Gemeinnützige Anbieter

Familienferien für den schmalen Geldbeutel

Familien, die nur über ein bescheidenes Einkommen verfügen, können innerhalb Deutschlands in einer von 120 gemeinnützigen Familienferienstätten Urlaub machen und dafür sogar in zwölf deutschen Bundesländern Zuschüsse beantragen. Unsere Autorin hat die subventionierten Familienferien getestet.

Autor: Daniela Egert

Urlaub trotz niedrigem Einkommen

Familie Hotel Kissenschlacht
Foto: © iStockphoto/ LivingImages

Unsere Familie lebt in Bayern. Für unsere geplanten Ferien in einem gemeinützigen Ferienheim bedeutet für uns konkret: Wir bekommen Zuschüsse für einen Aufenthalt zwischen sechs und 14 Tagen, wobei der An- und Abreisetag als ein einziger Tag gewertet wird. Der Antrag muss vor Beginn des Urlaubs eingereicht werden - inklusive diverser Belege wie dem Einkommenssteuerbescheid des vorletzten Jahres sowie einem Nachweis über den Bezug von Kindergeld. Möglich ist übrigens auch, dass ein Elternteil allein mit den Kindern fährt. Um später tatsächlich die staatliche Unterstützung zu bekommen, ist es Pflicht, in der Ferienstätte einen Fortbildungskurs zu besuchen – dabei geht es etwa um gesunde Ernährung, Sport in der Familie oder „faires Streiten“. Bayerische Familien wie wir müssen noch etwas beachten: Während der Ferienzeit dürfen wir uns mit staatlicher Unterstützung in speziellen Zentren in der ganzen Republik erholen. Außerhalb der „großen Freiheit“ ist die Auswahl auf unser eigenes Bundesland beschränkt.

Unsere Wahl: Eine Caritas-Familienferienstätte in fantastischer Lage

Unsere Kinder sind erst fünf bzw. zwei Jahre sowie gerade mal vier Monate alt, so dass wir auf derartige Termine keine Rücksicht zu nehmen brauchen. Dafür müssen wir uns bei der Entscheidung bezüglich des Orts an eine vorgegebene Liste im Internet halten, auf der die subventionsfähigen Ferienstätten aufgelistet sind. Eine Woche nach den großen Ferien trudeln wir dann endlich in der Caritas-Familienferienstätte St. Heinrich und Kunigunde in Fischbachau/Hundham ein. 2006 wurde hier umgebaut: Zwölf Wohnungen (für vier bis sechs Personen) und fünf Appartments (für Paare) mit erfreulich modernem Ambiente laden nun in einer Höhenlage von 800 Metern zum Relaxen ein. Unterstützt wird der erholsame Effekt durch die fantastische Lage im Leitzachtal nicht weit von Tegernsee, Schlier- und Chiemsee. Im Sommer bieten sich Wanderungen auf den Breitenstein und den Schwarzenberg an, in den kalten Monaten locken die Skigebiete Sudelfeld und Spitzingsee. Direkt vor dem Haus befindet sich eine Loipe, zwei kleine Schlepplifte in Elbach und Geitau runden das Angebot für die Ski- und Snowboardfans ab. In Fischbachau ist für die Gäste Selbstversorgung angesagt. Ins Restaurant wollen wir nicht gehen, auch wenn die Subvention der Familienferien in Bayern pro Tag und Person 13 Euro beträgt und unsere Urlaubskasse somit gut gefüllt ist. Wer selbst lieber nicht zum Kochtopf greifen will, kann sich in vielen anderen Ferienstätten übrigens für eine der Varianten  Frühstück, Halb- oder Vollpension entscheiden.

Freizeitprogramm nicht nur für die Kinder

Simon und Constantin, unsere beiden „Großen“ werfen nach einer kurzen Erkundung unserer wirklich riesigen Wohnung kaum einen Blick auf die atemberaubende Alpenkulisse. Sie interessieren sich mehr für das Freizeitprogramm, das jede Menge Abwechslung im Kreis von Gleichaltrigen verspricht. Garant dafür ist in Fischbachau die Pädagogin Heidemarie Sachs, deren Begleitung zu den breit gefächerten Kursen von den Familien gerne angenommen wird. Schon am nächsten Nachmittag gesellen sich unsere Jungs zum Grüppchen der Kinder (und einiger Erwachsener), die sich vor dem Haupthaus zur Bastelrunde treffen. Zunächst werden in der Umgebung zum Basteln geeignete Naturmaterialien wie Tannenzapfen, bunte Blätter oder Rinden gesammelt, die dann drinnen mit Zahnstochern, Kleber und viel Phantasie Gestalt annehmen. Von dieser Aktivität profitieren natürlich auch die Eltern, die für ein, zwei Stunden ihre Ruhe haben und die bequeme Einrichtung ihres Zuhauses auf Zeit genießen können – wenn es sie nicht beispielsweise in die Sauna zieht, in der gegen eine Gebühr geschwitzt werden darf. Damit der Haushalt in den Ferien nicht allzu stresst, warten die Wohnungen hier übrigens mit Spülmaschine und Mikrowelle auf. Zwei Schlafzimmer machen es möglich, dass sich der Einzelne auch mal zurückziehen kann.

