei Menstruationszyklen beobachtet wurden, gingen praktisch alle PMS-Symptome durch die Einnahme von Kalzium zurück. Für Magnesium, das ebenfalls häufig bei PMS empfohlen wird, liegen dagegen keine überzeugenden Studien mit einem Wirksamkeitsnachweis bei PMS-Beschwerden vor. In der Gruppe der Vitamine ist das Vitamin B6 (Pyridoxin) beim PMS gut untersucht. Das Vitamin reduziert den Studien zufolge z.B. depressive Symptome besser als ein Plazebo. Die Dosierungen lagen in den Studien meist zwischen 50 und 100 mg Vitamin B6 pro Tag.

Was kann der Arzt tun?

„Sind die Beschwerden stark ausgeprägt, sollte der Frauenarzt gefragt werden. Am besten ist es, wenn man sich vorher über ein bis drei Zyklen die individuellen Beschwerden genau aufschreibt und sie dann dem Arzt schildert. Der Arzt kann dann besser entscheiden, welche Arzneimittel für die jeweilige Frau in Frage kommen“, sagt Alexander Teichmann. Gut erprobt bei den körperlichen PMS-Symptomen sind vor allem hormonelle Behandlungen, meist eine Östrogen-Gestagen-Kombination wie in der „Pille“. Stehen eher seelische Probleme im Vordergrund, wird der Arzt vielleicht Antidepressiva verordnen, insbesondere die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Diese Medikamente erhöhen die Konzentration des „Glückshormons“ Serotonin im Gehirn, das beim PMS abgesenkt sein kann. Bei schweren Ödemen werden wasserausscheidende Mittel eingesetzt.

„In besonders schweren Fällen kann sowohl diagnostisch als auch therapeutisch die hormonelle Eierstockaktivität medikamentös komplett unterdrückt werden. Die ausgefallenen Hormone werden dann kontinuierlich und nicht zyklisch ersetzt, so dass die wesentlichen zyklischen Einflüsse, welche einem PMS zugrunde liegen, ausgeschaltet sind. Es empfiehlt sich die Verwendung der natürlichen Steroide Estradiol und Progesteron“, erklärt Teichmann.

Akupunktur – eine neue Therapieoption bei schwerem PMS?

Vielen Frauen mit einem schweren PMS, der Prämenstruellen Dysphorischen Störung, helfen aber auch Hormone oder Antidepressiva nur mäßig. Hier haben japanische Ärzte mit der Akupunktur gute Erfahrungen gesammelt. Zwar gibt es noch kein etabliertes Behandlungsschema mit dieser (fast) nebenwirkungsfreien Behandlungsmethode. Doch zeigt die regelmäßige, zunächst alle zwei bis drei Wochen durchgeführte Nadelung von insgesamt 25 Akupunkturpunkten gute Erfolge. Möglicherweise normalisiert die Akupunktur die Serotonin-Balance im Gehirn, sagen die japanischen Wissenschaftler.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe