Nicht nur tolles Spielzeug zählt

Was Kinder beliebt macht

Was macht Kinder in der Gruppe zu Anführern? Viel Taschengeld oder Freundlichkeit und gute Ideen? Forscher sind dieser Frage nachgegangen. Lesen Sie hier die Ergebnisse.

Wie wird ein Kind zum "Bestimmer"?

Drei Kinder Spielplatz Sand
Foto: © panthermedia.net/ Benjamin Schmelzer

Lukas ist der "Bestimmer", weil er die schlimmsten Schimpfwörter kennt. Frida hat jeder gern als Freundin, weil sie die teuerste Hose trägt. Und Hans? Mit dem spielt sowieso niemand. Kaum jemand glaubt noch an das Ideal, in Kindergruppen gebe es keine Rangordnungen. Doch was den Rang bestimmt, darüber wissen Erwachsene noch nichts genaues.

Ein Forscherteam der Uni Potsdam und des Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung in Berlin führte eine Untersuchung an Berliner Grundschulen durch. Ihr Ziel war es, herauszufinden, welche Strukturen sozialer Ungleichheit in Schulklassen vorherrschen und was Kindern dazu verhilft, ihre Absichten auch gegen den Willen ihrer Mitschüler durchzusetzen. Gibt es also neben dem Elternhaus weitere Faktoren, die die soziale Stellung eines Kindes beeinflussen?

Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, befragten die Wissenschaftler 234 Dritt- und Fünftklässler aus zehn Grundschulklassen.

Durchsetzen mit Freundlichkeit

Die Diplom-Psychologin Judith Schrenk hat genauer untersucht, welche Mittel Kinder anwenden, um sich durchzusetzen. "Wenn Kinder, egal ob Junge oder Mädchen, bei anderen etwas erreichen wollen", sagt sie, "sind sie freundlich." Anderen Schaden zufügen, Schlagen oder Auslachen, sei "out". Weiterhin ermittelte Schrenk, ob diese Methode auch wirklich Erfolg bringt. Sie fand heraus, dass Kinder, die "viele Ideen haben" und "ihre Absichten erklären", sich tatsächlich besser in der Klasse durchsetzen können. Kinder, die schlagen oder andere auslachen, haben weniger Einfluss. Erstaunlich ist, dass ihnen dabei persönliche Leistungen wie gute Schulnoten und Sportlichkeit zugute kommen, während gutes Aussehen oder die Höhe des Taschengeldes fast keinen Einfluss auf den Status in der Klasse haben.

Wie stehen die Rabauken da?

Doch welchen Stand haben eigentlich aggressive Kinder bei ihren Mitschülern? Dieser Frage widmete sich Diplom-Psychologin Christine Gürtler. Denn die meisten dieser Jungen und Mädchen schaffen es trotz ihres negativen Auftretens, Freunde an sich zu binden. "Ich hatte mir vorgestellt, dass Freunde von aggressiven Kindern sich weniger als andere daran stören, dass diese andere ärgern oder schlagen. Sonst wären sie ja kaum befreundet", so Gürtler. Doch genau das Gegenteil sei der Fall: "Die Kinder sind nicht blind für das aggressive Verhalten ihrer Freunde. Sie nehmen es sogar viel stärker wahr als nichtbefreundete Klassenkameraden."

Dafür erkennen diese Kinder andererseits auch deren positive Eigenschaften wie gute Laune oder Humor viel eher an. In Langzeitstudien fanden die Professoren Dr. Lothar Krappmann (MPIB) und Dr. Hans Oswald (Pädagogisches Institut, Universität Potsdam) heraus, dass manche dieser Freundschaften nach einiger Zeit zerbrechen. Andere halten sich jedoch und sind den aggressiven Kindern eine Brücke in eine Sozialwelt, in der man Konflikte aushandelt. Krappmann dazu: "Von Freundinnen und Freunden erwarten Kinder, dass sie ihre Probleme von gleich zu gleich und ohne Schlagen und Anschreien regeln. Aber das muss man erst miteinander lernen."