Pflichtprogram: Weiterbildung zum Thema "Finanzkompetenz"

Auf dem Programm steht ein Vortrag zum Thema „Finanzkompetenz“, zu dem die entsprechenden Familien geladen werden. Zur Belohnung für all die Theorie gibt‘s am Abend eine kulinarische Abwechslung: Gemeinsames Grillen steht auf dem „Stundenplan“, wie jede Woche einmal, falls das Wetter mitspielt und sich genügend Interessenten gefunden haben. Getränke und Speisen bringen die Teilnehmer selbst mit. Dabei bietet sich die beste Gelegenheit, mit den anderen Gästen ins Gespräch zu kommen und sich bei heißen Würstchen mit Brot vorsichtig zu „beschnuppern“. Wieder ist Heidmarie Sachs anwesend, die bei diesem Anlass vom Hausmeister der Anlage unterstützt wird. Nach Ende des gemeinschaftstiftenden Barbecues sind die Jungs vom großzügig angeleg­ten Spielplatz nicht mehr wegzukriegen und fallen schließlich totmüde in ihre Betten.

Dank Unterstützung möglich: Ausflüge ins weitere Umland

Für den Mittwoch haben wir uns einen Ausflug in das Städtchen Traunstein vorgenommen. Wir beschließen, mit unserem Urlaubsbudget großzügig umzugehen, und machen uns auf nach Salzburg. Rund zwanzig Fahrradminuten vor der Heimatstadt Mozarts liegt das Schloss Hellbrunn, wir machen einen spontanen Abstecher. Das weitläufige Areal mit seinem riesigen Park macht sofort Eindruck, während das Schlösschen selbst von außen eher unscheinbar wirkt. Ganze 9,50 Euro pro Erwachsenem verschlingt der Eintritt zum „Lustschloss“. Das ist finanziell gesehen leider keine wahre Lust; immerhin sind bei dieser respektablen Summe die Wasserspiele mit dabei. Anschließend geht es weiter in die Mozartstadt, die neben dem Geburtshaus des Meisters in der Getreidegasse mit einer wirklich beeindruckenden Altstadt aufwarten kann. Auch hier sind die Eintrittsgelder allerdings meist fürstlich – etwa 12 Euro für Mozarts Geburts- und Wohnhaus. Wir sind froh, dass wir dank der Unterstützung des Freistaats über genügend finanzielle Reserven verfügen. Unser Parkplatz liegt zwar ein wenig außerhalb der Altstadt, ist dafür aber preisgünstig.

Auch am letzten Urlaubstag gelingt es uns, für wenig Geld einen tollen Ausflug zu organisieren. Unser Familienkombi rollt in Richtung Königsee, einem echten Touristen­magnet. Die Kinder testen lautstark das berühmte Echo – die Stimme wird hier, inmitten beeindruckender Bergwände, von allen Seiten zurückgeworfen. Tatsächlich landet einige Zeit nach unserer Heimkehr die vom bayerischen Familienministerium brieflich zugesagte Summe auf unserem Konto, kurz nachdem wir nachgewiesen haben, dass wir den Fortbildungskurs in der Anlage besucht haben. Schon jetzt steht für uns fest: Im nächsten Jahr werden wir wieder auf diese Weise Urlaub machen. Das haben wir uns verdient – und billig war es obendrein!

Weitere Informationen

In Deutschland gibt es an die 120 gemeinnützige Familienferienstätten. Diese arbeiten nicht gewinnorientiert und sind individuell ausgestattet. In den wie kleine Dörfer gestalteten Anlagen kann man sich für eine Ferienwohnung oder ein (Reihen-)Haus entscheiden.

Auf jeden Fall finden Kinder und Erwachsene ein sorgfältig ausgearbeitetes Freizeitprogramm vor. So wird den verschiedenen Interessen einzelner Alters­gruppen Rech­nung getragen, ohne dass die Familie sich im Urlaub trennen muss. Das sportliche wie kulturelle Angebot ist dabei vielschichtig und reicht je nach Anbieter von alpinem Klettern bis zum Theaterspielen oder Yoga. Während die Kinder gewöhnlich das Abenteuer mit Gleichaltrigen suchen und dabei bestens betreut werden, freuen sich viele Erwachsene auf Wellness in Sauna und Schwimmbad.

Kulinarisch ist von der Vollpension bis hin zur Selbstversorgung je nach Träger des jeweiligen Ferienorts alles möglich. Für die Anlage im Luftkurort Fischbachau/Hundham gilt: Die Wohnungen kosten je nach Anreisetermin ab 2011 pro Tag zwischen 47 und 80 Euro. Das Appartment für ein bis zwei Personen schlägt mit 30 bis 35 Euro pro Übernachtung zu Buche. Alleinerziehende, einkommens­schwache Haushalte oder Familien mit einem behinderten Mitglied können in den meisten Bundesländern (mit Ausnahme Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen-Anhalt) einen so genannten „Individualzuschuss“ beantragen. Da die Voraussetzungen, die dafür erfüllt sein müssen, sehr vielfältig sind, kann hier nur auf die entsprechenden Links der in der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung (BAG FE) zusammengeschlossenen Träger verwiesen werden: