Wie wird man Superdaddy?

Humor ist, wenn man (als Vater) trotzdem lacht

Vater sein ist (manchmal) schwer, weiß Thomas Richter, Autor des Buches "Nuckelalarm" - besonders, wenn man sich von Tipp zu Tipp der Erziehungsratgeber hangelt. Dabei hat er für sich nur einen einzigen, alles entscheidenden Tipp für Eltern herausgefunden.

Autor: Thomas Richter

Ratschläge über Ratschläge

Vater Tochter Humor
Foto: © mauritius images/ image source

„Kinder sind das Schönste auf der Welt, dein ganzes Leben wird sich verändern, nichts wird mehr sein wie vorher!" Sicher kennt jeder diese, meist lieb gemeinten, jedoch oft auch mit erhobenem Zeigefinger betonten Ratschläge einer erfahrenen Umwelt, die an einem gewissen Mitteilungszwang leidet. Komplett ahnungslos, im besten Fall bewaffnet mit ein paar Rat gebenden Büchern, wird man vor, während und nach der Geburt völlig schutzlos dieser Spezies ausgeliefert und versucht sich krampfhaft an all den Empfehlungen lang zu hangeln um der Superdaddy des Jahres zu werden.

„Pass mit dem Kopf auf", „Die Flasche darf nicht zu heiß sein", „Immer genau 36 Grad", „Lass die Kleine ruhig mal schreien", „Das hat noch keinem geschadet", „Dein Kind braucht von Anfang an Regeln" usw.

Dazu kommen ganz neue Aufgaben, die nach der Meinung meiner Frau nach und nach auch in mein Aufgabengebiet fallen: „Kannst du die Kleine in die Kita fahren zur Eingewöhnungsphase oder zum Impfen?" „Besorgst du bitte noch ein paar Windeln in Größe 1, 2 oder 3?" Hatte ich erwähnt, dass ich berufstätig bin? Aber na klar, das gehört dazu, und ich verstehe heute, dass das Großziehen eines Kindes ein Fulltime-Job mit zahlreichen unbezahlten Überstunden ist.

Genießt Euer Kind in vollen Zügen und nehmt vieles mit Humor

Vor der Geburt meiner Tochter hatte ich mir fest vorgenommen, ein guter Vater zu sein und mir die Zeit zu nehmen, das Heranwachsen so nah, wie es nur irgendwie geht, mitzuerleben. Heute ist die Kleine fast 2 Jahre alt und wächst förmlich wie Bambus und sieht neben den Fotos der ersten Wochen heute eher aus wie ein Airbus 380 neben einem Segelflugzeug.
Daher habe ich, um mich nicht in die Reihe der Besserwisser und Einmisch-Väter einzureihen nur einen einzigen Rat. Genießt Euer Kind in vollen Zügen und nehmt viele Situationen einfach mit Humor. Denkt Euch:

  • die Vase, die der kleine Racker mit einem Volleyschuss kaputt geschossen hat, war sowieso hässlich und freut Euch eher über den strammen Schuss, der ihn definitiv irgendwann in die Nationalmannschaft bringt.
  • der Tisch, der von oben bis unten mit Buntstiften vollgemalt ist, sieht so doch viel freundlicher aus.
  • der Moment, in dem Ihr als Vater einknickt, nachdem Euer Kind das 15. Mal aus dem Bett krabbelt und weinend nicht schlafen will und Ihr es dann entgegen anders lautender Ratschläge doch zu Euch in Bett legt, heißt nur, dass es einen starken Willen besitzt, der sein ganzes Leben lang helfen wird.
  • die Magen-Darm-Grippe, eine der vielen Krankheiten aus der Viren- Hölle Kita, die Euer Kind mit nach Hause bringt und die nach und nach die komplette Familie dahinrafft, ist die schnellste Diät der Welt.

Es lohnt sich einfach nicht, sich über solche Dinge, die man ohnehin schwer verhindern kann, zu ärgern. Ich habe meine eigenen Erfahrungen gemacht und viele Dinge, die mich am Anfang eher genervt haben, sind heute immer neue Erlebnisse für mich, über die ich, wenn nicht bereits währenddessen, auf jeden Fall etwas später herzhaft lachen kann. Ja ich gebe es zu, 90 Prozent der Tipps aus Büchern zum Thema Kinder habe ich nicht korrekt oder nicht konsequent durchgezogen.

Wie man merkt, dass es toll ist, Papa zu sein

Wenn ...

  • Euer Kind mit Euch in einen Spielzeugladen geht und eine Rutsche entdeckt und von dieser nicht mehr runter zu bekommen ist, sodass Ihr Euch entschließt sie zu kaufen und mit nach Hause zu nehmen und es Euch rein gar nichts ausmacht, dass sie selbst im Parkhaus, auf dem Gehweg und in ihrem Zimmer nicht zu rutschen aufhört...
  • Ihr durch ein „Papi lieb, mein Papi lieb" dahinschmelzt und das entscheidende Spiel Eurer Lieblingsmannschaft verpasst, weil Ihr mit Eurem Kind Bauklötze stapelt...
  • sich Euer Kind in Eurem Bett mit dem Wort „Kuscheln" in Euren Arm legt, dort sofort einschläft und Ihr stundenlang wach bleibt, damit es weiterschläft und es sich toll anfühlt...
  • Ihr in einem wichtigen Meeting das Gespräch unterbrecht, weil Euch Eure Frau ein neues Foto geschickt hat...I
  • Ihr fast Euren USA-Rückflug verpasst, weil Ihr im letzten Shoppingcenter diesen verdammten Disneystore nicht findet, Ihr aber partout nicht ohne Winnie Puh zurückfliegen könnt...
  • Ihr beim Frühstückmachen merkt, dass Ihr sämtliche Erkennungsmelodien des Kinderkanals mitsingen könnt und Euch das nicht schockt, sondern Ihr einfach weitersingt...

... dann werdet Ihr merken, es war genau richtig, Vater zu werden!