Müttertankstelle (Teil 1)

Auftanken durch... Ausstieg aus der Opferrolle

Mit unserer Serie wollen wir Mütter dabei unterstützen, im Alltag Kraft zu tanken. Mit leichten Hilfestellungen erhalten Sie Anregungen, Ihr Denken zu verändern und dadurch selbstbestimmter zu leben. In dieser Folge: Raus aus der Opferrolle!

Autor: Jumana Mattukat

Raus aus der Opferrolle

Müttertankstelle Verantwortung Frau nachdenklich
Foto: © mauritius images/ image source

Wie gerne sehen wir uns als Opfer: Der Lehrer meiner Kinder ist so unfähig, meine Nachbarin quatscht mich immer voll, wegen der Kinder kann ich keinen Sport treiben, mein Mann unterstützt mich nicht, das Wetter ist so doof oder, oder, oder ...

Immer sind es die Umstände und die Mitmenschen, die uns daran hindern, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Im Zweifel waren es die eigenen Eltern, die uns nicht genügend von dem gegeben haben, was wir brauchten.

Das mag sogar sein, hilft uns aber hier und heute überhaupt nicht weiter. So lange wir uns als Opfer sehen, werden wir nicht der Bestimmer unseres eigenen Lebens.

Expertenforum - Fragen und Antworten

Unsere Expertin Alexandra Geißler-Wölfle, Coach und selbst vierfache Mutter, gab 15. Mai 2014 Antworten auf die Fragen unserer User, wie sie mit Stress und Überforderung umgehen können. Vielleicht sind in den Berichten der Mütter und den Lösungsvorschlägen auch Ideen für Ihren Alltag dabei. Hier geht

Jumana Mattukat_ Müttertankstelle

Legen wir aber die Opferrolle ab und lernen wir, die Verantwortung für alles, wirklich alles in unserem Leben zu übernehmen, dann gestalten wir unser Leben selbst und fühlen uns nicht länger fremdbestimmt.

Und wie geht das? Ein Beispiel

Als Mütter kennen wir alle das Gefühl von Fremdbestimmtheit. Oft fallen Sätze wie "Meine Tochter hat mich wieder nicht schlafen lassen.", "Ich kann nie zum Sport, weil mein Sohn sich nicht von mir trennen kann.", "Immer wenn wir Sex haben wollen, schreit das Baby und will gestillt werden." Zack, wir befinden uns in der Opferrolle.

Wie können wir hier an dieser Stelle Verantwortung übernehmen? Nehmen Sie sich einen kurzen Augenblick Zeit und überlegen Sie:

"Kann das Baby etwas dafür, dass es Hunger hat?" - Nein.

"Kann das Baby seinen Hunger oder sein Bedürfnis nach Nähe zurückstellen?" -  Nein.

Und noch einen Schritt weiter:

"Wer ist dafür verantwortlich, dass das Baby überhaupt da ist?"

Ja, genau. Sie selbst, weil sie an einer anderen Stelle zu einem anderen Zeitpunkt in ihrem Leben ungestörten Sex haben konnten. Und schon merken Sie: Sie sind nicht mehr Opfer der Situation. Natürlich dürfen Sie sich trotzdem darüber ärgern, dass Sie nun keinen  Orgasmus haben werden. Ihr Kind aber ist nicht dafür verantwortlich.

Wozu nun die Mühe, werden Sie sich fragen. Was bringt mir das? Sex habe ich trotzdem nicht.

Opferrolle: Der entscheidende "Switch" im Inneren

Hier findet ein entscheidender Switch in Ihrem Inneren statt. Indem Sie die volle Verantwortung übernehmen für die Situation, in der Sie gerade sind, empfinden Sie diese neue Verantwortung vielleicht im ersten Augenblick als Last. Vielleicht bemerken Sie aber auch sogleich die Freude daran, mit dieser Verantwortung zu spielen. Sie sind kein Spielball, sind nicht irgendwem dort draußen ausgeliefert, weder Ihrem Baby, noch Ihrem Mann, noch irgendwelchen Umständen.

Spüren Sie, wie Ihre innere Stimme bei diesem Gedanken oder besser bei diesem selbstbestimmten Gefühl einen Hüpfer macht? Wie diese Herangehensweise Sie zum Regisseur Ihres Lebens werden lässt?

Wenn Sie verinnerlicht haben, dass die Verantwortung bei Ihnen liegt, werden Sie vielleicht beim nächsten Mal selbstverantwortlich eine Situation schaffen, in der das Baby Sie nicht stören wird oder aber Sie werden sich sagen: "Ja, ich wollte dieses Baby, nun hat es Hunger und ich werde es  stillen." Das Drama ist nicht länger ein Drama, sondern einfach eine Kleinigkeit.

Mit dem Wissen um die Tatsache, dass wir uns freiwillig dort befinden, wo wir sind, bekommen Situationen eine gewisse Leichtigkeit und Gelassenheit.

Wenn der Ärger über die vermeintliche Fremdbestimmung entfällt, dann können wir vielleicht sogar ein Glücksgefühl entwickeln und uns daran erfreuen, dass das Stillkind da ist, dass es lebendig genug ist, seine Bedürfnisse zu äußern und uns vielleicht im richtigen Moment daran erinnert, was durch ungestörten Sex so alles Schönes entstehen kann.

 

Jumana Mattukat ist Buchautorin, TV-Moderatorin, Beraterin in Herzensangelegenheiten und Coach nach Dr. Christina Kessler. Sie ist Mutter von zwei Kindern.