Vor dem Ertrinken schützen

Kindersicherheit im Wasser

Wasser übt eine magische Anziehungskraft auf die meisten Kinder aus. Und es ist wunderbar, sie so voller Begeisterung baden zu sehen. Doch leider gehört das Ertrinken zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen. Wir sagen euch, wie ihr eure Kinder schützen könnt und was nicht hilft!

Autor: Janine Meul

Nicht aus den Augen lassen

Kinder im Wasser
Foto: © Colourbox

Die wichtigste Regel an Strand und Meer: Kinder nie aus den Augen lassen, wenn sie sich im oder am Wasser aufhalten. Manchmal reicht schon eine kurze Ablenkung durch eine Handynachricht oder einen Wortwechsel mit Bekannten und der Ernstfall ist bereits eingetreten. Denn entgegen landläufiger Annahmen ertrinken Kinder still und schnell. Minutenlange Hilferufe und langes Strampeln im Wasser wie im Film treffen auf die meisten nicht zu. Selbst in sehr flachem Wasser, beispielweise im Planschbecken, können kleine Kinder aufgrund ihrer Körperproportionen blitzschnell mit dem Kopf unter Wasser geraten und ertrinken. Bleibe also immer in Sicht- und Griffnähe. Denn auch ein Bademeister im Schwimmbad oder ein Geschwisterkind, das im Notfall schnell überfordert ist, können die elterliche Aufsicht nicht ersetzen.

Schwimmen lernen

Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen, dabei ist es lebenswichtig, schon früh das Schwimmen und den souveränen Umgang mit Wasser zu erlernen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) weist darauf hin, dass die meisten Kinder mit etwa vier Jahren über die entsprechenden Fähigkeiten verfügen. Doch schon viel früher können sie ganz spielerisch mit dem Wasser vertraut gemacht werden und so ein gesundes Selbstbewusstsein und Körpergefühl im Wasser entwickeln. Doch Achtung: Wenn dein Kind das Seepferdchen-Abzeichen erworben hat, bedeutet das keineswegs, dass es nun ein geübter und sicherer Schwimmer ist. Es braucht immer noch Aufsicht. Vielleicht wird gerade deshalb über das Seepferdchen-Abzeichen gerne mal als „Lizenz zum Ertrinken" gewitzelt.

Schwimmhilfen sind kein Rundumschutz

Gummireifen, Luftmatratze und Co sind kein ausreichender Schutz beim Baden. Sie bergen sogar besondere Gefahren. So können vermeintlich abgesicherte Kinder auf Luftmatratzen und Schwimmtieren schnell abtreiben oder durch Schwimmringe hindurchrutschen. Die DLRG rät insbesondere von der Nutzung sogenannter Kinderschwimmsitze ab, da sie durch kräftige Wellen womöglich umkippen und Kinder sich nicht eigenständig wieder aufrichten können. Außerdem lernt ein Kind das Wasser und seine Eigenschaften nicht kennen, wenn es im Schwimmsitz immer nur dahinschwebt und in seiner Bewegung eingeschränkt ist. Schwimmflügel unterstützen Schwimmanfänger zwar, bieten aber ebenfalls keinen Rundumschutz. Daher gilt auch beim Einsatz von Hilfsmitteln: nur unter Aufsicht.

Kindern die Regeln erklären

Kinder müssen möglichst früh mit den wichtigsten Regeln vertraut gemacht werden. Das bedeutet auch, dass Eltern sie selbst kennen und im Zweifelsfall oft wiederholen müssen. Ganz so wie der Freibad-Bademeister, der unermüdlich mahnt: „Nicht rennen am Beckenrand!" Die DLRG hat die wichtigsten Baderegeln zusammengestellt – die übrigens auch Inhalt der Prüfung für das Bronzeabzeichen sind.

  • Gehe nur zum Baden, wenn du dich wohl fühlst. Kühle dich ab und dusche, bevor du ins Wasser gehst.
  • Gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser.
  • Gehe als Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser.
  • Rufe nie um Hilfe, wenn du nicht wirklich in Gefahr bist, aber hilf anderen, wenn sie Hilfe brauchen.
  • Überschätze dich und deine Kraft nicht. Bade nicht dort, wo Schiffe und Boote fahren.
  • Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich. Verlasse das Wasser sofort und suche ein festes Gebäude auf.
  • Halte das Wasser und seine Umgebung sauber, wirf Abfälle in den Mülleimer.
  • Aufblasbare Schwimmhilfen bieten dir keine Sicherheit im Wasser.
  • Springe nur ins Wasser, wenn es frei und tief genug ist.

Gefahren vor Ort kennen

Nicht an jeder Badestelle herrschen die gleichen Voraussetzungen. Informiert euch und erklärt euren Kindern die spezifischen Gefahren vor Ort – mehrfach. An Flüssen sind die Strömungen oft so unberechenbar, dass das Schwimmen sogar für geübte Erwachsene problematisch werden kann. Im Meer müsst ihr ebenfalls auf Strömungen oder beispielsweise auf gefährliche Wellengänge achten. In Seen können hingegen schlammiger, stark bewachsener Boden oder sehr kalte Tiefen gefährlich werden. Und im Freibad herrschen oft Drängelei am Beckenrand und Übermut am Sprungturm. Achtet auch auf spezielle Warnhinweise vor Ort, macht eure Kinder auf sie aufmerksam und besucht möglichst bewachte Badestellen.

Kinder auch nach kleineren Wasserunfällen beobachten

Eines vorweg: Das sogenannte sekundäre Ertrinken kommt sehr selten vor. Experten weisen jedoch darauf hin, dass Kinder, die bei einem Badeunfall möglicherweise Wasser in die Lunge bekommen haben, weiterhin von ihren Eltern beobachtet werden sollten. Denn selbst nach 24 Stunden kann es noch zu lebensbedrohlichen Atemproblemen kommen, auch wenn es zunächst keine Anzeichen für Komplikationen gab. Bei später auftretendem Husten, schneller Atmung, Teilnahmslosigkeit oder verfärbten Lippen sollte der Notarzt gerufen werden.

Kinder vor Selbstüberschätzung schützen

Gerade kleine Kinder können die Folgen des eigenen Handelns und auch ihre Kräfte nicht richtig einschätzen. Erschöpft und zähneklappernd planschen sie munter weiter. Schließlich macht's im Wasser richtig Spaß. Auch hier kommen wieder die Eltern als Spielverderber ins Spiel. Friert ein Kind oder hat sogar bläuliche Lippen, dann heißt es: raus aus dem Wasser, trockene Badekleidung anziehen und aufwärmen. Vor allem Babys können ihre Körperwärme noch nicht so gut regulieren. Sie sollten nur etwa 15 Minuten in warmem Wasser planschen. Ärzte empfehlen, dass Babys generell erst ab 3 Monaten im Freien baden sollten, da sie zuvor zu infektgefährdet sind.

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